heute unser Donnerstag erinnert. Donar war der Gott des be: fruchtenden Gewitterregens, aber auch des vernichtenden Blizes. Auf feinem Wagen, der mit zwei Böcken bespannt ist, fährt er donnerud durch die Wolken und schleudert seinen Hammer Mjölnir dahin, der nach jedem einzelnen Blißschlag von selbst in die Hand des Gottes zurückkehrt und so gut Felsen spaltet, tie Menschen tötet.

Bon prophetischen Eigenschaften des Blizes, wie sie den Donner teilen des Zeus von den Griechen zugeschrieben werden, findet sich auf deutschem Boden keine Spur, obwohl es recht naheliegt, den Erscheinungen des Gewitters, wenn sie schon einmal unmittelbare, willfürliche Kraftäußerung eines Göttlichen sein sollen, auch die Be­deutung von Vorzeichen zuzuschreiben. Dieser Glaube existierte nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei den Römern, deren Jupiter in Donner und Blitz seine Absichten verkündete, Staatsblige ent­fendete, die für die Dauer von dreißig Jahren vorbedeutend waren, Familienblizze für die Lebenszeit des Familienvaters. Wolfsver­jammlungen wurden bei den Römern durch Eintreten eines Ge­witters verhindert, weil Jupiter sie dann nicht wollte. Wie feit gewurzelt der Glaube an die prophetische Bedeutung des Blitzschlags in Rom   selbst unter den gelehrten Leuten war, zeigt eine darauf bezügliche merkwürdige Stelle in der Naturgeschichte" des Plinius  . wo er den Zweiflern gehörig den Standpunkt far macht: man sei jcht so weit gefommen, daß nicht nur der Tag, an dem Geivitter zu erwarten feien, sich mit Bestimmtheit voraussagen lasse, sondern auch die Vorbedeutung der Blizze für das Schicksal des Privatmannes und des Staates auf der bewiesenen Grundlage zahlloser Erfahrungen allgemein anerkannt werden müsse.

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vom Himmel". Nach diesen und ähnlichen Stellen fann fein Zweifel bestehen, daß am Nil in den letzten Jahrhunderten vor Christo that­sächlich eine primitive Art Blizableiter bekannt war. Ob dem nun eine griechische Entdeckung oder ägyptische Be­obachtungen zu Grunde lagen, die alten abergläubischen Vorstellungen sind nicht durch diese empirisch festgestellten Thatsachen verdrängt vorden, und auch die Vorrichtung selber ist total in Vergessenheit geraten, so daß Franklin nicht irgend welche Vorläufer des Bliz­ableiters weiter entwickelte, als er dem Himmel den Bliz entriß". Bis weit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein waltete in Deutschland   der ärgste Aberglauben in Bezug auf die Gewitter­erscheinungen ob. Der Gott Donar ward freilich nach Einführung des Christentums zu einem heidnischen Unhold", der aber deshalb dem Wolfe nicht für etwas. Untoirkliches galt. Das erklärt die populäre Vorstellung, Donner und Blitz seien ein Wert höllischer Mächte, ein Teufelssput, der sich durch Weihungen, vor allem den Schall geweihter Gloden vertreiben lasse. Das lateinische Motto, das Schiller über seine Glode" gesetzt hat:" Die Lebenden rufe, die Toten beklage, die Blize breche ich", tehrt auf zahllosen älteren Glocken als Zuschrift wieder, manchmal auch deutsch  , wie auf der Lüßenkirchener Glocke von 1519:" Sente Johann heißen ich, in die ere Goß lüden ich, den Duebel verdryven ich, den levendichen roeffen ich, de doden beclaen ich, Donneriveder wenden ich; Jan van Nuilte gois mich." Um die Blize abzuivenden, läutete man früher bei Ge wittern die Gloden: in manchen Gegenden mag es hier und da noch jest vorkommen; jedenfalls ist das" Donnerwetterläuten" noch nicht lange ausgestorben.

