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Geschlechtscharaktere zu halten. Am günstigsten liegt die Sache dort, wo Frauen sich üblicherweise viel bethätigen, am ungünstigsten dort,
Humoristisches.
wo sie noch nicht recht zu Wort gekommen sind. Die Bewährung der in einent entlegenen Schwarzwalddorf die Knabenabteilung. An der Die Kunst in der Schule. Der Schulinspektor inspiciert Frauen auf mathematischem, politischem, geschäftlichem, mimischem wand erblickt er sofort ein Bild der Nafaelschen Madonna und giebt Gebiete ist anerkannt genug. Auf dem des Instrumentalspieles und seiner Verwunderung dem jungen Unterlehrer gegenüber sofort lebdes Gesanges bethätigen sie sich massenhaft, und hier möchte man, haften Ausdruck: es freue ihn, daß der Lehrer durch Anbringen des namentlich im Instrumentalspiel, wirklich ein Weiberfeind, ein An- Bildes bereits in den jungen Gemütern der Knaben Sinn und VerHänger der Theorie von originärer weiblicher Besonderheit werden. ständnis für das Schöne wecke und fortbilde, er gratuliere von ganzem Eie spielen im Durchschnitt einfach unleidlich, so ohne Mark und Straft". Aber sieht man wiederum näher zu, so ist's abermals die Herzen zu solcher Methode. Etwas beschämt zwar, aber doch pfiffig alte Geschichte des Unentwickelten, der Mangel an größerer Geschmunzelne, entgeguet darauf der Unterlehrer:" Eigentlich hat die staltung ganz wie„ bei uns", nur daß bei uns der Durchschnitt Sache doch einen andern Grund, Herr Schulrat, die ganze um einiges höher liegt. Was dem Spiel der Frauen fehlt, läßt eit fümmelten mir die Buben mit den Ellbogen auf den Schulsich ganz rein als ein musikalisches Deficit analysieren, ohne daß man ich ihnen oben an den Engeln nur immer vor Augen halten, wie tischen herum und stützten die Köpfe auf die Arme, und da wollte Spekulationen über Seruelles anzustellen braucht, und läßt sich in miserabel so etwas aussieht." ― jedem Augenblick an einem männlichen Schüler experimentell nachbilden.
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Weit zurück sind die Frauen von jeher in der Komposition. Da hätten wir also den Mangel der Schaffenstraft! Allein die Sache ist schlechthin noch nicht so spruchreif. Man glaubt" es ihnen nicht recht; und wir dürfen es ihnen nicht verargen, daß sie ihre Kräfte nicht um die Anerkennung verbrauchen, daß sie zurückhaltend sind eine noch der am ehesten wirklich seruell- weiblichen Eigenschaften! In den Adressen der Musikerkalender und dergleichen wagen es die wenigsten, sich„ Komponistin" zu nennen, und von weiblichen Kompositions, ja auch nur Theorielehrern hört man fast niemals etwas, obwohl hier das Geschlecht selber doch wahrlich nicht viel in Betracht kommen kann. Nun sind am letzten Sonntag in einem unscheinbaren Stonzert Berliner Komponistinnen zum Wort zugelassen worden. Herr A. N. Harzen- Müller, der seine Schön e- berger Volksunterhaltungs- Abende" unter den primitivsten Verhältnissen tapfer und trok aller Mittelmäßigkeiten anerkennenswert weiterführt, hat uns mit acht komponierenden Frauen bekannt gemacht, zum Teil unter ihrer eignen Mitwirkung. Zuerst möchten wir, ohne jedoch einen Tadel zu erheben und hauptsächlich, um die Zahl 8 nicht für die Grenze des hier Vorhandenen halten zu lassen, feststellen, daß folgende Namen von Komponistinnen aus Berlin fehlten, die uns aber nur eben zufällig, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, unterkommen: E. Breiderhoff, T. Carreño, M. Danziger, V. Lyon, A. aus der Ohe, C. v. Osterzee, E. Streit. Was wir nun hörten Lieder, Violinstücke, Klavierstücke rechte Weibermusit, will sagen: recht unentwickelt. Nicht einmal der Ehrgeiz, specifisch modern zu komponieren, trat in bemerkenswertem Grad hervor. Die bei Nachfolgern Mendelssohns übliche Sazweise, die heute die Männer sozusagen am gründlichsten zu verschmähen trachten, lebte wieder auf. Seine rechten scharfen, plastischen Züge; doch trat dies noch mehr bei dem Instrumentalspiel einiger dieser Komponistinnen hervor und kennzeichnet sich hier noch flarer als dort einfach als ein Minus in der Ausreifung.
