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Noch flingen des Redners Worte lebendig in allen wieder. Man ist sich bewußt, daß es zu kämpfen gilt, um auf den errungenen Er­folgen weiter bauend einen großen Sieg zu erringen. Mancher fühlt, daß sein Leben ihm den vollen Sieg zu erwarten versagen wird, daß er sich begnügen muß, zu den Vorkämpfern zu gehören. In dem Buge sieht man viel Ernst in den Zügen derer, die das Leben nicht zu weich gebettet hat, aber keine Mutlosigkeit, teine Erschlaffung. Weiter streben, weiter ringen, das ist der Grundgedanke, der die heimziehenden Arbeiter beseelt, der Grundgedanke, der ihnen zwischen den hundertjährigen Oliven der tiburtinischen Flur heute von neuem zum vollsten Bewußtsein gekommen ist.­

Tivoli, den 1. Mai 1903.

W. S.

( Nachdruck verboten.)

Neues aus dem Reiche der Gartenblumen.

( Schluß.)

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finden die remontierenden Sorten mehr und mehr Aufnahme. Auch hier haben wir eine deutsche Züchtung zu verzeichnen, die starken Anklang gefunden hat, es ist die Sorte Jmmertragende vom Feld­ brunnen " mit roten Früchten; sie ist vom Vorsommer bis zum Ein­tritt der Fröste oft geradezu mit Früchten übersäet. Sie hat sich bei mir ganz vorzüglich bewährt, und ich habe sie in meiner Obst­plantage ausschließlich angepflanzt. Einen Versuch mache ich aber zur Zeit auch mit der neuesten einmal tragenden Himbeere, die ihres enormen Wuchses halber den Namen Goliath" führt. Sie soll ihrer vorgenannten immertragenden Schwester ebenbürtig sein, ja dieselbe noch übertreffen. Kulturversuche werden lehren, ob sie den Erwartungen entspricht.

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Gegenwärtig wird für einen bei uns neu eingeführten Frucht­baum, die sogenannte Kati- Pflaume, Diospyros Kaki , ſtark die Reklametrommel gerührt. Im Inseratenteile illustrierter Blätter findet man einen streng pyramidenförmig gewachsenen Baum dieser Art ohne Blätter, aber mit reichem Fruchtbehang abgebildet. Diefer Fruchtbaum, der in Wirklichkeit mit Pflaumen nichts gemein hat, ist einer der verbreitetsten und wichtigsten Obstbäume Japans , Koreas und Chinas , er wird neuerdings auch versuchsweise in Kalifornien Auch in der Züchtung dankbarer, schön- und reichblühender und Italien fultiviert. Von Italien aus wurde er dann in einer Gartenpflanzen find unfre Büchter in neuester Zeit außerordentlich deutschen Fachzeitschrift als Fruchtbaum für deutsche Verhältnisse erfolgreich gewesen. Besondere Aufmerksamkeit hat man einem unsrer empfohlen. Aber die Kati- Pflaume wird niemals ein deutscher interessantesten und frühblühendsten Gartensträucher geschenkt, der Fruchtbaum werden, da sie unsrem Klima nicht gewachsen ist und gleichfalls japanischen Quitte, Cydonia japonica. Sie ist schon höchstens wie Drangenbäume in Töpfen oder Kübeln gezogen werden in der Stammart nicht nur eine schöne, sondern auch eine außerordent- kann. Die Frucht ist hübsch rot; in Größe, Farbe und Form gewissen lich nützliche Pflanze, da alle unsre Gartenbirnen, soweit sie zur Tomaten gleichend, wird sie erst im Spätherbst genießbar, wenn das Formobst- Kultur dienen oder nur einen mäßigen Umfang erreichen Innere vollständig weich und breiig geworden ist. Sie schmeckt süß und sollen, auf diese Quitte veredelt werden. Sie hat herrliche rot­gefärbte Blüten, die am alten Holz vor und mit dem Erscheinen der gelangt mitunter durch Berliner Delikateßgeschäfte zum Verkauf. Aber die ausgeprägte Süße und die Weichheit des Fleisches dürften nicht jungen Blätter zur Entfaltung gelangen, aber( im Gegensatz zu den allzu vielen Menschen zusagen. In ihrer Heimat soll diese in Eng­als Nuzgewächse im Obstgarten angepflanzten Apfelquitten) ver- land als Persymone bekannte Frucht die Größe einer Orange hältnismäßig fleine fugelige grüne Früchte. Diese Früchte duften erreichen. Diese Persymone ist übrigens die einzige Art mit wirklich sehr angenehm und die Hausfrauen lieben es, die eine oder schmackhaften Früchten, wenn diese auch bei einigen andern Sorten andre derselben den Winter über in die Wäsche zu legen, welcher noch gerade genießbar sind. Die Gattung Diospyros ist aber eine diese unscheinbare Frucht ihren angenehmen Geruch mitteilt. Durch Nußpflanzengattung ersten Ranges, da die verschiedenen der Gattung Kreuzung dieser japanischen Quitte mit andren find herrliche Bastarde angehörenden Arten das im Handel so sehr geschätzte Ebenholz liefern.­gezüchtet worden, deren Blüten vom reinen Weiß bis zum tiefsten Mar Hesdörffer. Not in allen Abstufungen variieren. Der herrliche und reiche Flor, den die Quitten- Varietäten entfalten, ist von besonderem Werte durch die außerordentlich frühe Blütezeit. Man kann den Flor noch wesentlich beschleunigen, wenn man im Februar- März einige mit Blütenknospen besetzte Zweige schneidet und in fühler Stube in ein mit Wasser gefülltes Gefäß stellt, worauf man sich schon nach wenigen Tagen an den prächtigen Blumen zu erfreuen vermag.

