Ich bin entfühnt,
Denn feiner fah mich mehr, als dem es ziemte." In diesem Epigramm des Schlusses erreicht die Neberspannung der Idee ihren prägnantesten Ausdruc. Was verbindet diese flügelnd- verzwickte Entfühnungslafuiftif, die nicht realistisch als phychologisch- ethnologisches Kuriofum, sondern als tragischer Aus drud innerster Notwendigkeit in dem Werk uns präsentiert wird, mit irgend einem in uns selbst lebendigen Gefühle. Das wird nicht mehr als stilisierende Steigerung der Natur, sondern als Auf lösung derselben in ein allegorisches Gedankenspiel empfunden. Ohne Erschütterung, mir verwundert schaut man dem Treiben jener fremden Wesen zu.
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Am Sonntagvormittag wurde in einer Vorstellung der LessingGesellschaft die phantastische Komödie der Diamant" aufgeführt. Das Wert galt immer als eins der schwächsten Hebbels, und die Vorstellung bestätigte die Meinung. Langsam und monoton schlich die Handlung dahin, nur die Einfaltsspäße des Bauern Jakob und die Dummheit des alten Benjamin, der den Diamanten im Bauch trägt, riefen da und dort ein furzes Gelächter hervor. Der Diamant ist ein Wunderſtein, hierin dem Ring des Gyges ähnlich. So lange er im Königshause verbleibt, wird das Glück dort blühen. Da verliert ihn die Prinzessin und erkrankt. Der König setzt eine halbe Million als Preis für den Finder aus, und nun beginnt eine tolle Jagd. Es handelt sich darum, dem Juden, der den Stein gestohlen und verschluckt hat, seine Beute wieder abzutreiben. Schließlich erhält die Prinzessin den Diamanten zurüd, aber nicht der Stein, sondern die standhafte Liebe des Prinzen, der mit ihr zugleich sterben will, ist es, was sie gesunden macht. Den Preis erhält der Bauer, der einzig Ehrliche unter all denen, die hinter dem Diebe her waren. Der symbolische Sinn, den der gereimte Prolog verkündet: am Stein und seinem Schicksal sei die Nichtigkeit der Welt phantastisch lustig dargestellt, läßt sich schwer in der Komödie wiederfinden. Die Rollen boten feine jonderlichen Aufgaben. Markant war Joseph Klein in der Rolle des pfiffigen gehetzten Juden. - Courad Schmidt.
Kleines feuilleton.
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fauf, Mieten von Stlaben und Tieren handeln, teils religiös wiffenschaftliche. Von letteren konnte bisher erst ein Kleiner Teil bloßgelegt werden. Man konnte an ihnen genau die Methode des Unterrichts erkennen, der sich besonders auf Arithmetit, Mathematik und Astronomic erstreckte. In seiner viertausendjährigen Geschichte steht der Tempel vor uns als die Central- Kultusstätte des alten Babylon , als Sit einer Priesterschule und einer herrlich ausgestatteten Bibliothek. Auch aus der vorhistorischen Periode sind wertvolle Funde zu verzeichnen, eine Wasserleitung und zahlreiche Kunstgegenstände, die darauf schließen lassen, daß auch dieser Periode bereits eine Zeit langer tünstlerischer Entwicklung vorhergegangen sein muß. Alle die Funde, die der Vortragende durch mehr als 100 Lichtbilder den Zuhörern vor Augen führte, hat der Sultan dem archäologischen Museum deu Universität Pennsylvanien als Geschenk überwiesen.
Was ist aus Babylonien , der Biege der Menschheit, der Ge burtsstätte von Kunst und Wissenschaft, geworden? Eine Stätte der Verwüstung und Unwissenheit, das Eldorado für Räuber und Mörder. Die Kanäle, die die fruchtbare Ebene durchströmten, sind mit Schutt verstopft, im Herbst und Winter gleicht Babylonien einer großzem Landwüste, im Frühling und Sommer einer Wasserwüste. Ben einer Begetation ist nichts zu spüren. Halbnackte Männer und Frauen mid schlechtgenährte Kinder bewohnen diese Sümpfe, stumpfsinnige Ignoranten. Zur Charakterisierung des Bildungsniveaus ejes Voltsstammes diene die Thatsache, daß die Männer ihre eignen Photographien, die ihnen Professor Hilprecht zeigte, für die Bilder von Büffeln, die ihre Kinder für die Bilder junger Hunde erklärten. Troß des trostlosen Zustandes von Babylonien sprach der Forscher am Schluß seines Vortrages die Hoffnung aus, daß der Fluch nicht immer auf dem unglücklichenLande lasten, sondern daß auch hier die Kultur noch einmal zu neuem Leben erblühen werde.
