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Ich hätte nächster Tage an Sie geschrieben," begann
( Nachdruck verboten.)
Saccard, wir stellen das Berzeichnis unires Personals au Die Solnhofener Lithographieftein
sammen, und Sie stehen bei den ersten auf der Liste. Wahrscheinlich werde ich Sie dem Emissionsbureau zuteilen."
Jantrou machte eine abweherende Handbewegung.„ Sehr liebenswürdig, ich danke Ihnen... Aber ich habe Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen."
Er ließ sich nicht sofort auf Einzelheiten ein und begann mit allgemeinen Redensarten. Er fragte, wie groß bei der Lanzierung der Banque Universelle der Anteil der Presse sein sollte. Bei den ersten Worten fing Saccard Feuer und erwiderte, er sei für möglichst ausgedehnte Reklame und wolle alles verfügbare Geld hineinstecken. Keine Trompete sei zu verachten, nicht einmal die Zweisoustrompetchen, denn sein Grundsatz sei der, daß jeder Lärm eben als Lärm zu brauchen ist. Sein Traum gehe dahin, alle Zeitungen auf seiner Seite zu haben; doch würde dies zu teuer kommen.
Ei! Sollten Sie etwa den Gedanken hegen, unsren Reklamedienst in die Hand zu nehmen? Das wäre vielleicht nicht dumm. Wir wollen darüber reden."
" Ja, später, wenn Sie wollen Aber was würden Sie zu einem Blatte sagen, das Ihnen, ausschließlich Ihnen angehören und an dessen Spitze ich treten würde? Jeden Morgen wäre der Raum einer Seite für Sie reserviert: eigne Auffäße würden Ihr Lob singen, einfache Notizen die Aufmerksamkeit auf Sie lenten, Anspielungen wären in einzelnen dem Finanzwesen ganz fernliegenden Studien enthalten, furz, ein geregelter Feldzug bei jedem geringen und großen Anlaß, ein unablässiges Roblied, das über der Hekatombe der zu Boden liegenden Konkurrenten ertönen würde? Könnte das Sie reizen?"
Allerdings, wenn es nicht unerschwinglich ist." " Nein, der Preis wäre ein vernünftiger." Schließlich nannte Jantrou die fragliche Zeitung, die Espérance", ein vor zwei Jahren durch eine kleine Gruppe katholischer Persönlichkeiten, durch die heftigsten Parteiangehörigen gegründetes Blättchen, welches das Kaiserreich grimmig befehdete. Der finanznelle Erfolg war ganz und gar Null, und jede Woche ging einmal das Gerücht vom Eingehen des Blattes um.
Saccard wandte heftig ein:
O! es hat nicht einmal eine Auflage von 2000!" Unire Sache wird es sein, eine größere Auflage zu er
zielen!"
Ferner ist die Sache auch unmöglich, weil das Blatt meinen Bruder in den Kot zieht; ich kann doch nicht von vorn herein mit meinem Bruder mich überwerfen."
Jantrou zuckte leicht die Achseln:
Man darf sich mit niemand überwerfen... Sie wissen so gut wie ich, daß, wenn ein Banthaus eine Zeitung besitzt, es gleichgültig sein kann, ob dieselbe die Regierung unterstützt oder angreift. Ist das Blatt regierungsfreundlich, dann wird das Haus gewiß allen Konsortien angehören, die vom Finanzminister ausgehen, um den Erfolg der Staats- und GemeindeAnleihen zu sichern; gehört es zur Opposition, dann hat der gleiche Minister allerlei Rücksichten für die vom betreffenden Blatte vertretene Bank, und sein Wunsch, dasselbe zu entwaffnen und für sich zu gewinnen, äußert sich häufig durch noch größere Vergünstigungen Sie brauchen sich also um die Farbe der„ Espérance" nicht zu fümmern. Erwerben Sie sich eine Zeitung, das ist eine Macht!"
