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Kiachta ist durch die gänzlich veränderten Verkehrsverhältnisse in[ Hautausscheidungen mittels Pilocarpin oder durch Einsprißungen von den tiefsten Verfall geraten und bietet in unsrer Zeit ein ähnliches Strychnin unter die Haut. Mit Rücksicht auf die oft besprochenen Beispiel, wie nach der Entdeckung Amerikas viele Städte zurüd- schädlichen Einflüsse des Tabaks auf das Auge sagt Professor von gingen, dadurch, daß der Handel atlantische Bahnen einschlug; die Schweidnitz , daß gewisse starte Arten von Tabat, namentlich wenn Zölle auf Thee haben eine Erhöhung erfahren und der Transport fie aus einer Pfeife geraucht oder bei leerem Magen aufgenommen weg über Kiachta hat für immer seine Bedeutung verloren, weil werden, zur Entstehung von Augenschwäche Anlaß geben können. der Thee andre, vorteilhaftere Bege nimmt. Die 10 000 Be- Gewöhnlich vergehen jedoch einige Jahre, ehe die Augen dadurch wohner von Troiztoffawsk und Ust- Kiachta find, ohne Aus- soweit angegriffen werden, daß eine Art von Nebel oder Dunst den fichten auf eine bessere Zukunft, zu einem bedauernswerten Dasein Blick zu verdunkeln scheint. Auch hier zeigte die genauere Unterberurteilt. Die Lage der Bevölkerung ist thatsächlich aussichtslos; fuchung des Auges eine Blässe der Linse, und außerdem war ein. für den Ackerbau geeignete Ländereien befinden sich in der Nähe Flimmern für Rot und Grün im Mittelpunkt des Gesichtsfeldes zu nicht, die Viehweiden sind nicht groß, und weder die Lederfabriken bemerken. Kommt Unmäßigkeit im Genuß alkoholischer Getränke noch die sonstigen wenigen gewerblichen Unternehmungen vermögen hinzu, so stellt sich die Blindheit schneller und stärker ein infolge auch nur dem zehnten Teil der Arbeitsuchenden Verdienst zu ge- allmählicher Entartung der in der Netzhaut befindlichen Nervenzellen währen. Wahrscheinlich wird der größte Teil der Bevölkerung die sowie Veränderungen des Sehnervs. Wegen der Vielheit der im Stadt ganz verlassen, und von Kiachta , das man früher als wahre Tabak enthaltenen Stoffe hat sich noch nicht entscheiden lassen, Goldgrube rühmte, wird nichts als die Erimerung bleiben.- welchem von ihnen der Einfluß auf das Auge zugeschoben werden ( Globus ".) muß. Außerdem kommen ähnliche Augenstörungen freilich auch als Berufskrankheiten vor namentlich unter Blei- und Gummiarbeitern; für lettere besteht das gefährliche Gift in dem Schwefelfohlenstoff. der zur Lösung des Gummis benugt wird. Bei ihnen entwickelt sich die Gesichtsschwäche allmählich schon nach wenigen Monaten. bei Arbeitern in Hut- und Firmiß- Fabriken tritt Gesichtsschwäche auf als Folge der Einatmung von Dämpfen des Methylalkohol, der als Lösungsmittel für Schellad und Firniß benutzt wird.-- Humoristisches.
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Litterarisches.
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Soldatenbrief.( Nach dem Original mitgeteilt.) Liebe Eltern! Ich danke Euch sehr für die Worscht. Ich habe mich über die Worscht sehr gefreit. Die Worscht hat fer gut geschmeckt. Es war ser vil Worscht. Ich hab der Starline auch von der Borscht gegeben. So gute Worscht hat sie noch nie nich gegessen. Meine worscht ist bald wet. Ezt doch nich alle Worscht auf, damit ich zu Neujahr auch noch Worscht kriege. In der Hoffnung, daß Ihr mir wieder Worscht schickt, bleibe ich Euer teurer Son Ignaz."