Kleines feuilleton.

zu einem

k. Das amerikanische Theatersyndikat. Die Riesen- Organisation des amerikanischen Theatersyndikats, das nicht nur die wichtigsten Theater Ameritas beherrscht, sondern auch schon nach Europa Von sonstigen neuen Gartenblüten sei zunächst die Marguerite hinübergreift, macht Charles A. Waller zum Gegenstand einer Studie, Saharet genannt, der man, um ihre Schönheit und Grazie anzudeuten, die er in dem New Yorker Broadway Magazine" veröffentlicht. den Namen der infolge ihrer Gelenfigkeit so gefeierten Tänzerin bei- Der führende Mann des großen Syndikats ist Charles legte. Die Margueriten sind, wie bekannt, unermüdliche Blüher mit rohman. Er hat die Leitung von 13 Theatern in New York , weißen und gelben Blüten. Sie lassen sich leicht als Winterblüher 70 in verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten und vier in erziehen und entwickeln sich im Sommer, zum Gartenschmuck an- London . Das Theatersyndikat hat vor allem die Reisekosten auf gepflanzt, zu wahren Paradebüschen, deren fein zerteiltes Laubwert in Minimum gebracht, indem es ein regelmäßiges Tourneen­Tausende von Blumen decken. Besonders üppig ist der Blumenreichtum System einführte. 200 bis 300 Theater wurden bei dieser Saharet ", die ihre Blüten grazios auf leichten Stielen Ring zusammengeschlossen und regelmäßige systematische Tourneen­trägt. Hübsche Gegenstücke zu dieser stattlichen, Sträucher bildenden freise gezogen, so daß eine jede Gesellschaft alle wichtigen Städte Blüherin sind zwei ganz eigenartige neue Astern, die Waldersee - auf dem Wege besucht. Will jest z. B. jemand ein Stück durch die und die Apollo After, erstere rosa, lettere blau blühend. Sie Vereinigten Staaten schicken, so geht er zu dem Manager:" Ich Welchen bilden ganz geschlossene, tegelförmige Büsche, von denen jeder will eine Tournee mit dem Moneymaker" bestellen." gleichzeitig zweihundertundfünfzig und mehr entfaltete Blüten trägt, Weg?" fragt der Manager und nimmt dabei die sorgfältig aus­die zwar nur flein find, aber durch ihre Masse wirken. Diese Astern gearbeiteten Landkarten zur Hand. New York , Chicago und San eignen sich besonders zur Nandbepflanzung von Rabatten und zur Francisco." Der Kreis, den dieser Weg umfaßt, enthält etwa Herstellung teppichartiger Blütenbeete. 100 Theater. Wie viel Wochen?"" Zwanzig." Der Besucher wählt dann die Städte, die er besuchen will, und bemerkt, daß er einer andren, Star"-Gesellschaft unmittelbar folgt. Nunmehr wird besprochen, wieviel das Syndikat für die Benutzung seiner Theater erhält, und In weniger als einer Stunde ist eine damit ist alles bereit. Tournee von 4000 Meilen Fahrt besprochen, während man früher Tage und Wochen ständiger Arbeit dazu brauchte. Die Kosten zur Die Pacht des Unterhaltung eines Theaters sind sehr bedeutend. Empire- Theaters in New Yorf beträgt 180 000 m. jährlich, und da die Theatersaison nur acht Monate dauert, so macht die wöchentliche Bacht 4000 m. während der Saison aus. Dann kommen die Kosten für das Stück. Ein bekannter Dramatiker fordert 5 bis 10 Prozent der Brutto- Einnahme und dazu 2000 bis 20 000 M. Honorar, wenn er dem Manager das Manuskript übergiebt. Oft erhält der Dichter bis zu 4000 m. wöchentlich. Ein großer Posten sind natürlich die Gagen der Schauspieler. Der erste Schauspieler erhält bis 1000 m. wöchentlich, und ein oder zwei Sterne" fordern 2000 M. Andre Schauspielerinnen bekommen wöchentlich 400 W. und weniger, je nach ihrem Ruf und ihrer Rolle. Andre Schauspieler stehen sich auf 400 m. und weniger. Statisten erhalten 4 W. für den Abend, bis 40 und 80 M. wöchentlich. Die größte Ausgabe bedeuten aber die Inscenierung und die Toiletten. Eine Posse ist billig; aber Melodramen kosten oft 120 000 M. und mehr. Die Gagen einer mäßig großen Gesellschaft betragen 8000 M. wöchentlich. Manches Stück hat vor seiner Erst­aufführung über 100 000 m. gekostet und erweist sich dann als Mißerfolg. Böllige Mißerfolge sind für den Syndikatmann allerdings felten, da der moderne Manager den Geschmack des Publikums kennt und ihm nur die gewünschte Kost vorſetzt.

