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reifen, ja, bis ans Ende der Welt und sich da einen annehmen. I gonnen, der in unfrer Zeit des Gesundbetens" wieder an historischem Gütlich gütlich nicht flagen?! Intereffe gewinnt.
" Saha, hohoho!" Hannes lachte so wild auf, daß die Durch ein großes Sterben" war die Berliner Bevölkerung aufs Die äußeren Verhältnisse Berlins famen ihm gut zu statten. Pferde erschrocken einen Seitensprung machten, und der Vater tiefste erschüttert. Selbst die Totengräber waren demselben zum Durch ein großes Sterben" war die Berliner Bevölkerung aufs ihn scheu anjah. Nicht einmal flagen fönnen, wenn einem Opfer gefallen, und so mußte jede Familie selbst für ihre Toten Unrecht geschieht! Nicht einmal schreien dürfen, wenn einem forgen. Das herrschende Elend machte sich Tezel fräftig zu nuke was weh thut! Wo, wo war Gerechtigkeit! Nirgends! Auch und erreichte denn auch, daß ihm das Geld der abergläubischen Benach dem Tod nicht, was auch der Pfaff' sagt. Da möchte er bölferung während der sechs Monate, die er sich in Berlin aufhielt, doch einmal den Noldes fragen mußte der Laufeld im Fegin Menge auströmte. Mancher glaubte von allem Anfang an nicht feuer brennen oder nicht? Olau, Fegfeuer hin, Fegfeuer her, an den Ablaß . Aber derselbe hatte doch die praktische Folge, daßz das war noch lang bis dahin, wenn's dem jetzt nur heim- niemand dem Nebelthäter, welchent der Papst Bergebung gewährt hatte, ein Haar zu krümmen wagte. So hat niemand den gezahlt würde, jett, bei Lebzeiten! Was hatte der mit den Köpenicker Bürger Tilemann angerührt, nachdem ihm Tezel Ablaß Müllern miteinander zu schaffen, alle Drei? War's Zufall, für den Totschlag seines Knaben gewährt hatie. daß sie sich getroffen? Nein, nein, Hinterlist!
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Des Hannes Gedanken waren frank. Mißtrauen hatte er früher nie gekannt, jetzt hielt es ihn gepadt. Der starke Mann zitterte wie in den Krallen eines bösen Tieres. Und er fühlte einen Schmerz, der ihm die Seele zerriß. Finsteren Blickes starrte er auf die windgebogenen Bäumchen am Chauffeerand hier war eins vom stügenden Pfahl los. gerissen, dort eins eingebrochen, hier eines ganz ungefnidt, sterbend tunkte sein Wipfel in den Schmutz des Grabens. Nein, so wollte er sich nicht unterkriegen lassen, nein, nie! Früher, als Kind, hatte er gern die Sagen gehört, die die alten Weiber am Winterabend erzählten, danach hatte nicht bloß der Jáger Herrmann zu Seinsfeld, und der Ritter von Deudesfeld , und der Baumeister des Turms der Winneburg, nein, noch manch andrer in der Eifel , dessen Namen man nicht mehr kennt, feine Seele dem Teufel verschrieben. Die hatten noch Courage gehabt! Sein Blick irrte suchend in die Runde wo war der, dem er seine Seele geben könnte?! Das Chaischen fam gerade an einem Fußfallchen vor über der leidende Christus hing am Kreuz, der Regen, der trotz des Schußdächelchens über den heiligen Leib strömte, hatte all die Papierrosen, mit der n fromme Hände ihn geschmüdt, zu unfenntlichen farblosen Klumpchen verwaschen, aber das Not der Wundenmale war geblieben; es leuchtete noch. Unwillig fehrte Hannes den Blick ab der hatte sich aus Kreuz schlagen lassen von den gotiverfluchten Juden, und der hätte es doch gut anders haben können, wenn er sich nur gewehrt hätte!
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Nein, weder der Laufeld , noch die Müller, weder der Pferde- Levy zu Trier , noch die Wittlicher Bank, noch sonst wer in der ganzen Welt sollte ihn je klein kriegen. Wie zum Schvur hob er die Hand und schnitt eine Grimasse gleich hinterber, fie fonnten ihm alle den Budel lang rutschen. Er stand wie der Mosenkopf und rührte sich nicht.
Allmählich fand Hannes einen Teil seiner guten Laune wieder. Der Alte jedoch wurde verdrießlicher, je weiter fie von Wittlich fortkamen. Das Wetter wurde miserabel, er spürte es in allen Gliedern; sein Reißen ward schier unerträge lich. Und was der Herr Advokat gesagt, wollte ihm auch nicht aus dem Sinn der war ein Studierter, der mußte es doch wissen, ja, der Hannes war gar zu eigensinnig! Vergeblich hatte er ihn schon im Bureau am Aermel gezupft: Sei net e so bubsterzig."") Kein Hören! Der würde noch ins Un "). glück rennen mit seinem Didkopf! Und ein Proß war der! In eine Ecke gedrückt, grämelte Matthes in sich hinein und redete kein Wort.
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( Fortsehung folgt.),
( Nachdrud verboten.)
Die Reformation in Berlin . Ende Oktober 1517 drang auch unter die Einwohner Berlins die Kunde von dem entbrannten Stirchenstreit, deffen Mittelpunkt der bis dahin unbekannte Augustinermönch Luther zu Wittenberg Ipar. Der hatte sich erhoben, in seiner damaligen Sturm und Drangperiode ein proletarischer Revolutionär, und begann einen Stampf gegen die verottete Klerisei und ihr Oberhaupt, den Bapst in Rom . Zunächst schlug er 95 Thesen wider den Ablaßhandel an die Thüre der Schloßtirche zu Wittenberg an. Diese That mußte die Berliner um so mehr erregen, als sie damals gerade den Ablaßschwindel in nächster Nähe hatten.
Im April 1517 war der geriebene Tezel unter großem Gepränge in Berlin eingezogen. Die Berliner Franziskaner hatten für einen feierlichen Einzug gesorgt und Tezel, der ein für seine Zeit guter Volksredner war, hatte in den Kirchen sofort einen Vettel be
*) Eigenjinnig.
Die Autorität der weltlichen Justiz mußte durch den Ablaßkraut aufs fchtverste erschüttert werden, denn praktisch betvirkte er, daß fich jeder Bösewicht durch Geldbußen von Galgen und Rad lostaufen fonnte, wobei die heimische Justiz auch insofern sich in der Rolle des Geprellten befand, als die Geldſtüde noch nicht einmal in ihre Tasche flossen. Sie zog deshalb ein böses Geficht, aber der schwache Surfürft wagte es nicht, fich gegen den mächtigen Bapst zu wenden, Wolfsmaffe mochte sich immerhin ausplündern laffen. Gelegentlich und so verbot er nur seinem Hofadel, Ablaßzettel zu kaufen; die trieb der Adel wohl auch offenen Spott mit Tezel. To der Herr von Saale , der ihn im Trebbiner Walde verprügelte und beraubte. Schlichlich aber wurde auch das Volk der Sache überdrüffig. Die Schamlosigkeit der herrschenden Klasse redete auch für damals eine zu laute Sprache.
Schon vor Tezel hatte die Verliner Klerifei dieselbe Ausraubung des Bolles betrieben. Nicht bloß, daß fie abgabenfrei war und Jins und Behnten erhielt, fie schlug auch aus dem Wunderglauben bea Dominikaner in Köln Tagen der Bevölkerung mit einem schier unträchtliche Summen heraus. Die Franziskaner in Berlin , die ermüdlichen Bettel zur Last, und während die Bürger unter dem schlimmsten Elend fenfaten, tourden fie reicher und reicher. Ihrer Sabgier hielt der finstere Haß, mit welchem sie alles unterdrüdten und die Masse sich dienstbar zu machen suchten, die Bage. Er zeigte fich in gewiffen Ausbrüchen der Roheit, wie 3. B. jener schredlichen Eretution gegen 36 Juden in Berlin im Jahre 1510, die beschuldigt waren, mit Softien, die sie von dem Bernauer Seirchendiebe Fromm Die Unduldsamkeit, der Haß der Silerifei veranlaßte solche Afte erhalten haben sollten, ein leichtfertig Spicl" getrieben zu haben. finsteren Fanatismus.
