-
391
Logischen Begleitumstände bei den nahen böhmischen Heilquellen und gelangte zu dem Schluß, daß man jedes Mineralwasser fünstlich erzeugen könne, wenn man reines Brunnen- oder noch besser destilliertes Wasser unter Hinzufügung von Kohlensäure durch den die Umgebung der Quelle bildenden Stein hindurchfiltrieren lasse. Um das Verfahren abzukürzen, benutzte er aber nicht kompakte, große Steine, fondern feingemahlenen und pulverisierten Stein, um durch Vermehrung der Berührungsflächen zwischen Stein und Wasser den unberechenbar langen Sickerprozeß der natürlichen Verhältnisse zu er seken. Er gewann dadurch aus dem Biliner Klingstein ein Souerwasser, das sich von der echten Biliner Quelle durch nichts unterschied, und wandte dieses Verfahren alsbald auch auf andre vielbegehrte
Trinkbrunnen an.
"
Kleines feuilleton.
xy. Erhebung" in den Adelsstand. Durch die Verfassung find zwar in Preußen und anderswo die Standesvorrechte abgeschafft, trotzdem kann man aber in den Adel erhoben" werden, vorausgefeßt, daß man die nötigen Verdienste um den Staat sich erworben hat. Bei nationalliberalen Kommerzienräten und andern Mannesfeelen ähnlichen Kalibers pflegt diese Erhebung" zum Standesgenossen der hochmögenden Herren Edelsten und Besten als sehr erhebend empfunden und daher sehr begehrt zu sein. Der daraus sprechende Tiefstand bürgerlichen Selbstbewußtseins ist ja mun Angesichts der bei uns thatsächlich bestehenden Machtverteilung nicht ohne einige Berechtigung. Tief beschämend aber Gegenwärtig quält man sich natürlich längst nicht mehr damit ist es, zu sehen, daß selbst die größten Namen des deutschen Bürgerab, die mineralischen Bestandteile mühselig aus dem natürlichen tums, Männer wie Goethe und Schiller, die den Stolz der deutschen Quellgestein durch Auflösung des letteren zu gewinnen. Die chemische Nation bilden, es nicht unter ihrer Würde gehalten haben, sich Industrie vermag auch die seltensten Salze, wie die Baryum, durch Annahme eines Adelspräditats die blutige Beleidigung geLithium und Strontiumverbindungen im großen Maßstabe weit fallen zu lassen, als wenn es eine Ehre für sie sein tömite, billiger herzustellen. Die gleichen Fortschritte hat die Kunst des mit jedem rbeliebigen strohköpfigen Herrn von und zu Analysierens gemacht, die den Gehalt der Mineralwässer an Salzen ein Niveau gestellt zu werden. Goethe verdient freilich nicht die bi3 auf hunderttausendstel und millionstel Teile der gesamten Wasser- niederträchtige Verunglimpfung seines Andenkens, die sich der Litterarmenge genau angiebt, so daß dieser Teil der Fabrikation nur noch historiker Scherer geleistet hat: daß er unter der„ günstigen Einein erafter Wägeprozeß ist. Es handelt sich somit nur noch um die wirkung des Hoflebens" in Weimar die„ Blüte der Gesellschaft" Imprägnierung des Wassers mit Kohlensäure, deren Herstellung für im Junfertum erkannt habe. Demgegenüber braucht man nur auf den Kleinbetrieb eines Codawasser produzierenden Apothekers oder Aeußerungen Goethes über das hösische Treiben um ihn her zu ver Droguisten bis vor wenigen Jahrzehnten allerdings immer noch recht weisen, wie die: keine Zote und Eselei der Hanswurstiaden sei so umständlich war. Der Apparat zur Erzeugung von Selterswasser ekelhaft, wie das Wesen der Großen, Mittleren und Kleinen durch war deshalb auch ein ziemlich kostspieliges Ding. Der Fabrikant einander. Und seine Erhebung in den Adel durch kaiserliches Diplom mußte tohlenfauren Kalt in Gestalt von gemahlenem Marmor, Kalt- vom April 1782 ließ ihn so falt, daß er nach Erhalt der Urkunde ftein oder Kreide mit Salzsäure übergießen oder kohlensaure Magnesia am 4. Juni 1782 seiner Freundin, der Frau v. Stein, darüber schrieb, mit Schwefelsäure behandeln und die gewonnene Kohlensäure in er könne sich gar nichts dabei denken. Schiller, der im Jahre 1802 tomplicierten, mit flüssigen Chemikalien gefüllten Waschgefäßen geadelt wurde, dachte sich etwas dabei: anstatt sich zu freuen, zers reinigen oder durch ausgeglühte Holzkohle filtrieren und das vorher brach er sich den Kopf darüber, ob die Annahme des Titels nicht mit Salzen durchsetzte Wasser in großen, in steter Bewegung befind- mißdeutet werden könnte. Aber angenommen hat er ihn schließlich lichen Mischtrommeln mit der gasförmigen Kohlensäure vereinigen. Sowohl, wie Goethe, und auf diese Weise einen traurigen Mangel Die Erfindung der flüssigen Kohlensäure, die in Stahlflaschen be- plebejischen Stolzes bekundet. Dafür hatte der wackere Gottfried liebig weit versandt werden kann, hat diese umständlichen Operationen Bürger eine lebhaftere Empfindung, wenn er„ Auf das Adeln der überflüssig gemacht. Es bedarf heute nur noch eines ziemlich ein- Gelehrten" die Verse münzte: fachen Apparats, um die aus dem Stahlcylinder in Gasform entweichende, unter hohem Druck stehende Kohlensäure in das Wasser zu leiten, das sich auch ohne Schütteln, allein durch den hohen Druck mit dem Gase imprägniert. Zur Erzeugung von Mineralbrunnen wendet man nur einen Druck von 2 bis höchstens 3 Atmosphären an, während zur Herstellung von Selters- und Sodawasser 4 Atmosphären und zur Füllung der großen Ballons der Selterstafferbuden bis zu 6 Atmosphären gebraucht werden.
Die Herstellung dieser Erfrischungsgetränke ist also heute sehr einfach, um so mehr, als es bei ihnen nicht auf peinliche genaue zu sammensetzung des Salzgehaltes, den jedes kohlensaure Wasser des Wohlgeschmacks wegen bejizen muß, sondern auf den reichen Gehalt an Kohlensäuregas autommt. Der Wert des Rohmaterials beläuft sich für eine Flasche dieser Getränke nur auf Bruchteile eines Pfennigs, so daß der in Restaurationen für eine Flasche geforderte Preis von 20 Pfennig und mehr und selbst die Kleinhandelpreise von 8 bis 10 Pfennig pro Flasche als exorbitant hohe bezeichnet werden müssen, die sich nur zum Teil durch das aufgewendete Material, den Wert der Flaschen und den ungeheuerlichen Gewinn des Zwischen händlers rechtfertigen lassen.
M
Für den, der Selterswasser und andre kohlensäurehaltigen Getränke im Hause bereiten will, sind seit langem Gastrüge in Gebrauch, die mit dem bekannten Syphonverschluß ausgestattet sind und einen Schraubverschluß besiken, der es gestattet, das Wasser des Kruges und die in dessen unterer Abteilung befindliche Brausepulvermischung bis zum erfolgten Verschluß der Flasche getrennt zu halten und erst hierauf mit einander in Berührung zu bringen. Nimmt man statt Wasser Limonade, so erhält man die bekannten Brauselimonaden, die heute nur deshalb unter dem Vorurteil der Konsumenten zu leiden haben, weil ein üppig blühendes Fälschergewerbe statt echtem Himbeer, Citronen- und andrem Fruchtsaft die minderwertigsten, tünstlich gefärbten Surrogate benutzt. Die Gebrauchsfähigkeit dieser Gastrüge hat übrigens wesentliche Fortschritte gemacht durch die Erfindung stählerner Kapseln, die eine kleine Menge flüssiger Kohlenfäure enthalten und letztere nach Verschluß der Flasche an das Wasser abgeben.
Sind die hier geschilderten künstlichen Getränke noch vor hundert Jahren ein Gegenstand des Lurus gewesen, so dünten sie uns heute fast unentbehrlich. Sie haben ihren Weg in die entlegensten Gegenden gefunden; kein Schiff verläßt den Hafen, ohne einen größeren Vorrat davon an Bord genommen zu haben, und selbst in den Felswüsten der Bergwerksdistrikte Colorados und am eisgepanzerten Yukon bilden sie samt dem unvermeidlichen Whisky das Hauptingredienz der american drinks. Die Kohlensäure, die für die Lunge ein verderbliches Gift ist, bildet eben an Wasser gebunden die bekömmlichsten Erfrischungsgetränke. Sie wird übrigens auch vielen echten Säuerlingen zugesetzt und zur Herstellung der billigen Champagner verwendet, die keine Flaschengärung durchgemacht haben und nicht wegen des künstlichen Kohlensäurezusaßes, sondern deswegen ein sehr mittelmäßiges Getränk find, weil ihre Fabrikanten bei der Wahl des Weines oder Kunstweines und der Bouquetstoffe am unrechten Orte sparen. Dr. Kuit Rudolf Kreuschner.
„ Mit einem Adelsbrief muß nie der echte Sohn Minervens und Apollos begnadigt heißen sollen; Denn edel sind der Götter Söhne schon,
Die muß kein Fürst erst adeln wollen!"
Aus diesen Worten darf man natürlich nicht etwa herauslesen wollen, daß Bürger vor dem Geburtsadel der Krautjunker etwelchen Respett gehabt hätte. Er hat ganz sicher das Urteil gebilligt, das zu seiner Zeit in einem Artikel des Teutschen Museums" ausgesprochen wurde:„ Der Schornsteinfeger, der Holzhacker, der Nachtwächter, der Bettler sogar braucht Genie, aber was in aller Welt braucht der Edelmann, wenn er einmal aus einer Mutter aus gutem Geschlecht gekrochen ist?" Die stillschweigend vorausgesetzte Antwort: „ Gar nichts!" würde heute nicht mehr passen; heute müßte die Frage beantwortet werden:„ Liebesgaben, Wucherzölle, Militärvorlagen, Gevatterwirtschaft". Schmaroger am Gesellschaftskörper aber waren sie damals so gut, wie heute; darum hat Jean Paul in seinen " Grönländischen Prozessen"( 1783) den Adel mit den Maden in altem Käse verglichen. In diesem Zusammenhange würde dann auch die Frage, die der Spötter Heine einmal als Muster einer unnüßen Haarspalterei aufwirft, einen ganz vernünftigen Sinn bekommen, die Frage nämlich, ob den Maden des Käses der Käse gehöre. Dank der politischen Leistungsfähigkeit des bürgerlichen Liberalismus ist dies Problem noch immer ungelöst. Sonst tönnte von einer„ Erhebung" in den Adel nicht mehr die Rede sein. Sonst könnte die Verleihung des Adels nicht mehr als eine Ehre, die des Schweißes der Edlen wert, sondern höchstens als eine erniedrigende Strafe empfunden werden. Einmal im Lauf der Geschichte ist es von Gesezes wegen so gewesen, daß die Erhebung" in den Adel Verlust aller bürgerlichen Rechte bedeutete und darum als Strafe zuerkannt wurde. Das war aber vor fünfhundert Jahren in der Republik Florenz .
-
"
"
en. Neue Korkwälder. Professor Baker von der StanfordUniversität in Kalifornien ist jüngst von einer ausgedehnten Reise in Mittelamerika zurückgekehrt, wo er sehr sorgfältige Untersuchungen über die Wälder in der Republik Nicaragua ausgeführt hat. Die wichtigste seiner Entdeckungen bestand in der Auffindung und Untersuchung eines Baumes, von dem ein vorzüglicher Ersatz für Kort gewonnen werden kann. Professor Baker fand in den Wäldern von Nicaragua überhaupt eine ungeheuere Mannigfaltig feit von Baumarten, von denen er nicht weniger als dreihundert unterscheiden konnte. Was jenen auffallenden Baum betrifft, so hat seine Entdeckung eine besondere Geschichte. Seit einigen Jahren wurde nach den Vereinigten Staaten zu Schiff eine Baumrinde eingeführt, die sich als ein gutes Erfagmittel für Kort erwies, aber es konnte wissenschaftlich nicht festgestellt werden, von welcher Baumart die Rinde herrührte. Aus diesem Grunde hauptsächlich begab sich der Gelehrte in jene Gegend und ermittelte dort, daß die Rinde von den Wurzeln der Baumgattung Anona stammte, eines Baumes, der eine große Aehnlichkeit mit der kanadischen Pappel befißt und in den Niederungen und längs der Wasserläufe wächst. Professor Baker hat übrigens seine Arbeiten noch weiter ausgedehnt, indem er sowohl die Tierwelt an den westlichen Abhängen der Cordillere von Nicaragua
E