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Wie man aber auch über Heinrich denken mag, jedenfalls ist es merkwürdig, unter den Heiligen der katholischen Kirche einen Botentaten anzutreffen, der ein Virtuose im Berauben von Klöstern war und durch seine ganze Thätigkeit den Beweis erbringt, daß auch in den frömnisten Zeiten des Mittelalters die materiellen Interessen im politischen Leben den Ausschlag gaben. Konrad Köster.
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geringe Einfünfte aus diesen Gegenden, faft das ganze Land sei neuen blendenden Art ihres Auftretens gepriesen werden, in Wirk Wald und von Slave bewohnt, niemals oder selten seiest du in lichkeit oft nicht das sind, was sie zu sein vorgeben. Und die hl. diese entfernten Striche deines Sprengels gekommen? Weshalb Schrift lehrt: Erheuchelte Gerechtigkeit ist nicht Gerechtigkeit, sondern scheint dir mun schwer, was du damals für so leicht hieltest?"... doppelte Ungerechtigkeit." Der Vorwurf der Heuchelei liegt freilich Das find gewiß recht sonderbare Erwägungen für Geistliche einer sehr nahe, wo der Widerspruch zwischen Lippenbekenntnis und Thaten Zeit, die zum weltlichen Oberhaupt einen Heiligen hatte. Noch so Noch so offensichtlich ist. Eines spricht zu Heinrichs Gunsten, sonderbarer ist, daß der nämliche Briefschreiber eben diefem Heiligen nämlich daß er aus seinem Herzen gar keine Mörderhöhle zutraut, er werde den Würzburger Sprengel bei längerer Wider macht. Voll Jronie läßt er fich in einer Urkunde vernehmen: spänstigkeit seines Bischofs verheeren und plündern. Die Kirchen müssen Schäße besitzen; denn ivem viel Das Muster eines Interessenpolititers im geistlichen Habit war gegeben ist, von dem kann viel genommen werden." Ein andermal Heinrichs des Heiligen bester Freund, sein Schulfamerad und seine meint er:" Es wird schnell die Zeit einbrechen, wo die Welt zurüidrechte Hand, der ihm an Frömmigkeit gewachsene Bischof Meinwert nehmen wird, was sie Gott gewidmet hat, und zwar wird die Klöster, von Paderborn . Dieser gute Mann war unermüdlich und unerschöpflich deren es jetzt im leberfluß giebt, zuerst die Beraubung treffen... in verschmitzten Anschlägen, um aus dem König Schenkungen für Was er hier für die Zukunft prophezeit, das that er nach Kräften seinen Sprengel herauszuschlagen. Mit dem naivsten Wohlbehagen felber, wo es ihm gut schien. erzählt Meinwerts geistlicher Biograph von seinem Helden zahl reiche Stückchen, die sich nicht anders als Spitbübereien benamsen Lassen. Zuweilen ward sogar dem nachfichtigen, königlichen Freund und Gönner Meintverks dessen Habgier gar zu arg. Bei einem Weihnachtsgottesdienst in Paderborn ließ der Bischof dem König nicht eher Ruhe, bis er ihm als Festesopfer ein großes westfälisches Königsgut schenkte. Gott und alle Heiligen!" jubelte Meinwerk , „ mögen dir lohnen!" Heinrich erwiderte ärgerlich:„ Und Gott und alle Heiligen mögen dich strafen, daß du zum Schaden des Reiches mir das Gut desselben zu entienden nicht ruhest." Das störte Meinwerks Freude nicht; er weissagte: Heil dir, Heinrich, für diese That wird dir der Himmel offen stehen! Seht, ihr Gläubigen, solche Opfer sind dem Herrn angenehm!" Was Meinwerk nicht geschenkt ward, das nahm er sich, wenn die Gelegenheit günstig war. beliebte" Biograph", der doch zur Schilderung des Thatsächlichen k. Biograph"-Scherze. Aus London wird berichtet: Auch der So nahm er dem König eines Tages einen tostbaren Mantel. Wiederzukriegen war von Meinwert nichts. Der König rächte sich also wie fein andrer Apparat berufen zu sein schien, fängt an zu liigen" durch einen Schabernack, der für einen Heiligen ziemlich originell und läßt sich zu allerhand Scherzen gebrauchen. Er wird eine Art Er wußte, daß Meinwerts lateinische Kenntnisse äußerst Bauberkünstler. Er beginnt z. B. feine Vorstellung damit, daß er mäßig waren, und ließ, darauf bauend, durch seinen Kastellan im auf dem weißen Schirm zwei an einem Tischchen fizende Leute zeigt. Meßzbuch des Bischofs bei den Worten