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uns bei einigen Neueren, z. B. bei R. Strauß und H. Wolf der Fall der letzteren ausfällt. Man halte etwa das Bild Schwarzwald­zu sein scheint. Nun aber die engeren Verschiedenheiten: die Be- flora"( 1879) gegen den Julitag"( 1896). Wie auf diesen, so gleitung steht dem Gesang mehr nur dienend und einigermaßen ab- findet man auf allen entsprechenden einen starken Gegensatz zwischen geschlossen gegenüber, oder sie verwebt sich enger mit ihm zu einem der lichten lockeren Farbigkeit der früheren und dem gleichmäßigen, gleichgeordneten Bestand des Ganzen; ersteres mehr die ältere, flächigen, fast trockenen Farbenauftrag der späteren Arbeiten. Das letzteres mehr die neuere Weise. Schubert, sozusagen der Begründer geht so weit, daß in den Porträts die Farbe einen beinahe metallisch der neueren Liedkunst und namentlich der Schöpfer einer ausführ- glänzenden Charakter annimmt, der oft von einer verlebenden Härte lichen Begleitung, steht noch mehr auf der ersteren Seite. Seine ist. Das Motiv, das den Künstler in diese Richtung trieb, liegt wohl und Mendelssohns Begleitungen könnten noch geradezu als Klavier- in der immer stärkeren Betonung der Linie, in dem Bestreben, in übungen dienen. Für Schumann trifft dies halb zu und halb nicht der Natur wenige, scharf umrissene Züge herauszuarbeiten, die ihren zu. Gänzlich überwunden ist es bei Robert Franz. Und mit diesem Charakter bestimmen. Aber er erscheint in der früheren, mehr ist wenigstens grundsäßlich das gegenwärtige deal der Liedkompo- malerischen Art ungleich liebenswürdiger und lebendiger, wie auch sition erreicht. Er giebt ganz einfach den Inhalt des Gedichtes seine Farben, auf ein weiches Blau oder Grau gestimmt und in zarten musikalisch wieder. Er thut es mit einer Schlichtheit, über die nun Nuancen abgestuft, mehr anmuten als die fälteren, trockenen der freilich hinausgegangen werden kann, mit einer Gleichmäßigkeit und späteren Zeit. Wie fein ist die Abendstimmung im Schwarzwald Rundung des Ganzen, der gegenüber einzelne Seiten des Ganzen mit der herabsinkenden Dämmerung zwischen den hohen Stämmen, reicher und schärfer hervortreten können. Im blühenden Klang der durch die nur hier und da noch ein erlöschendes Goldgelb vom Abend­Töne leistet Schumann, in der Wiedergabe der Sprachlinien mancher himmel hindurchblizt. Auch in dem Felsenthal" ist, obwohl hier schon Neuere, wie etwa A. Nitter, mehr. Und hier thut sich nun ein be- die glattere Manier anflingt, der Gegensatz zwischen den Dämmer­sonderer Gegensatz auf. Der Komponist verlegt sich entweder darauf, tönen der tiefen Schlucht und dem letzten Rot der Wolken über den dem Gesamtgeiste des Tertes den Gesamtgeist der Komposition ent- hohen Felsen noch sehr diskret zum Ausdruck gebracht. Die ge­sprechen zu lassen, oder er läßt diese von Teil zu Teil den einzelnen schilderte Entwicklung, das Hervortreten der Linie, die Zurückführung Schritten des Textes entsprechen. In jenem ist Schubert der Größte, der nuancenreichen, sich in einem bestimmten diskreten Gesamtton und die mehr romantischen Meister wie Schumann folgen ihm nach. einigenden Farbentöne auf wenige breit hingestrichene Hauptfarben, In diesem dagegen suchen Liszt und die ihm Nachfolgenden bis herab zeigt den stark dekorativen Charakter der Kunst Thomas, der in den etiva auf W. Mauke das Schärfste an Charakterisierung zu erreichen. lezten Jahren immer deutlicher zum Ausdruck gekommen ist. Dafür Nun aber, wenn wir noch weiter beschreiben wollen, geraten wir sind die vielen Steindrucke bezeichnend. Es sind Blätter, die mit immer mehr ins Dunkel. Am chesten läßt sich noch folgender Gegen- ihrer einfachen, klaren Zeichnung auf dem fein gewählten farbigen satz feststellen. In guten Texten liegt eine Stimmung, und diese Papier wirklich als wundervoller Wandschmuck dienen können. In die an Stimmung vermag ein Komponist nachzuzeichnen. Er fann uns ihnen äußert sich bei mancher befremdenden Einzelheit aber auch eine Stimmung von sich aus geben, sozusagen vorzeichnen, ziehendste Seite der Thomaschen Kunst, der unerschöpfliche Reichtum und uns durch sie dadurch so disponieren, daß wir nun die Bilder an Ideen und Motiven, die treuherzige, oft humorvolle Auffassung des Dichters besser in uns aufnehmen, zumal wenn sie nicht leicht seines zum Sinnieren über Gott und die Welt gestimmten Gemüts, ohne weiteres aufzunehmen sind. Und darin scheint uns nun, sofern die lebhafte Phantasie, die in den Gestalten der deutschen Sage lebt cine Worterklärung hier überhaupt einen Sinn hat, die specifische und die Natur mit Lebewesen bevölkert, in denen die Stimmnug einen Kunst Ansorges zu liegen; und damit stimmt es auch, daß er gern prägnanten Ausdruck gewinnt.- Terte von R. Dehmel wählt, gewiß nicht dem plastisch- flarsten der bedeutenderen Liederdichter von heute. Wie er, beispielsweise zu den Gedichten Letzte Bitte" und Himmelfahrt", von vornherein eine Begleitung anschlägt, die nicht etwa die Darstellung des Dichters nachzeichnet, sondern uns ein ganz eignes musikalisches Fühlen giebt, das jener entgegenfommt; wie er uns dann weiter so führt, daß wir Teicht die Schritte des Dichters mitmachen, emporsteigende oder was es sonst eben für Schritte sind: das ist speciell Ansorges Lied­funft.

