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einem jeden Gesicht erblicken muß, und dann nimmt das so I treters von Reuter zu entnehmen ist, ins Land, nachdem er sich überhand; daß die Leute sagen, ich mache mich nur lustig. Ich muß stets ein Tier im Menschen sehen, sonst verschwinden mir die Charakterzüge ganz. Ich komme wohl niemals weit mit ernsten Bildern, ich möchte Sie wohl einmal zeichnen, wenn Sie so recht wütend sind!"
„ Höchst galant!"
" Ich müßte etwas ewig Blankes, Gewitterschwarzes für die Augen finden können."
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" Und was für eine Art von Tier, wenn ich fragen darf?" Er schüttelte den Kopf. Nun sind Sie, Gjertrud, so jung und natürlich und kameradschaftlich, und deswegen habe ich Luft, aufrichtig gegen Sie zu sein. Ich will Ihnen gestehen, daß ich Sie gern habe es schadet Ihnen ja nicht, daß ich es sage ich habe Sie ganz schrecklich gern! te find viel mehr für mich, als Sie ahnen. Werden Sie nun, bitte, nicht böse! Aber wenn ich an etwas Schwarzes denfe. was lebt und schimmert und flimmert, ach, in allen Nuancen so reich dann sind Sie es. Aber sehen Sie, dann ist da noch eine andre, ganz in Blond, so daß man sich verrückt
daran sehen kann."
" Puh, welch' eine Faselei!"
" Nein, es ist kein Puh und auch keine Faselei. Ich habe wach gelegen und bin ganz verzweifelt darüber gewesen, als sollte ich von Pferden zerrissen werden, nur, weil ich so ganz verrückt geworden bin von einer Blonden und einer Schwarzen auf einmal!"
Sie bekam diesen weißen Schimmer in den Augen, den er so gut an ihr kannte: Ach, es ist ein Jammer mit Ihnen! Eine Verzückung für jede Farbe! Und dann ist ja noch etwas, was man die Mitteltöne nennt," fügte sie spöttisch hinzu.
,, Glauben Sie, daß ich es nicht merken kann, daß Sie oben bei Klaus gewesen sind und revidiert haben? Die Zeichnungen da, die taugen alle nichts! Die einzige, von all denen da oben, an der etwas ist, das ist das Bild von Otta Höiby; daraus könnte man etwas machen. So, wollen Sie jett fort laufen mit allen den häßlichen Gedanken, die ich Ihnen von den Augen ablesen kann? Verstehen Sie denn nicht, daß ein Modell jedesmal eine Begeisterung ist? Man malt nicht einmal ein Tier, ohne sich glühend dafür erwärmen zu können, einen Hund, eine Kaze, einen Dorsch oder einen Taschenkrebs, gleichviel! Und Otta, wenn sie so auf den hohen Hirschbeinen hüpft und sich im Rücken wiegtach, ich würde etwas darum geben, wenn ich sie einmal von mir weg malen könnte, so daß sie mir aus dem Kopfe käme." " Sie malen von sich weg?" schnappte sie, als ringe sie nach Luft.
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" Ja, denn sonst kann man ja verrückt und wahnsinnig davon werden. Ach, ich sah es Ihnen wohl bei Tische an, daß Sie sich irgend welche Gedanken über mich machten, daß Sie oben bei Klaus gewesen waren und sich etwas in den Kopf gesetzt hatten."
Więso, wenn ich fragen darf?"
" Ja, wieso?" Er grübelte finnend nach. „ Sie, Gjertrud, sind ungefähr das einzige, was ich jetzt nicht gern für mich zu Grunde gehen sähe. Ich bin gar nicht so wie andre."
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Das Geheimnis von Lbassa.
