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Rüstig schritten sie aus.

An langgestreckten, einförmigen Werkstätten vorüber, durch deren flirrende Fenster das Surren und Brummer der Räder drang.

Auf den von der Herbstsonne nur schwach überwärmten Gassen spielten einige blasse Kinder im Staube... sonst war niemand zu Hehen. Sie hatten bald das Dorf erreicht. Im schläfrig da liegenden Gärtchen des Gemeindewirtshauses, auf dessen Bänken und Lischen das Hühnervolk stolzierte, nahmen sie einen fleinen Imbiß, wobei sie viel über das verdußte Gesicht des Wirtes lachen mußten, der an einem Wochentage keine Gäste erwartet hatte.

Nun blickte sie ihm schon mit seligem Lächeln in die Augen, lange| stoßen der Luft aus einer großen Saugblase zurück, die vor dem foge= und zärtlich, bis er sich mit einem Ruck loslöfte. Schon halb vier! nannten Magen am Ende der Speiseröhre mündet und den ganzen Da heißt es sich tummeln. Bedenk doch Schahl: Unfre Hochzeits- vorderen Teil des Hinterleibes ausfüllt. Einige Beobachter haben reise! Weißt Du überhaupt, was das heißt, eine Hochzeitsreise?" die Reibung der Luft an andern Furchen und Hohlräumen des Ein wunderbar flarer Septembernachmittag war es, als sie Körpers für die fraglichen Laute verantwortlich gemacht. Jetzt hat ihre Hochzeitsreise nach dem an das Arbeiterviertel anschließenden Dr. Cabelli in den Verhandlungen der Zoologischen Botanischen Dorfe unternahmen. Gesellschaft" in Wien   neue Mitteilungen über die Stimme des Toten­fopfs veröffentlicht. Durch Versuche hat er festgestellt, daß die Be­seitigung des Rüssels das Tier der Stimme beraubt, woraus sich er­giebt, daß der Rüssel jedenfalls eine Rolle bei ihrem Zustandekommen spielt. Cabelli meint, daß der Ton durch Aneinanderreiben der beiden Halbrinnen des Rüssels erzeugt wird. Dies Ergebnis widerspricht jedoch den Beobachtungen andrer Forscher, ch der Schmetterling auch dann einen Ton von sich geben fan nn der Rüssel ganz ausgestreckt ist und beide Halbrinnen v mder getrennt sind. Gegen die Behauptung von Dr. Cabell auch Versuche, bei denen die beiden Rüsselhälften geschlossen wurden. Glaubhafter erscheint die Vernu Irsache des Tones in einer Luftkammer am Ansah d gu suchen sei, in der sich auch eine Art von Stimmbändern det. Die Amputation des Rüffels bedeutet schon an sich einen grausamen Eingriff für den Schmetterling, und Dr. Cabelli hat sie vielleicht so gründlich vorge­nommen, daß auch diese Luftkammer noch mit zerstört oder doch mit Blutflüssigkeit dicht verschlossen wurde. Zudem hatten schon andre Zoologen eine Untersuchung durch vollständige Entfernung des Rüssels vorgenommen, ohne daß der Schmetterling im Gebrauch seiner Stimmmittel beeinträchtigt wurde. Danach muß die Angelegenheit zum mindesten noch ale zweifelhaft bezeichnet werden.

Dann ging's quer über die Aecker nach dem kleinen Gehölz, das, inmitten der Stoppelfelder, ein ruhig sanftes Auge, von der Höhe auf das Dörflein niederschaute. Mit leisem Frösteln traten sie von den sonnenbeschienenen, von Altwveibersommer übertanzten Feldern in die Kirchentühle des Waldes, den bereits der Herbst mit seinem Flammenkusse überhaucht hatte

