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Sach- ja, ja, der hatte es gesagt, da war kein Deuteln d'ran.| Steden aufgezüchtet. Stößt man, um aufzuatmen, die ängstlich Wie ein Wunder war's gekommen, ungesucht, ungeahnt! Ueber jeden Lufthauch absperrenden Scheiben auf, dann welft sie zur alles Bitten und Verstehen und das Klavierchen, o, das selben Stunde. war ihm zum Segen geworden! Also darum hatte es ihn so unwiderstehlich zur Mühle hin unter's Fenster gezogen. Er hatte den Tönen folgen müssen.
Vor seinen Augen verschwamm alles, die Stube, die Menschen, zum goldenen Nebel wurde die Luft, und mitten darin stand die heilige Cäcilie und lächelte ihn an.
Da griff er mit allen zehn Fingern immer fühner in die Tasten und seine Hände, von Alter und der Gicht ungelenk, vom Körbeslechten rauh, suchten und fanden doch die rich tigen Töne.
Immer näher rückten ihm die Neugierigen auf den Leib -hei, wie schön der Noldes spielen konnte! Die Knechte rissen die Mäuler auf, Großvater Matthes wiegte schmunzelnd den Kopf. Fränz flog mit einem Jubelschrei auf ihren lachen den Vater zu; der packte sie im die Taille und tanzte mit ihr los, wie toll, miften in die Stube hinein, daß der Sund belfernd aufsprang und in Riesenjäzen das Paar umkreiste. Derweil jaß der greise Pfarrherr wie entrückt am Klavier, die kleinen, müden Augen waren glänzend geworden. Er hörte nicht das Schleifen und Stampfen und Bellen und Boltern. Seite beglückte Seele folgte der Melodie: " O sanctissima, o piissima ( Fortsetzung folgt.),
Serobots. Kandaules , der König der Lydier, verstedte einstmals Hebbel fand die Erzählung von Gyges in dem Geschichtsbuch Gyges seinen Günstling in dem Schlafgemach der Königin, damit er die Schönheit der Entkleideten betrachten möge. Rodope aber, die stönigin, bemerkte den Verborgenen und beschloß blutige Rache. Sie versprach Gyges ihre Hand, wenn er den König töten würde. Wenn er sich aber weigere, drohte sie ihm selbst den Tod an. Vor diese Wahl gestellt, ermordete er Kandaules , nahm seine Krone und sein Weib und regierte zum Wohlgefallen der Götter und Menschen lange Jahre das Reich. Ergänzend berichtet ein spätere Mythus, daß Gyges einen unsichtbar machenden Zauberring besessen sund mit diesem auf das Geheiß des Königs in das Schlafgemach eingedrungen sei. Ein Weib, das in seiner Schamhaftigkeit von dem Gatten aufs Tiefste verlegt, ihm den Tod bereitet, das war es, was Hebbel an der Sage mächtig anzog. Und wo ein andrer den Vorgang durch eine Vielheit wechselweise sich bedingender Motive uns menschlich näher zu rüden versucht hätte die Erzählung bietet ja so viel der Anknüpfungspunkte da schärfte und schärfte Hebbels aufs maßlos ungeheuerliche gerichteter Sinn ihn nur noch mehr. Der Fall soll unvermischt, soll rein" zur Darstellung gelangen, reduciert auf eine Formel, die die in ihm enthaltenen Gegensäge auf die Spize treibt. Dazu gehört es, daß die Per sonen alle mit dem höchsten Edelmute ausgestattet sind. Kandaules ist bei Hebbel der zärtlichste, der achtungsvollste aller Gatten. Er hegt den Wunsch, daß Rodope am Tag der großen Feste einmal im Jahre die Säle und Gärten der Königsburg verlasse und dem Volk in aller ihrer Schönheit erscheine. Es drängt ihn, den Schatz, der ihn am meisten beglückt, der ihn am stolzesten macht, den andern zu zeigen. Aber auch dann als sie, dem Brauche ihrer fernen Heimat treu, diese Bitte, die heißeste ihm abschlägt, kommt kein Wort des Vorwurfs über seine Lippen. Der Gynes wird von den Verehrern des Didjiers als eine der Nie war seine liebende Bewunderung der Fran glühender, als in