e. k. Hochzeit nacht. Geschichten in Moll und Dur" von May Hoffmann. Breslau . Schlesische Verlags- Anstalt von G. Schrottländer. May Hoffmann, ein Berliner Autor, der sich bereits in zwei Gedichtbüchern als kräftiger Lyriter, sowie neuerdings als feinfühliger Ueberfeber neufranzösischer Poesien(" Berse" von Guy de Maupassant u. a.) gezeigt hat, bietet in dem vorliegenden Buche die Früchte seines novellistischen Talents. Es find 28„ Geschichten", die hier zu einem stattlichen Bande von 419 Seiten vereinigt wurden. Der erste Teil enthält 11 Stüde in Moll", d. h. mit iragischer Grundstimmung. In einigen wird ein Motiv aus focialer Sphäre behandelt; wieder andre greifen in das Gebiet der Konflitte des Herzens, der Pflicht, bürgerlicher und künstlerischer Berufe hinüber. Ihr Schauplatz ist, mit Ausnahme von zweien, Berlin . Sier bewegt sich der Autor am sichersten. Ohne besonders tief heraufgeholt zu sein, verraten sie hinsichtlich der festgehaltenen Stimmung und der fuappen, zuweilen allerdings etwas unerwarteten, allzu abfichtlichen Bointierung nach Art und Weise französischer Novellisten doch ein Das waren noch andre Zeiten... Zwei Zeitungsbeachtenswertes Erzählertalent, dem nur noch zu wünschen ist, daß jungen hatten durch die Gunst des Zufalls zwei Galeriepläge zum Die beiden es mehr, als das hier geschieht, aus sich heraustrete und demgemäß Theater erhalten. Gegeben wurde„ Hamlet ". eine fräftigere Ursprünglichkeit offenbare. Sicherlich dürften die lauschten atemlos. meisten dieser Piecen als die wertvolleren des ganzen Buches, das Aber in den letzten Scenen, als Hamlet den Laertes und König feinen ettvas pikanten Titel von der gleichnamigen, feineswegs getötet hatte, als die Königin vergiftet war, und Hamlet selbst an " pifanten" aver rührenden Eingangserzählung herleitet, zu befeiner Wunde starb, fonnte sich der eine auf dem Juchhe" nicht mehr zeichnen sein. Weniger ist das von den Geschichten des zweiten Teils halten. Donnerwetter, Jim," flüsterte er erregt, muß zu behaupten. Hier drängt sich die Anekdote meistens vor. Gemäß das eine Zeit für Eytrablätter gewesen sein!" ihrem Gegenstande bewegt sich auch der Vortrag. Er ist frisch, leicht, Ivißig zuweilen, und der Verfasser versteht es, den Leser auch selbst an gewagten" Situationen mit mehr graziöser Leichtigkeit als prickelnder Leichtfertigkeit vorbeizuführen. Die Note des spezifischen Berliner Humors" läßt sich nicht verkennen. Alles in allem ist das Buch eine hübsche Gabe.
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Medizinisches.
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Notizen.
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( Jugend".)
- Das Deutsche Theater wird in dieser Spielzeit noch Rovitäten von Schönherr, Dreyer, Schnißler, Björnson und Rodenbach aufführen.
Die Moderne Bühne bringt am 24. Jamar im LeffingTheater Frank Wedekinds Schauspiel, So ist das Leben" zur Aufführung. Das Neue Theater bringt als nächste Neuheit 2a Mouche"( Die Fliege"), einen dreialtigen Schwank von Antony Mars.
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Gerhart Hauptmanns Weber", deren Aufführung bisher in Wien verboten war, dürften demnächst im Die Deutschen Volts- Theater daselbst in Scene gehen. Aufhebung des Censurverbotes hängt von einer Umarbeitung des legten Aftes ab.
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- Das Schiller Theater hat im abgelaufenen Spieljahr bet einem Etat von 450 000 m. einen Nettogewinn von 31 000 M. erzielt. Davon wurden 5 Proz. Dividende an die Aktionäre verteilt, 17 000 2. wurde als Spezial- Refervefonds zurüdgelegt, 5 194 M. erhielten Angestellte des Theaters als Gewinnanteile.