pro famulis et famulabus Sie scheinen eine erregte Unterhaltung zu haben, kommen aber ( für die Diener und Dienerinnen) die Buchstaben f und a austraßen. Schließlich überein, über den Gegenstand ihres Streites eine Wette Als nun folgenden Tags Meinwerk für die verstorbenen Eltern des einzugehen. Dann nimmt jeder aus der Westentasche eine fleine Königs eine Seelenmesse las, betete er thatsächlich gedankenlos Tisch gestellt, und nun werden sie sofort lebendig und fangen an, wie ein Borer gekleidete Puppe. Beide Puppen werden auf den pro mulis et mulabus( für die Maulesel und Mauleselinnen). Mit diefem Hereinfall ward er dann von Heinrich und seinem Hof weid- nach allen Regeln der Kunst zu boren. Die beiden Gullivers flatschen lich aufgezogen:" Für meinen Vater und meine Mutter solltest du lebhaft Beifall, während die Liliputkämpfer auf einem Raum, so groß beten", sagte der König, und nicht für die Mäuler". wie ein Teller, fechten; schließlich wird der entscheidende Schlag verstand übrigens keinen Spaß, sondern ließ den königlichen Kastellan geführt und Sieger wie Besiegte werden schimpflich wieder in die als Sündenbod erbärmlich geißeln. Tasche ihrer Eigentümer gesteckt. Diese verblüffende Vorstellung wird, wie der Direktor der Biograph- Gesellschaft erklärte, dadurch Der heilige Heinrich hielt es also nicht für ein Aergernis, mit erhalten, daß zwei getrennt erponierte Films übereinander gelegt den heiligsten Handlungen der Kirche einen uit zu treiben, der bei werden. Zuerst spielen die beiden am Tisch sitzenden Männer ihren Leuten von weniger unzweifelhafter Frömmigkeit gottlos zu nennen Teil der Vorstellung vor der Camera, dann wird eine andre Biograph wäre. Er schrieb sich aber auch das Recht zu, mit dem weltlichen Photographie von einem Boyerkampf aufgenommen und schließlich Besitz der Kirche in einer Weise zu verfahren, die gewöhnlich beide Films sorgfältig zusammengefeßt. Der Größenunterschied als Raub am Kirchengut bezeichnet wird. In riesigen zwischen Zuschauern und Borern wurde dadurch erzielt, daß erstere Mengen entzog er deutschen Klöstern unter dem Border Camera näher saßen als lettere.
ift.
Meinwerk
Kleines feuilleton.
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wand, sie wegen allzu lustigen Lebens ihrer Insassen zu Aber man kann noch überraschendere Täuschungen erzielen. reformieren, das ihnen zugehörende Land und vergab es ander- Der Biograph zeigt z. B. auf dem Schirm das Bild eines kopfweitig. Ein Teil davon ging wohl in den Besiz andrer Kirchen- losen Menschen, der neben einem Riesenei steht. Der Enthauptete diener über, aber nur, weil sie den politischen Zwecken Heinrichs zerschlägt das Ei mit einem Hammer und entdeckt seinen vermißten dienten, der in den Bischöfen seine Hauptstütze gegen die unbot- Kopf darin. Das Geficht lächelt ihm zu und erlaubt, daß die Hände mäßige weltliche Aristokratie erblickte. Zu diesem Zwed hielt er sie einige Hundert Eier in gewöhnlicher Größe aus dem Munde aber in völliger Abhängigkeit von seiner Person, belastete sie mit nehmen. Dann sieht es verlangend nach Hals und Schultern, und schweren Abgaben und unaufhörlichen Kriegsdiensten, ernannte sie schließlich wird der Kopf wieder auf seinen Platz gesetzt. Der vollnach seinem Gutdünken, und, was nach katholischen Begriffen eine ständige Mann verbeugt sich dann vor dem Publikum und vers der schlimmsten Sünden ist, er trieb im größten Maße Simonie, schwindet. Diese Wirkung wird durch den wohl überlegten Gebrauch d. H. verkaufte firchliche Bosten für Geld und Gut. Von dem von schwarzen Sammetvorhängen erzielt. Schwarzer Sammet ist fonfiszierten Kirchengut ging ein sehr großer Teil direkt in weltliche überhaupt der Stoff, aus dem der moderne Biographenzauberer Hände über. Noch gegen sein Lebensende entzog Heinrich der Abtei seinen unsichtbaren Mantel formt. St. Marimin in Trier auf einen Schlag 6656 Hufen, ungefähr 200 000 Morgen, und verlieh sie an den Pfalzgrafen Ehrenfried und dessen Stammesvettern Heinrich und Otto.