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Gehen wir kurz das durch, was wir gehört haben, wobei freilich der Mangel an Liederterten störend wirkte! 1. Frl. Hermine Schwarz spielt( mit unklarem und so recht unterschiedslosem Vortrag) drei Klavierstücke von sich, richtige Proben der Schule, zum Teil kindisch; daß wir statt dessen" kindlich" sagen dürften, dazu müßte die Durcharbeitung vollkommener, nicht an so einförmige Bässe gebunden sein. 2. Miß M. D. Norris ist schon respektabler; macht Mendelssohn; spricht ein wenig aus dem Innern; schadet sich durch Breite; spielt gewandt und mit einer matten, langweiligen Vornehmheit Violine. Ihre Kompositionen gehen einem wenigstens sozusagen ein und haben manches Feine; leiden an einer aus alten Klaviermoden stammenden Begleitung. 3. Frau Hedwig Levin Stoelping: ihre Sängerin Frl. Elisabeth Ohrhoff spricht undeutlich aus, was das Beurteilen sehr erschwert; einen tändelnden, ziemlich reizlosen Charakter ihrer Kompofitionen glauben wir immerhin herausgefunden zu haben; mancher rechte frische Zug wird wieder durch eine plumpere Begleitung beeinträchtigt. 4. Frl. Selma Berliner: höchste Sentimentalität, und im eignen Spiel wenig metrische und sonstige Gestaltung. Angenehm konnte es auffallen, daß kaum eine der vorgeführten Kompositionen so lärmend war, wie es sonst üblich ist was nun freilich zu dem wenigen„ Weiblichen" gerechnet werden
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Die Nummer 4 bedeutete die Grenze der Leistungsfähigkeit unfres Hörens. Um die folgenden Nummern einigermaßen für unsre Flucht aus dem Konzert zu entschädigen, wollen wir sie auf zählen: 5. Frau Mary Clement, 6. Frl. M. v. Wittich, 7. Frl. Anna v. Mosengeil( Pseudonym A. di Nordo Lief), 8. Frl. Emma Wooge. Alle diese hatten Lieder, die Letztgenannte auch Violinstücke und Frauenterzette auf dem Programm. Nennen wir noch u. a. Herrn May Heinede als KlavierHelfer, so ist wenigstens auch das äußere Bild des Konzerts etivas vollständiger gemacht. Zählen wir recht, so waren unter den 40 angekündigten Stücken 24 noch Manuscript.
Auf das entschiedenste können wir zur Fortsekung solcher Verfuche raten. Es handelt sich hier nicht um die höchsten Anforde rungen, sondern um eine Revue des Vorhandenen, um einen Einblick in dessen durchschnittliche Höhe, und um eine Gelegenheit für die Künstlerinnen sowie für ihre Berater und Helfer, zu eignen Urteilen über das Erreichte und über das nächst Erreichbare zu gelangen.
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Neues von Serenissimus. Serenissimus besucht auf der Reise incognito ein Nachtcafé. Plöglich sagt er zu seinem Begleiter: eh, mein Lieber, haben mich aber in, äh, recht zweifelhaftes Lokal geführt, Damen sind ja hier dekolletiert, wie auf unirem Hofball. In einer, äh, anständigen Wirtschaft, fam doch so was, äh nicht vorkommen."
und Eier sind bereits auf die Bühne geflogen. Umsonst. Der -Auf der Schmiere! Pfeifen und Zifchen; faule Hepfel Mime, der gerade mitten in einem endlosen Monologe hält, deklamiert weiter. Endlich schleudert ein Zuschauer mit der Kraft der Verzweiflung einen Stiefel auf die Bühne und der Schauspieler will die Flucht ergreifen.