Er konnte ihr heute gar nicht nachkommen, so flink war sie immer vor ihm her. Wie ein hurtiges Eichkabell Tannenzapfen sammelten sie und spähten nach Haselnüssen und bewarfen sich mit caschelndem Herbstlaub und haschten einander und tanzten und sangen und jodelter und pfiffen und füßten sich.... wie zwei recht aus gelassene, recht glückliche Kinder. Sie waren ja heute so glücklich wie in den ersten Zeiten ihrer Liebe... Wie nett sie nur aussah fein Zogerl in der moosgrünen Lodenjoppe. Wie frisch ihre Wangen waren. Und dann die roten Vogelfirschen als Ohrgehänge einer ihrer herzigen Einfälle. Und mit seinem Jubel im Herzen nahm er sie bei den Händen und sang es hinaus in den Wald:

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Ringelringelrosenkranz, ich tanz' mit meiner Frau. Hört ihr's, meine Herrschaften? Ich tanz' mit meiner Frau Zoger!!" Frau Zogerl? Frau? Das flang nicht... Ach was, für ihn blieb sie auch jetzt noch das einfache Zogerl. " Du Zogerl...

" Schau, willst Du mich denn nie anders nennen jekt, da wir doch warum nennst Du mich überhaupt so. Du?" " Ja, das weiß ich selbst nicht, Zogerl; darüber hab' ich nie nachgedacht; dieser Mund, dieses Naserl, diese Ohrläppchen, das wispert mir alles zu:" 3ogerl"," Bogert"," Boger!" Ich könnte Dich gar nicht anders nennen. 3i- 3ag- 3oger!" aber, das ist nun einmal meine Erfindung, auf die bild' ich mir was ein. Weißt Du noch: Gleich am ersten Tage unfrer Bekanntschaft war es, weißt Du noch.

"

Er zieht sie zu sich nieder. Hand in Hand sißen sie am Rande des Waldes und sprechen vor der Vergangenheit, von vielen düsteren und einigen seligen Tagen... von dem, was nun werden soll... indes über ihnen das fahle Blättermeer wogt und rauscht Wenn er nur so dachte: Wo wäre er heute ohne ihre schlichtende Güte, ohne ihr einfache Klugheit. Als alles über ihn lachte, da hatte sie an ihn geglaubt. Als er klein und demütig einlenken mußte, als er alles, was ihn jahrelang irregeführt, mit einem Male von sich geschleudert hatte: wie war sie ihm damals beigestanden, in der schwersten Zeit seines Lebens, wie hatte sie ihn gestüzi und ermutigt! Alles war sie ihm geworden, dieses schlichte, liebe Mädchen

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Sie plaudern lange und merken gar nicht, wie die Abendnebel über den Feldern aufsteigen und es langsam dunkelt.

Im Dorfe unten verschenken sie noch ihr ganzes Kleingeld unter die Kinder

Von der herben Luft schlaftrunken, müde wie ein kleines Kind, hängt sie ihm am Arme, wie sie durch die Felder im Abendfrieden nach Hause wandern.

Sie kommen spät heim. Aber noch lange schauen sie zusammen nach dem sternenglizernden Nachthimmel, Herz an Herz im dunklen Zimmer, in dem die Hochzeitsblumen duften und duften. Er fühlt, wie sie zittert und ihr Herz schlägt. Er möchte ihr etwas Besonderes, Leuchtendes sagen und er kann nicht. Weit liegt die Welt hinter ihm. Er fühlt, daß er in diesen vier Wänden den Frieden gefunden hat.

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Behutsam löst er ihr die schweren Flechten. Dann nimmt fie seinen Kopf in den Schoß und fährt ihm liebkosend über Haar und Wangen. Eugen Schick.

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Aus dem Tierleben.

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Y:

Astronomisches.

