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Jdeale unverrückt treu bleiben, allein den Lebensweg fämpfen| wider Willen, ist, als er nach nächtlichem Besuch bei der müsse, entsagt er dem Glücke" der Liebe und zieht fort in die niederträchtigen Ministerschwester die Thür hinter sich schloß, auf dem Fremde. Da ist dann noch so ein andres Familienbild: Der Winkel- Korridor des Hotels dem Tropf von Gatten begegnet und hat, zur advokat und seine Tochter, eine leichtlebige Kellnerin. Die hat Rede gestellt, woher er käme, auf eine andre Thür gewiesen, eine ein Verhältnis mit einem adligen Nichtskönner und Nichtsthuer. Thür, die zu dem Zimmer Céciles führt! Das ist die Klatscherei, Von ihren Einkünften lebt auch der Vater. Und er lebt lustig die der betrogene Ehemann mit ahnungsloser Schadenfreude Der Bräutigam Céciles, Kammerdeputierter und ist's auch nur Fröhlichkeit zum Schein, um den eignen moralischen weiterträgt. Katzenjammer über seine Erbärmlichkeit zu beschwichtigen. wanfelmütiger Knecht der öffentlichen Meinung, empfiehlt sich der Minister aber, den Knoten rasch ents Elend also um Elend. Immer das gleiche Lied. Wie kann's auch schleunigst, anders sein. Nur eine andre Variante, eine vielleicht neue wirrend, bietet, obwohl er mit Rücksicht auf die Schwester Nuance. Der Dichter fand sie. Stand und steht er doch selber im Céciles Unschuld den andern nicht flar beweisen kann, dem Mädchen Kreise der Arbeitergenossen. Er kennt ihre Not und ihre Dafeins- die Hand. Die mancherlei aktuellen politisch satirischen Anspielungen schmerzen. In diesem Milieu zeigt er als Schaffender sein eignes. mögen damals, als sie erschien, im Jahre 1840, der Komödie zum Gleichwohl erkennt man die Vorbilder, die möglicherweise auf die Erfolg verholfen haben. Heute nehmen sie sich blaß und welt aus, Gestaltung feines Dramas von Einfluß gewesen: Hauptmanns wie, ein paar hübsche Einzelzüge abgerechnet, alles Ülebrige. Weber" und Gorkis leinbürger". Das Arbeiterschicjal Die Aufführung war sorgfam vorbereitet. Gut gelang Marie bildet den Träger des Ganzen und es verkörpert sich Frauendorfer die glattzüngige Salonkanaille, Herrn Schindler nicht in einer, sondern in mehreren Personen. Daß es der grinsend demütige Bürgersmann und Amtsbewerber aus der Preczang gelang, für feine Menschen Anteilnahme zu Provinz. Niedlich war Jenni Rauch als weißgekleidete Unschuld.- wecken, ist jedenfalls einer der höchsten Vorzüge des Stückes. Seine Stärke zeigt er da, wo er aus eigner Anschauung schöpfte. Buntes Theater. Freigesprochen." Ein Aufzug Am vollkommensten ist ihm die Zeichnung der Frau Genside ge­glückt. Auch Wilhelm Gensicke geht an und Jakob Lenzte, der von De Lorde und Morce." D' Weanerin." Momentdrama Winkeladvokat, obwohl dieser in einigen Zügen an Bertschichin, den von Freiherr von Stenglin. Maherchen." Eine Lumpen­Kurz bevor eine Sommeroper Lustigen Vogelhändler in Gorkis Kleinbürgern" antlingt. Klara fomödie von Jon Lehmann. Genficke und Hermann Pezzold, der Mechaniker, wirken doch in die reizenden, einst für Wolzogens Ueberbrettl erbauten Räume mehr fragmentarisch. Letzterer sollte, meinem Gefühl nach, am einzieht, hat die Direktion noch ein paar neue Einafter heraus­Schlusse doch doch zukunftsbewußter fortgehen. Da ist Gorkis gebracht. Auch sonst