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" Sehr freundlich von Ihnen, Olga Andrejevna, daß Sie ge­fommen sind. Aber ich bitte Sie, Klawdja Wassiljewna, wie dürfte ich es wagen, Ihrer Einladung nicht folge zu leiften! Das wäre ja gar nicht verwandtschaftlich."

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Schön, schön! Also um was es sich handelt... Heute findet ein fleines Diner bei uns statt... ein paar Leute, mit denen mein Mann geschäftlich zu thun hat.

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Selbstverständlich nur ganz weitläufig. Aber trotzdem. Aber trotzdem... I was feine Sicherheit betrifft. In letzterer Hinsicht haben freilich die Nicht jeder hat solch einen reichen Verwandten! Da macht man ihn Jahre 1899 und 1900 den alten Glauben bedenklich er­sich, wenn nicht anders, wenigstens auf der Visitenkarte zu Nutzen." schüttert: gegenüber 35,6 bis 46,5 Millionen Fischen in den vorhergegangenen Jahren ergab 1899 nur noch 15 Millionen, 1900 gar mur 82 Millionen Stück, ohne daß man eine be­stimmte Ursache dafür angeben könnte. Die Dorschfischerei an den Lofoten ist bekanntlich im wesentlichen Winterfischerei; fie beginnt schon im Dezember, erreicht ihren Höhepunkt im Januar und Februar und nimmt im März langsam ab. Früher galt der 14. April als Endtermin und gleichzeitig als Anfang der Fischerei an Finmarken; jetzt bleiben viele Fischer im Westfjord der Meer­enge zwischen den Lofoten und Norwegen  , bis der Telegraph ihnen die Ankunft der Fischschwärme auf den nördlicheren Fisch­gründen meldet. Der Telegraph ist für die norwegische Fischerei überhaupt ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel geworden, und die Regierung hat ihr Bestes gethan, um alle Sen Fischfang betreffenden Nachrichten so rasch wie irgend möglich zur allgemeinen Kenntnis zu bringen. Die Vögte und Amtmänner ber verschiedenen Bezirke sammeln alle auf die Fischerei bezüglichen Nachrichten und übermitteln sie mindestens einmal wöchentlich in der Saison auch öfter an bestimmte Centralstellen, von denen sie umgehend an alle Telegraphenämter weiter gegeben werden und zwar zur sofortigen Veröffentlichung. Am wichtigsten ist das natürlich für den Sild  ", den Hering, dessen Schwärme bald hier, bald dort in besonders großer Menge auftreten; aber auch beim Dorschfang fann viel Geld gespart werden, wenn die Fischer Eintreffen der Fische da sind. nicht eher auszulaufen brauchen, als bis sichere Nachrichten über das

Aber ich bin ja gar nicht danach angezogen!" " Thut nichts: ich gebe Ihnen nachher eins meiner Kleider. Wir haben 12 Personen eingeladen. Mit meinem Mann und mir werden wir also gerade 14 zu Tisch sein. Aber wenn nun irgend einer der Herren nicht kommt, sind wir bloß 13... Und das ist sehr unan: genehm, verdirbt manchen Leuten sogar den Appetit. Da habe ich mich Ihrer erinnert. Gehen Sie einstweilen in mein Schlafzimmer, zichen Sie sich um und warten Sie. Wenn olle Gäste kommen, schicke ich Ihnen das Essen hinein. Wenn jedoch bis 27 nur 11 Personen da sind und wir zu Tisch gehen müssen, rufe ich Sie. Aber bitte: mischen Sie sich nicht in die Unterhaltung und begießen Sie mein Kleid nicht mit Sauce. Und dann noch eins: effen Sie um Gottes­willen nicht so viel. Ich gebe Ihnen lieber später noch etwas zu effen."

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Ich wollte Dich schon lange mal fragen, Andrei Andreitsch: Warum wirfst Du diesen Herrn Mothlkom nicht hinaus?" Ach! Also Dir ist es auch aufgefallen, daß er meiner Frau etivas... hm... den Hof macht?"

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Wem ist das wohl nicht aufgefallen? Das fühlt ja ein Blinder mit dem Stock. Ich rate Dir als alter Freund: mach' ein Ende, je schneller, desto besser. Du kannst Dich auf meine langjährige Er­fahrung verlassen."

