feiner Zeit freilich auch ein Hüne gewesen, und jetzt hatten ihn nur die Jahre geduckt.

Es war ein lichter Tag. Je weiter sie fortfamen von der Station ins Gebirge, vom Kyllthal herauffletterten aufs Eifelplateau, desto großäugiger blickte die Sonne. Sie hüllte die weiße, staubige Chauffee in einen Strahlenglast und sengte den zur Zeit weißblühenden Ebereschen die zarten Frühlings­blättchen. Es war heiß, aber trotz aller Size eine herbe Frische. Tausend Himmelsschlüssel blühten auf den junggrünen Rainen und zart- lila Wiesenschaum. Unzählige Bienen summten dar­über hin. Ueber frischgepflügtes Aderland schritt hie und da ein einsamer Säemann, das weiße Säetuch um den Leib ge­fnüpft, griff hinein und warf im Schwunge Körner aus- ein goldener Regen: Gerste und Sommerroggen.

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wir erwachsenen Mujitfreunde zwischen Andantes für Bioloncell, modernen und alten Liedern u. dergl. m. herumgelvorfen werden, ,, Sei eweil nur alert, nur alert," ermunterte der alte so ist dies für junge Neulinge um so gefchmadverirrender- die oben Vater, und gab sich selber recht forsch, aber ein unruhiges Spiel da für die Jugend gerade nur das Beste gt genug ist, so wird es erwähnten einzelnen Eindrüde immer ausgenommen. Drittens: fam in seine Gesichtsmuskeln und ein ängstlich forschender der Leitung eines derartigen Unternehmens auf die Daner unmög Blick in seine, hinter Hautfalten fast gänzlich versunkenen fich sein, genügend Künstler des schlichten, warmen, nicht technisch und doch noch scharfen Augen, als er merkte, wie ungeschickt raffinierten, also wieder geschmadverirrenden könnens zu finden. Herr der Sohn zutappte und den Tritt des Chaischens ein paarmal Battle hat ein großes Geschick bewährt, die routiniertesten Mitwirkenden verfehlte. zusammenzubekommen; doch es sind großenteils solche, die uns vom Standpunkt des Faches aus interessieren, nicht von dem des Er­greifens der Kinderseelen aus. Wie dankbar muß man Herrn Opern­länger Jörn sein, daß er in letter Stunde in eine Absagelüde einsprang! Es war uns auch lieb, diesen jungen Tenor, deffen gute Entwicklung wir bereits mehrfach markierten, nun auch in einem Konzert zu hören; und daß wir hier das Unfeine, dem Kornettklang Aehnliche seiner Stimme wiederfanden, kommt für unsre Erörterung nicht eigentlich in Betracht. Aber was Kinder davon haben, wenn mit interessanten, eisestalten Tönen das Du bist die Ruh" ge­fungen wird, wissen wir schlechterdings nicht. Und dann die Nes citationen von Frl. Hedwig Reicher Alle Achtung vor dieser Dame, von der ich in meinem Kreise persönlich und künstlerisch Gutes höre! Allein wer erkennen will, was eine bis zum äußersten raffinierte Technik, die dieser Schauspielerin und Recitatorin eine Ruhmeszukunft sichert, zuwege bringen fann, ohne daß ihr und der günstigen äußeren Anlage auch nur ein Funfen künstlerischer Inner­lichkeit entspricht: der lasse sich diese Eindrücke nicht entgehen! Als Blendet die Sonn' Dich?" fragte der Alte besorgt. ich vor einiger Zeit die genannte Dame auf der Bühne sah, wie Er nickte stumm. Durch seinen Kopf wogte es: Hatte fie gleich einem egatten Mechanismus von fich gab, was in sie hinein­er nicht auch gegeben und gegeben, wie der da, mit voller konstruiert worden, war mir's, als müßte ich hinaufspringen und Hand, immer in den Säckel gegriffen und reichlich ausgestreut fie anflehen: Fräulein, spielen Sie doch lieber miserabel, aber aus was erntete er nun dafür?! Undank Undank! Er sich heraus, statt so forrett, ohne einen einzigen Ton aus dem hätte es schreien mögen heraus aus unendlicher Bitterfeit, Inneren!" Und jetzt hätte ich sie anflehen mögen: Nur einen ein­hin zu den empfangenden Feldern im Lenzfegen Undant, Bathos, mit dem Sie Heines Wallfahrt nach Kevlaar" verzerren zigen eignen Herzenston, und ich vergebe Ihnen all das entsetzliche Undank mochten die ihn wenigstens hören, den Leuten und damit den kleinen Mergernis geben!" Doch der einzige Ton fam würde er's doch nicht sagen Undank, Undank! Die nicht. Menschen waren zu schlecht alle, ja alle!