wäre ihnen taim ein längeres Dasein be­Lokomotivenführer Nil Der Freigesprochene des ersten Stüchens ist ein ein ganz andrer. Es hätte Petzold fchieden gewesen. teinen Eintrag gethan, wenn ihm der Dichter, unbeschadet dem Mörder, der seinen Advokaten aufsucht, weiß Gott warum vor Streben nach fünstlerischer Wirkung, auf die es ihm antam, einen diesem all seine Verbrechen auspadt und weiß Gott warum von ihm Gegen das Tropfen socialen Dels mehr beigemengt hätte. Denn wofür einer mit lobender Empfehlung in die Welt gesandt wird. tämpft und zu kämpfen hinausgeht, das darf er auch bestimmt unter gewaltsam Outrierte dieser Satire" stach das Kellnerinnen­der Weanerin" durch einen anspruchslosen Natura­streichen, ohne daß man dem Dichter gleich den Vorwurf einer un- bildchen angenehm ab; am Anfang wenigstens, zum tünstlerischen Tendenz wird machen wollen. Mißlungen sind der Buch- lismus halter Strebing, die Kellnerin und der Baron v. Wantrig; namentlich Schluß hin fällt die Skizze, abgesehen davon, daß ihr die der letztere ist nichts mehr als eine Schablonenfigur. Man merkt, Pointe fehlt, beträchtlich aus dem Lon. Viel stärker ausgeprägte Daß Mayerchen, daß Preczang hier nicht aus persönlicher Bekanntschaft heraus ge- Eigenart steckte in Lehmanns Lumpenkomödie." staltete. Der technische Aufbau verrät gutes Studium. Am einheit- der die Gläubiger in unverschämter Weise prellt, von seiner eignen lichsten und von größter Wirkung erwies sich der dritte Aft. Im Geliebten, auf deren Namen er Wohnung und Besitztum schreiben Letzten fallen Preczang die Fäden aus der Hand; da versteigt er sich ließ, noch frecher geprellt und schließlich aus dem Haus geworfen zu bedenklichen theatralischen Effekten, die unter das Niveau des wird, ist sicher keine üble Komödienidee. Insbesondere das Frauen­Aber einen rechten Eindruck ließen die Ganzen hinabtreiben. Im einzelnen bietet er mehrere anheimelnde zimmer ist gut geraten. Kleinkunstbilder, und das beste ist, daß sich der Dichter überall gehäuften Unmöglichkeiten in der Ausführung, trotz Romanowskys verrät, wo poetische Stimmung aufkommt. Gerade diese Eigenschaft und Elise Ewers flottem Spiel, nicht auftonmen. In Summa: -dt. läßt auch für Breezangs fernere Entwicklung und Gaben als die Bilanz war wieder wenig günstig.- Dramatifer Vollgültigeres erhoffen. Die Zuschauer folgten der Hand­Tung, die vor allem in Anna Müller- Linde( Frau Gensicke), dann in Emil Thomas( Wilhelm Gensicke) und Hans Pagay Darum. Neulich traf ich den Regierungsrat X., wie er ( Jakob Lenzke) fowie, in gemessener Abstufung, in Hermann eben aus dem Laden der Herrenkleiderfabrit Maier herausging. Schmelzer( Pezold) und Hedi Kühn( Klara Genſicke) hingebende Als ich ihn verwundert fragte, warum und seit wann er denn hier Vertreter fand, mit Spannung und ermutigendem Beifall.- arbeiten lasse, gab er mir folgende Erklärung: Sie wissen doch, Ernst Kreowsti. daß ich auf der Regierung sehr viele Zeitungen lesen muß. Da las ich jüngst in einer socialdemokratischen Zeitung eine furchtbare Schimpferei über diese Firma Maier, daß sie ihre Arbeiter so schlecht bezahle. Da dachte ich mir, die Leute müssen doch ihre Ware sehr billig liefern können, wenn sie so wenig Ausgaben dafür haben und ließ mir darum heute dort gleich einen Anzug anmessen."