Die systematisch ausgebildete Bliztheorie", die sich während Einen merkwürdigen Zusammenstoß des alten Aberglaubens der Kaiserzeit in Rom   großen Ansehens erfreute, war fein einheimisches mit der modernen wissenschaftlichen Auffassung der Blizerscheinung, Erzeugnis, sondern gleich so vielem andren Aberglauben von einem die seit Franklins Entdeckung zur Geltung gelangt ist, hat die Ge andren Volfe herübergenommen worden. Aus dem benachbarten schichte der Stadt Düsseldorf   zu verzeichnen. Der Kurfürst Karl Etrurien, dessen nicht indogermanische Bevölkerung bis heute der Theodor von der Pfalz   hatte noch in einer Berordnung vom 17. Febr. Wissenschaft so viele ungelöste Rätsel aufgiebt, waren die Fulgu 1780 soweit Rüdsicht auf die Vorurteile feiner bergischen Unter­ratoren, die Blitzschauer, gekommen. Bei den Etruskern war die thanen genommen, daß er das Donnerwetterläuten gestattete, ob­Blitztheorie, die sich in Rom   nicht über das Gebiet der Allgemein- wohl für die Glöckner damit beträchtliche Lebensgefahr verknüpft heiten hinausentiidelt hatte, zu einem umfassenden System aus- war. Schon im folgenden Jahre aber geriet die Regierung dadurch gebaut worden, auf Grund der Lehre eines Zwerges von Kinder- in Konflikt mit dem ererbten Aberglauben der Düsseldorfer   Be­gestalt mit grauen Haaren, Namens Tages, den nach der Ueber- völkerung, daß sie alle öffentlichen Gebäude von Düsseldorf   mit Blik­lieferung ein Ackersmann bei Tarquinii   ausgepflügt haben sollte. ableitern Franklinschen Systems versehen ließ. Berbohrter Fanatis Seine Schüler und Nachfolger lehrten" nach der lurzen mus sah darin eine Verfürzung der göttlichen Strafgewalt und Zusammenfassung dieses Aberwibes in Mommsens" Römischer Ge- brachte einen Aufruhr zu stande, der die Blizableiter zerstören wollte Schichte" welche Götter Blize zu schleudern pflegten; wie man und das Einschreiten der bewaffneten Macht zur Folge hatte. Wick­am Quartier des Himmels und an der Farbe den Blitz eines jeden samer war eine in Massen verbreitete Broschüre des Professors Gottes etfente; ob der Blig einen dauernden Zustand andeute oder Hemmer, die alle Einwürfe gegen die Blikableiter in populärer ein einzelnes Ereignis, und wenn diefes der Fall, ob dasselbe ein Sprache widerlegte. Das Volt ließ darauf zunächst die weiteren bestimmt datiertes sei oder durch Kunst sich vorschieben lasse bis zu Anlagen ruhig geschehen. Als dann aber im Sommer 1783 ein einer gewissen Grenze; wie man den eingeschlagenen Blitz bestatte schieres Gewitter in Düsseldorf   großen Schaden anrichtete und dem oder den drohenden einzuschlagen zivinge..." Aberglauben, für eine Strafe Gottes galt, führte der allgemeine niville zu neuen Strawvallen, bei denen wieder Blut floß. Die Re­gierung ließ durch Vernehmung von Zengen feststellen, daß die Blizableiter vor Schaden behütet worden seien. Noch längere Zeit öffentlichen Gebäude und vor allem der Pulverturm nur durch die aber mußten die verhaßten Anlagen durch militärische Bewachung vor Beschädigung und Zerstörung geschützt werden. Der Düsseldorfer  Bligaufruhr ist wohl der machtvollste Widerstand, den die alt­heidnische Blizztheorie der modernen naturwissenschaftlichen geleistet hat.

Von den Mitteln, deren sich die etruskischen Blitzschauer be­dienten, um den Blitz abzuwenden, war das wirksamite ein ab­gehäuteter Eselstopf, was denn ungefähr auf einer Höhe steht mit dem Zelt aus der blizfreien Haut eines Meerkalbes", worunter nach Plinius   in Rom   ängstliche Leute bei einem Donnerwetter gern sich verfrochen. Interessanter wäre, wenn wir etwas von den Mitteln wüßten, deren sich die etruskischen Fulguratoren bedienten, um den Blik herabzuziehen. Alexander von Humboldt   bedauert im" Kosmos" das gänzliche Fehlen diesbezüglicher Nachrichten, weil möglicherweise in dem Wust abergläubischen Unsinns ein bißchen wirkliche Natur­erfenntnis gesteckt hat, das zur Borgeschichte des Blizableiters ge­hören würde.

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Dr. A. Conrady.

Kleines feuilleton.

