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Musik.

Lieder von

verdient ein auffallend stark besuchter Abend des Berliner Zons Die Programm- Musik, d. h. kurz die musikalische Schilderung Sonate E- moll willen, komponiert von start Kaempf, einem fünstlervereins Erwähnung und zh um einer Violins bon Vorgängen oder Zuständen, dargestellt in einem Wortterte( eben dem Programm"), ist heute eine Erscheinung, mit welcher auch der wohl ebenfalls noch jüngeren, allmählich hier beliebt werdenden rechnen muß, der sie für einen Mißbrauch der Musik hält. Gerade Komponisten. So viel wir hörten, handelt es sich um keine neuen sie verlangt eine besonders unkritische Hingebung. Wenn einmal Formen, aber um eine gute, anregende Mache. der Druckfehlerteufel in der Herstellung des Konzertzettels die Pro- Heinrich van Eycken, in demselben Konzert vorgetragen, gramme unter einander mischte, so daß dem Publikum etwa ein trieben uns bald weg; sie sind auf musikalischem Gebiete das, was Meeressturm als ein Stück Nietzsche und eine maurische auf poetischem die Baumbachiaden u. dgl. sind oder waren. Etwas mehr als Alltagschronik, wenn auch nur eine Wieder­Schlacht als der Abschied von Liebenden vorgeführt würde: Aber damit holung von früher Gesagtem, ist eine Schlußbemerkung, die sich uns ter fönnte wohl die Verwechslungen merken? würden schon die Voraussetzungen des Komponisten gestört anläßlich eines abermaligen, furzen Besuches in einem Godowsky­sein. Er verlangt eben eine Einschränkung der allbekannten Konzert aufdrängt. War uns dieser Klavier- Hererich in einem Mehrdeutigkeit der Musik auf die und die bestimmte Deutung. Dazu neulichen Bericht als ein feineres Gremplar aus seiner Klasse er­kommt noch, daß die Programmmufiken seit jeher und sie waren schienen, so haben wir jetzt davon zwar nichts zurückzunehmen. Allein auf die Dauer tritt das sagen wir mal- Ueberflüssige schon im 18. Jahrhundert beliebt, im 16. bereits vorhanden etwas einförmig in der Auswahl ihrer Inhalte sind. Schlacht und solcher Kunstfertigkeiten gar zu sehr hervor. Ist denn an derlei ein Jagd, dann das typische Um und Auf des Pathos der Liebe, Wald- Mangel? Ist es nicht ein Unrecht, sich und uns mit Darbietungen phantasien u. dergl., neuerdings klassische oder auch moderne zu beschäftigen, deren Kraftaufwand auf andren, noch nicht über­Dichtungen mit einem Bevorzugen des Heroischen: das kehrt in der laufenen Gebieten unvergleichlich gerechter wäre? Das drolligste find Hauptsache immer wieder. Durchschnittlich wird etwas über unsre dann solche Spielstücke, die eigens um des Spielens in Konzerten Interessen von heute Hinausliegendes gesucht, so etwa, wie es lange willen gemacht scheinen. Und Konzerte sind bei einem solchen Ge­Zeit im Drama und auch in der Malerei der Fall war. In die haben nichts als Veranstaltungen, die eigens dazu stattfinden, damit Mitte der Not der Gegenwart hineinzugreifen, hatte unsres derartige Stücke gespielt werden. Dafür paßt nun einmal der Erinnerns noch tein Programmmusiker versucht. Nun ist Ansdruck Lurus" so gut wie nicht bald für etwas andres. SZ.

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auch ein solcher Versuch vor uns hingetreten, geradezu eine musikalische Phantasie über die sogenannte sociale Frage. vierten der Modernen Konzerte des Berliner Ton tünstler Orchesters", der Strauß- Konzerte", kam ein Werk

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Kulturgeschichtliches.

