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Dir! Aber ich freue mich trotzdem! Wenigstens wirst Du doch Deine Hörner ( Edgard packt ihn am Stragen und wirft ihn hinaus. Der Rest von Lagaffes Worten verhallt im Geräusch des Kampfes.) Troudlair( brüllend): Was hat er gesagt? Was werde ich?"
Edgard( die Thür schließend): Du wirst gerächt werden!" Troublair( tragisch):" Erlaube! Diese Sache darf ich feinem andren über. Edgard:" Sei doch still, lieber Freund! Du würdest mich berleben, wenn.. Troudlair( bewegt):„ Ach, Edgard! Wie konnte ich Dich nur einen Augenblick verkennen Dich, der die Freundschaft so Heilig hält!"
Kleines feuilleton.
An
lk. Ein märkisches Waldthal. Von Eberswalde , dem aufblühenden Hauptorte des Kreises Oberbarnim, führen prächtige Waldwege am Bache entlang nach dem Dorfe Spechthausen , wo eine Papierfabrit das tostbare Material für die deutschen Reichskassenscheine herstellt. Nach dieser prosaischen Unterbrechung in der Natur tommt die Poesie aber sogleich wieder zu ihrem Recht, denn hinter dem Dorfe biegt ein Fußweg in ein Waldthal ein. Wer es nicht fannte und ahnungslos aus der Ebene um Berlin hier einwandert, würde sich in ein fleines Gebirgsthal versezt glauben. Es ist das Nonnenfließthal, und selbst die sogenannte märkische Schweiz hat kaum eine Landschaft aufzuweisen, die sich mit ihm vergleichen ließe; erst im entfernteren Odergebiete findet sich Aehnliches. Mächtige Buchen überragen das Unterholz und flankieren den Eingang des Thales, in dem sie auch weiterhin die Mehrzahl der Bäume bilden. In Windungen, wie man sie sonst nur in Gebirgsgegenden sieht, schlängelt sich das Nonnenfließ zwischen den Bäumen dahin. Steinen, erratischen Blöcken, die zerstreut im Bache liegen, bricht sich sein flares Wasser, und wo die Sonne einen hellen Fleck auf den Spiegel wirft und auf den weißen Sand darunter, können wir von Beit zu Zeit bemerken, wie unjer Näherkommen eine kleine Forelle aufscheucht, die blitzschnell wieder verschwindet. Wenn wir Glück haben, sehen wir selbst einmal Neunaugen auf dem flaren Grunde fich schlängeln. Am Bachufer huscht und wippt die Bachstelze hin and her, nicht nur die gewöhnliche Art, die jedes Kind kennt, sondern auch die in der Mark seltene schwefelgelbe Bachstelze. Allerlei Bachinsekten fallen diesen zierlichen Vögeln zum Opfer. Wo das Unterholz buschiger zusammensteht, lettert und fliegt ein bräunliches Etwas mit auffallender Geschwindigkeit herum: ziemliche Wachsamkeit ist erforderlich, um zu erkennen, daß es Bauntönige sind, die hier ihr munteres Spiel treiben und wie Mäuse durch enge Oeffnungen Schlüpfen. Noch manche andern Vögel beleben das Gebüsch und die Aeste der Bäume; wer die jedem Bogel eigentümlichen Rufe tennt, merkt bald, wo der Zeisig, der Weidenlaubvogel, die Kohlmeise sitzt und das bunte Kleid des allbekannten Buchfinken zieht den Blick meist eher auf sich, als sein Ruf. Dazwischen erklingt bisweilen der monotone Ruf des Kuckucks und das Hämmern des Schwarzspechtes. Selten gelingt es, diese beiden Tiere zu Gesicht zu bekommen. Eher fliegt ein Grünspecht über den Weg, und noch häufiger sieht man die zierliche Spechtmeise, auch Kleiber genannt. Wie der Name jagt, ein Mittelding zwischen Specht und Meise. Der Vau seiner Füße und seine Gewandtheit erlaubt dem fast mausartig gefärbten Heinen Vogel, nach allen Richtungen auf der Rinde der Bäume entlang zu laufen und in den Rizen nach Getier zu suchen Kopf unten oder oben, ist dem Kleiber gleich, er flebt am Baume fest gleich einer Naße. Von den Hängen des Waldthales herab winkt ein reiches Pflanzenleben. Aber auch die Knospen der Bäume beleben sich. Schon strecken sich die Knospen der Buchen auseinander und schieben die zart gefalteten jungen Blätter hervor. Enger und enger werden die Maschen des Nezes, das dem Sonnenlicht noch den Durchgang gestattet. Jeder Tag vergrößert die schattenspendende Fläche und berengert das Sieb. Der wunderbare Schatten des Waldes entwickelt fich dem Wanderer ein Wohlgefallen.