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Theater.
Freie Volfsbühne.( Metropol Theater.) Die letzte Sonntagnachmittag- Vorstellung darf unstreitig als intereſſantes Experiment gelten, für dessen Darbietung der zielbewußten Vereinsleitung Dank gebührt. Maurice Maeterlinc, der Belgier, Frank Wedekind , der Führer der„ Elf Scharfrichter " in München , und Arthur Schnitzler , der Jung- Wiener, die zis Wort tamen, find Charakterköpfe in der modernen Litteratur dreier Länder, jeder ein andrer, wenn man will, ein eigner. Maeter linds Ginakter L'intruse"(" Der Eindringling") gehört, h. Die babylonischen Ausgrabungen der Amerikaner imt Bal- von dem letzten Drama" Monna Vanna" aus betrachtet, zu einer Tempel zu Nippur . Die Erforschung alter Stulturstätten am Euphrat offenbar abgeschlossenen Schaffensperiode des Dichters. Die ihn und Tigris wird nicht nur von der deutschen Orientgesellschaft, sondern eigne Senjivität, etwas Ueberjiunliches, Uebergeistiges in die Gr auch von den Amerikanern eifrigst betrieben. Die Kosten der Ausscheinung zu bringen, wird hier offenbar. Der blinde Großvater ist grabungen, bisher nahezu eine halbe Million, find von 15 bis 20 an- gewiffermaßen die Verkörperung der ungemein feinen Dichternerven, gesehenen Bürgern Philadelphias gedeckt worden; für eine neue die Schwingungen im Leben der Menschen in der bloßen Atmosphäre Expedition sind bereits weitere 200 000 M. aus privaten Mitteln um sich her erfassen, welche gröbere Sinne nicht berühren. Von zur Verfügung gestellt; gleichfalls von privater Seite ist an der eigentlicher„ Handlung" wird da nicht die Rede sein können. Das Universität Philadelphia ein Lehrstuhl für Assyriologie gegründet, Clement geheimnisvollster Stimmung" ist alles. Daß dies Element deffen Inhaber von sämtlichen Vorlesungen befreit ist. Professor festgehalten werde, ist Sache der Darstellung. Bon ihr hängt es ab. Hilprecht, der diefen Lehrstuhl inne hat, hat infolge dessen in den ob der Zuschauer mit ergriffen wird oder nicht. Das geringste Zuviel fekten 14 Jahren wiederholt Babylonien nach allen Richtungen hin fann hier oft leicht in Somit umschlagen, und man empfindet oft die durchforschen fönnen. Die Resultate feiner lekten Expedition trug ängstliche Besorgnis, daß ein Wort, eine Dialogwendung, besonders wenn durch Wiederholung das dichteriche Senfivitätsgefühl gefteigert er am Sonnabendabend in der Gesellschaft für Anthropologie vor. Im Gegensatz zu Prof. Delitzsch , der bekanntlich die Behauptung ist, sich auf der äußersten Grenze zwischen tragischer oder tomischen aufgestellt hat, daß die Kultur der Jeracliten von den Babyloniern ist bei ihrer endlichen Auslösung naturgemäß ausschlaggebend für Wirkung bewegt. Die hierdurch hervorgerufene Nervenspannung entlichen sei, vertritt Silprecht die Anschauung, daß sich Israel seine die Anteilnahme der Zuschauer. Die Darsteller, allen voran Hans reine monotheistische Gottesidee unmöglich aus dem babylonischen Bagay, trugen dem Wesen der Dichtung durch gedämpftes Spiel Leichenhause geholt haben könne; es sei undenkbar, daß Israel sich und Sprechen Rechnung, soweit dies in ihrem tünstlerischen Vermögen gewissermaßen einen faulen Wechsel auf das banterotte Babylon aus stand. gestellt habe. Unter ungeheuren Schwierigkeiten ist es der Expedition gelungen, den berühmten Tempel des Bal zu Nippur aufzufinden. Es lassen sich in den Ruinen 21 verschiedene Schichten genau aus führte ins pulsierende Leben zurück." Das gab sich in dem ungleich einanderhalten, die drei