dem dem Augenblick, 100 er, damit ein größten Schöpfungen gefeiert. Man wird ſagt Emil Kuh , der wenigstens der Zeuge feines Glückes ſei, Gyges mit dem Ninge in Hebbel - Biograph- schwerlich einen einzigen falschen Strich, einen das Schlafgemach der Königin herein läßt. Hebbel bemüht fich, das fehlerhaften Halbton dem Stücke nachweisen fönnen. Es verdient das höchste Lob einer lebensvollen leidenschaftlichen Schönheit, welche Peinliche, Empörende der Handlung in möglichst enge Grenzen cin in ihren ruhigen Momenten das Gemüt nicht minder erregt, zuschließen. Rodope hat nichts zu rächen, außer diese eine That, die nicht aus einer niedrigen, das Weib verachtenden Gesinnung, als sie unsren Formenfinn erquidt, 100 sie stür- sondern aus der wirren Begierde einer kurzen Stunde geboren ist, mischer Bewegung sich entfaltet. Die Volfszustände, Klima Sie liebt den Gatten mit jeder Faser ihrer Seele, sie hört, als ihre und Landschaft legen fich wie das der Fabel gemäße atmosphärische Kleid um die schlanken Glieder der Handlung. Aus Krieger den Jüngling gefesselt vorführen, aus Gyges eignem Munde, dem Wohllaut des getragenen Gesanges, den die Sprache in Goethes fiets von ihr zu dem Freunde gesprochen. wie Alles kam und mit welchen Worten der Verehrung Kandaules Shphigenie anstimmt, und aus der in Naturlauten sich brechenden Motiv, als ber eine große Schmerz der verletzten Scham, ist Jedes andre abgekürzten dramatischen Rede Heinrich von Kleists erscheint hier der Stilcharakter des Verses gemischt." Hebbel ist heute angesehener wie ihr genommen. Ihrem hohen Simm, sowie ihn Hebbel schildert, liegt jemals früher. Schon um dieser„ Modernität" willen durfte Hingebung; nicht das fleinste Spinnlein durfte vor ihrem Auge alle niedere Rachyjucht weltenfern; fie scheint ganz Sanftmut und man bei dem Publikum, das sich im Schauspielhause versammelt getötet werden. Und dieses Weib versagt sich nun nicht etwa dem hatte, die Neigung, sich dem Eindrucke der Gatten, sie flicht nicht, sondern ruft dem Griechenjüngling zu:„ Du Dichtung hinzugeben, ohne weiteres voraussetzen. Und und ich, ich muß mich Dir ver die Wirkung blieb aus. Was sich hier und mußt ihn töten, Du mußt
doch
Hebbels Gyges.
( Schauspielhaus.)
da nach den Akischlüssen an Beifall hervorwagte, Ilang so dünn und gequält, daß sich nicht einmal mit Fug und Recht von einem der üblichen Achtungserfolge hier sprechen läßt. Der Aufführung ist wohl die Schuld daran nur zum geringsten Teil beizumessen. Es ist wahr, Herr Christians blieb als Gyges in einem ganz äußer lichen Theaterpathos stecken und die Hofdamen Rodopes troffen von Süßigkeit, aber dafür bot Matkowsky als König Kandaules die Erfüllung alles dessen, was der Poet für diese Gestalt ersehnt haben mochte. Er war prächtig anzusehen in der ruhigen Fülle der Kraft, in seinem offen- heiteren Vertrauen, in der glutatmenden Leidenschaft, die den frevlen Gedanken in seiner Seele aufflammen läßt, als Liebender, in dem aufdämmernden Bewußtsein seiner Schuld und in dem stillen Sichbeugen vor dem rächenden Verhängnis. Und auch die schleierumhüllte, hohe Königin des Fräulein Poppe, obwohl das, was sie gab, sich mit dem Reichtum, aus dem ihr Partner den König schuf, sich nicht vergleichen konnte, obwohl hier und da ein Ton sich brach, war getränkt und getragen von dem Geiste der Dichtung. Die fanfte Stimme, die edlen Bewegungen strömten einen Hauch der unsichtbaren Seelenreinheit aus. So hielt das Treffliche dem Mangelhaften mindestens die Wage. Nicht an der Darstellung, an dem Werke selber lag es, daß die Herzen sich nicht erwärment wollten.