Theater.
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entsetzten Menge, der Katholiken und Lutheraner:„ Wir glauben all an einen Gott.. brausend zum Himmel steigt, so sind das Bilder von einer leidenschaftlichen Bewegtheit, einer Schärfe der Kontrastierung, einer Durchsichtigkeit des Gedankengehalts, daß fie gleich einfachen Symbolen der Phantasie und dem Gedächtnisse sich einprägen. Freis lich modernem Bühnengeschmad sagt der Stiel dieser Theaterkunst nicht zu. Der Materialismus hat die Ansprüche an die Charakteriſtik, die Individualisierung des Dialogs, die Motivierung der Handlung außerordentlich gesteigert; man empfindet ein Mißtrauen gegen alles effektvoll Grelle und derb unterstrichene Kontraste, man liebt das leise Abgetönte, das Verhüllte, indem die Spuren arrangierender Absicht möglichst verwischt sind. So bedarf es eines gewissen Entschlusses, einer Umschaltung der Stimmungen, um willig auf die Art von Fitgers Drama einzugehen. Aber es lohnt sich. Man wird dann auch über den kraftvoll pathetischen Ausdruck freigeistiger Tendenz, das, was des Stückes eigentliche Bedeutung ausmacht, hinaus, auch mancherlei artistische, mur eben einer andern Stilart angehörende Reize entdecken. Es ist ein eigenartiger Sinn für Bildlichkeit und Architektonik in der Gliederung der Scenen und dem anschaulich klaren Aufbau des Ganzen.
Die Aufführung war in den kleineren Rollen sehr gelungen. Der Fanatismus Lubbos fand durch Franz Rolan, der Fanatismus des Jesuiten durch May Montor eine lebendig eindrucksvolle Darstellung. Schlicht, wie die Figur von dem Dichter gedacht war, sprach Bategg den jüdischen Gelehrten, der Thalea in die geheimen Wissenschaften eingeführt hat. Marianne Wulf war eine liebenswürdigherzliche Almuth, Päschte ein ritterlicher Edgard. Nur eben Thalea hätte man anders gewünscht. Gertrud Arnold spielte flug und taktvoll, aber die Wärme, das Ueberzeugende, Fortreißende fehlte ihr, das, was den Glauben an die überragende Größe erwecken kann. Ein verständig- talter Unterton drang öfters störend durch, und in dem Pathos der großen Bibelscene war etwas gepeitscht Gewaltfames. Es ist eine Rolle, die außerordentliche Aufgaben stellt.
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Humoristisches.
dt.
- Indirekte Kur. Arzt:... Na, Sie sind ja, scheint's, wieder ganz wohl!?. Haben Sie meine Pillen alle Tage genommen?" Bauer: Ja, g'nommen hab' i' f' schon- aber wissen S, Herr Doktor, dös war a so: Mei' schwarze Henn' is ma über d' Schachtel ' komma und hat die Bill'n g'fressen! Nacha hab' i' d' Hem' g'schlacht' und' gessen und so bin i' wieder g'sund' wor'n!"