Einen Augenblick schwieg Saccard. Mit seinem scharf Surchdringenden Verstand, der mit einem Schlage den Gedanken eines andren sich aneignete, durch und durch prüfte und seinen Bedürfnissen so eng anpaßte, daß er völlig zu seinem eignen ward, entwickelte er rasch einen vollständigen Plan. Er kaufte sich die„ Espérance", machte den herben Polemiken derselben ein Ende, und legte das Blatt feinem Bruder zu Füßen, der ihm notgedrungen dafür dankbar sein müßte; er bewahrte aber dem Blatt den strengkatholischen Charakter und behielt denselben wie eine stete Drohung im Hintergrund, wie eine allzeit friegsgerüstete Maschine, die den gewaltigen Feldzug im Namen der Religion wieder aufzunehmen bereit ist. War man nicht liebenswürdig mit ihm, dann spielte er den großen Trumpf Rom und Jerusalem aus. Das wäre zu allerlegt ein hübscher Schlag!
Bekämen wir freie Hand?" fragte er rasch. Völlig freie Hand. Die Leute haben das Ding jatt, Sas Blatt ist einem geldbedürftigen Menschen in die Hände gefallen, der uns dasselbe für 10 000 Frant ausliefern wird. Dann machen wir daraus, was uns beliebt." ( Fortsetzung folgt.)
Brüche.
Um 1796 war es, als der aus Prag gebürtige Mois Senefelder in München zuerst den vertieften, dann den erhöhten Steindruck erfand. Er hatte sich hierbei des Solnhofener Steines bedient, mit welchem allerdings ein bayrischer Hofgeistlicher Namens Simon Schmidt schon 1788 Verfuche gemacht haben soll. Die Steindruckoder Steinzeichenkunst ist eine der drei Hauptgattungen der graphischen Kunst. Sie erscheint ohne dies Material kaum denkbar. Daher wird eine Betrachtung des sogenannten Lithographiesteines nebst dessen Struthur, Gewinnung, Herstellung und Verwendung so interessant wie lehrreich sein. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, auch andre Gesteinsarten den Lithographiezwecken dienstbar zu machen. So gelang es Franz Sandtner, zum Beispiel auf Marmorplatten, die er 1867 in der Pariser Weltausstellung vorlegte, Gravur und Umbruck zu machen und auch gute Druckresultate damit zu erzielen. Allein der allgemeinen Einführung des Marmors stand seine zu große Dichte wie sein trystallinisches Gefüge im Wege. Es ist also beim„ dichten Kalkstein" verblieben. Dieser besteht aus Kalt, Thon- und Kieselerde, mit Kohlensäure verbunden. Vorherrschend ist die Kalkerde. Von Kieselerde ist nur ein ganz kleiner Bruchteil enthalten. Man fann ihn daher auch als mergeligen Kalt bezeichnen. Vor Kreide oder kohlenfaurem Kalk, die zu viel Wasser einsaugen würden, befist der dichte Kalkstein außerdem die Fähigkeit, auch den Druck der Die bedeutendsten Fundorte weisen aber die Dörfer Mörnsheim und Bresse auszuhalten. Das Juragebirge ist seine eigentliche Heimat. Solnhofen in Mittelfranken auf. Es lohnt sich schon für den Reisenden, der auf der bayrischen Bahnstrecke Treuchtlingen- Ingol stadt, bei Solnhofen vorüberfährt, hier Halt zu machen und die Brüche in Augenschein zu nehmen. Sie liegen im fränkischen Jura". Das ist das von der Donau bis zum Main und westlich von der sogenannten Altmühlfurche bis zum Einfluß der Altmühl bei Kehlheim in die Donau sich hinziehende flachtafelige Gelände, welches kaum 200 Meter über der Donau aufsteigt und beim Zusammenkommen beider Flüſſe an deren Ufern aus Plattenfallen und Dolomiten der Juraforniation bestehende Seitenwände bildet. Verfolgt man nun die Straße von Ingolstadt nach Eichstätt , so gelangt man sanft ansteigend über jene jungen diluvialen und jungtertiären Bildungen, über Thone und Süßwassertalte, kommt dann auf die Dolomite und endlich auf die Plattenkalfe bei Solnhofen . Wie der süddeutsche Jura überhaupt, so stellt gerade dieses Terrain nach den Untersuchungen deutscher Forscher eine der bedeutendsten Fundstätten für Fossilreste dar, Funde, die für unsre Kenntnisse von der Lebetvelt der Vergangenheit vor großer Wichtigkeit sind.