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Humoristisches.

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Eine gute Partie. Gratuliere zur Verlobung, liebe Erlaube mal, da mußt Du schon lieber ihm gratulieren." ( Simplicissimus ".)

Berliner Theater. Die Verleumdung". Luft­spiel in drei Akten nach Scribe von Eugen von Jagow. Warum, wenn man Scribe wieder einmal aufführen wollte, die Wahl auf dies vergessene Stück gefallen, ist schwer verständlich. Die Art, wie er fünstlich durch ein verwideltes Intriguenspiel Spannung zu erwecken sucht, liegt ganz und gar nicht in der Richtung des neueren Theatergeschmackes, an dem der Naturalismus denn doch Elsa." nicht völlig spurlos borüber gegangen ist. Man verlangt heute Ein­facheres und Tieferes von der Komödie: Komit, die aus den Charakteren entwickelt ist, nicht solche, die durch raffiniert ersonnenes Hin und Her allerhand gleichgültiger Theaterfiguren von außen an uns heran­gebracht wird. Freilich bei dem Verlangen ist es so ziemlich ge­blieben. Diejenigen neueren Komödien, die einem solchen Ge­schmade annähernd etwa entsprechen, lassen sich an den fünf Fingern abzählen. Und so lange das Bessere, das man haben möchte, nicht Karl Gjellerups Legende Osterfeuer" gelangt vorhanden, behält das Alte sein relatives Recht. In den Grenzen am 18. Mai erstmalig im Dresdener Opernhause zur Auf­seines beschränkten Geures hat Scribe einiges Ausgezeichnete führung.- hervorgebracht, Virtuosenstücke, die von feinem der Nach folger übertroffen wurden; nur eben die Verleumdung"

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Notizen.

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Die Erstaufführung von Reznicets Boltsoper gehört gewißlich nicht dazu. Das Tempo der Handlung Till Eulenspiegel " im Opernhause ist auf den 5. Mai ist, trotzdem die Jagowsche Bearbeitung die fünf Afte des Originals verschoben worden.- auf drei reduziert hat, schleppend langsam, die Charakteristik selbst Die romantische Oper Dalibor " von Smetana für Scribesche Verhältnisse äußerst flüchtig, und erst zum Schluffe wurde für das Theater des Westens erworben.- tommt auf Grund unwahrscheinlichster Voraussetzungen eine jener Goldmards Oper, Göz von Berlichingen" hatte verzwickt spannenden Situationen heraus, die Scribejche Specialität find. Vielleicht, daß man vor dem durchs Ueberbrettl vor ein paar bei der Erstaufführung im neuen Kölner Stadttheater einen Jahren wieder modern gewordenen Biedermeierkostüm das Stück starken Erfolg. spielt unter dem Bürgerfönigtum sich eine Wirkung versprochen! Das Thema wird methodisch abgehandelt. Es giebt da eine zielbewußte ganz gemeine Verleumderin, die Schwester des Premierministers, zwei oder drei das Schlechte mehr fritillos nachglappernde Hohl­töpfe, einen Verleumder aus Notwehr, sozusagen wider Willen, zwei selbst nicht verleumdende, aber den Klatsch Kleinmütig fürchtende In dem Verzeichnis der Vorlesungen, die von der Ober Personen, endlich als Gegenpart ein äußerst tugendsames Opfer der schulbehörde in Hamburg im Sommer 1903 veranstaltet werden, Verleumdung: Cécile, das Mündel des Premierministers, und ihn fündigt Dr. Pfeffer, Kustos des Naturhistorischen Museums, selbst, die ritterliche Excellenz. Ein junger Mann, jener Berleumder Ausflüge zum Studium der Vogelstimmen" an. Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW

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- Die Große Berliner Kunstausstellung 1903 wird am 2. Mai, mittags 12 Uhr, ohne besondere Ansprachen er­öffnet. Die Jury hat dem Vernehmen nach über 1600 Arbeiten zurückgewiesen.

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