Was da gespendet ward, das würde sich nun bald wieder bezahlen tausendfach! Hannes seufzte plötzlich auf und legte die Hand über die Augen.

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set Dir schlecht, Hannes?" fragte der Alte wieder. Jesses, Jung! wat biste eweil jo rot?"

( Fortsetzung folgt.),

Aus der musikalischen Woche.

Daß mit den allermeisten heutigen Leistungen in der Kunst das Wolf, als Inbegriff der Bevölkerung genommen, nicht miflebt, und daß in Uebereinstimmung damit auch die heranwachsende Generation fich im allgemeinen noch nicht da hineinlebt, ist anderswo und hier bereits mehrfach besprochen worden. Daß nun verschiedentliche Ber­anstaltungen versucht werden, um ein solches Mitleben herzustellen, ist sehr ehrenwert, aber schon insofern merkwürdig, als sie zeigen, wie etwas fünstlich hergestellt werden soll, das wir uns lieber als ein spontanes Geschehen denken möchten. Wer freilich eines der Jugend Konzerte" besucht, deren 7.( in der großen Phil harmonie) wir am Mittwoch hörten, wird zunächst den Eindruck des Natürlichen und Naturfrischen haben. Ein herzerfreuender Anblick, dieje dichtgedrängte Schar froher Kinder, mit eingesprengten Onteln und Tanten, im Gegensatz zu früheren Stonzerten nun auch schon gut erzogen zur bescheidenen Aufmerksamkeit, wohl am meisten infolge der guten Weifungen des Konzertprogramms. Dazu reife Stünstler mit ausgewählten Nummern, wie man sie vom Standpunkt unires Konzerttreibens aus schtverlich besser auslesen könnte; die Mit­wirkenden ersichtlich ganz oder so gut wie ganz aus Liebe zur Sache dabei; und hinter all dem die wie man auch ohne nähere Kenntnis annehmen muß Riesenarbeit des eigentlichen Veranstalters,

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Musikdirektors May Battke, der im Ringen um das Entgegen tommen der Schulwelt sowie um die Neberwindung der unvermeid­lichen Reibungen sicher seine blauen Wunder erlebt haben wird. Jedenfalls möchten wir die Erscheinung dieser Konzerte in unfrem Musikleben nicht mehr missen, und gewiß wird da mancher Hörer, manche Hörerin noch im späteren Leben dankbar sein für diesen oder jenen einzelnen Eindruck, der sich unter solchen Verhältnissen leicht tief und dauernd eingräbt. Ein andres ist es allerdings, wenn wir sozusagen aufs Gewissen und mit dem Bewußtsein von unsrer Hoch­achtung vor all dem persönlich so Achtens- und Dankenswerten gefragt werden, ob wir grundsäßlich dieses Unternehmen und seine specielle Durchführung für den richtigen Weg zur fünstlerischen Erziehung der Jugend und damit des Volkes halten. Und da befinden wir uns in der gegenüber so viel Aufgebot von Uneigennüßigkeit und gutem Willen in der peinlichen Lage, ein" Rein" aussprechen zu müssen; ein Rein" freilich, das hundertmal mehr unsre Kunst- und Erziehungsverhältnisse überhaupt trifft, als den Veranstalter und seine braven Hilfskräfte. Erstens gehört eine Bildung zur Musik in die Schule selber; ich sage: eine Bildung zur Mujit, nicht ein Heruntersingen von Liedern im Chor. Zweitens: wenn Battle und Genossen sich einsetzen für die Ausfüllung einer traurigen Lücke in amfrem Schulwesen, so würde zu wünschen sein, daß sie auf einer würdigeren Grundlage unsrer Mufitpflege überhaupt operieren könnten, als die heute gegebene in der That ist. Allein wenn schon

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In der Geschichte der Malerei giebt es einen merkwürdigen, ,, wunderschön" malenden Künstler, Raphael Mengs ; der war von seinem Vater zur Kunst geprügelt worden...