Taß dem Klassischen Altertum die Beziehungen zwischen Blizz und leitenden Metallen nicht ganz unbekannt waren, geht aus einer ck. Frauen als Seeleute. In Bristol   wurde vor einiger Zeit gleichfalls von Humboldt angezogenen Stelle des griechischen Ge- zu allgemeiner Ueberraschung entdeckt, daß ein junges Mädchen jich schichtsschreibers Stejias hervor, der um 400 v. Chr. als Leibarzt des von dort immer als gemeiner Matrose einschiffte. Es ist jedoch persischen Großtönigs Artagerres Maemon in Sufa gelebt hat; er feine so große Seltenheit, daß Frauen zur See gehen. Etiva um berichtet, er habe zwei eiserne Schwerter besessen, Gefchente des diefelbe Zeit fam der öftreichische Dampfer Zora" von Mexandreita Schahs und seiner Mutter Partyfatis, die, in die Erde gepflanzt, in Philadelphia   mit einer Bemannung" von türkischen Frauen an, Blizjirahlen abwendeten. Die Wirkung habe er selbst konstatieren die nach der Aussage des Kapitäns vorzügliche Matrosen waren. Erſt lönnen, da der König zweimal vor seinen Augen das Experiment ge- in den letzten Wochen unterzeichnete der französische   Marineminister macht habe. wieder die Erlaubnis für eine Frau aus einem normannijohen Fischerdorf, sich an Bord einer Fischerschmad als Mitglied der Schiffsmannschaft einzuschiffen. Diese Erlaubnis war, wie berichtet wurde, die 63., die von dem Marineminister während des ver­gangenen Jahres unterzeichnet wurde. An der bretonischen Küste verdienen im ganzen gegen 3000 Frauen ihren Lebensunterhalt auf diese Weise. Jede muß eine offizielle Erlaubnis haben, che sie ihren gefährlichen und beschwerlichen Beruf annimmi; dann aber nimmt sie in Bezug auf den Lohn und die Arbeit dieselbe Stelle wie ihre Gefährten ein. Nur in einer sehr wichtigen Hinsicht steht sie unter ihren männlichen Mitarbeitern; fie erhält ein zweites offi­zielles Dokument, in dem ihr ausdrücklich verboten ist, jemals nach der begehrten Stellung des Kapitäns eines fleinen Kauffahrers zu häufig als Matrosen ein, ohne daß Einivendungen gemacht werden, und sie leisten Vorzügliches, während in Dänemark   viele Frauen vom Staate als Piloten gebraucht werden. In ihren Kleinen Booten gehen sie weit in die See hinaus ankommenden Schiffen entgegen, dann klettern sie über Bord, und nachdem sie ihr offizielles Diplom gezeigt haben, steuern sie das Schiff geschicht in den Hafen. Alle Mädchen auf der Jufel Himla bei Rhodus   sind, wie eine Londoner

Mag bei der Kürze dieser Nachricht erheblicher Zweifel bleiben, zumal Sitesias nicht gerade zu den glaubwürdigsten Schriftstellern gehört, ficher ist doch, daß dem Altertum Vorrichtungen nicht ganz unbekannt waren, die dem heutigen Blizableiter sehr nahe kommen. Der verstorbene deutsche   Aegyptologe Heinrich Brugsch- Pascha hat nämlich durch Uebersetzung einer Anzahl von Hieroglypheninschriften aus der Ptolomäerzeit( von ca. 300 v. Chr. ab) betviefen, daß die hohen, beflaggten Mastbäume, die zu den ägyptischen Tempeln ge­hörten, wenigstens in dieser Epoche griechischen Einflusses dent Zivede dienten, das Einschlagen von Bligen zu verhüten, und deshalb an der Spize mit Stupfer beschlagen waren. In einer Inschrift des Tempels von Edfu   heißt es: Dies ist der hohe Pylonbau des Gottes von Edfu  , am Haupisike des leuchtenden Horus  . Maftbäume bestreben. In Norwegen  , Schiveden und Finnland   schiffen sich Frauen finden sich paarweise an ihrem Plake, um das Ungewitter an der Simmelshöhe zu schneiden..." An einer andern Stelle wird diese Beschreibung so ergänzt: Ihre Mastbäume aus dem Afchholze reichen bis zum Himmelsgewölbe und sind mit Kupfer des Landes beschlagen.' In Dendera   bei Theben waren die Thorbauten des Tempels nach einer Jufajrift mit vier hohen Masten versehen, deren Spigen mit Kupfer beschlagen waren, um zu brechen das Unwetter

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