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hatten fogar eine Vorgeschichte; fo war eins darunter, das durch| Fürs erste hatte er ermitteln wollen, ob sich die Neberhandnahme der einen Artikel der Kreuz- Zeitung " inspiriert war. Im guten Sinne roten Blutkörperchen nur auf einige Teile des Blutkreislaufs erstreckt oder machten nur zwei kleine Gedichte Eva v. Belows eine Ausnahme; auf dessen ganze Ausdehnung. Das Ergebnis sprach für das letztere. sie waren schlicht und vor poetischer Tiefe. Gleichviel ob die Blutproben einer Arterie oder einer Vene entnommen wurden, stets zeigte sich eine krankhaft hohe Zahl der roten Blutkörperchen. Zur Behandlung der Blausucht hatte man bisher entweder zum Aderlaß seine Zuflucht genommen oder verschiedene Arzneien namentlich zur Anregung der Herzthätigkeit angewandt. Dr. Gibson verfolgte seinerseits auch die Möglichkeit, daß eine Einatmung von fünstlichem Sauerstoff zu einer Hebung des Leidens führen könnte, hat jedoch nach dieser Richtung keinen Erfolg erzielt.― Technisches.
Neben allen diesen Dichterinnen und Recitatorinnen tam nur ein Manu zu Worte: Wilhelm Holzamer . Schlank und mittelgroß. Ziefliegende, suchende Augen hinter blitzenden Brillengläsern. Bolles, dunkles, etwas widerspenstiges Haar. Ruhig und ungefünftelt in Bewegung und Sprache. Erst las er zwei Novellen: Am Fenster" und Pfarrers Kätche". Wieder zwei Stücke aus seiner hessischen Heimat, die auch unsre Lejer aus den Holzamerschen Romanen in der„ Neuen Welt"(" Peter Nockler" und„ Der arme Lukas") kennen gelernt haben. Vom Leben der Tante Amalie handelte die erste Novelle. Fünfundzwanzig lange Jahre saß sie am Fenster und sah auf die Straße hinunter. Tante Amalie ist ein altes Mädchen. Als sie zwanzig Jahre alt war, fang fie und sprang sie wie die andern, als sie fünfundzwanzig Jahre alt war, hat sie Einen gern gehabt auch wie die andern. Dann ist sie dreißig Jahre geworden. Und fünfunddreißig. Von da ab hat alle Welt zu ihr„ Tante" Amalie gesagt. Da ist sie, zusammen mit ihrer Schwester, in das Haus gezogen, an dessen einem Fenster man sie alle Tage gesehen hat. Von ihrem Fenster aus hat sie auf die Straße gesehen, die ihre ganze Welt geworden war. Aber es hatte noch einen andern Grund, warum sie immer auf die Straße sah, einen tiefen, heimlichen Grund. Alle Nachmittage um fünf Uhr kam Er die Straße herunter, den sie mit 25 Jahren gern gehabt hatte. Mit den Jahren war er grau geworden und sein Rücken gebeugt. Aber er kam doch immer. Eines Lages blieb er aus. Und am andren Tage auch. Da wußte Tante Amalie, daß er gestorben war. Sie wand ihm einen Stranz. Und als der Leichenwagen an ihrem Fenster vorüber fuhr, sah sie ihren Kranz oben am Kreuz hängen. Tante Amalie aber saß nach wie vor am Fenster und sab auf die Straße auf die Welt draußen.
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Ebenso schlicht in der Erfindung und in der Erzählung war auch ..Pfarrers Kätche ". Ein Stück Jugendleben. Neckerei und Troh, aus denen Mißverständnisse entstehen. Eine junge Liebe muß daran sterben. Tann las Holzamer noch ein paar Gedichte, die fremd anmuteten, obgleich auch sie reich an sprachlicher und poetischer Schönheit waren. Was in seinen Brosaschriften so anheimelt: die Höhenzüge und Wälder des Hessenlandes, die Dörfer und die Wingerte, und vor allem die schlichten, geraden Menschen, waren in den Gedichten verschwunden. Für Venedig und Kypros, die Dogaressa und den sterbenden Griechenjüngling möchte ich nicht Heppenheim til der Bergstraße und Tante Amalie hergeben.
