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heiten abschätzen zu können. Und das ist von hoher Wichtigkeit; er- Boraussetzungen eines günstigen Erfolges gegeben sind, darf ein so lebt man es doch alljährlich, daß Leidende ins Gebirge wandern, die, zweischneidiges Mittel, wie es die Höhenfur mit ihren mächtigen anstatt die ersehnte Besserung zu finden, mit einer Verschlimmerung Einwirkungen auf den Organismus zweifellos ist, zur Anwendung ihres Krankheitszustandes wieder in die Heimat zurüctehren. Wie gelangen. Dr. med. R. H. Schlüter. jedes irgendwie wirksame Heilmittel, so muß eben auch die Höhenkur dem Zustande des Kranken angemessen sein oder doch angepaßt werden können, sonst wird sie im günstigsten Falle nichts nutzen.
Kleines feuilleton.
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Die auffälligste Erscheinung beim Aufsteigen aus der Ebene ist eine erhebliche Beschleunigung der Atmung; fie beruht sicher in der Hauptsache auf der zunehmenden Verdünnung der Luft, beztv. auf dem Sauerstoffmangel in den dünneren Luftschichten. Es kommt Ueber Eigentümlichkeiten der deutschen Kleinstaaterei bringt dann zu einer Art von Lufthunger, der durch die Beschleunigung der die soeben erschienene Deutsche Rundschau für Geographie und Atemthätigkeit seine Befriedigung findet. Auch das Herz arbeitet Statistit" einen interessanten Aufsatz, dem wir im Auszug folgende schneller, und nicht ganz selten sinkt der Blutdruck in Folge der Er: Einzelheiten entnehmen: In 4 Stunden 40 Minuten guten Gehens weiterung der in der Haut verbreiteten feinen Adergeflechte. Auch fann man sieben deutsche" Baterländer" berühren. Man beginne zu diese Erscheinungen sind, zum Teil wenigstens, die Folgen der Er- Steinbach im bayrischen Oberfranken , wandre in einem halben niedrigung des Luftdruckes; Herz- und Lungenthätigkeit stehen ja Stündchen nach dem Meiningenschen Lichtentanne , sodann in miteinander in innigstem Zusammenhang, jede Aenderung in den weiteren anderthalb Stunden nach Rauschengefees( Reuß Druckverhältnissen der Lungenluft beeinflußt nicht allein den Zus älterer Linie). Schon Gleima, 40 Minuten darauf, liegt im fluß des Blutes aus den großen Körperadern, sondern auch die Rudolfstädtischen, von wo man in einer halben Stunde bei Leistungsfähigkeit des Herzmuskels. Troß der gesteigerten Herz- Altengesees dem Lande Reuß jüngerer Linie einen furzen Besuch abarbeit kommt es aber, wie erwähnt, oft zu einer Senkung des Blutdruckes infolge Erweiterung der Hautblutgefäße; für diese ist nun nicht allein die Luftverdünnung, sondern auch die gesteigerte Muskelthätigkeit, der ungehemmte Einfluß der Lichtstrahlen und die Trockenheit der Luft als Ursache verantwortlich zu machen.
stattet, nach gleicher Zeit bei Drogniz preußisches Gebiet betritt, um endlich in einer Stunde zu Saalthal, altenburgischen Anteils, den Wanderstab in die Ecke zu lehnen. Ein spekulativer Wirt zu Warf, nordwärts Bremens , hat in Ausnutzung seiner geographischen Lage eine Doppelfegelbahn derart angelegt, daß die preußisch- bremische Von besonderer Wichtigkeit für die Gesamtkonstitution ist auch Grenze durch deren Längenachse läuft. Je nachdem nun in dem einen die Hebung des Appetits und die Anregung der Verdauungsfunk oder in dem andren Lande ein Bußtag oder dergleichen den Bauern tionen, die bis in ziemlich beträchtliche Höhen zu beobachten find; das Kegeln verbietet, wandern sie einfach auf die Nachbarauch die Zersetzung der Gewebesubstanzen wird befördert, der Stoff- bahn und drehen so der machtlos zusehenden Obrigkeit eine Nase. wechsel wird beschleunigt, und zwar erfährt namentlich die Aus- In dem Städtchen Kranichfeld find die Bewohner links der Jlm für scheidung von Wasser und die Verbrennung der Fettsubstanzen eine ihre Person wohl meiningisch, rechts davon weimarisch, Wohnhäuser Steigerung, während der Ansatz der für die Funktion der Drüsen und Scheunen dagegen örtlich arg durcheinandergeraten, und Kneipund Muskeln hochwichtigen Eiweißstoffe begünstigt wird. Auch an brüdern kommt diese Konfusion insofern zu gute, als nach der Polizeiden nervösen Centralorganen ist eine Hebung der Leistungsfähigkeit stunde vom meiningenschen Bierhause einfach in das weimarische und der Widerstandskraft zu beobachten. Freilich sind alle diese ausgewandert wird, wo, wie Eingeweihte behaupten, der Nachtgünstigen Erscheinungen nicht unterschiedslos in allen Höhen vorwächter einer milderen Praxis sich befleißigt. Der Gipfel handen; im allgemeinen kann man sagen, daß bis zu einer Höhe des Wirrwarrs wird wohl in dem ant der Bahnlinie von 2000 Metern, namentlich bei gesunden, widerstandsfähigen Per Braunschweig Hannover liegenden Waltorf erreicht. Es sonen, eine Kräftigung aller Körperfunktionen eintritt, während in gehört insofern Preußen und Braunschweig gemeinsam, noch bedeutenderen Höhen der Organismus den erhöhten Anfor- als nach der Zählung von 1895 ersterem 473, legterem 245 Einderungen nicht mehr gewachsen ist. In Höhen von 4000-5000 wohner zufielen, deren Häuser völlig schachbrettförmig bunt durchMetern kommt es auch zu dauernden Veränderungen, zur Erweiterung einander gewürfelt, deren Aecker aber zum Teil gar gemeinsam sind! der Lungen, Berringerung ihrer Dehnbarkeit, zu allgemeiner Blut Jede Unterthanengruppe hat ihren eignen Schulzen, ihre Rekrutenarmut und Herabsetzung der körperlichen Widerstandskraft; das ist aushebung, Hausnummern, Schänken und Steuern, dagegen vermißt die sogenannte Bergkrankheit, an der die meisten Bewohner des Hoch- man die sogenannten„ Hoheitstafeln", da andernfalls fast vor jedem gebirges leiden. Haufe eine stehen müßte. Seltsam ist, daß sich nicht erweisen läßt, wodurch dieses Kunterbund entstanden, dessen Anteile schon die ältesten Atten als bischöflich hildesheimisch( später hannöverisch, endlich preußisch) und braunschweigisch bezeichnen.
Wenn demnach auch nur Höhen bis zu etwa 2000 Metern zu Heilzweden in Betracht kommen, so darf man doch nicht glauben, daß innerhalb dieser Grenzen der Aufenthalt in beliebiger Höhe nun unterschiedslos empfohlen werden könne. Im Gegenteil, schon in ganz unbeträchtlichen Höhen treten häufig Beschwerden auf, Verminderung des Appetits, Abnahme des Körpergewichts, Störungen der Herzthätigkeit, der Atmung usw., aber alle diese Erscheinungen schwinden in der Regel nach kurzer Zeit, der Organismus paßt sich den veränderten Lebensbedingungen an, und eben auf der mit dieser Anpassung verknüpften erhöhten Funktion der meisten Organe beruht der heilsame Einfluß des Gebirgsaufenthaltes auf Erholungsbedürftige, wie auf gewisse Kranke.
Am meisten bewährt haben sich Höhenfuren bei den verschiedensten Formen der Blutarmut und Bleichsucht; die allgemeine Steigerung des Stoffwechsels führt auch zu einer vermehrten Bildung von Blutrot und damit zur Verbesserung der Blutmischung; auch bei Rhachitis und Strophulose ist der Höhenaufenthalt, wenn er von genügend langer Dauer ist, von großem Nuzen. Lungenleidende werden vielfach ins Gebirge geschickt, und es ist auch kein Zweifel, daß sie dort oft eine bedeutende Besserung erfahren, aber doch nur dann, wenn ihre körperliche Widerstandskraft für die veränderten Lebensbedingungen noch ausreicht. In diesem Punkte wird vielfach gefündigt; namentlich wenn Neigung zu Lungenblutungen besteht, fönnen bei der starken Erweiterung aller oberflächlich verlaufenden Blutgefäße schwere Folgen eintreten.
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Die Entwickelungsgeschichte der Dünen an der Westküste von Schleswig bildet den Gegenstand einer interessanten Studie von Brofessor J. Reinte in Kiel . Die im Bogen verlaufende Vers bindungslinie der Inseln Nöm, Sylt, Amrum und der Halbinsel Eiderstedt stellt die westliche Begrenzungslinie eines ehemaligen Landteiles dar, welcher durch das Hereinbrechen der Meeresfluten zertrümmert wurde. Die Insel Sylt nimmt in Bezug auf die Dünenbildung insofern eine Sonderstellung ein, als sich hier teine Neubildung von Dünen vollzieht, sondern nur eine Reihe alter, bor langer Zeit entstandener Dünen die Westtüste begleitet. Sie sind von dem Meer nur durch einen schmalen, gegen den Meeresspiegel geneigten Sandstrand getrennt. Das Meer ist an dieser Stelle relativ tief, so daß die Zweimeterlinie und sogar auch die Sechsmeterlinie nahe an die Insel herantreten. Die Dünen der Insel Sylt sind alte Dünen, die zur Zeit ihrer Entstehung sich weiter landeinwärts befanden und erst durch das nachfolgende Einsinten so dicht an das Meer geraten find. Eine Reubildung von Dünen findet aber hier nicht statt, weil die wichtige Vorbedingung nicht erfüllt ist: es fehlen jene flachen, von Salzwasser durchtränkten Sandfelder, welche hier den eigentlichen Entstehungsherd der Dünen hilden, wie ein Vergleich mit den andern oben genannten Inseln lehrt. Das Ausgangsmaterial für das erste Entstehen der Düne bildet der Flugsand, welcher, trop der völligen Durchnässung des Bodens, durch die vereinte austrocknende Wirkung des Windes und der Sonnenstrahlen an der Oberfläche jener Sandfelder entsteht und bei einigermaßen scharfem Winde in einem nur wenig über dem Boden sich erhebenden Sandgestöber emporwirbelt und hinzieht. Damit aber dieser Flugsand zur Ablagerung gelange, muß eine zweite Bedingung erfüllt sein, er muß nämlich von einer Pflanze aufgehalten werden. Diese Rolle übernimmt hier das Triticum ( Agropyrum) junceum, ein ausdauerndes Gras mit friechendem Rhizom, welches in bon Salzwasser durchtränktem Sandboden am besten gedeiht. In dem Maße, als fich im nach, und so wächst die Düne in dieser ersten Entwicklungsphase bis zu einer Höhe von 12 Meter, ausnahmsweise sogar bis zu 2-3 Meter. Dann tritt eine andre Dünenpflanze ihre Herrschaft an, die viel kräftiger vegetierende Psamma( Calamagrostis) arenaria, welche falzfreien Flugsand aufsucht und die von Salz durchtränkten Sandfelder meidet. Auf der bis auf 12 Meter herangewachsenen Düne vermag die viel dichter und höher
Wir haben oben bereits der verschiedenen Veränderungen gedacht, die mit dem Aufstieg in höhere Regionen am Organismus vor fich gehen; es versteht sich aber wohl von selber, daß diese den Heilzwecken günstige Anpassung nur dort möglich ist, wo gewisse Organe noch nicht schwer erkrankt sind; vermögen sich die letteren den er höhten Anforderungen nicht mehr anzupassen, so ist eine Verschlimmerung des Zustandes die notwendige Folge. So dürfen Stranke mit entartetem Herzen oder verkalkten Blutgefäßen keine bedeutenden Höhen aufsuchen, auch schwere Erkrankungen der Verdauungsorgane werden in der Regel nicht günstig beeinflußt, während Teichtere Störunger der Verdauung und Cirkulation, namentlich wenn sie nervöser Natur sind, oft bedeutende Besserung erfahren. Ueber- Triticumhorste immer mehr Sand anhäuft, wächst das Gras haupt ist für sehr viele Nervenleidende der Höhenaufenthalt von Nuzen; schon die Ablenkung des Geistes von all den unangenehmen Empfindungen und Vorstellungen, die vielfachen neuen Eindrücke, die ausgiebigere Mustelthätigkeit, alle diese Fattoren vermögen oft mehr, als ein fompliziertes Heilverfahren. In jedem Falle bedarf es aber einer sorgfältigen Prüfung der Gesamtkonstitution eines Kranken, ehe man sich zu einer Höhenfur entschließt. Nur wenn alle