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prügeln. Nur mit Mühe fonnte man die streitbaren Künder der Imondscheinartig direkt blau aussehen, fo kann man eine Korrektite neuen Lehren trennen. Die Prediger von St. Marien gerieten auf vornehmen, indem man das Bild in verdünnter Ammoniafflüssigkeit dem Neuen Markt am hellen Tage aneinander und als das Wort nicht badet, welche die zu blaue Farbe des Bildes wieder abschwächt. mehr Kraft genug hatte, ergriffen sie die daliegenden Steine und be­gannen sich damit zu bewerfen. Ein großer Voltsauflauf entstand; schließlich trennte man die Kampfhähne von einander.

Erziehung und Unterricht.

c. Die Suggestion in der Erziehung" ist das Thema Der Streit von den Kanzeln aber wurde hernach in der Bürger- eirer bemerkenswerten Arbeit, die Dr. Felix Regnault in der Revue" schaft fortgefeht. Der Mangel an politischer und socialer Bethätigung, veröffentlicht. Er führt aus, die Suggestion tönne nicht nur auf die geringe Bildung des Bürgers bewirkten, daß der theologische Personen in hypnotischem Schlaf ausgeübt werden, sondern auch auf Streit sein Hauptgesprächsthema war. Der chrsame Zunfthand- Bersonen, die wach sind und fich in normalem Zustande befinden, werker sprach dem Bier eifrig zu. Der Abt Tritheim sagte schon von und zwar besonders auf Kinder, die durch leberlegung und Urteils­dem damaligen Bürgertum Berlins , die Völlerei gelte ihnen nicht als vermögen einem solchen Einfluß nicht widerstehen können. Die ge­Untugend. Und von den Märkern überhaupt fagt er:" Die Märker wöhnliche hypnotische Suggestion kann daher mit Borteil angewandt werden durch Gelage und Müßiggang arm, durch Fasten frank und werden, um eingewurzelte schlechte Gewohnheiten auszurotten. durch Trinken beschleunigen sie ihren Tod.' In den Bierstuben von Dr. Regnault führt auch eine Anzahl Praktiker an, die mit Erfolg Berlin und Kölln wurde zu jener Zeit hinter dem Biertruge über hypnotische Suggestion gebrauchten, um die Fehler der Idioten Religion und reine Lehre mit großem Eifer gestritten. Das Ende zu bessern. Dr. Edgar Berillon habe durch fünf waren meist blutige Schlägereien. Bänke und Tische wurden um- zehnjährige Erfahrung bewiesen, daß hypnotische Sug gestürzt, Tischfüße und Schemelbeine dienten als theologische Beweis- gestion tvirksam und unschädlich ist und daß ihre mittel und sollten den Opponenten den wahren Glauben beibringen. Heilungen von Dauer find. So ist die unter Kindern so verbreitete Dieser gegenseitige Haß steigerte sich schließlich so, daß 1615 ein schlechte Angewohnheit, die Nägel abzubeißen, auf diese Weise geheilt wilder Straßentumult ausbrach, der ein blutiges Ende fand. Erst worden. Das Kind wird hypnotifiert und in einen Stuhl gefegt, unter dem sogenannten Großen Kurfürsten gelang es. den Frieden der Doktor faßt seine Hand, hält fie fest und sagt: Bersuche, zwischen Lutheranern und Reformierten durch zwvei Edikte notdürftig Deine Hand zum Mund zu führen und die Rägel zu beißen. Dus herzustellen. fiehst, es ist unmöglich," usw., welche llebung wiederholt wird. Wenn das Kind dann in normalem Zustand versucht, die Nägel ab­aubeißen, fühlt es den Druck der hindernden Hand und ist unfähig, es zu thun. Jedesmal, wenn die Hand erhoben wird, hat das Kind im Unterarm eine Empfindung, die eine weitere Bewegung hindert." Dr. Regnault betont, daß die Anwendung hypnotischer Sturen nur auf franthafte Fälle beschränkt werden sollte.­