einziger
mählen". Noch mehr, die Worte Rodopes sollen nicht die Worte einer in Rajenden leidenschaftlicher Erregung fein, sondern Worte aus den Tiefen der Natur: Worte, die gerechte Sühne fordern, als ein Gebot, dem sich die Edelsten, wenn sie gefrebelt, willig fitgen. Stärker noch wie in dem Psychologischen verwischen und verwirren sich in dieser Ideologie, aus der heraus in seinem tiefsten Grunde das Werk geboren ist, alle Grenzen und Maßverhältnisse. revel, den er erst durch die Begleitumstände so sehr gemildert hat, läßt Hebbel kontrastierend dann in dem Bewußtsein seiner Handelnden Bersonen ins Ungeheure schwellen: Personen ins Ungeheure schwellen:
Die Elemente brauchen's nicht zu fünden, Daß die Natur vor Zorn am tiefsten fiebert, Weil sie verletzt in einem Weibe ist.“
Den
Als ob jie Tag für Tag nicht in Hunderttausenden von Frauent verlegt würde! Und Gyges ruft Kandaules zu:
"
Mit diesen meinen beiden Augen Verübt ich einen Frevel, den die Hände Nicht überbieten, nicht erreichen würden.
Und zückt ich auch auf Dich und sie den Dolch."
Was man zum Lob von Hebbels Sprache in diesem Stück gesagt hat, ist wahrlich nicht übertrieben. Inner fernig und gedankenschwer blüht sie hier, ohne etwas von der gedrungenen Kraft des Ausdruds einzubißen, zu einer farbig- quellenden Pracht des Bilderreichtums wie in feinem der früheren Dramen auf. In diesen Bildern spiegelt sich und lebt die jüdliche Natur; sie sind es in erster Reihe, die das Ganze, nach dem feinfühligen Worte Kuhs, wie mit einem„ atmosphärischen Kleid" umhüllen. Und auch das andre Wort von den schlanken Gliedern der Handlung" trifft gut den wirklichen Eindruck. Auf jede Zuthat, die den Blick vom Wesentlichen abziehen könnte, ist verzichtet. Stein Schicksal greift von außen hemmend oder fördernd ein. Aus dem inneren Verhältnis dreier Personen wächst die Handlung gradlinig, Sproß an Sproß ansegend, zur Höhe empor. Noer diesem Wachstum fehlt der freie, der seelenerfrischende Neiz des Natürlichen. In einem hohen Treibhaus scheint die Pflanze am geworden, ist ihre Aufgabe erfüllt:
Rodope fühlt sich als die Befleckte, die, wenn sie ihres Nächers amtes getvaltet, nicht länger leben darf; und den Grund dieses alten Gesetzes hat sie in ihrer eignen Brust gefunden". Für den Jüngling, den beim Anblick der Entschleierten todestrunkene Liebe und der Schauer vor seiner That erfaßt haben, ist ihr Wort wie der Schicksalsspruch der Gottheit. Mit zerrissenem Herzen eilt er zu dem Freund und König. ihn zum Ziveilampfe zu fordern. Und auch Kandaules unterwirft sich ihrem Gebot. Er will büßen und sterben, damit sie lebe. Die Empfindung und das Gebot des Weibes erscheint ihm als ein Symbol der durch die Jahrhunderte wirkenden Sitte, die er durch jene That und auch sonst durch eitle Neuerungssucht verlegt hat. Er fällt, Rodope aber stößt sich, vor dem Altar der Hestia mit Gyges ver mählt, das Messer in die Brust. Nun, da der Jüngling ihr Gemahl