" Ja, weißt Du, ich befinde mich da in einer peinlichen Lage. Dieser Mensch spielt sich nämlich als Verwandter meiner Frau auf. Sie duzen sich sogar. Nun frage ich Dich: Kann man mit einem Ver­mandten so sans façon umspringen? Nein. Denn gleich würde das Gerede losgehen: Natürlich, arme Verwandte kann man beleidigen." Wemöglich kommt's noch in die Zeitungen..."

" Hm ja... in der That eine peinliche Lage." " Bezüglich meiner Frau, siehst Du, bin ich vollständig ruhig. Ihre ganze Sympathie für diesen Motylkowo kann man sehr gut aus den verwandtschaftlichen Beziehungen erklären. Viel unangenehmer t mir, daß der Kerl mich beständig anpumpt, als Verwandter natür­Tich ohne jemals eine Kopete zurückzugeben. Nein sagen it auch unmöglich! Wie kann man einem armen Verwandten eine Bitte abschlagen, wenn er sich womöglich in Not befindet? Das wäre unpassend, sogar direkt unzeitgemäß."

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" Vielleicht verheiratest Du ihn... Du wirst doch irgendwo eine arme Verwandte haben, die ihn mit Freuden nimmt. Gieb ihr meinetivegen 2000 oder 3000 Rubel als Mitgift. Dann bist du inn wenigstens auf einmal Ios. Wenn Du alles beim alten läßt, toftet Dich der Spaß mit der Zeit leicht noch mehr. Am Ende hat gar Schulden, die Du auch bezahlen mußt? So ettvas kann man niemals wissen. Wenn Du ihn aber verheiratest, bist Du ihn los, die arme Verwandte ebenfalls und haft außerdem noch Wohlthaten erwiesen."

" Sie haben mich rufen lassen, Onkelchen. Was steht zu Diensten?" Also, Veroschka, ich wollte Dich bitten:... ändere Deinen Familiennamen!" Warum?"

Weil es mir bei meiner gesellschaftlichen Stellung im höchsten Grade peinlich ist, denselben Familiennamen wie Du zu führen. Du Tomprimittierst mich auf Schritt und Tritt. Bald nimmst Du an einer Ballonfahrt teil, bald wirst Du wegen irgendwelcher faulen Geschichte vor den Friedensrichter geladen, bald schreibst Du ein Stück, das durchfällt, bald versinkst Du sogar in lethargischen Schlaf... Kurz: Dein Name steht fast täglich in den Zeitungen und jedesmal fragt man mich: ein Verwandter von Ihnen? Urteile selbst: weshalb soll ich unter Deinen dummen Streichen mitleiden? Ich bitte Dich also, ändere Deinen Familiennamen. Zu dem Zweck mußt Du ein Gesuch beim Senat einreichen. Schließlich foftet es Dich doch nichts und mir thätest Du damit einen großen Gefallen.

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Meinetwegen, Onkelchen. Jedoch unter einer Bedingung: machen Sie ein Testament und sehen Sie mich zu Ihrem Universal erben ein. Das foftet Sie doch auch nichts und mir thun Sie damit einen großen Gefallen..."

Kleines Feuilleton.

Dorfchfischerei an der Küste von Norwegen  . Im Globus  " bringt Dr. W. Kobelt einige Auszüge aus den Abhandlungen des Deutschen Seefischerei- Vereins. Im 6. Bande wird die Seefischerei Norwegens   behandelt. Was über die Fischerei auf den Dorsch gesagt wird, möge hier Platz finden: Die Dorschfischerei an den Lofoten hat zu allen Zeiten bei der norwegischen Seefischerei in erster Linie gestanden, sowohl was den Reichtum des Fanges als