Die Zuhörerinnen interessierten sich anscheinend wenig für Holzamers Dichtungen. Mitten im Vortrag des Dichters verließen sie geräuschvoll den Saal. Auch der Beifall war mur mäßig. Die sinnigfinnlichen Reimereien, die im ersten Teil des Programms vorgetragen wurden, setzten die glacébehandschuhten Schriftstellerinnenhände mehr und anhaltender in Bewegung, als Holzamers Dichtungen.
Medizinisches.
Als
Konservierung von Früchten durch Blausäure. Die Blausäure wird seit einigen Jahren in Amerika gegen Obstschädlinge, auch gegen die Reblaus, in der Weise verwendet, daß man die Bäume oder Stöcke nachts mit luftdichten Planen überdeckt, unter denen aus Chantalium und Schwefelsäure Blausäure entwickelt wird. In Australien hat man nun versuchsweise auch Obst mit Blausäuredampf konserviert. Pfirsiche, Birnen und Aepfel aus der Provinz Biftoria wurden in Seidenpapier gewickelt ihm ausgesetzt und in Kühlkammern bei 4 Grad Wärme nach England verschickt, wo sie in tadellosem Zustande, scheinbar ganz frisch, ankamen. So Die englischen Berichte. Versuche von H. Schmidt im kaiserlichen Gefundheitsamt lehrten, daß erstens der Blausäure eine konservierende Wirkung überhaupt nicht zufam und zweitens sehr bedenkliche Mengen des Giftes sowohl frei als auch gebunden in dem Obst nach: gewiesen werden konnten. Die angegebene Verwendung der Blausäure ist daher nichts weniger als empfehlenswert. („ Technische Rundschau.")
Humoristisches. -Wort gehalten. A: Man mag von Schulze sagen, was man will, aber er hält doch sein Wort!"
B. Finden Sie?"
A.: Ja, er hat sich vor einem Jahr von mir 20 Mark geborgt und dabei gesagt, er würde meine Freundlichkeit nie ver gefien!" B.:„ Na, und?"
er
A.:„ Na, und jedesmal, wenn er sich Geld borgen will, kommt immer zu mir!"
- Poesie und Prosa. Sie( für sich): Ob er mich endlich anreden wird? Ich fühl's, wie er die ganze Zeit meine Na den linie bewundert..
"
Er( für sich):„ Ob ich's ihr jetzt saage duh, daß ihr so e drecketer Spatz uf de Hut g'machet hat?"
-Immer im Geschäft. Friedensrichter:„ Nehmen Sie die Beleidigung zurück, die Sie gegen Herrn Schulze ausgestoßen haben?" Kaufmann:„ Ich nehme principiell nichts zurüd- aber umtauschen will ich sie!" ( Lustige Blätter".)
Notizen.
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- Berichtigung. In der Kritik über die Aufführung von Hebbels Diamant"( Unterhaltungsblatt Nr. 13) soll es, statt Joseph Klein, Adolf Klein heißen.