Die Wirkung der Reformation war übrigens eine rein äußer­liche. Das geistige Riveau des Berliner Bürgertums änderte sich durch sie kaum. Der finsterste Aberglaube blieb herrschend, und alle Welt glaubte noch an die tollsten Herengeschichten. So erzählt der Rektor der Schulen von Berlin und Köln , Peter Haftig, ganz ernst­haft, 1562 fei bei der Beerdigung eines sehr frommen Predigers von einer Hege ein fürchterliches Donnerwetter erregt worden, damit die Leute meinen sollten, der Teufel habe des frommen Mannes Seele in diesem Univetter hintweggefegt. Der Strausberger Pastor Engel gab um dieselbe Zeit ein Geschichtsbuch der Mark heraus, welches von den greulichsten Abbildungen abscheulicher Mißgeburten, einfluß­reichen Sternstellungen, unter denen man die verschiedensten Hand­lungen vornehmen sollte, wimmelte. Der furfürstliche Leibarzt Leonhard Thurneißer , der einen Teil des Grauen Klosters bewohnte, verschaffte sich durch die tollsten Wunderkuren von der gläubigen Menge hohe Einnahmen, und seine Kalender, mit Prophezeiungen für jeden Tag, fanden reißende Abnahme.

Auch die sociale Anwendung der neuen Lehre" blieb aus. Der Arme blieb so arm, vie er immer gewesen und wurde gepufft und herumgestoßen, wie früher. Seine öffentlichen Lustbarkeiten feierte das Bürgertum in der alten derb- finnlichen Weise. Maienfefte, Schüßengilde, Fastnachtslustbarkeiten, Stralauer Fischaug sahen tolle Gelage und Schwelgereien. Nur bei den geistlichen Spielen" zeigte fich insofern eine Henderung, als jest bald laut, bald leise das ver­höhnt wurde, was früher ehrfürchtig angestaunt war. Die Komödie vom verlorenen Sohn"( 1580), die Komödie von den drei Männern im feurigen Ofen"( 1581) waren Schnurren mit biblischem Unter­grunde, aber offenent Hohn auf die biblische Darstellung.

Solche Totale Betrachtung der Reformation zeigt uns, wie die Wirkung derfelben von der Geschichtsschreibung überschäst wird. Die großen Wandlungen wurden eben durch die socialen Ver­schiebungen hervorgerufen und nicht durch die religiösen.

Kleines feuilleton.

E. R.

1. Mondscheineffekt in der Photographie. Man glaubt, daß die Photographic immer und unter allen Umständen eine vollkommen getreue Wiedergabe des abgebildeten Gegenstandes ergiebt und in der That wird ja in vielen Fällen eine Photographie gerade darum hergestellt, weil sie vor der Handmalerei den Vorzug unbedingter Naturtreue befigt. Es giebt aber auch photographische Aufnahmen, die den abgebildeten Gegenstand in ganz andrer Darstellung wieder geben, als ihm zur Zeit der Abbildung eigen war. So fann man Bildern von Landschaften den Charakter der Mondscheinlandschaft geben, ohne daß man zu diesem Zweck starten Mondschein abzuwarten nötig hat, auch ohne daß man seine Nachtruhe opfern muß; folche Photographien fann man vielmehr mit aller Behaglichkeit am hellen lichten Tage herstellen; allerdings ist nicht jedes Wetter zu solchen Aufnahmen geeignet, das günstigste Wetter ist das, bei welchem die Sonne durch eine nicht gar zu dicke Wollenschicht verhüllt wird. Bei solchem Wetter also richtet man die Aufnahme der gewünschten Landschaft in der Weise her, daß man die Linse des photographischen Apparates direkt gegen das Licht, d. h. also gegen die von leichten Wolfen verhüllte Sonne richtet, die noch einen leichten leuchtenden Saum am Wolkenrand Herbor­bringt. Bur Aufnahme bedient man fich eines gut funktionierenden Momentverschlusses; die Expositionszeit von 1/30 Sekunde genügt bei guter Linse. Das fo her gestellte Bild läßt man fich, nicht sehr lange, entwickeln, so daß es etwas unflares behält. Die Kopien dagegen werden recht dunkel entwidelt. Um der Kopie mum den richtigen Charakter des Mond­scheinbildes zu geben, badet man sie noch in einer dünnen Lösung von Anilinblau. Sollte man es dabei versehen und die Kopie statt

Aus dem Pflanzenleben.