Der Planet Merkur  . Man schreibt der Frankfurter Zeitung  ": Von Anfang Mai ab kommt der so selten sichtbare Planet Merkur in bequeme Stellung an den Abendhimmel und ist zudem wegen seiner Nähe bei der Sterngruppe der Plejaden   leicht aufzufinden. Diesen bekannten Sternhaufen, der dem unbewaffneten Auge 6 Sterne 3.- 4. Größe zeigt, findet man rechts unter der römischen V der Hyadengruppe, mit dem rötlichen Aldebaran am linken Schenkel, abends hoch im Westen stehen. Dicht links vor den Plejaden steht die alles überstrahlende Venus; von unten aber kommt, aus dem Strahlenkreuz der untergegangenen Sonne hervor, ein silberweißer Stern 1.- 2. Größe heran, und dies eben ist Merkur. Am 1. Mai schon ist er den Plejaden bis auf drei Vollmondsbreiten nahegekommen und er geht dann dicht lints an ihnen vorbei. Seine Bewegung von Abend zu Abend ist sehr groß, über drei Vollmondsbreiten, und so steht er bald oberhalb der die Plejaden   und Hyaden verbindenden Linie und geht geradewegs auf den darüberstehenden Stern zweiter Größe Beta im Stier los; er erreicht diesen jedoch nicht, sondern auf halbem Wege wird seine Bewegung nach links oben immer langsamer, dann steht sie still und kehrt zur Sonne zurück. Leyteres geschieht am 22. Mai. Bald darauf verschwindet dann Merkur in den Sonnen­strahlen. Im ganzen aber ist er doch vier Wochen gut sichtbar, eine ungewöhnlich lange Zeit für diesen seltenen Gast. Anfang Mai geht er um 914 Uhr, am 10. Mai um 93/4, am 20. Mai um 92 Uhr unter; Venus, der er nacheilt, erreicht er nicht, denn diese bewegt sich mit anfangs faum geringerer, später viel größerer Geschwindigkeit in gleicher Richtung in das Sternbild der Zwillinge hinein.-

Humoristisches.

- Sein Jdeal. Gerichtsvollzieher( der eine Möbel­ausstellung befucht): Herrgott, da müßte' s Pfänden eine Freude sein!"

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Einwand. Herr Meier aus Schroda   ist im Januar zum Einkauf in Berlin   und kauft bei der Firma Gebrüder Hoffmann einen Bosten Damen- Kleiderstoffe.

,, Aber, Herr Meier," sagt man ihm, als man soweit handels einig war, unser längstes Ziel ist 30 Tage!"

" Hm!" entgegnet da Herr Meier, indem er sich bedenklich hinterm Ohr fragt, bei die furzen Tag'?"-

Notizen.

( ,, Lustige Blätter".)

wo das Stück durch das Ensemble des Moskauer   künstlerischen - Marim Gortis Nachtasy I" ist in Petersburg  , Theaters aufgeführt wurde, von Presse und Publikum ab­gelehnt worden.

- Reproduktionen nach Gemälden und Zeichnungen Leonardo da Vinci   sind gegenwärtig bei Keller u. Reiner ausgestellt.

Eine neue Oper Leonore", Musik von Kramm, Tert ie. Die Stimme des Totenkopfs. Im Gegensatz zu von Wilhelm Manse, fand bei der Erstaufführung im Düssel­andern Insekten geben die Schmetterlinge geivöhnlich keinerlei Gedorfer Stadttheater eine freundliche Aufnahme. räusche von sich, wenigstens nicht solche, die dem menschlichen Ohr bernehmbar wären. Freilich haben wir nicht das Recht zu bestreiten, daß sie trotzdem Töne zu erzeugen vermögen, die vielleicht nur für unser Ohr zu hoch sind. Eine Ausnahme macht jedenfalls der be­tannte Totenkopf( Acherontia atropos), der einen pfeifenden, schrillen Ton hervorbringt, sobald er gereizt wird. Die Naturforscher Haben sich vom alten Réaumur an vielfach den Kopf darüber zer­brochen, wie der Schmetterling dies Geräusch verursacht. Früher nahm man an, daß es aus einer Reibung des Rüssels am Border­törper zu stande kommt. Wagner führte es auf das Ein- und Aus­Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  . Drud und Berlag:

Dem Germanischen Museum   zu Nürnberg   find für das geplante medico- historische Kabinett 500 Mark vom preußischen Kultusministerium überwiesen worden.

Eine italienische Truppe wollte kürzlich in Konstantis nopel Shakespeares Kaufmann von Venedig" aufführen. Der dortige Großrabbiner erhob Einspruch gegen die Aufführung und der Censor berbot das Stüd. Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul in Co., Berlin   SW