großen Perioden angehören, der nach stärkeren und nachhaltigen Beifall fund, mit dem die Aufführung begleitet wurde. Als der stärkere von beiden Autoren erwies fich babylonischen von 330 v. Chr. bis 1000 n. Chr., der semitisch- Wedekind immerhin. Hannoveraner von Geburt, teils in Südbabylonischen von 4000 bis 330 v. Chr., und der prähistorischen, amerika , teils in der Schweiz aufgewachsen und erzogen, in von unbekannten Anfängen bis etwa 4000 v. Chr. An den Funden München , aber auch an der Seine Heimatlich, wie selten einer, ijt ev aus der nachbabylonischen Periode läßt sich allenthalben der sozusagen das geistige und fünstlerische Produkt beider Hemisphären. hellenistische Einflußz erkennen, 3. B. an den Bildern mit dem Haupte In dieser Internationalität liegt vielleicht mehr als in allem andren der Medusa, an der Form der Basen, an den Terialotten mit das Geheimnis der Mischung seines dichterischen Wesens.„ Der erotischen Darstellungen, ja selbst an dem Spielzeug der Kinder. Es Kammerfänger", später entstanden als der Erdgeist", ist ohne Frage zeigt sich, daß die alten Sitten verdrängt werden, auf den Trümmern ein vorzügliches Drama von einheitlicher Gesamtwirkung, ohne dass des Tempels werden Festungen errichtet, die alten Ruinen werden Wedekinds eigentümlich barocker, mephistophelisch- satirischer und fleißig nach Schäßen durchwühlt. Noch einmal erblüht eine Epoche negierender Geist um irgend eine Kapriole gekommen ist. Eduard der Kunst, zusammengeschtveißt aus römisch- griechischen und bon Winterstein( Gerardo) und Hans Pagay( Dühring). orientalischen Elementen, aber sie ist nur von kurzer Dauer, gleichsam dann in gemessenen Abstufungen aura Heuser( Frau Helens das letzte Aufflackern eines abgebrannten Lichtes vor seinem Er- Marowa) und Stefanie Striz( Miß fabel) gaben gute Leistungen. löschen. Zahllose Gräber sind aus dieser Zeit erhalten. Die Särge Arthur Schnißlers, Litteratur"-Schtvant gehört bestehen aus Thon in der Form eines niedrigen Filzschuhes, andre zivar nicht zu den hervorragendsten Stücken des Dichters; aber er jind trogförmig mit gewölbtem Deckel, wieder andre haben die ist als geistreiche Veruffung Münchener Bohemiens aus dem Anfang Form von Urnen oder Badewannen. Die Stelette liegen in ihnen der neunziger Jahre bemerkenswert. Die Wiedergabe der Marga mit zusammengebogenen Knieen. rethe durch Emmy Wyda sowie des Barons Clemens durch Emil Birron entbehrte jedoch der specifischen Grundfarbe, bei allen Bravheit. Erst der Gilbert Eduard v. Wintersteins beachte Charatterisierung hinein. Aber die Absicht des Dichters wurde berstanden und viel belacht.
Aus der semitisch- babylonischen Periode ist das Bemerkens wverteste der Tempel. Er besteht aus einem inneren und einem äußeren Hof, die durch ein monumentales Thor verbunden sind. Der eine Hof enthält das Haus des Bal und das, wo dem Vater der Götter" Geschenke dargebracht wurden. In dem äußern Hof, der noch nicht erschlossen ist, liegen vermutlich 24 Tempel andrer Götter. Am wertvollsten ist die Tempelbibliothek, von der bisher 23 000 Terte gefunden sind, teils rein geschäftliche Urkunden, die von den Einnahmen und Ausgaben des Tempels, vom Kauf und Ver
Frank Wedekinds Einafter, Der Kammerfänger"
Berliner Theater.
" Seimkehr."
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e. k.
Schauspiel in 5 Aufzügen von Hans Volkmar. Dr. Georg Dihm, Naturforscher und obligater Erfinder seines Zeichens, hat sich, ganz wider Gewohnheit des Gelehrtenstandes, in unglaublich kurzer Zeit ein