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Die Ortschaften Mörnheim und Solnhofen an der Altmühl find es nun, bei welchen die Lithographiesteine in zahlreichen Brüchen abgebaut werden. Doch ist dies nicht gar so lange her. Denn wenn auch zufolge Senefelders Bemühen die Anerkennung des Solnhofener Steines als brauchbarsten für lithographische Zwecke sich Bahn verschafft hatte und die Gewinnung im einzelnen betrieben worden war, so beginnt der eigentliche rationelle Abbau in seiner Hauptsache doch erst um die Mitte der fünfziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts. So wurde beispielsweise in Mörnsheim die erste Verteilung der Brüche 1855 vorgenommen. Denn um es gleich vorweg zu sagen: die meisten Brüche sind Gemeindegut. Zur Zeit haben in der Gemeinde Solnhofen 62 und in Mörnsheim 57 Gemeinderechtler daran Anteil. Die Verteilung geschieht durch Verlosung, und zwar ist in Solnhofen die letzte Verteilung in den siebziger Jahren vorgenommen worden. Dieselbe reicht noch viele Jahre aus. Daneben besteht eine bereits ausgeloste Verteilung in Reserve, die eben erst später in Angriff kommt. In Mörnsheim wird ein Teil der Bruchbergebung von 1855 im Jahre 1905 beendet sein. Dafür steht jedoch schon eine neue Verteilung aus den siebziger Jahren in Reserve. Eine abermalige Verteilung an die Rechtler hat 1881 stattgefunden. Dieselbe steht seither in Betrieb, dauert auch noch an und wird jetzt von den Losinhabern in Form einer Aktiengesellschaft selbst bearbeitet. Die Reste der Verteilung von 1855 werden meistens von dritten ausgebeutet. Der Betrieb erfolgt nämlich, wenn nicht vom Rechtler selbst, so von einem Käufer des Loses bis in eine gewisse Tiefe und in gewisser Länge. Dann erst kann der abermalige Verkauf an einen Driten stattfinden. Gewinn hat die Gemeinde vom verteilten Steinbruchsgebiet nicht. Der Losinhaber behält die ganze Ausbeute als nur der übliche Bodenzins wie für ein gewöhnliches Grundstück wird ſein Eigentum. Grund und Boden verbleiben der Gemeinde; und an sie entrichtet. Indessen gehört nicht aller Grnud der Gemeinde. Einige der drößten Brüche und speciell die wichtigsten für blaugraue Steine sind in Privatbesig. Diese Gesteinsart ist noch einmal ſo teuer, als der gelbe Stein. Uebrigens sind von ersterer nur zwei Brüche von Belang vorhanden. Außerdem befinden sich viele fleinere Brüche gelber Steine in Privateigentum. Die Anzahl der Steinbrüche läßt sich sie wurden schon 1863 auf 150 berechnet eigentlich nicht genau feststellen. Bald wird da, bald dort angefangen. tiefe vielleicht verpachtet, eine etwas höher gelegene daneben des Oft find an einem einzigen Bruchteil drei Stellen in Ausbeute, eine gleichen usw. Sämtliche Brüche zerstreuen sich auf mehrere Stunden im Umkreise. Ihr Flächeninhalt ist, da er sich durch Neuabräumen oder Wiedereinfallen der nicht brauchbaren Bruchfelder stets verändert, unberechenbar. Der Egoismus spielt bei der Ausbeutung eine große Rolle. Es kommt nicht selten vor, daß die Losinhaber lieber auf den
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