Mittel gegen Feuersgefahr. In einem älteren

des 1879 in Böhmen geborenen, anscheinend in Leipzig und dann Geschichtswerke findet sich folgende, von der Kölnischen Zeitung " in Dlmütz wirkenden Komponisten Gustav Brecher : Aus wieder hervorgezogene, sachsen - weimarische Verordnung aus der unsrer 3eit", Sinfonische Phantasie für großes Orchester nach Mitte des 18. Jahrhunderts: Von Gottes Gnaden Wir Ernst Fügen Bersen von John Henry Mackay . Es handelt sich um das Gedicht, August, Herzog zu Sachsen , Jülich , Cleve und Berg usw. das nach dem Einleitungsvers: Diese Zeiten sind gewaltig, bringen hiermit allen unseren nachgesetzten Fürstlichen Beamten, Adelichen, Herz und Hirn in Not", mit den Worten beginnt:" Wohin ich auch Gerichtshaltern und Räthen in Städten zu wissen und ist ihnen sehe, nur trostloses Elend", und das schließt mit: Gile, eile neues vorhin schon bekannt, was maaßen wir aus tragender Landes­Jahrhundert eine Menschheit jauchzet dir zu! väterlicher Vorsorge alles, was zur Conservation unserer Lande Man kann es keinem Zuhörer verdenken, wenn er einer solchen und getreuen Unterthanen gereichen kann, sorgfältig vorgekehrt und Programmmusif mit Vorurteil entgegengeht, wenn er ferner durch verordnet. Weil nun durch Brandschaden viele in große Armut ge­vorher gespielte Werke wie den" Hamlet " von Liszt ermüdet raten können, daher dergleichen Unglück zeitig zu steuern, wir in und überhaupt durch das Konzerthören in eine zurückhaltende Gnaden befehlen, daß in einer jeden Stadt und Dorf verschiedene oder selbst mißmutige Verfassung gebracht ist. Allein gerade solche hölzerne Teller, worauf schon gegessen gewesen, mir mit der Figur Umstände sind ein guter Prüfstein, wenn nun auf einmal ein Werk, und Buchstaben, wie der beigefügte Abriß besaget, des Freitags bei dem keinerlei Gunst vorausgegangen war, überraschend und gleich- abnehmenden Mondeu mittags zwischen 11 und 12 Uhr, mit frischer sam aufrüttelnd wirkt. Kurz: Gustav Brecher hat weitaus das Dinte und neuen Federn beschrieben, vorrätig sein, sodann aber, wenn Bedeutendste geleistet, das wir an selbständigen musikalischen Pro- eine Feuersbrunst, wovor doch der große Gott hiesige Lande in Gnaden duktionen seit langem gehört haben. Allerdings spürt man in seiner bewahren wolle, entstehen sollte, ein solcher und gemeldeter Maaßen Leistung noch stark die Spuren von Liszt und von Strauß; aller- beschriebener Teller mit den Worten im Namen Gottes" ins Feuer dings machen seine Themen noch zum Teil mehr den Eindruck des geworfen, und woferne das Feuer dennoch weiter um sich greifen Suchens als der überzeugend plastischen Vollendung. Allein vor wollte, dreimal wiederholt werden sollte. Dadurch denn die Gluth allem hören wir einen Komponisten, der nicht nur über die gegen- ohnfehlbar gedämpfet wird. Dergleichen Teller nun haben die wärtigen Mittel seiner Kunst verfügt, sondern uns auch etwas regierenden Bürgermeister in den Städten, auf dem Lande aber die Bedeutendes zu sagen hat. Würde jener böswillige unt Schultheißen und Gerichtsschöffen in Verwahrung aufzubehalten und in Scene gesezt und Brechers Programm mit einem bei entstehender Noth, da Gott für sei, beschriebener Maaßen zu andren vertauscht werden wir fönnen's zwar nicht versichern, gebrauchen. Hiernächst aber, weilen dieses jeden Bürger und Bauer vermuten aber doch, daß der Widerspruch ein wenig zu merken fein zu wissen nicht nöthig ist, solches bei sich zu behalten, hierinnen würde. Das Abwärtssteigen in der Tonreihe, das seinen meisten vollbringen dieselben unsern gnädigen Willen. Gegeben in unserer Themen eigen ist, verbunden mit dem Schmerzhaften der bald ganz Residenzstadt Weimar den 24. December 1742. Ernst August, Herzog.". engen( vorwiegend chromatischen), bald weit springenden Intervalle, giebt dieser Komposition ihren düsteren und ergreifenden Charakter. Zu einem Erläuterungsheft von B. Sternberg wird das zweite Hauptthema bezogen auf die Verse: Wenige nur fühlen den Schmerz um die Menschheit" usw. Ob dieses, mehr eine milde als eine tief schmerzliche Stimmung darbietende Thema hier gerade in diefem Sinne paßt, ja ob es nicht geradezu die Fruchtlosigkeit solcher Beziehungen einsehen läßt, bleibe dahingestellt. Interessant ist aber jedenfalls, wie dieses Thema an dem hoffnungsfreudigen Abschluß in einer Umbildung wiederkehrt, die sein Aufsteigen kräftiger, deutlicher, überzeugender macht.