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Wir sind zu diesen Darlegungen angeregt worden durch einen Liederabend von Helene Berard. Nicht weil ihre Sangesweise uns etiva besonders innerlich ergriffen hätte; ihre gewaltige, gut aus geglichene Stimme paßt besser zu pathetischen Arien älteren Stils. Aber ihr Programm gab einige gute leberblicke über die Entwicklung des Liedes seit Mendelssohn, und das Verhalten des Publikums war charakteristisch. din Zied von N. Frans bestätigte wieder, was wir oben sagten; kaum eine Nummer des Programms, die nicht durch ein Hervortreten nach dieser oder jener Seite hin bei Ansorge durch eine gewisse Gewaltkraft.- über der Innerlichkeit von N. Franz einen Vorteil hatte. Ein Begehren des Publikums nach Wieder holung wurde feinem der Lieder von Ansorge zu teil, obschon dieser selbst als Begleiter mit Interesse begrüßt wurde, wohl aber einem Kitsch( wie die Maler sagen) von P. Scheinpflug. Und die bekannte traurige Unart des Publikums, in den Begleitungsschluß eines Liedes hineinzuklatschen, fam in besonders auffallender Weise zur Geltung gegenüber einem Liede(" Beherzigung" nach Goethe ) von R. Strauß .

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Humoristisches.