Unter den Saufgelagen jener Zeit standen diejenigen der Geist lichkeit in erster Reihe. Bereits 1465 hatte eine Berliner Synode den Geistlichen den Besuch der Wirtshauser, das Wett- Trinken". das öffentliche Ausfahren mit den in ihrem Dienste stehenden Frauenspersonen untersagt. Das Werbot nutte gar nichts.
Seit dem Jahre 1517 wurde Deutschland durch den erbitterten Sampf auf firchlichem Gebiete, in deffen Mittelpunkt Luther stand, und durch die fich borbereitende fociale und politische Revolution der Bauern von 1525 erregt. Die Wellenschläge dieser Kämpfe, speciell ber kirchlichen, gingen auch über Berlin dahin. Die Reformation faßte festen Fuß. Gegen Luthers 95 Thesen hatte Tezel erft 106, dann noch 50 andre geschleudert, die er, da er selbst ganz univiffend war, fich von dem Frankfurter Professor Wimpina hatte verfassen laffen. Aber die Voltsmassen waren bereits zu empört liber die mit ihnen betriebene Ausbeutung, und die Erwiderungen Zezels hatten bei ihnen wenig Wirkung. Bon Angermünde aus regten fich wieder gegend faßen. Die Agitation drang bis nach Berlin . Man merkte die Waldenser und Suffiten, die in den„ Keber- Dörfern" der Umes öffentlich zunächst in dem nachlaffenden Besuch der Kirchen, in dem offenen Hohn, der in den Trintstuben der Bürger mit dem Ablaß - und Reliquienhandel getrieben wurde. Das Einschreiten der Pfaffen erwies fich als wenig fruchtbringend. Schon 1518 mußte der Bischof Johannes v. Blankenfeld, als er in der Eigenschaft eines päpstlichen Nuntius in Berlin war, Gebete für die Erhaltung des römischen Papstes anordnen und die Strausberger dringend bitten, die Marienkirche auf dem Krähenberge und die Stapelle im Kloster nach fatholischem Gebrauche zu erhalten". 1522 mußte der Kurfürst den Berlinern in einem Mandat mit Strafe drohen, weil sie ihre Töchter nicht mehr in der Prozession gehen ließen und verlangen, „ daß auch sonst dieselbe Prozession mit Figuren und anderm ordent lich und andächtig bestellt werde". Aber dies und andres half nichts. Der Zusammenbruch der alten firchlichen Macht und damit der geistlichen Herrschaft bereitete sich in Berlin langsam vor und endete mit der Annahme der neuen Lehre, nachdeni Luther aus einem proletarischen Revolutionär zu einem staatserhaltenden Fürstengünstling geworden war
In der Folgezeit wurde Berlin erregt durch den blinden Eifer, mit welchem sich die Lutheraner und Reformierten befehdeten. Ebenso unduldsam wie früher die römischen Pfaffen gewesen, waren nach Beseitigung derselben die Sünder der neuen Lehre. Sie beleidigter und beschimpften sich untereinander in der wüsteten Art. Eine Flut von Karikaturen, welche bald die Lutherischen Pfaffen, bald ihre Gegner verhöhnten, schuf viel Verbitterung. Von den Kanzeln herab schimpften die neuen Heilstünder auf einander, und wer die rohesten das bloße Toben in wüste Schlägerei aus. In der St. Nikolaus- Kirche fuhren zwei Pfaffen auf einander los und da sie keine andren Waffen zur Hand hatten, ergriffen sie die Altarleuchter, um sich damit zu ver
Oft artete