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Notizen.

Babel und Bibel", der zweite Vortrag, den Professor Friedrich Delitzsch unlängst in der Singakademie hielt, wird dem­nächst mit dem zugehörigen Material an Abbildungen bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erscheinen.

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Gustav Ridelt vom Schiller Theater ist von 1904 ab als Darsteller und Regisseur für das Lessing Theater engagiert worden,-

Aus den uns gegebenen Andeutungen glauben wir schließen zu können, daß dieses vor etwa sechs Jahren geschriebene Werk schon- Ludwig Thomas Komödie Die Lokalbahn" iſt nicht mehr als Maß für die Höhe des Könnens seines Schöpfers die nächste Navität des Kleinen Theaters. angesehen sein will und daß er gerade über den chromatischen" Marianne Wulf scheidet mit dem Schluß dieser Saison Charakter jenes Werkes hinausstrebt. Von vier Opuszahlen des aus dem Verbande des Schiller Theaters. Komponisten ist op. 4 als in, Vorbereitung" bezeichnet: zwei Ton­In Charpentiers Oper Louise", die im Februar gedichte für eine Singstimme und großes Orchester( Herbst" von erstmalig im Opernhause aufgeführt wird, spielen die Haupt­Lenau und Der Krante " von Otto Ludwig ). Jedenfalls sehen wir rollen die Damen Destinn und Goege sowie die Herren Philipp, weiteren Aufführungen von Brecherschen Werken mit mehr Interesse Hoffmann und Sommer. entgegen, als sich in dem ganz stereotypeu Beifall kundgab, den jene Konzertnummer so fand, wie es eben üblich ist.

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Die diesjährige Große Kunstausstellung soll eine historische Ausstellung der Landschaftsmalerei

Gegenüber diesem Erlebnis bleibt alles andre, was uns in bringen. dieser Konzertwoche begegnete, nur ein Alltag, der auch mit alltäg--Erneutes Preisausschreiben. Der Rat zu Dresden licher Chronistik zufrieden sein muß. Daß in jenem Strauß fordert, da das erste Ausschreiben an die deutschen Baufünstler Konzert der Tenorbaryton Hans Schütz aus Leipzig einige erfolglos war, neuerdings in einem Schreiben diese auf, sich um die moderne Lieder gut gesungen hat; daß darunter ein hübsches von für die Entwürfe zum Bau eines Rathauses in dem jungen Komponisten Klaus Bringsheim und ein geschickt Dresden ausgesetzten Preise zu bewerben. Der erste Preis gemachtes von Hans Hermann war; und daß von einem älteren beträgt 9000, der zweite 5000 und der dritte 3000 M. Stomponisten, dem in England sehr angesehenen C. Villiers Stanford, eine neue Frische Rhapsodie" gespielt wurde: dies dürfte genug der auswählenden Berichterstattung sein. Daneben Nil heißen. Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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Druckfehler. In der Besprechung des Nachtasyl"( Unter­haltungsblatt Nr. 17) muß es in der vierten Zeile anstatt Stil