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ie. Die Blau sucht. Außer der Bleichsucht und der Gelbfucht giebt es als frankhafte Erscheinung in der Färbung der Haut auch eine Blausucht, und zwar nicht so selten, als daß nicht schon jeder aufmerksame Beobachter einmal einen damit behafteten Menschen zu Gesicht bekommen haben sollte. Wie sich die Blausucht darstellt, geht aus der Bezeichnung selbst zur Genüge hervor. Sie besteht in einer mehr oder weniger starken bläulichen Färbung der Haut, die begreifricherweise im Geficht und an den Händen besonders auffällig wird. Blausüchtige Menschen fönnen einen recht häßlichen Anblick gewähren, der Eine Centralbibliothek für Blinde wurde vor eigentlich noch unangenehmer ist als der eines Gelbsüchtigen. Es ist mit furzem in Wien eröffnet. Es sind derzeit über 1000 Bände, Rücksicht auf diese Umstände nicht weiter wunderbar, daß die Aerzte schon darunter etwa 540 Bände Musikalien, vorhanden. Die Benützung vor langer Zeit auf dieses Leiden aufmerksam geworden sind. Die der Bibliothek ist für unbemittelte Blinde unentgeltlich, auch werden erste gründliche Beschreibung dafür hat Morgagni im ersten Bande ihnen die Bände kostenlos ins Haus geliefert. feines großen Werkes Ueber den Siz und die Ursachen der KrankDie Diplomatie", ein Lustspiel von Arthur heiten" im Jahre 1762 gegeben. Seitdem sind die Erfahrungen über serhofer, wird im Deutschen Schauspielhause zu die Krankheit selbstverständlich wesentlich gewachsen, aber zu einer Hamburg aufgeführt werden.- hinreichenden Aufklärung ist man doch noch nicht gelangt. Ein dreiaftiger Schwank von Alexander Engel und feststehende Thatsache wird angenommen, daß die Blausucht die Folge Hans Rittner Meister Steinböck" ist vom Deutschen eines verminderten Sauerstoffverbrauchs im Körper ist. Im allgemeinen Volkstheater in Wien zur Aufführung angenommen worden.- kann die Veranlassung dazu eine zwiefache sei, indem entweder ein- Mascagni ist durch ministerielle Verfügung seiner Stellung frankhafter Zustand der Atmungsorgane den Zutritt der Atemluft als Leiter des Konservatoriums zu Pesaro entsegt worden. behindert oder durch Störungen in den Organen des Blutkreislaufs Zur Erbauung eines Museums für Länder und die den Lungen zugeführte Blutmenge verringert wird. Ist das Bölkerkunde in Stuttgart sind dem Vorstand des dortigen legtere der Fall, so tritt die Blausucht höchst auffällig ein. Vor Landesgeologischen Vereins von Württembergern im Auslande etwa 100 Jahren ist man noch der Ansicht gewesen, daß das Leiden 350 000 Mart zur Verfügung gestellt worden. auf eine Bermischung von arteriellem und venösem Blut zurück- c. Ein buddhistisches Konzil. Aus Tokio wird bezuführen wäre, aber eine solche wird jetzt als unmöglich betrachtet. richtet, daß ein hervorragender indischer Priester, Swami Agamea Man weiß nunmehr, daß das Blut von Blausüchtigen zunächst Parama Tatwa, in der Absicht dort hingekommen ist, ein großes eine ungesunde Verdickung aufweist, mit andern Worten: ein zu Stonzil der Buddhisten von ganz Asien zusammenzurufen, das in hohes specifisches Gewicht befizt. Diese frankhafte Eigenschaft Djala abgehalten werden soll. Er hat ein Komitee gebildet, das steht in Verbindung mit der durch viele Blutuntersuchungen die notwendigen Vorbereitungen treffen soll und das zu diesem bestätigten Thatsache, daß das Blut bei solchen Stranten Zwed schon 20 000 m. zusammengebracht hat. Es soll ein Aufruf einen ungewöhnlichen Gehalt an roten Blutkörperchen aufweist. an alle buddhistischen Völker gerichtet werden, der zur Schaffung Shre Zahl fann so außerordentlich steigen, daß bis zu 8 Millionen eines großen asiatischen Bundes führen soll. folcher Störperchen in einem Rubitmillimeter Blut enthalten sind. Eine Erfinderstadt, meint der Prometheus", könnte Auch die Zahl der weißen Blutkörperchen steigt bis zu 12.000 in man die kleine Stadt New Britain in Connecticut ( Vereinigte cinem Rubikmillimeter, obgleich sie nicht so regelmäßig von dem Staaten) nennen, denn seit die Patentgesetzgebung in Amerifa Leiden beeinflußt wird. Die Bevachtung dieser Thatsachen ist erst existiert, find hier gegen 1447 Batente genommen worden. Einer der etta 20 Jahre alt. Neuerdings hat sich Dr. Gibson bemüht, das Bewohner, Mr. Front, hat allerdings für seine Person allein etwa Wesen und das Zustandekommen der Blauſucht genauer aufzuklären. 131 Erfindungen patentiert erhalten. Verantwortlicher Redakteur: Carl Zeid in Berlin . Drud und Berlag: Vorwärts Buchdruderei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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