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Die Kinder standen sprachlos, dann wandte sich Käthe plötzlich

Sie brennt aber wie Feuer," schluchzte Marie, und die Köchin hat auch schon gesagt, wenn das man nicht was andres ist, wie bloß von Zahnschmerzen."

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Die Regenverhältnisse Palästinas  . Die Kölnische Zeitung  " um und lief nach vorn auf die Veranda:" Mama, Tante Jda, schreibt: Das wichtigste flimatische Element ist in Palästina der Marie ist frank. Marie will nicht mit uns an den Strand gehen." Niederschlag, denn von seiner Menge und Verteilung hängt die Die beiden Damen horchten auf, sie lagen in bequemen Fruchtbarkeit des Landes in erster Linie ab. Eine von H. Hilderscheid Triumphstühlen und lasen oder träumten vielmehr über die Bücher unlängst veröffentlichte Untersuchung aller bisher vorhandenen Regens fort in den hellen Sommertag hinein. Käthes Mama fuhr nervös beobachtungen in Palästina giebt darüber interessante Aufschlüsse. in die Höhe: Aber, Kind, solch' Spektakel, was ist denn los?" Hiernach hat der südliche Küstenbezirk und das tiefer als der Meeress " Marie hat' ne dicke Backe; sie schreit, sie will nicht mit- spiegel liegende Gebiet am Toten Meer   und im Jordanthal cine gehen," durchschnittliche jährliche Regenhöhe von etwas unter 500 Millimeter, Um eine dicke Backe?" Tante Jdas Stimme klang spöttisch: der höhere westliche Teil des Berglandes eine solche von 700 bis Ruf sie doch einmal her." 750 Millimeter, das übrige Bergland 600-700 Millimeter, die Das Mädchen kam, sie hatte Lieschen auf dem Arm, Max stürmte Ebene 500-600 Millimeter. Zum Vergleich sei beigefügt, daß die hinterher. durchschnittliche jährliche Niederschlagshöhe in Köln   638 Millimeter " Was soll denn das heißen, Marie?" fragte Räthes Mama, beträgt. Der Monat Juli ist in Palästina so gut wie völlig regenlos, ,, Sie wollen nicht mit den Kindern an den Strand? Die Backe ist auch Juni, August und September sind fast völlig trocken, dagegen ja doch dick, da kann sie ja gar nicht mehr weh thun." find März und November die eigentlichen Regenmonate, in denen fast 0,9 aller Niederschläge fallen. Die Monate Mai bis September haben durchschnittlich nur 1 Proz. der jährlichen Regenmenge. In Jerusalem   beginnt die Negenzeit ungefähr im legten Drittel des Oktober und schließt anfangs Mai; an etwa 192 Tagen wird daselbst Regen beobachtet, die Trockenheit umfaßt dagegen 173 Tage. Der Frühregen der Bibel fällt im Oktober und November, der Spätregen im April und Mai. Ersterer ist für die Saaten der wichtigste, ist er spärlich oder bleibt er einmal aus, so kann auch ein reichlicher Spätregen den Feldern nicht viel nutzen. Fast alle Regen treten in Jerusalem   mit westlichen Winden ein und bringen Abkühlung. Von 1860 bis 82, also in 22 Jahren, brachten 14 Winter zu Jerusalem   Schnee, der aber rasch schmolz; der bedeutendste Schneefall trat am 28. und 29. Dezember 1897 ein und verursachte eine Schneehöhe von 43 Centimeter. Hilder­scheid hat auch untersucht, ob sich das Klima Palästinas in geschicht­licher Zeit verändert habe. Er findet, daß die Bewaldung des Landes im Altertum nicht wesentlich größer gewesen sein könne als heut­zutage, auch deuten die Angaben der Bibel wie des Talmuds nicht darauf, daß früher die Regenverhältnisse anders waren. Daraus schließt er, daß der heutige armselige Zustand und die dünne Be­völkerung des Landes nicht eine Folge klimatischer Veränderungen seien, sondern durch die geschichtliche Entwicklung bedingt würden, so daß bei einem gründlichen Wandel der durch die türkische Un­fultur hervorgerufenen Verhältnisse das heute verödete Land wieder in einen Zustand der Blüte und des Wohlstandes gebracht werden könnte.