Wie viel böses Blut derartige Expropriationen größten Stils unter den kirchlichen Zeitgenossen machten, läßt sich leicht denken. Ebenso wenig erbaut waren sie von einem realpolitischen Streich des Königs, der in das Jahr 1004 fällt. Da lag fich Heinrich, mit dem Polenkönig Boleslav Chrobry in den Haaren, einem eifrigen Christen, der jenseits der Elbe unter dem Vorivand der Heidenmission eine erfolgreiche Eroberungspolitik betrieb. Gegen diesen unlauteren Wettbewerb sette fich der deutsche Heilige mit allen Mitteln zur Wehr. Das schönste darunter war ein Bündnis mit dem heidnischen Wendenstamm der Liutizen, den Boleslav befehren" wollte. Da versprach ihnen der fromme Heinrich freie Aus übung ihres Gößendienstes und ihrer blutigen Opfer und zog mit ihnen gemeinsam gegen den polnischen Bruder in Chrifto zu Felde; den Liutizen wurden dabei ihre Gößenbilder vorausgetragen.
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Schon die Zeitgenossen sahen in diesem Schritt des Königs einen Ausfluß skrupelloser Ländergier, die wenigstens feinem andern zufallen lassen wollte, was vorläufig noch nicht für das eigne Reich zu gewinnen war. Angesichts des Liutizenbündnisses und der Klosterberaubung kann man fich nicht wundern, wenn sogar dem Bischof Thietmar von Merseburg , sonst einem warmen Verehrer und guten Freunde des Königs, um Heinrichs Gottähnlichkeit bange wurde. In seiner Chronit" urteilt Thietmar im Hinblid auf diese schönen Sachen:„ Es ist leider eine Wahrheit, daß di jenigen, welche in ihrer äußeren Haltung und Lebensweise, in der
Ein andres Stück der Biograph- Täuschung ist der„ Traum des Gefangenen" betitelt. Der Gefangene wird in seiner Belle schlafend gezeigt. Auf der Steinwand erscheinen nebelhaft umrissene Figuren. Allmählich werden sie immer schärfer, obgleich man die Wand noch durch die wesenlosen Formen sehen kann. Eine der Figuren erkennt man als den schlafenden Gefangenen, die andre als ein Mädchen. Es giebt einen Bant, das Blitzen einer Waffe, und das Mädchen fällt schlaff auf den Boden, als plötzlich der wirkliche" Gefangene aus dem Schlaf aufgeschreckt und wild auf das Traumbild starrt. Die Vision verschwindet, und an ihrer Stelle schwebt das geisterhafte Gesicht des Mädchens über die Wand. Auch hierbei wird wie bei den Borern die Wirkung durch Kombination zweier Films erhalten. Alle Scenen wurden in einem Atelier gespielt, das durch einen in seiner Art einzigen elektrischen Lichtapparat erleuchtet wird; wie wirkungsvoll dieses Licht ist, erhellt aus der Thatsache, daß jede der tausend Kleinen Photographien, aus denen ein lebendes BiographBild besteht, nur 1/400 Sekunde exponiert ist. Dazu gebraucht man tüchtige Schauspieler, denn es ist durchaus nicht leicht, eine Geschichte nur pantomimisch so zu erzählen, daß jeder die Bedeutung erfaßt, und vor dem Photographieren find sorgfältige Proben nötig. Ein wirklich erfolgreiches Biograph- Negativ kann zu einer fleinen Goldgrube werden, da Hunderte von Films davon abgezogen, überall hingesandt und in wenigen Monaten von Millionen Leuten ausgestellt werden können. Die Trickphotographien" werden sicherlich sehr beliebt werden, da unendliche Verschiedenheiten erdacht und die wildesten Träume des phantasievollsten Zauberers verwirk licht werden können.-