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en. Chininblindheit und Aehnliches. Es ist eine eigenartige Thatsache, daß getviffe häufig gebrauchte Drogen und Betäubungsmittel bestimmte Einflüsse auf das Augenlicht ausüben. Profeffor von Schweidnih in Philadelphia hat eine sehr große Zahl von Fällen beobachtet und als Beweise dafür gesammelt. Die wich tigste Form von Gefichtsstörungen ist diejenige, die man als Chinin blindheit bezeichnen tönnte. Sie tritt in verschiedenen Arten auf, die nach der Stärke der Dosis und nach der Veranlagung des Patienten wechseln. Nimmt man eine mäßige Menge Chinin, so tritt gewöhnlich eine acitiveilige Trübung des Gesichtsfeldes ein, die mehrere Stunden anhält; namentlich ist dies bei Frauen von nervösem Temperament der Fall. Ist die tägliche Dosis groß, fo fann eine andere und ernstere Form der Gesichtsstörung erfolgen. Plöbliche und fast völlige Blindheit sind dann nicht selten, und auch dieser Zustand fann längere Zeit andauern, sogar mehrere Tage. Die augenärztliche Unterfuchung führt zum Nachweis einer starken Blässe der Linsen und einer Gerhart Hauptmanns Drama, Der arme Heine Entfärbung der Netzhaut, die wahrscheinlich einer Entziehung des rich" ist ins Russische übertragen worden. Das Stüd geht an Blutzuflusses infolge eines Gefäßtrampfes zuzuschreiben ist. Chinin fangs Januar im Petersburger Neuen Theater in in großen Dosen hat zweifellos eine giftige Wirkung auf die Nerven Scene. zellen der Netzhaut. Geheilt können solche Anfälle werden durch AnEine Bolksoper im Bunten Theater foll in nächster wendung von Gegengiften wie Digitalis und Strychnin. Die Chinin Zeit unter Leitung Waldemar Wendland 3 eröffnet werden. blindheit ist gegenwärtg wohl die häufigste derartige Gefichtsstörung. Bu billigen Breisen( Barkett 1 Mark) will man an jedem Sonntag jedoch treten solche auch nach den Gebrauch andrer Drogen ein. Sehr nachmittag Opern- Aufführungen veranstalten. Als erste Vorstellung ähnlich verhält sich z. B. der Einfluß von salicylsauren Verbindungen soll am 11. Januar Lorgings Waffenschmied" in Scene gehen. oder von Antifebrin auf das Auge, und auch die Veränderungen der t. Die goldene Wilde Medaille, die von der LitteraNetbaut find ganz ähnliche. Auch Jodoform ruft gelegentlich Gerischen und Philosophischen Gesellschaft in Manchester alljährlich ver fichtsschwäche hervor, wenn es aus dem Verband von Brand- und lichen wird, ist für das Jahr 1903 dem amerikanischen Chemiker andren Wunden in den Körper gelangt oder durch den Mund ein Profeffor Clarke zugesprochen worden, die Dalton- Medaille genommen worden ist. Leider sehr bekannt und vielleicht auch wohl dem englischen Physiker Professor Reynolds. noch verbreiteter als die Chininblindheit ist die Gesichtsstörung durch gewöhnlichen Alkohol, die in noch viel stärkerem Grade, nach dem Genusse von Methylalkohol( gusel) eintritt. 3wei Gläschen von Methotalfohol verursachen bereits eine starke Schwächung des Augen lichts, und in 90 von hundert solchen Fällen tritt sogar eine dauernde Schädigung des Sehvermögens ein. Dieselben Folgen haben die Effenzen von Jamaila- Zngiver und Pfefferming sowie Bay- Rum, da Methylalkohol ihr Hauptbestandteil ist. Eine Heilung ist nur bei Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am frühzeitiger Behandlung möglich, und zwar durch Beförderung der Sonntag, den 4. Januar. Verantwortlicher Redakteur: Carl Zeid in Berlin . Drud und Berlag: Vorwärts Bachoruderei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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-Die Luftschiffer- Bereine von Augsburg , München , Straßburg und Berlin haben dieser Tage in Augsburg einen deutschen Luftschiffer Verband gegründet. Der neue Verband be zwedt die Förderung gemeinsamer Intereffen der Luftschiffahrt, ins besondere die Herausgabe einer Verbands- Zeitung, eines Verbands Jahrbuche, einer Führeranleitung usw.-