" Ach was soll es denn sein? Sie haben am Wasser Zug be­fommen, weiter ist's gar nichts. Darum macht man doch nicht solche Scene. Nehmen Sie die Kinder und gehen Sie an den Strand. Die Kinder müssen ihren Spaziergang haben. Wenn Sie ruhig fizzen, wird's schon nicht so weh thun."

Es brennt nur so!" Das Mädchen wimmerte, sie knickte fast zusammen.

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Wenn Marie aber in dem Zustand ist, kann sie doch nicht auf die Kinder aufpassen," sagte Tante Jda. Sie kann sich ja nicht be­herrschen, da läßt sie womöglich die Kinder Schaden leiden! Da ich sag's ja, fie läßt noch Lieschen fallen." Sie sprang auf und griff nach der kleinen Nichte.

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Es fuhr mir so durchs Gesicht," schluchzte Marie. Sie weinte feht wirklich vor Schmerzen.

Gott  , das ist ja aber gräßlich." Die gnädige Frau richtete sich auf. Und gerade jezt in der Sommerfrische, wo man seine Ruhe haben will! Jetzt lassen Sie mal die Kinder hier und gehen Sie hinüber zu Doktor Müller, er soll Ihnen sagen, was es ist. Ich will wissen, ob es so schlimm ist, wie Sie es machen."

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Sagen Sie aber, daß Sie von uns kommen," rief Tante Jda ihr nach, damit Sie nicht so lange warten müssen."

Als Marie gegangen war, sahen sich die beiden Damen ratios an: Ja, was soll denn nun werden?"

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Es wird ja schon nicht so schlimm sein."

Die Bade sah aber doch gefährlich aus," meinte Tante Jda nachdenklich.

Na ja, fang nur noch so an, das könnte einem gerade passen: das Kindermädchen krank und keiner da, der auf die Kinder auf passen kann. Womöglich fann man's noch selber thun. Dazu ist man in's Bad gereift! Mar, Käthe, macht nicht solchen Spektakel, wenn man Euch eine Stunde um sich hat, kann man ja verdreht

werden."

Sie ließ ihren Born an den Kindern aus, die im Zimmer umherzutollen begannen. Max und Lieschen standen wie auf Kommando still, aber Käthe rief:" Mama, da kommt Marie schon wieder, ach, und die Backe ist noch röter."

Wirklich, Marie kam. Sie hielt ein Tuch an die Backe und schluchzte: Der Doktor sagt, gefährlich ist es nicht, aber ich soll mich ruhen und feinen Zug rankommen lassen; es ist Rose. Aber wenn ich sie warm halte, wird's in zwei Tagen vorüber sein."

" Na also," sagte Käthes Mama." Dann binden Sie sich ein wollnes Tuch um den Kopf und gehen Sie mit den Kindern an den Strand; wenn Sie in den Dünen fizen, haben Sie ja auch Ihre Ruhe. Na, mun eilen Sie sich, damit die Kinder raus komnien.

" Ja, ja." Marie nahm Lieschen auf den Arm und alle verließen das Zimmer.

Es herrschte wieder Stille in der Veranda. Auf einmal aber fagte Tante Jda: Du, hör' mal, glaubst Du nicht, daß Rose an steckend ist?"

Ach nein! Denkst Du!"

" Ich hab es mal gelesen, ich weiß es ganz gewiß."

Aber das wär' ja gräßlich und sie hat die Kinder bei sich." " Ich kann es Dir sogar in unsrem Hausdoktorbuch zeigen. Sieh mal, hier steht's". Tante Jda war aufgestanden und hatte ein Buch aus dem Schrank genommen.

Das ist aber empörend, und das sagt der Doktor uns nicht ' mal?"

Er wird es schon gesagt haben, und sie hat's vergessen zu stellen."

be­

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Humoristisches.

Aus der Gesellschaft. Gefällt Dir denn Dein Gemahl, liebe Rosa?" Bah, was geht es mich an, was für einen Schwiegersohn sich mein Papa für sein Geld gekauft hat!" Ausgesorgt. In einer Stadt der Niederlausitz  , die besonders durch ihre reichen Tuch- und Hutfabrikanten bekannt ist, figen am Stammtisch eine Anzahl der angesehensten Bürger. Das Gespräch dreht sich unter andrem auch um die Fortschritte der jungen Herren auf dem Gymnasium. Dabei fragt denn auch der alte Sanitätsrat Dr. N. den neben ihm sizenden reichen Fabrikanten W., deffen ältester Sprößling troy Nachhilfestunden und des respektablen Alters von beinahe 16 Jahren noch immer die Bänke der Quarta drückt: Sagen Sie mal, lieber W., Sie wollen Ihren Sohn, den Adolf, aus der Schule nehmen? Wollen Sie ihn denn nicht wenigstens bis zum Einjährigen gehen lassen?" Er erhält darauf zur Antwort: Ach was! Des fällt mir jar nich ein. Meine Jungs, die brauchen feen Latein, meine Jungs ha'n Wulle. Wenn meine Jungs nach Lateinien kommen, denn nahm'n se sich een Tulmatsch( Dolmetsch  )!" ( Lustige Blätter.")

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Notizen.

Lucifer" heißt eine neue Zeitschrift, die die wissen­schaftlichen mit den religiös- idealistischen Bedürfnissen der Zeit ver­söhnen will. Herausgeber ist Dr. Rudolf Steiner  .

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Das Berliner Theater bringt in der nächsten Saison awei Molièresche Stüde Der Zwist der Verliebten" und Georges Dandin", zur Aufführung; die deutsche Be­arbeitung stammt von Ludwig Fulda  .

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Telegraphische Wetterprognosen werden in der Zeit vom 11. Juli bis 20. Oktober in allen Telegraphen­amtern Oberöstreichs und Salzburgs öffentlich aus­gehängt werden. Das Prognosentelegramm, das sich auf die Witte­rung des nächsten Tages bezieht, ist ein chiffriertes Wort von fünf Buchstaben. Der Schlüssel zu den einzelnen Buchstaben hängt gleich­falls aus. Bewährt sich die telegraphische Wetterprognose, so soll sie später durch die ganze östreichisch- ungarische Monarchie öffentlich ver­Cannes sieht man jezt häufig einen großblättrigen Rasen, der nicht Palmenrasen. In den Villengärten von Nizza   und von Gräsern, sondern von jungen Dattelpalmen gebildet wird. Sie sahen sich beide ratlos an. Käthes Mama erhob sich Es sind junge Pflanzen der canarischen Dattelpalme. Die seufzend: Ja dann wollen wir nur gehen und selber bei den Gärtner hatten bemerkt, daß die kleinen Dattelfrüchte dieser Kindern bleiben, dann kann sie ja in ihrem Zimmer bleiben, bis Art, die ungeerntet auf den Boden fallen, in diesem warmen sie wieder heil ist. Ach ja! Und das soll mun Erholung für Kelima leicht teimen und Pflanzen von großer Gleichmäßige uns sein!" keit des Wuchses ergeben; sie machten deshalb den Versuch, die

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Dumm genug ist sie dazu, statt an die Kinder zu denken.

Ja,

was machen wir denn nun?"

breitet werden.

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" Ja, es hilft nichts," meinte Tante Jda. Die Gesundheit Datteln im März in engen Reihen zu pflanzen, und sie erzielten so der Kinder geht doch vor. Aber weißt Du, sage Marie, Du schicktest einen schönen hohen, lebhaft grünen Rasen, welcher einen zwar fie nach Haus um ihretwillen, das macht doch einen besseren etwas fremdartigen, aber außerordentlich angenehmen Anblick ge Eindruck." währt. ( Prometheus.") Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  .

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Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW