Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 133.
18]
Böse Mächte.
Freitag, den 10. Juli.
( Nachdrud verboten.)
Roman von Jonas Lie.
Harrestad richtete sich hoch im Sofa auf und ließ sich dann unschlüssig wieder fallen:
" Darf ich mir die Frage erlauben, ob das der auf richtige Ernst des Herrn Direktors ist, oder-"
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Sie sind ja gewandt in Geldangelegenheiten. Das ist immerhin ein Anfang. Daß ich so von meinen perjön lichen Gefühlen absehen kann, das vermögen Sie wohl nicht zu fassen, Harrestad?"
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1903
Er erzielte nicht die gewöhnliche Anerkennung und
fuhr fort:
„ Gar fröhlich er sein Liedchen pfiff,
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Doch als er in die Tasche griff. O weh, o weh, o jemine! Vermißte er sein Portemonnaie!"
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Er versuchte sich in einem neuen Genre: Haben Sie wohl beachtet, wie verschieden die Leute ihr Das Portemonnaie aus der Tasche holen, Herr Direktor?- ist wirklich ganz charakteristisch."
" Das hängt wohl davon ab, wie es gespickt ist." ,, Vater zum Beispiel gräbt in allen Taschen nach Geld, er hat es selten im Portemonnaie!"
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Der Direktor blinzelte etwas wohlwollender, doch schien ihn das Thema nicht so recht zu feffeln.
„ Nein, das vermag ich wirklich nicht, in diesem Fall. Aber, es steckt vielleicht etwas dahinter, was- Und wenn ich es mit meiner Ueberzeugung vereinigen kann, und ohne Verpflichtung von meiner Seite, so man darf einen Zufall nicht vorübergehen lassen, es ist der Finger es ist der Finger- schwindet zeig einer höheren Macht."
"
Pu- uh!" stöhnte der Direktor.
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" Nun, Sie wissen wohl, daß hier in der Stadt für das Zustandekommen einer Diligencefahrt gewirkt wird?" Harrestad schielte haftig interessiert in die Höhe. Er drehte den Nacken und sah zu Boden, so daß seine Glaze sichtbar
wurde.
,, Meinen der Herr Direktor, daß-" „ Ja, das meine ich,"
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der Direktor strich sich spöttisch über das Kinn, und Harrestad fühlte seine Augen
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„ Gjertrud, Gjertrud," rief Abraham ins Nebenzimmer hinein, können Sie nicht herein kommen und Ihren Vater schwindet mehr und mehr. Es liegt mir ja gerade daran, den ein wenig ärgern? Der Direktor des Sägewerks ver Charakter herauszubringen."
Sie hörte es nur allzudeutlich durch die Munterfeit hin durch. Es klang, als verzagte er an dem Gemälde.
Sein Pinsel schwebte nur in der Luft hin und her, während er den Direktor anstarrte.
sagte der Direktor und legte die Hand mit einer sicheren Be,, Was ist's denn nur? Ich weiß, daß ich richtig size,"
wegung auf die Stuhllehne.
"
Da ist etwas so ganz Fremdes beim Kinn heute." „ So? Ich sollte sonst meinen, das fäße immer fest!" „ Es ist ganz außerordentlich korrekt, wenn es sich zum
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auf sich ruhen mit einem triumphierenden Blick, daß er ihn Beispiel darum handelte, daß Sie rasiert werden sollten."
so durchschauen konnte.
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" Ich muß offen gestehen, daß das alte Argument des Direktors, daß nämlich die Diligence für das Zustande kommen der Eisenbahn hinderlich sein sollte, mir noch im wesentlichen ungeschwächt vor der Seele steht. Das ist so einfach und so klar dabei, zutreffend wie alles, was von dem Herrn Direktor kommt." Sieh, sieh, fieh!- Ja, das wollte ich ja gerade gern von Ihnen hören, Harrestad. Das ist wirklich ein gutes Argument."
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„ Ein felsenfestes, Herr Direktor! Und es freut mich unsagbar, daß ich diesmal, in diesem Fall, mich mit gutem Gewissen auf die Seite des Herr Direktors stellen kann. Die Aussicht auf das Zustandekommen der Eisenbahn zu retten, ist wahrlich ein städtisches Interesse, das alle Parteien versammeln sollte, und da der Herr Direktor wie immer-" " Ja, ja," unterbrach ihn der Direktor ungeduldig,„ mein Wagen ist angespannt, Sie müssen mich entschuldigen. Freut mich, daß wir uns darüber einig sind. adieu!