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3 wéi llebermenschen. Sie: Begegnen wir uns auch mal wieder in diesem Jammerthal, Herr Doktor!?. Sie sehen ja scheußlich gesund aus! Er: Leider!. Dafür sehen Sie aber wahrhaft inter effant elend aus!"-
Soeben
- Aus dem Tagebuch eines Badfische s. vom Herrn Assessor einen Kuß, von Mama z wei Ohrfeigen, und von Onkel Fritz drei Mark bekommen. ( Fliegende Blätter.")
Notizen.
Eine Hebbel - Stiftung, deren Zinsen schleswigholsteinischen Dichtern und Künstlern zu Gute kommen sollen, besteht seit einiger Zeit. Die Stiftung verdankt ihre Entstehung der Witwe Hebbels. Die Unterstützungen sollen jedoch erst beginnen, wenn das Kapital 30 000 m. beträgt. Der dieser Tage in gehoe abgehaltene plattdeutsche Provinzial- Verband will die Stadt Kiel und den schleswig- Holsteinischen Provinziallandtag um Beihilfe zur Vergrößerung des Stiftungsvermögens ersuchen.
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Von Hermann. Heyermans erscheint demnächst ein neues. Drama, Ghetto". Die deutsche Uebertragung stammt von Franciska de Graaff.
Paul Lindau hat am 30. April die Direktion des Berliner Theaters niedergelegt. Bis zum 1. August 1905 werden Alfred Halm und Graul diese Bühne leiten. Von den Novitäten, die die neue Direktion in der nächsten Saison bringen wird, seien genannt: Strindberg: Gustav Adolf" und„ Erich XIV."; Björnson : Geographie und Liebe"; Arne Garborg :" Paulus "; Ludwig Huna :„ Erstarrte Menschen"; Emil Rosenow :„ Kater Lampe"; Bernhard Shaw: Ein Teufelstert"; Adolf Vogler:„ Die Sturmglocke"; Joseph Lauff:" Der Gottestropf".
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Schiller Theater.„ Die Here". Trauerspiel in 5. Aufzügen von Artur Fitger. Fitgers Drama verdient die Auf nahme in das Repertoir des Schiller- Theaters Jn seinen Vorzügen Klara Meyer hat sich dem Deutschen Theater und Schwächen ein Werk jugendlich gestimmten dealismus vermag( Direktion Lindau) auf zwei Jahre verpflichtet; sie bezieht eine es, sollte man meinen, auch heute noch ebenso wie vor zweieinhalb Jahresgage von 15 000 m. Jahrzehnten, als es über die deutschen Bühnen ging, auf junge, Die Aufführung von Heyses, Maria von Magdala " bon dem ersten Pathos der Freigeisterei erfüllte Gemüter ist dem Deutschen Volks Theater in Wien gestattet mächtig zu wirken. Wenn Lubbo, der fanatische, lutheranische Kriegs- worden. Die Direktion hatte in dem der Censur vorgelegten Terte Inecht und Xaver, der weiterschauende Jesuitenſendling, die grimmen alle bedenklichen Stellen gestrichen. Feinde, sich die Hand zum Bunde reichen, vereint durch den glühenden Haß gegen Thalea, den neuen Geist der da nicht ist lutherisch, noch katholisch, noch calvinistisch, sondern pantheistisch und atheistisch." und niederkniend ihren Gott um Hilfe in dem Kampfe anflehen, wem Thalea die Bibel, die ihr gereicht wird, um sich durch einen Schwur auf Gottes Wort von dem Verdacht der Herenschaft zu lösen, mit wildaufbäumendem Trozz zerreißt, indem sie den Blig des christ lichen Gottes höhnend auf ihr Haupt herabruft, und dann der Chor der Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag:
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Das fünfaltige Tanzpoëm„ Der faule Hans" von Ostar Nebdal geht nächste Woche erstmalig in der Wiener Hofoper in Scene; die Ausstattung loftet 150 000 Stronen.
Eine wellentelegraphisce Station( System Braun und Siemens u. Halske) wird von t. Kanalamt in Stiel für den Nordostsee- Kanal eingerichtet. Die Station soll den wellentelegraphischen Verkehr zwischen Kurhaben, Brunsbüttel und dem Feuerschiff„ Elbe I" vermitteln.
Vorwärts Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.