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k. Amerikanischer Humor. Sie fann sich's Leisten. Ich würde mich gern für Sie opfern," sagte der arme Graf. Das ist nicht nötig," entgegnete Miß Gotror. Wenn ich mich entscheide, Sie zu nehmen, kann ich es mir leisten, den regu­lären Preis zu zahlen." Bewiesen. Ihr Sohn ist, wie ich höre, Student der Philosophie?"" Ja, ich glaube wohl. Ich kann nicht verstehen, worüber er spricht." Ein kostbares Ge­schenk. Was werden Sie Ihrer Frau zu Weihnachten schenken?" " Ich werde ihr einen Abend in der Woche schenken. Ich habe mich entschlossen, aus einer der geheimen Gesellschaften, denen ich angehöre, auszutreten." Ein Optimist. Was ist ein Optimist, Vater?" Ein Optimist, mein Sohn, ist ein Mann, der glaubt, daß in einem oder zwei Monaten die Kohlen billig sein werden." Verbesserte 3n1 wrist. Eine Witwe in der Grafschaft Bulaski hatte auf ihres Gatten Grabdenkmal die Inschrift sezen lassen: Mein Schmerz ist so groß, daß ich ihn nicht ertragen kann." Als sie sich ein Jahr später wieder verheiratete, ließ sie der obigen Inschrift das Wort allein" hinzufügen. Ein Vorteil. Ich denke, eine Frau fann ihres Mannes Liebe am besten erhalten, wenn sie ihm un­beschränkte Freiheit giebt."" Das denke ich auch. Außerdem ist es Eine wahrscheinlich müßlich, um die Scheidung zu erlangen." techtfertigung. Sie mißbilligen die fonventionellen Lügen?" Ja," antwortete Miß Cayeme. Und doch habe ich Sie zu vielen Leuten sagen hören: Ich bin ganz entzückt, Sie zu sehen!" Und die Bemerkung entsprach auch in jedem Fall der Wahrheit. Ich möchte nämlich nicht blind sein."

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Notizen.

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Wir wären zu jenem Konzert vielleicht garnicht gelangt, hätte es uns nicht als Erfah dienen müssen für eines, das wir besonders gern in unsre Betrachtung gezogen hätten. Es war ein armeni= icher Abend angekündigt, an dem neben andersartigen Vorträgen auch armenische Kompositionen kommen sollten. Wer einmal auch nur wenige Beispiele von solchen gehört hat, behält den Eindruc Die Hamburger Bürgerschaft hat zustimmend einer gewichtig ernsten, harmonisch eigenartigen Tonfunst. Leider dem Antrage des Senats dem Lyriker Gustav Falle ein war jener Abend, obwohl als öffentlich mit Billetverkauf angesagt, Jahresgebalt von 3000 Mart bewilligt.- schließlich doch nicht durch eine offene Kasse zugänglich. Wir be-Die Münchener Zeitschrift Die Gesellschaft" sieht dauern eine solche Erschwerung des Kunstinteresses und der Kunst- fich gezwungen, ihr Erscheinen bis auf weiteres aus fritif um so mehr, als unsrem Konzertleben über seine einseitige Aus- zuseßen". wahl und Bevorzugung mancher ausländischer Leistungen hinaus Philipp Langmanns Drama Die

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Herz

nicht nur eine Gerechtigkeit gegen heimische Komponisten, sondern marke" ist vom Schauspielhaus zur Aufführung angenommen auch eine gleichmäßige Weltpolitik" notthut. Auf musikwissenschaft - worden. lichem Gebiete wirkt jetzt die Internationale Musik­ Otto der Faule ", ein Lustspiel von Hans L'Aronge, Gesellschaft" wenigstens mit einigen Anfängen; hoffentlich geht Ende dieses Monats erstmalig im Luisen- Theater in geben diese bald auch praktisch zu thun.

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Kunft.

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SZ.

-hl. Von Hans Thoma bringt der Kunstsalon von Keller u. Reiner eine Ausstellung, die eine Anzahl älterer und jüngerer Bilder und die zahlreichen Steindruckblätter des Künstlers bereinigt. Unter den Bildern sind es besonders die Motive aus dem Schwarzwald , die die Aufmerksamkeit fesseln. Dabei drängt sich der Unterschied zwischen den Bildern, die etiva aus dem Ende der 70er Jahre stammen, und den um zwei Jahrzehnte jüngeren dem Auge sehr stark auf; aber es scheint nicht, daß der Vergleich zu Gunsten Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag:

Scene.

t. Eine technische Kuriosität hat ein amerikanischer Erfinder Namens Niswick in die Welt gesetzt, nämlich ein heizbares Bett, das gewiß für alle Eigentümer falter Füße namentlich während der Wintermonate ein willkommener Besiz wäre. Die Erfindung" besteht aus einer Reihe von Warmwasserrohren, die auf Der Unterseite und um das Bett herum verlaufen und mit einem kleinen Behälter unter dem Bett in Verbindung stehen; letzterer wird durch eine kleine Lampe geheizt.

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 8. Februar. Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.