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Die Einwirkung des Frostes auf daa Pflanzenleben. Hugo Kalbe schreibt in der Wochenschrift Nerthus"( Altona - Ottensen . Chr. Adolff): Wer einigermaßen beobachtet, wird häufig die größte Verschiedenheit einer und derselben Pflanzenart in Bezug auf Empfindlichkeit gegen Frost wahrgenommen haben. Audrerseits zeigen ganz verschieden organisierte Pflanzen gleiche Widerstandsfähigkeit. Wiederum fällt es auf, daß Gewächse bei gewiffen Stältegraden lebend bleiben sobald diese aber längere Zeit ohne Steigerung andauern, doch erfrieren. Ferner sind getvisse Teile einer Pflanze empfindlicher als andre. Häufig sind auch die Frostschäden eines mäßigen Winters bedeutender, und was der Er­fcheinungen in dieser Hinsicht mehr find. Eine Norm für die Kälte­grade, bei welchen diese oder jene Pflanzenarten erfrieren, zu geben, ist nicht möglich; denn die Widerstandsfähigkeit des Individuums hängt völlig von den Berhältnissen ab, unter denen seine Entwidlung vor sich ging. So z. B. habe ich in dem verflossenen Jahre beobachtet. daß Isolepis gracilis, das befannte zierliche neuholländische Gras oder Frauenhaar, eine Kälte von 10 Grad Celsius ohne Schuh über­dauerte, während andre Individuen dieser Art schon bei geringerer Kälte eingingen. Jenes hatte während des ganzen Sommers im Freien gestanden und sich demzufolge den Verhältnissen mehr an sepakt, als diese. Aber nicht alle sonst im allgemeinen nicht winter­harten Pflanzen befißen eine mehr oder weniger gleiche Anpaffungs­fähigkeit. Begonien und Belargonien z. B. mögen noch so lange während der frostfreien Zeit im Freien gestanden haben sobald das Thermometer unter Null hinabsteigt, werden wir die Wirkung des Frostes an ihnen wahrnehmen, mehr oder weniger, je nach der Tiefe der Temperatur. Es ist aber noch nicht einmal nötig, daß das Queck­filber unter Null zeigt. An Zimmer beztv. Gewächshaustemperatur gewöhnte und berzärtelte Pflanzen zeigen oft die Erscheinung des Erfrorenfeins, trotzdem das Thermometer noch nicht den Gefrier­punkt anzeigte. Die Ursache ist wohl darin zu finden, daß die die Pflanze unigebende Luft infolge der Wasserverdunstung jener fühler ist als die, welche das Thermometer umgiebt. Um unfren Betrachtungen eine Grundlage zu geben, müssen wir zunächst sehen, welche Veränderung der Frost im Pflanzenkörper hervorruft. Nicht bei allen Pflanzen beziv. Pflanzenteilen ist eine folche Veränderung wahrnehmbar, die man als Erfrieren bezeichnen tönnte. Das find alle wenig wasserhaltigen, Holzartigen Pflanzen und völlig ausgereifte Samen. Saftreiche Organe, Irautartige Stengel und Blätter ein und mehrjähriger Gewächse, das Laub der Bäume und nicht ausgereifte Triebe desselben, auch fleischige Wurzeln, wie Rüben, sowie Zwiebeln und Knollen zeigen aber durch Ein­wirkung des Frostes Veränderungen. Die Hauptsächlichste und der Grund zu weiteren ist die Erstarrung der Säfte zu Eis. Zunächst gefriert das im Pflanzgentörper enthaltene Waffer. Durch diesen Borgang sondert sich eine konzentrierte Lösung des Saftes ab, die erst durch größere Stältegrade zur Eisbildung gelangt. Während ein trautartiger Pflanzenteil, unvermittelt großer Kälte ausgesetzt, durch und durch hart gefriert, bilden fich bei geringen Stältegraden Eis­fristalle in den Geweben, während die Belle infolge des ausgetretenen Wassers zusammenschrumpft. Ein Gefrieren der Zellen tritt erst bei tieferen Graden ein. Die in den Interzellulargängen sich bildenden Eiskristalle verursachen ein Zerreißen der Gewebe, und man kanka beobachten, daß die sich im Innern bildenden Eiskriftalle, indem sie bei andauerndem Froste größer werden, sich öfters durch die Epidermis hindurchbohren und so nadelartig aus dem Pflanzenteil herausstehen. Andrerseits findet auch ein Absprengen der Epidermis statt. Hierdurch entstehen die meisten partiellen Frostschäden, d. h.