178

-

Nun, es wäre eine Dummheit, sie in die Luft zu der Rue de la Harpe und der Rue Saint- Jacques, in denen sprengen, weil sie anderswo wieder aufgebaut würde. Allein er mit frummgetretenen Stiefeln herumgelaufen, ein beute­ich sage Ihnen zum voraus, sie wird von selbst in die Luft süchtiger Eroberer, der zur Unterwerfung von Paris aus­fliegen, wenn der Staat sie enteignet hat und logischerweise gezogen und nunmehr gelandet war. Und neue Wut ergriff das einzige und allgemeine nationale Bankhaus geworden ist. ihn beim Gedanken, daß er es noch nicht unterworfen hatte, Wer weiß; dann wird sie vielleicht für unsre allzugroßen daß er wieder einmal auf das Pflaster geworfen war, auf den Reichtümer als öffentliches Lagerhaus dienen, oder als eine Reichtum lauernd, unbefriedigt, von einem Heißhunger nach der Korn- und Vorratskammern, aus welchen unsre Enkel- Genüssen gequält, wie er ihn noch nie empfunden hatte. söhne reiche Mittel für ihre Festlichkeiten schöpfen werden!" Dieser verrückte Sigismund sagte ganz richtig: von der Arbeit Mit weitausholender Geberde eröffnete Sigismund die kann man nicht leben, die Elenden und die Dummköpfe allein Aussicht auf diese fünftige allgemeine Wohlfahrt. So sehr arbeiten, um die andren zu mästen. Das Spiel ist das einzig hatte ihn das Gespräch aufgeregt, daß er jetzt von einem Richtige, das Spiel, welches über Nacht nfit einem Schlage neuen Hustenanfall erschüttert ward. Er setzte sich wieder Wohlstand, Lurus, Wohlleben, das volle und ganze Leben an seinen Tisch, die Ellbogen fest auf seine Papiere gestemmt, giebt! Wenn die alte Gesellschaft doch eines Tages zusammen­den Kopf in den Händen, um das Röcheln zu ersticken, das stürzen sollte, könnte nicht ein Mann wie er noch vor dem ihm schier die Kehle zerriß. Diesmal aber war der Anfall großen Endkrach Zeit und Raum zur Befriedigung seiner nicht zu stillen. Gelüste finden?

Blöglich that sich die Thüre auf, und Busch, der die Méchain entlassen hatte, stürzte verstört herein, als habe ihn dieser schreckliche Husten selbst hart mitgenommen. Sofort neigte er sich zu seinem Bruder herab und schlang seine langen Arme um ihn, wie um einen Knaben, dessen Schmerzen man schmeichelnd einlullt.

Nun, lieber Kleiner, was hast Du schon wieder, daß Du ersticken willst? Weißt Du, ich verlange, daß Du einen Arzt kommen läsfest! Das ist ja unvernünftig, Du wirst ficherlich wieder zu viel gesprochen haben!"

Und er warf einen bösen Seitenblick auf Saccard, der immer noch mitten im Zimmer stand, heftig erschüttert durch alles, was er aus dem Munde dieses so feurigen und so franken Menschen vernommen hatte, der von seinem Dach fenster aus ein böses Los auf die Börse werfen wollte, mit feinen dummen Geschichten von allgemeinem Hinwegfegen und von allgemeinem Wiederaufbauen.

" Ich danke Ihnen, ich gehe," sagte der Besucher, den es ins Freie zu kommen drängte. ,, Schicken Sie mir meinen Brief mit den paar Zeilen Uebersetzung Ich erwarte noch andre, wir wollen alles zusammen abmachen."

Aber der Anfall war vorüber, und Busch hielt ihn noch einen Augenblick zurück.

Ach, was ich noch sagen wollte! Die Frau, die soeben hier war, hat Sie ehemals gekannt; o, es ist lange her!" So? Wo denn?"

Im Jahre 1852, in der Rue de la Harpe." Troß seiner Selbstbeherrschung wurde Saccard bleich, ein nervöses Zucken zerrte an seinem Mund. Nicht als ob er in diesem Augenblick sich an die Kleine erinnerte, die er auf der Treppe überfallen hatte, aber die Erinnerung an die elenden Anfangsjahre war ihm jederzeit höchst unangenehm.

Rue de la Harpe! Ja, ich habe nur acht Tage dort ge­wohnt, bei meiner Ankunft in Paris , bis ich eine Wohnung hatte! Auf Wiedersehen!"

Auf Wiedersehen!" wiederholte Busch scharf. Er fah irrtümlich in dieser Verlegenheit ein stummes Geständnis und suchte schon, auf welche ergiebige Art er jenes

Abenteuer ausbeuten wollte.

Als Saccard wieder auf der Straße stand, lenkte er feine Schritte unwillkürlich wieder zum Börsenplatz. Es schauerte ihn noch; er schaute nicht einmal auf die kleine Frau Conin, deren hübsches, blondes Gesicht an der Thüre des Papierladens lächelte.