Spiel weiter," schreit der Direktor aus den Coulissen, spiel weiter, bis wir den zweiten Stiefel friegen!" ( Jugend.")
Notizen.
Theaterkonflikt in Köln. An den vereinigten städtischen Theatern in Köln haben 14 Angehörige des Schauspielhauses und 15 des Opernhauses, mitsamt dem Ballett, von dem neuen Direktor Otto Purschian ihren Vertrag gekündigt erhalten. Herr Burschian will sparen. Die Gefündigten und Geschädigten schieben in einer Erklärung die Hauptschuld auf die Theaterkommission, die den früheren Direktor Hofmann von seinem Vertrage entband, dem neuen Direktor Purschian aber keinerlei Verpflichtung auferlegte, die laufenden Verträge zu übernehmen. Das Wiesbadener Residenz- Theater hat eine vieraktige Komödie„ Neukunst" von Georg Wilhelmi zur Aufführung angenommen. Das Stück soll die neukünstlerischen Bestrebungen der Darmstädter Künstlerkolonie zum Hintergrund haben. Konzert des Richard Strauß bringt im nächsten modernen Berliner Lonkünstler- Orchesters, das am 16. Februar bei Kroll stattfindet, Smetanas symphoniſche Dichtung Labor" zur Aufführung.
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Karl v. Kastels Volksoper„ Der Dusle und das Babeli", Tert von Schriefer und Kolloden, hatte bei der Erstaufführung an der Münchener Hofoper einen starken Erfolg. t. Die merikanische Que de. Ein bei uns so verhaßtes Unkraut wie das Queckengras erfährt in einigen Ländern und namentlich in Mexiko eine ausgiebige Verwertung, indem man ihm die schlechten Ländereien überläßt. Aus seinen Wurzeln wird vornehmlich ein Stoff für die Herstellung von Bürsten und Besen gewonnen, die den Vorzug einer großen Widerstandsfähigkeit auch etwa drei Jahrzehnten erst 55 000 m. brachte, erzielt heute die gegen Nässe besitzen. Die Ausfuhr der merikanischen Quecke, die vor Summe von über 6 Millionen Mark. An Ort und Stelle wird der Metercenter mit 30 bis 35 M. bewertet, auf den europäischen Märkten natürlich höher, und zwar mit 100 bis 170 m.
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Ein sonderbares Malheur ist dem Kunstkritiker der Straus erzählt in seiner Fackel": Wiener Neuen Freien Presse", Franz Serva es, passiert. Karl Von einer Dämonie, die bis sprechung der vom Hagenbund veranstalteteu Böcklin- Ausstellung, ans Groteske geht," schrieb er( Servaes) am 6. Januar in der Beist Böcklins Judith". Man kann das Bild für einen Wig halten, wenn auch für einen unheimlichen, ja ungeheuerlichen. Die Judith wird nämlich als strenge, sittsame Magd gemalt, die das vergossene Blut des von ihr gemordeten Feindes höchst korrekt auf paar Weingläser stehen. Dabei ist in das starre, verschlossene Antlitz des einem Tablett in einer Karaffe trägt, neben der noch zum Ueberfluß ein steifen Haltung des Halses, sowie der ausgespreizten, das Tablett Weibes mit den schwergesenkten Augenlidern und in der absichtlich tragenden Finger etwas wie ein Nachklang von der grausen That hineingelegt." Was Herr Servaes nicht alles sieht! Und Böcklin hat doch bloß die Judith aus dem Landvogt von Greifensee"( Gottfried Keller," Züricher Novellen") gemalt, die nach der Fechtstunde bei ihrem Vater, dem Kapitän, den erhitzten jungen Herren einen Labetrunk kredenzt.
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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 15. Februar. Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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