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Im Westfjord wurden am 16. März 1898 beinahe 30 000 Fischer gezählt, deren Heimat sich längs der norwegischen Küfte über acht volle Breitegrade erstreckt. Zu ihrer Beaufsichtigung entfendet die Regierung neun Beamte mit 27 Unterbeamten, außerdem sieben Aerzte, die bei der angestrengten, gefahrvollen Thätigkeit mehr wie genug zu thun finden. Die Fischer wohnen nur zum Teil auf ihren Schiffen; die meisten suchen Unterkunft am Strande, wo die Landbefizer eigne Holzhäuschen( Norboder) zum Ber mieten an sie errichtet haben. Das fleine Dörfchen Henningsvaer mit 66 Einwohnern hat z. B. Unterkunftsräume für etwa 4000 Fischer, und diese reichen nicht immer aus. nötigen Handwerker, auch allerhand fahrendes Volk, und hauptsächlich Zu den Fischern kommen die die Fischläufer, die Handelsherren aus Bergen, aus Kristiansund, aber auch aus Drontheim   und Aaleborg, im Jahre 1898 mit 554 Fahr­zeugen, die eine Besatzung von 2549 Mann hatten. Gefischt wird mit Netzen, Langleinen und Handangeln; als Köder für die Angeln dienen Heringe, Tintenfische und Miesmuscheln.

Um die Mitte des April beginnen die Scharen der Fischer sich u lichten; sie gehen nordwärts zum Fang des Lodde dorsches. Um diese Zeit kommt nämlich die Lodde, der nordische Stint, in Scharen zum Laichen an die Küste und mit ihm sein grimmigfter Verfolger, der Dorsch, den hier also nicht der Fort­pflanzungstrieb, sondern die leicht zu erlangende Nahrung in den nicht ausreden, daß es die Walfische sind, welche die beiden Fisch­Bereich des Menschen führt. Der Norweger läßt es fich freilich arten an die Küste treiben. Die Fischerei ist hier wesentlich Angel fischerei, die in Negen gefangene Lodde muß den Köder liefern; die Zahl der Fischer beläuft sich manchmal auf 20 000, der Fang dauert bis Ende Mai oder Anfang Juni.

Gleichzeitig mit dem Lofotenfang findet eine nicht unwichtige Dorschfischerei weiter südlich bei Storeggen statt, wo der Festlandssockel Norwegens   ebenfalls weit nach Westen vorspringt, Diese Bänke aber ohne Inseln zu tragen, wie an den Lofoten. werden hauptsächlich von einer an der benachbarten Küste ansässigen Fischereibevölkerung ausgebeutet, welche auch im Sommer einen sehr einträglichen Fischfang betreibt. Kristiansund und Aalesund   sind die Hauptorte; fie verwenden auch Dampfer und größere Fischerfahr­zeuge. Vom Klima mehr begünstigt, haben sie in den letzten Jahren einen erheblichen Aufschwung genommen und z. B. in 1898 etwa 9/2 Millionen Dorsche gefangen.

Von den Dorschen wird vor allen Dingen die Leber auf in 1898 waren dazu 119 Dampf­Leberthran verarbeitet; apparate im Gang; aber ein guter Teil, und zwar gerade die feinsten Sorten, wird gewonnen, indem man die Lebern in Fässer schichtet und dort sich selbst überläßt. Das Fleisch wird noch Die Köpfe in alter Weise zu Klippfisch und Stockfisch verarbeitet. geben, getrocknet und gemahlen, einen geschätzten Guano, der Rogen wird in großen Quantitäten( 40 000 bis 60 000 Hektoliter) ge­falzen nach den Mittelmeerländern ausgeführt, wo er als Köder beim Sardinenfang dient, die Schwimmblasen werden teils zu Fisch­leim verarbeitet, teils gehen sie als Gelatine nach den Mittelmeer­ländern, nach Westindien   und selbst nach China  . Unbenutzt bleibt fast nichts vom Dorsch.

ac. Die erste deutsche Nordpol- Expedition. Für die Erforschung der arktischen Gebiete ist im Mittelalter das meiste von Norwegen  aus geschehen. Mißvergnügte Söhne dieses Landes haben int 9. Jahrhundert Jsland besiedelt, von da ward im folgenden Jahr­hundert Grönland   entdeckt, und um das Jahr 1000 gelangten bekanntlich fühne Seefahrer norwegischer Abstammung sogar bis nach dem nördlichen Amerika  , das sie Winland namiten. kleinen Anteil aber haben auch deutsche Abenteurer an den früheren Fahrten ins nördliche Eismeer gehabt. Zur Zeit, als Begelin Erz bischof von Hamburg   und Bremen   war( 1035-1045), verbanden sich

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