Auch die großblumigen englischen Pelargonien haben wesentliche Verbesserung erfahren. Während man früher nur hoch wachsende einfachblühende Sorten kannte, verdanken wir jegt deutschem Züchterfleiß gedrungen wachsende, zur Bepflanzung von Blütenbeeten geeignete, den ganzen Sommer über remontierende Sorten, die sich auch gegen ungünstige Witterungsverhältnisse ziemlich hart erweisen. Die neuesten Sorten sind die zartrosa blühende Ballkönigin und eine ungeheuer reich blühende Sorte, die zu Ehren eines Aufsichtsrats der Frankfurter Palmengarten- Gesellschaft den Namen Konsul Lautern trägt. Auch die so sehr beliebten gelb­blättrigen Blütenpflanzen haben im Goldmohn eine wertvolle Be­reicherung erfahren; es ist ein gedrungen wachsender Mohn mit lebhaft gelb gefärbter Belaubung, dessen gefüllte Blüten alle Ab­stufungen der roten Farbe zeigen vom zartesten Rosa bis zum dunkelsten Scharlach und Karmoisin. Ja sogar fast schwarze Blüten find vertreten. Der Mohn gehört zu unfren anspruchslosesten Sommer­blumen, da er im Garten gleich dahin gesät wird, wo er seine voll­ständige Entwicklung erlangen soll und einmal angefät alljährlich durch Selbstaussaat wieder erscheint.

Auch auf dem Gebiete der Beerenobst- Kultur ist manches Neue zur Einführung gelangt. Unter den bewährten neuen Erdbeer­sorten ist besonders die Sorte Sieger" zu erwähnen. Ganz neue Erscheinungen sind großfrüchtige Ananas- Erdbeerforten, die ebenso wie die kleinfrüchtigen Monats- Erdbeeren während des ganzen Sommers tragen und so zwei Ernten geben. Die erste, allerdings nur mäßig remontierende Erdbeere war die Sorte König Albert"; ausdauernder im Tragen zeigte sich dann die neue Sorte Belle- Alliance", gleichfalls eine deutsche Züchtung, und am fleißigsten remontiert die neueste Sorte St. Joseph". Ob fie fich bewähren wird, muß die Zukunft lehren. Auch unter den Himbeeren

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- Ein reisender Zahnarzt vor hundert Jahren. Folgendes Inferat findet sich in der Coburger Wöchentliche Anzeige", 4. Stüd, den 27. Januar 1798: