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fieberhaftem Arbeitseifer machte sie sich an das Durchsuchen der Be­hälter, in denen sie noch Waschbares vermutete. Mutter Pfeil stand indessen mit gebeugtem Rücken am Wasch­faß und bürstete, scheuerte und rieb ein Stück nach dem andern. Sie war so in ihre Beschäftigung vertieft, daß sie sich wunderte, als Auguste mit dem Mittagessen hereintrat und auf einer Ecke des Herdes einen Eßtisch für zwei Personen établierte. Gesellschaft hier," meinte sie." Die Omarine du den Kopf

ven aues auf Pug mit großem Appetit. Aber nach der Mahlzeit uverters sie mit großer Müdigkeit. Der Rücken schmerzte auch etivas von dem steten Gebeugtsein. Wenn man jetzt so'n Viertel­stündeken drusseln könnte," meinte sie.

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Schlafen Se doch," sagte Auguste und schob einen Stuhl, den fie mit Wäsche auspolsterte, in die wärmste Ecke der Küche. Hier fann Sie die Gnädige nich seh'n."

Mutter Pfeil weigerte sich ängstlich. Aber Auguste drückte sie auf den Stuhl: Ich wecke Sie nach' ner Weile."

Aber vergessen Sie's jo nich!" Behaglich schloß Mutter Pfeil die Augen

Als Auguste in die Parterrewohnung trat, lam die Gnädige ihr verzweifelt entgegen: Aber, Auguste, wo bleiben Sie? Soll ich denn alles allein machen? Ich bin ja geheßt wie ein Droschkenpferd!" Sie fant auf einen Stuhl." Ich kann nicht mehr! Lassen Sie das Geschirr stehen und arbeiten Sie für mich. Ich muß mich erst ein Stündchen hinlegen. Man ist ja gar kein Mensch, mehr!" Sie ging in das Schlafzimmer und trat an's Fenster, um die Vorhänge zu schließen. Da fiel ihr Blick auf die gegenüberliegende Waschküche. Mutter Pfeil hatte sonst ihren Blaz dicht am Fenster. Aber nichts rührte sich an dem sichtbaren Waschfaẞ.

Die Gnädige wartete. Ein schlimmer Verdacht stieg in ihr auf. Und plötzlich warf sie sich ein Capes über und eilte hinaus über den Hof in die Waschküche.

Mutter Pfeil hatte die nackten Arme in die Schürze gewickelt und schlummerte selig.

" Das heißt! Nun hört aber alles auf!" Die Gnädige stand in der Thür.

Erschreckt fuhr die Schlafende hoch: Herrjeh, die Gnädige!. Jak wollte man bloß' n Weilchen... weil ick doch zu müde bin.. " Ich bin auch müdel Glauben Sie, ich bezahle Ihnen darum ein schweres Geld, daß Sie sich bei mir ausschlafen? Das ist doch anerhört!"

" Jck wollt' ja man bloß' n Viertelstündchen..."

Ach was! Viertelstündchen! Steine fünf Minuten find übrig! Unsereins hebt sich ab und Sie schlafen!" Sie griff nach der Klinke. Ertappe ich Sie noch einmal, dann sind wir fertig miteinander! Werken Sie sich das, Frau Pfeil!" Krachend flog die Thür ins Schloß.

Mutter Pfeil war wie vernichtet. Sie starrte der Davoneilenden nach, als habe sie geträumt. Dann rieb sie sich die verschlafenen Augen mit der Schürze und trat mit einem Seufzer an's Wasch­fab.

Völkerkunde.

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sie, wenn sie schlafend neben ihren schlafenden Eltern liegt. Geben die Eltern ihre Zustimmung, so rühren sie sich nicht, sondern schlafen weiter, oder thun wenigstens so. Nimmt das Mädchen an, so stot es auf und nimmt den von dem Schatz gebrachten Süßigkeiten an. Das besiegelt ihr Verlöhni kam, ohne zu sprechen

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und er scheidet, wie er angesprochen zu werden. Wenn der femme Liebe bekannt zu machen wünscht, wirft er einen Strauß blasser Pflaumenblütentnospen in ihre Sänfte, wenn sie sie besteigt, um zur Hochzeit einer Freundin getragen zu werden. Wirft sie die Blumen heraus, so ist der Bewerber verworfen; steckt sie sie aber in ihren Gürtel, so ist der Freier annehmbar für sie. In Spanien   sieht der junge Mann verliebt aus, aber er spricht erst, wenn die Dame seines Herzens ihn angenommen hat. Das Mädchen spricht nicht, sondern beobachtet nur. Später gegen Abend, wenn es fühl geworden ist, pocht der Mann an ihres Vaters Thür und bittet um eine Stürbisflasche voll Wasser, die er natürlich erhält. Jetzt kommt aber der kritische Moment. Wenn ihm nicht ein Stuhl innerhalb des Thorweges oder ein Siz im Garten angeboten wird, so verbeugt er sich und geht, denn er ist abgewiesen; andrenfalls bleibt er als an­genommener Freier. Dann findet eine allgemeine Feier von der Familie der Braut zu Ehren der Verlobung statt.-

Humoristisches.

Boshaft. Herr( zur Köchin):" Was macht denn eigentlich meine Frau?"

Köchin: Sie ringt mit einem Goulasch!"

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Auch ein Grund.

Was? Sie sind Mitglied ge­worden vom Bürger Sängerfranz"? Sind Sie denn so muji­falisch?"

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" Das weniger aber wissen G' nach dem Singen kriegt ma' immer so an' schöna Durscht!"

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Verfehlte Wirkung. Der Herr Lehrer schildert in der Schule, um einen Eindruck auf das Gemüt der Kleinen hervor zurufen, in anschaulicher Weise den Weltuntergang.

" Stellt Euch vor," sagt er, es ist die ganze Luft mit Brand­geruch erfüllt; der Sturm geht so start, daß er die Bäume ent­wurzelt, die Scheunenthore aus den Angeln reißt und die Hausdächer abhebt! Es hat eine furchtbare Hize. Dabei wird's finster und finsterer; der Donner rollt; Blitze zucken; Feuerschlünde in den Wolken öffnen sich und speien Flammen auf die Erde

Der Herr Lehrer hält inne und frägt, um die Wirkung seiner Worte zu beobachten: Nun, Xaverl, was denkst Du Dir da?" Einen Augenblick stuzzt der Kleine Dann sagt er mit ver­gnügtem Schmunzeln:" Da dent' i' mir halt, daß bei so'm (" Fliegende Blätter  .). Sau wetter tei' Schul  ' is!"

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Notizen.

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- Eine Komödie von Giordano Bruno  , Il candelajo" wird von der Lessing Gesellschaft unter dem Titel Die k. Ueber seltsame Formen der Liebeswer Brüderschaft" als Matinee im Berliner Theater( am bung, wie sie bei den verschiedenen Völkern vorkommen, bringt die 29. März) zur Aufführung gebracht werden. Modern Society" eine hübsche Plauderei. Die Liebesetikette bei

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v. Reznicefs dreiaftige Over Till Eulens spiegel" geht Ende April erstmalig im Opernhause in Scene. Grüning singt die Titelrolle.

Weingartners Trilogie Orestes" wurde bei der Aufführung im hamburger Stadttheater freundlich auf­

genommen.