Auf dem Börsenplatz war die Erregung gestiegen; das Geschrei der Spieler hallte mit der entfesselten Heftigkeit einer Hochflut an den Gehwegen wider, auf denen es von Leuten wimmelte. Es war der letzte Aufschrei um dreiviertel auf drei Uhr, der Kampf um die Schlußkurse, das wütende Ringen, wer mit vollen Händen von dannen gehen sollte. Als er an der Ecke der Börsenstraße der Säulenhalle gegenüberstand, meinte er im bunten Gewühl unter den Säulen den Baissier Moser und den Hauffier Pillerault zu erkennen, die mit einander stritten, während er aus dem Hintergrund des großen Saales die schrille Stimme des Maklers Mazaud zu vernehmen glaubte, hie und da durch die lauten Worte Nathanjohns übertönt, der bei der Coulisse unter der Uhr stand. Fast hätte ein Wagen, der dicht an die Goffe heranfuhr, ihn über und über besprißt. Massias sprang heraus, noch ehe der Kutscher hielt, erklomm die Stufen mit einem Satze und brachte atemlos eine letzte Order.

Saccard stand immer noch regungslos da; die Augen auf das Gewühl dort oben gerichtet, faute er seinen Lebens­gang wieder, gepeinigt durch die Erinnerung an seine Anfangs zeit, welche Buschs Frage wachgerufen hatte. Er gedachte

Jetzt wurde Saccard von einem Vorübergehenden ge­streift, der sich nicht einmal umsah, um sich zu entschuldigen. Er erkannte Gundermann, der seinen kleinen Gesundheits­spaziergang machte, und sah ihn in einen Konditorladen ein­treten, aus welchem der Finanzkönig seinen Enkelinnen hie und da eine Bonbonschachtel für einen Frank mitbrachte. Dieser Rippenstoß in diesem Augenblick, da seine Fieberhibe den höchsten Grad erreicht hatte, seitdem er so um die Börse herumlief, war der letzte Antrieb, der Peitschenschlag, unter dem er sich zum festen Entschluß aufraffte. Er hatte den Platz vollends umzingelt, er wollte jetzt den Sturm wagen. Es war der Schwur eines erbarmungslosen Kampfes. Nun wollte er Frankreich nicht verlassen und seinem Bruder Trot bieten; den lezten Trumpf wollte er ausspielen, den aller­verwegenſten Streich wagen, der ihn zum Zwingherrn über Paris aufwerfen, oder mit zerschmetterten Rippen in die Gosse schleudern sollte. ( Fortsetzung folgt.)

Naturwiffenfchaftliche Ueberficht.

Von Curt Grottewiz.

Auf einem quer durchgesägten Baunstamm erkennt man eine große Anzahl konzentrischer Streise, die sogenannten Jahresringe. Jedermann weiß, daß solch ein einzelner Ring die Holzmasse dar­stellt, die in einem Jahre von den Baume erzeugt wird. Jährlich nimmt der Umfang des Stammes um solch einen Ring zu. Sehen bilden zwar die Jahresringe den Hauptteil, allein wir können außer wir uns nun einmal den ganzen Querschnitt eines Baumes an, so ihnen, zumal mit bewaffnetem Auge, noch mehrere Zonen erkennen, Teile oder Organe des Stammes, die für die Lebensborgänge des Baumes von größter Bedeutung sind. Gerade folch ein Querschnitt legt die ganze Lebens- und Körperökonomie der Pflanze offen, da ja ein Baum in der ganzen Länge feines Stammes, seiner Aeste und Triebe gleichartig gebaut ist. Die Jahresringe sind nun für das eben der Pflanze gerade von der geringsten Bedeutung. Sie find so stark verholzt, daß sie ihre ursprünglichen Funktionen fast ganz aufgegeben haben und fast nur noch zur Festigung, zur Versteifung der gewaltigen Baumpflanze dienen. Das gilt besonders für die alten Jahresringe, während in den jüngeren die Gefäßstränge noch lebendig find, in denen die Bewegung des Wassers vor sich geht. Stammes wie der ganzen Pflanze ausgeht, liegt vor dem äußersten Jahresringe, er heißt Cambium. Die Bellen des Cambiums find daher das Wachstum des Stammes. Auch das Cambium bildet eine in fortwährender Teilung begriffen, sie vermehren sich und vermitteln geschlossene Zone rings um den äußersten Jahresring. Nach innen zu findet es seine Zellen für den Aufbau des Holzkörpers, nach außen zu baut es den sogenannten Siebteil auf. So bildet es nach der Achsenseite des Stammes hin den Jahresring. Der Siebteil dagegen besteht aus einem System von Gefäßsträngen, in denen die Leitung der Baustoffe vor sich geht. Ueberhaupt ist das Cambium mit seinem ja auch die sämtlichen Jahresringe find ursprünglich Bereinigungen Holzteil und Siebteil ein zusammenhängendes Gefäßbündel- System, von Gefäßsträngen.

Der Teil, von dem das eigentliche Leben und Wachstum des

Neben dem gesamten Leitungsgetvebe giebt es nun noch ein Grundgewebe, das man dem Fleisch, dem Mustelgewebe der Tiere etwa vergleichen fönnte, während das Leitungsgewebe dem Ver­dauungs- und Gefäßsystem entsprechen möchte. Schließlich giebt es noch ein Hautgewebe, das die Oberhaut des Stammes mit ihrer Kork­und Borkebildung aufbaut. Das Grundgewebe des Stammes ist durch die Gefäßbündelzonen in zwei Schichten zerteilt. Die eine primäre Ninde. Im gewöhnlichen Leben rechnet man auch den Sieb Schicht liegt direkt unter der Oberhaut, sie ist die eigentliche oder teil noch zur Rinde. Die andre Schicht des Grundgewebes liegt im Mittelpunkte des Querschnittes, sie heißt das Mark. Allerdings ziehen sich von der Martschicht einzelne Strahlen durch die Jahres­