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Volkstümliches und wenn uns diese analoge Bezeichnung erlaubt ist Kindertümliches will in großen und einfachen, be­scheidenen und gemütvollen Linien gehalten sein. Volkslieder haben viel davon, zumal wenn nicht eine formale Metrik der Musik den Tert fünftlich zwängt; und allerdings werden sie uns meift in Fassungen geboten, bei denen man nicht recht weiß, wie weit die ur­sprüngliche, meist sehr schwankende Gestalt schulgerecht überarbeitet ift. Die acht italienischen, englischen, französischen, deutschen Volks­lieder, die wir neulich inmitten zahlreicher Kunstlieder der Altistin Marianne Geyer hörten, waren von dieser Art. Derlei gehört unter dem heute auftreibbaren Material zu dem günstigsten für musikalische Anregung des Volks und der Jugend, und wir empfehlen die Sängerin mit ähnlichen Programmnummern auch der Leitung der Jugend- Konzerte. Interessant war der Um­stand, daß von jenen acht Stücken das äußerlichste, schon an Edwin Schultz streifende: Jm Wald bei der Amfel", mehr Antlang fand, als gediegnere wie z. B. das( ostpreußische) Gieb mir dein Herze". Frl. Geyer besitzt eine der anmutigsten und bestgebildeten Altstimmen, die wir fennen, und ihr ganzes fünstlerisches Gehaben zeigt sich als ettvas Echtes. Auf die Dauer ermüdet freilich der Mangel an Schärfe und Größe( dem schon durch strengeres Herausbringen der Konsonanten etwas abzuhelfen wäre); die Sängerin bewegt sich eben, und zwar wohl mit richtigem Bewußtsein ihrer Kunstgrenzen, im Genre des Schäferlichen, Wiegenliedlichen, um nicht zu sagen Wiegenliederlichen.

Weitab von allem Vollsmäßigen führte uns ein Konzert des Marteau Quartettes. Henri Marteau , ein junger französischer Geiger, hat sich binnen furzem zu einem großen Ruhm aufgeschivungen, und sein Quartett( mit den Herren Rey= mond, Pahnte. Rehberg) gehört bereits zu den meist­genannten Vereinigungen. Welcher Gegensatz auch im Publikum zu dem in einem Jugend- Konzert und zu dem in einem Oberlicht­faal- Konzert wie dem von M. Geher! Bei Marteau die Auslese der äußerlich feinen Gesellschaft. Die Spieler selbst allerdings auch innerlich fein, lebendig frischen Tones, wenngleich ohne die intensive Ausdrucksfülle andrer. Sie begannen mit einem ganz neuen Streichquartett( F- moll) eines ganz jungen Mannes, Karl Klingler . Es ist eine vornehme Arbeit mit manchem Mar­tanten, im ganzen aber ohne jenes Entscheidende, das sowohl dem Volkslied wie dem, was wir flassisch" nennen, seine Unsterblichkeit giebt: die überzeugend flare Prägnanz der thematischen Gestaltung. Aus Klinglers Stimmengewoge hebt sich nur wenig von solch über­zeugend Prägnantem hervor. Bleibt noch eine nicht üble Kunst rhythmischer Frische. Ein ebenfalls neues Quartett von Marteau selber( op. 5, Des- dur) fonnten wir wegen des vorgenannten, damit kollidierenden Konzertes nicht mehr hören. Aus der Partitur, die läuflich zu haben war, erkannten wir ebenfalls solche rhythmische Vorzüge und eine noch schulgerechtere Mache. Im übrigen sind die paar Haupthemen, mit denen der Komponist den Inhalt seiner drei Säge bildet, so trocken ausgeflügelt, und die übrigen Themen so wenig plastisch, daß wir eben von jener rhythmischen Bewegi heit abgesehen, die uns als ein historisch wichtiger Fortschritt freut doch schließlich nichts als ein Stüd Mache vor uns haben.­

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SZ.