Endlich liegen eingehende und authentische Nachrichten über das geheimnisvolle Chassa in Tibet , die Stadt des Dalai Lama , vor, in die so viele Forscher vergeben einzudringen versucht haben. Das Dunkel, das die Stadt umgab, hat sich gelichtet, und es zeigt sich das Bild einer recht gewöhnlichen Stadt, die nicht viel Mysteriöses an fich hat Dem russischen Forscher 3hbito w ist es nicht nur gelungen, in die Stadt zu gelangen, sondern auch dort ein Jahr zu leben. Er war freilich nicht der erste Europäer, der in Chassa eingedrungen ist, sondern schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts hat es der Mönch Odorico di Pordenone besucht. Ihm folgte 1624 der Jesuit Antonio d'Andrada. Seit der Austreibung der Kleinen Kolonie der Kapuziner im Jahre 1760 haben aber nur drei Europäer die Stadt erreicht, der Mathematiker Manning aus Cambridge 1811 und die französischen Missionare Huc und Gabet 1846. Von den Forschern, die kürzlich nach Lhassa vordringen wollten, seien Dr. Sven Hedin , Savage Landor und Prschewalsky erwähnt. Professor Zybikom von der Petersburger Universität war besonders bgünstigt, da er ein buddhistischer Burjät ist und die tibetanische Sprache beherrscht.
Im Sommer 1900 tam 3ybifow, wie einem Bericht eines Ver
Centraltibet über den Berg Boumza genähert hatte, wo 1879 Beschewalsky zurückgewiesen wurde. Lhassa liegt malerisch auf dem Gärten. Durch den Süden der Stadt fließt der Uitchu, und Deiche Südabhang eines Berges und hat im Süden und Westen prächtige und Stanäle sind zum Schutz gegen Ueberflutungen errichtet. Eine schöne breite Straße, die zu religiösen Umzügen und Bußübungen dient, umgiebt die Stadt. Büßende gehen diese Straße entlang und werfen sich alle fünf oder sechs Fuß nieder, also etwa 3000 mal im Laufe eines Tages. Die Kleine Stadt, die höchstens 10 000 Bewohner hat, ist ein wichtiger Handelsmittelpunkt; die eingeborenen Händler sind jedoch Frauen. Inmitten der Stadt liegt der Buddhatempel, der etwa 140 Quadratfuß umfaßt und drei Stockwerke hoch Riesenbronzestatue Buddhas mit einem Stopfputz aus getriebenent ist, mit drei vergoldeten chinesischen Dächern. In ihm steht eine Geld mit Juwelen; und davor brennt ein Opferfeuer, das mit ge= fchmolzener Butter unterhalten wird. Jr andren Räumen des Tempels befinden sich noch andre Statuen und Reliquien, darunter die Statue der Göttin der Frauen, der Spirituosen und Weizen ges opfert werden. Der Weizen wird sogleich von Mäusen gefressen. Das heilige Gebäude enthält auch Räume für den Dalai Lama hundert gebaute Residenz des Dalai Lama liegt etwa eine Meile und seinen Rat. Die ebenso wie die Stadt im siebenten Jahr bon Lhassa auf dem Berg Bodala( Buddha La). Dicht dabei liegt das alte Schloß Hodson- Bodala, ein neunstöckiges Gebäude von 1400 Fuß Länge, in dem das Schazzamt, die Münze, die Schulen der Theologie und Medizin, Wohnungen für 1200 Beamte und 500 Mönche und ein Gefängnis untergebracht sind. Unter andren Klöstern und Tempeln bei Lhassa befinden sich drei, in denen sich 15 000 Mönche hauptsächlich dem Studium widmen. In einem, Brabun, studieren fast 6000 Personen, Knaben, junge Leute und selbst graubärtige Patriarchen, Theologie; die Gesamtzahl der dort Lehre sind viele Geister ständig in Menschen wieder verförpert. wohnenden Mönche beträgt 8000. Nach der herrschenden religiösen Der Dalai Lama ist der Lebende Buddha". Ein andrer Berteidiger des Glaubens ist der Geist Choidshen, dessen Macht sich durch fromme Asketen bekundet, die ihr Leben in Kontemplation verbringen. Seit dem 15. Jahrhundert liegt alle weltliche und geistliche Macht nominell in den Händen des Dalai Lama , aber China unterhält einen Mandschuresidenten und ein Heer. Um bei der Wahl eines Dalai Lama Streit zu vermeiden, legt das Wahlurne, und der Resident entfernt mit einem Stäbchen einen Streifen, fonzil drei Papierstreifen mit den Namen dreier Knaben in eine Der darauf bezeichnete Knabe wird der neue Dalai Lama . Seine Erziehung wird dann einem Kollegium gelehrter Männer an vertraut, und bis zu seinem 22. Jahre liegt die Regierung in den Händen eines vom Kaiser von China ernannten Regenten. Der jebige Dalai Lama ist 27 Jahre alt. Er ist seit 1806 der fünfte. Der Rat des Dalai Lama , in dessen Händen hauptsächlich die thats fächliche Macht ruht, umfaßt vier sogenannte„ Galons", die vont Kaiser von China ernannt sind. Die Verwaltung des Landes liegt in den Händen einer geschlossenen Aristokratie; Bestechung und Storruption sind fast allgemein. Ertränken, Tortur, Auspeitschen, Verbannung und Geldstrafen gehören zu den gewöhnlichen Strafen. Das tibetanische Heer besteht aus 4000 schlecht disciplinierten Männern, die mit Bogen und alten Flinten bewaffnet sind. Das Räuberunwesen blüht. Die Bevölkerung, die zu Zeiten auf 33 000 000 geschätzt worden ist, beträgt nach Zybikom wahrscheinlich nur den sechsten Teil jener Zahl und nimmt ab durch Krankheiten, besonders durch Pocken, und auch dadurch, daß es so viele im Cölibat lebende Priester giebt. Die Söhne der zeitweise in Tibet lebenden chinesischen Soldaten und Kaufleute werden als Chinesen, die Töchter als Tibetanerinnen gerechnet. Dann leben in Tibet noch Inder aus Kaschmir , Mongolen und Tibetaner aus Nepal ; lettere find geschickte Handwerker, Architekten, Bildhauer und Juweliere.
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Fast das ganze Land Centraltibets gehört dem Dalai Lama . Nur hohe Beamte in Lhassa haben erbliche Heimstätten. Die tibetanischen Häuser sind aus Ziegel und Stein gebaut und haben mit Ausnahme der Küchen keine Kamine. Die andren Räume haben Rauchlöcher und sind trostlos kalt. Getrockneter Dung ist das Haupts feuerungsmaterial. Die gewöhnlichen Leute tragen weiße Gewänder aus selbstgesponnenem Stoff, die Reichen rote, die Beamten gelbe und die Soldaten blaue. Die Frauen tragen viel Juwelen. Die Hauptnahrungsmittel sind Gerstenmehl, Suppe, rohes Yak- und Schaffleisch, Butter, dicke Milch und Gemüse. Weizengeist kostet 4 Pf. die Flasche. Die Männer rauchen Tabak und die Priester schnupfen. Die Bewohner Centraltibets halten streng fest an ihren fast rein förmlichen religiösen Bräuchen. Gebete werden als magische Kraft angesehen und spielen bei allen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Angelegenheiten des Lebens eine Rolle. Medizin ist wenig beliebt. Die Moral. ist primitiv; die ehelichen Bande sind nur sehr lose. Es ist Vielweiberei und Vielmännerei üblich. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen. Weizen, Gerste, Erbsen, Bohnen, Rinder, Schafe, Grunzochsen, Pferde, Eset und Maultiere sind die Haupterzeugnisse. Grunzochsen und Esel werden als Lasttiere gebraucht. Die Arbeit ist billig, die Männer bekommen acht oder zwölf Pfennig für den Tag, die Frauen dienen gewöhnlich für ihren Unterhalt. Selbst ein Lama erhält für einen ganzen Tag Gebete nur 40 Pf. Schaffelle, Rindbieh, Statuen, Bücher, gelbe Lamakappen und Yatschwänze, die als Roßschweife für türkische Paschas gebraucht werden, sind die Hauptausfuhrartikel. Eingeführt