Capus' neuer Schwank Die Schloßherrin" wird den ungarischen Zigeunern ist z. B. folgende: Kuchen werden als vom Schauspielhause Ende dieses Monats herausgebracht Liebesbriefe" gebraucht. In den Kuchen wird eine Münze hinein werden. gebacken, die bei der ersten Gelegenheit der Begünstigten zugeschleudert Wenn der Vater mit dem Sohne... Ernst wird. Das Behalten wird als" Annahme" angesehen, das ungestüme Burüdgeben als Fingerzeig, daß die Aufmerksamkeiten" unerwünscht b. Possart wird an seinem nächsten Recitationsabend in München  find. Das erfordert wenigstens keine Beredtsamkeit von seiten des Paul Heyses" Maria von Magdala  " vortragen. Liebhabers. In einigen Teilen der Welt wird von dem Liebhaber Possarts Sohn ist Theater- Censor am Berliner   Polizeipräsidium. Drei Einatter( 3u spät") von M. E. Delle auch nur Körperkraft verlangt. Unter den halbwilden Stämmen in der arabischen Wüste um den Smai versucht der Liebhaber die Um- Grazie fanden bei der Erstaufführung im Wiener Burg= worbene zu ergreifen, während sie ihres Vaters Herden weidet. Sie theater eine geteilte Aufnahme. bewirft ihn mit Schmub, Stöcken und Steinen, und wenn es ihr gelingt, ihn zu verwunden, ist sie lebenslänglich berühmt. Wird sie jedoch in ihres Vaters Zelt getrieben, so ist der Zweck des Liebenden erreicht, und das Verlöbnis wird verkündet. Der Eskimo geht offen und ohne erst auf den Busch zu klopfen zu der Wohnung feiner Ge­liebten, ergreift sie an ihrem langen starken Haar oder ihren Pelz­Kleidern und zieht sie zu seinem eisigen Lagerplatz oder in sein Zelt aus Fellen. Viel mehr Poesie liegt in der Werbung der Yao Midos, eines der vielen birmanisch- tatarischen Völker, die ganz ohne Worte, nur mit den Tönen der Musik um ihre Frauen werben. Am ersten Wintertage findet ein großes Fest statt, zu dem alle heiratsfähigen Mädchen zusammenkommen und auf die Musik hören, die von den unter dem Wunschbaum" sizenden Junggesellen gemacht wird, wobei jeder auf seinem Lieblingsinstrument spielt. Wenn das geliebte Mädchen vorbeigeht, spielt der Jüngling lauter und gefühlvoller. Wenn das Mädchen ihn nicht hört und weitergeht, so weiß er, daß sie ihn nicht haben will; tritt sie aber zu ihm und legt ihm eine Blume auf das Instrument, so springt er auf, faßt sie an die Hand, wobei er fich in acht nimmt, die Blume nicht fallen zu lassen, und sie wandern in die vom Mond erleuchteten Wälder. Ein merkwürdiger Brauch herrscht unter den Dayaks von Borneo  . Wenn einer um das Mädchen feines Herzens werben möchte, hilft er ihm ritterlich bei dem schwersten Teil ihrer schwierigen täglichen Arbeit. Wenn sie ihn anlächelt, wenn c. Hinausgeworfenes Geld. Die englische und auss auch noch so hold, so antwortet er nicht gleich, sondern erwartet die ländische Bibelgesellschaft hat bisher 180 000 000 Bibeln ausgegeben. nächste dunkle Nacht. Dann stiehlt er sich zu ihrem Hause und weckt Die Ausgaben dafür betrugen 260 000 000 m. Verantwortlicher Redakteur: Carl Zeid in Berlin  . Drud und Verlaa: Vorwärts Buchdruckerei und Berlagsanstalt Baul Singer& Co.. Berlin   SW

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Der Berliner   Landschaftsmaler Paul Flickel   ist, 50 Jahre alt, in Nervi   gestorben. Ein Bild Flickels" Buchenwald bei Prerow", das ihm 1886 die große goldene Medaille einbrachte, hängt in der Berliner   Nationalgalerie.

-Ein Preisausschreiben veranstaltet das Bayerische Gewerbe Museum in Nürnberg   zur Erlangung von Entwürfen zu charakteristischen Holzspielsachen, die geeignet sind, im Sinne der kunsterzieherischen Bestrebungen unsrer Lage anregend und fördernd auf den Geschmack und die Phantasie der Kinder einzuwirken. Zur Wahl gestellt sind: Möbel für eine Kinderstube, Schrank für Spielsachen, Puppenstube und Ausstattung, Stasperletheater, Burg, Kaufladen, Stadt zum Aufstellen, Arche Noah, Baukasten, Frachtwagen, Eisenbahn  , Steckenpferd, Puppen, Hampel­männer usw. Auch freigewählte Gegenstände werden berücksichtigt. Die 13 Preise sind zu 200, 100 und 50 M. angesetzt.

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