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Adieu, Gerade nicht die feinste Alliance!" murmelte er, als er sich in den Wagen sette. Er trieb das Pferd an, und im Trab ging es heimwärts. Bei der grüngestrichenen Pforte, die zu Tröans Garten und Buchdruckerei führte, machte er Halt und fragte nach dem Redakteur." So? nicht zu Hause? Wollen Sie Tröan bitten, die Güte zu haben und morgen zu mir aufs Comptoir zu kommen, vor zehn Uhr, sagen Sie nur!" Zu Hause auf dem Hofplatz warf er dem Jungen die Bügel hin und ging direkt ins Wohnzimmer. Im Wohnzimmer Bratts wartete Abraham auf den Direktor, obwohl es bereits sechs Uhr war, um mit dem Malen seines Porträts fortzufahren.
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Er nahm kurz und schweigend die Stellung ein, in der er nun bereits zwei Dienstage und Freitage gesessen hatte. Er bestrebte sich redlich, sein Antlig brauchbar für das Porträt zu machen, und brachte zu Abrahams Verzweiflung ein wunderbar süßliches Gesicht zu stande, von einer glatten, nichtssagenden Art, mit der man sich für einen Gesellschaftsfaal wappnet.
Abraham traf seine verschiedenen Anordnungen unter allerlei Gesumme und Gepfeife und gab Bruchstücke des Liedes von Vendèla und Peller" zum besten, in der Hoffnung, dadurch den Ausdruck zu beleben:
„ Ach so!" Der Direktor faßte den Witz einigermaßen auf. Abraham stimmte in sentimentalem Ton an:
" Belle werd' ich nie vergessen, Selbst wenn ich im Grabe liege
Es wollte ihm heute nicht gelingen, das begriff Gjertrud. Wenn er anfing, sich so halb aufgelöst mit der Hand durchs Haar zu fahren. Er übertrieb sowohl die Pockennarben als auch die Warze, um die Aehnlichkeit herauszubringen.
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Der Direktor war in Gedanken versunken, die Augen waren starr auf die Wand gerichtet, und das Geficht lehnte sich gleichsam forschend hintenüber.
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Abraham wurde plößlich Feuer und Flamme, der Pinsel fuhr blizschnell über die Leinwand.
,, Liebe Gjertrud , verschaffen Sie mir doch einen Lappen, zum Abtrocknen.
Sie huschte hinaus ins Schrankzimmer und kam wieder herein, wurde aber nur mit einem zerstreuten: Legen Sie ihn nur dahin!" empfangen.
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Sie blieb hinter dem Stuhl des Vaters stehen, die Hand in die Seite gestemmt.- Jetzt ging ihm die Arbeit von den Händen!- Abrahams Augen wurden gleichsam eine Vision für sie! Eine solche großartige Kraft in dem scharfgeschnittenen Gesicht. Und dabei dieser eigentümlich weiche, leidende Ausdruck, während er mit einer angewöhnten Geberde den Kopf auf die Seite legte, als lausche er angestrengt.--Er war ganz vertieft in seine Beschäftigung.
Ein Schimmer der Abendsonne erlosch an der Wand. Draußen schlug die Uhr.
„ Endlich!" Der Direktor erhob sich und brummte vor sich hin, was wohl seiner Befriedigung Ausdruck verleihen sollte, daß heute doch etwas geschafft war.
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Gjertrud, nun, was meinen Sie?" fragte Abraham, als sich die Thür hinter ihm geschlossen hatte; er stand noch da und prüfte und betrachtete seine Arbeit. „ Ja, jetzt ist es der Vater, dieser Blick," rief sie aus. Und dann der Mund. Ja, wenn er auch nicht gerade schön ist, so weiß er doch, was er will." " Das beabsichtigte ich jedenfalls auszudrücken," erwiderte er bescheiden. ,, Sie haben etwas von Ihrem Vater, Gjertrud." fuhr .Sehr schmeichelhaft."
er fort.
„ Es ist weder das Zwinkern mit den Augen noch die Warze an der Nase, aber die Kraft, die bei Ihnen
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aur Schönheit geworden ist,-- Sie haben zum Beispiel