trocknen zu lassen, iveil Du solche'Hast hattest, mit Deinen Möbeln einzuziehen.-- In zehn, fünfzehn Iahren, lvenn der Klub sich ordentlich eingelebt hat, kann es hier vielleicht ebenso gemütlich werden wie da oben bei Madame Michelsen. -- Kann man von Deiner Partie sein?" Thesen nickte humoristisch und nahm einen tüchtigen Schluck von seinem Grog, und es entging dem Direktor nicht, wie sich die verschiedenen Physiognomien aufklärten. Sein lebhaftes Vogelauge warf dem Wege-Jnspektor einen Blick zu, der über das ganze Gesicht von Wohlwollen strahlend dastand und Johnstou durchaus beim Aufhängen seines Rockes behilf- lich sein wollte, und schaute dann zu Bauern-Berg hinüber, der da hinten in der Ecke halblaut etwas vor sich hinmurmelte. „Wir sprachen gerade von Dir, Johnston," sagte Bratt ein wenig forciert, als Johnston an den Spieltisch trat,„über Dein schweinemäßiges Glück, als Du die„Konkordia" ver- sichertest." Er zwinkerte ein wenig boshaft mit den Augen und lehnte sich hintenüber.„Ich erklärte nur, wie es auf einer sonderbaren Eigenschaft bei Dir beruhe, daß Dir das Glück so übermäßig hold ist. Du zweifeltest ja keinen Augen- blick au dem Odessa -Roggen." „Nein, das war ja gerade mein Glück!" „Ja, sieh, sieh! Ist es nicht genau so, wie ich sage? Du hättest Deine Seligkeit im besten Glauben zum Pfand setzen können, wenn auch das Telegramm uneröffnet in Deiner Rocktasche gesteckt hätte. Dich kann man wirklich den Liebling des Glücks nennen!" Johnston starrte einen Augenblick vor sich hin.„Es kann etwas Wahres darin sein. Du." „Wissen Sie wohl noch, Thesen, er kam ganz bekümmert hinauf? Es stürmte, und überall wurden Schiffbrüche ge- meldet, ja, so verschieden ist die menschliche Natur. Das erste, woran ich gedacht hätte, wäre doch natürlich gewesen, ob auch wohl mein Schiff verunglückt sein könne." „Es hängt ja gar nicht davon ah, was Johnston vermutet oder gedacht, sondern nur davon, ob er die Nachricht erhalten hatte," entschied Rechtsanwalt Gaarder. »Ja. ja, natürlich," sagte der Direktor verdrießlich und mit einem stechenden Blick,„und darin besteht ja gerade das Glück. Statt daß mein Geist mich veranlaßt haben würde, nach Hause zu fahren und nachzusehen, ob irgend eine Nach- richt eingegangen sei, trieb Johnstons Geist ihn erst zu Thesen hinauf. Seine Seele hegte keinen Verdacht!" „Ich habe selbstverständlich keine Ahnung davon gehabt," sagte Johnston ziemlich kurz. Er riß sich förmlich von seinen inneren Betrachtungen los, und die Unterhaltung ging in ein allgemeines Kartenspielen über. Es lag etwas eigenartig Schwüles über den lauten, leb- haften Ausrufen rings umher an den Spieltischen. Der Wege-Jnspektor saß mit seinem wohlwollenden Ge- ficht da, mit der Zunge unablässig einen schmerzenden Seiten- zahn befühlend nnd in Grübeleien versunken. Es war ihm, als läge ein häßlicher Pulvergeruch in der Luft. Er griff mit der Hand nach der Backe, als wollte er sich entschuldigen, wickelte sein seidenes Tuch vorsichtig um den Hals und begab sich nach Hause. XVIII. Die Uhr war über zwölf, als der Klub sich trennte, und ein jeder durch Sturm und Schneetreiben seiner Hausthür zustrebte. Johnston empfand es wie eine wahre Erlösung. Erst hier draußen im Dunkeln konnte er ruhig zum Nachdenken kommen. Er war heute abend gar nicht so recht beim Spiel gewesen; die ganze Zeit hindurch war da etwas, was er zu ergründen bemüht war. Das war der Augenblick, als er an jenem Winterabend vom Eise und von dem Dampfschiff heraufgefahren war. Er sah es alles so deutlich vor sich, als säße er noch im Schlitten,— den holperigen übereisten Hügel bei der Brücke. — und die einsame Laterne und den Dampfschiffspediteur, der vor ihm herfuhr und von jemand aufgehalten wurde, der nach Briefen und Paketen fragte,— und,— ja danach forschte er mit dem brennenden Wunsch, die geringste Kleinigkeit von einem Um- stand zu beleuchten,— etwas, was geschah,— oder jemand, der sprach oder sich erkundigte?--- Er erinnerte sich ganz genau, daß er seinen Schlitten hinter dem andern anhielt,— wie sein Pferd plötzlich mit den Vorderbeinen gegen den Schlitten vor ihm gestoßen war,— und daß er überlegt hatte, ob er noch, trotzdem es so spät war, den Versuch machen sollte, den Assekuranz-Agenten zu finden, oder ob er lieber direkt nach Hause fahren sollte. Es war ein Lichtschimmer oben im Fenster bei Madame Michelsen, der ihn bestimmte.-- Ja.—-- das hatte er nie vergessen.-- Daran konnte er nicht zweifeln.—— Er hatte doch nicht ganz einfach das Pferd dahin gelenkt und war von dem Gedanken ausgegangen, daß ein Unglücks- telegramm zu Hause liegen müsse!— Das konnte er doch wenigstens annehmen.-- Nun, in Gottes Namen. —— eine ehrliche Sache war doch ehrlich.— Aber es war, als ob seine Gedanken ihr Gleichgewicht doch nicht wiederfinden konnten. (Fortsetzung folgt. � JHaturwilTeiircbaftUcbc Qebcr ficht. Von Curt Grottewitz . Jetzt in der Saison der Pilze, zumal der in den norddeutschen Kiefernwäldern so verbreiteten Pfefferlinge, mag es angebracht sein, die Aufmerksamkeit einmal wieder auf die Forschung über diese Pflanzenabteilung zu lenken, die in ihrem Aeutzern so wenig pflanzen- ähnliches besitzt. Die eigentlichen Pilze, von denen man in neuerer Zeit Spaltpilze und andre niedere Organismen abgetrennt hat, bilden doch auch jetzt noch eine sehr vielgestaltige Gruppe von Lebewesen. Das Princip ihres Baues ist jedoch im großen und ganzen ziemlich einheitlich zu nennen. Nehmen wir einen Pilz wie den Champignon, Fliegenpilz oder Pfefferling an. Ein unter der Erde dahinkriechendes Geriisi von langen Zellfäden, die sich ver- ästeln und vielfach verschlingen, bildet den eigentlichen Vegetations- körpcr der Pflanze. Er ist, Mhcel genannt, das, was an einem Kraut Wurzel, Stengel und Blätter sind. Das Mycel nimmt die Nahrung auf und wächst. Von dem Mycel aber heben sich! nun Fruchtkörper ab. Was man von einem� Pfefferling oder Fliegen- Pilz über die Erde hervorragen sieht, der Stiel und der Hut, das ist eben der Fruchtkürper. Bei vielen Pilzen haben freilich die Fruchtkörper nicht diese bekannte„Pilz- form". Es herrscht hier vielmehr eine große Mannigfaltigkeit ebenso wie in der Gestalt des Mycels. Die eigentliche Pilzform haben nur einige Vertreter der Hutpilze, sie sind es auch, die im gewöhnlichen Leben Pilze genannt werden und zu denen alle die be- kannten Speise- und Giftpilze gehören. Ist der Hut der Fruchtkörper, so befindet sich an der Unterseite desselben eine weiche Schicht, das Hymenium, in dem die eigentlichen Früchte ausgebildet werden. Die Hutpilze entwickeln in, Hymenium sogenannte Basidien, das sind ineist langgestreckte Zellen, die kleine Zweige aus sich heraus- treiben und an den Spitzen dieser Zweige schnüren sich die Sporen ab. Die meisten Pilze besitzen ja nicht männliche und weibliche Organe, sondern sie erzeugen ungeschlechtliche Fortpflanzungskörper, eben die Sporen. Neuerdings glauben freilich mehrere Forscher, daß auch der Bildung der Sporen ein geschlechtlicher Akt vorhergehe. Nach- dem Dangeard schon im Jahre 1901 eine Verschmelzung von Zell- kernen in den Basidien beobachtet hatte, tritt nun auch Robert A. Harper in der„Botanical Gazette"(vol. XXXUl p. 1) dafür ein, daß in der Kernverschmelzung ein sexueller Vorgang zu sehen sei. Die Basidie ist ursprünglich eine einfache Zelle, die aber zwei Kerne besitzt. Diese beiden Kerne verschmelzen mit einander genau in der Weise, wie sonst Eizelle und Samenzelle mit einander ver- schmelzen. Es konnten die strahlenförmig angeordneten Plasma- strömungen in der Zelle bemerktwerden sowie das Centrosoma, jenersonst von der Samenzelle herbeigebrachte Körper, von welchem die in Kraftlinien sich äußernde Wirkung auf die verschmelzenden Kerne ausgeht. Diese letzteren beiden sind aus Kernteilungen in der tynienialschicht hervorgegangen, bei denen ebenfalls bereits vorher ernverschmelzungen stattgefunden haben. Man begreift hier zwar noch nicht recht, welchen Nutzen die sexuelle Mschung haben kann, da ja beide Kernarten von demselben Individuum herrühren. Immerhin ist es möglich, daß sich die Kerne bereits seit der Keimung der Spore differenziert haben, daß sie sich also während des Wachstums des Pilzes verschieden ausbilden, um dann be: der Verschmelzung ihre verschiedenen Eigenarten zu mischen. So wäre denn auch die Spore der höheren Pilze aus einem ge- schlechtlichen Akte hervorgegangen. Zu den Hutpilzen gehört auch der Hausschwanun, einer der verderblichsten und gefurchtetsten Vertreter dieser Pflanzen- abteilung. Hufform besitzt dieser Pilz allerdings nicht. Seinen Fruchtkörper bildet ein dünnes, bisweilen über meterbreites bräun- liches oder gelbliches Polster, das am Rande zu einer weißen filzigen Masse anschwillt. Das Verderbliche ist aber sein Mycel, das das Holz der Dielen, Schwellen und des Gebälkes durchzieht und selbst die feinsten Mauerritzen durchdringt. Er zerftißt das Holz und das Mauerwerk ganz und gar und wo einmal ein Haus vom Schwamm ergriffen ist, da giebt es gewöhnlich nicht viel mehr zu retten. Wie alle Pilze, so ist eben auch der Hausschwamm ein Ver- zehrer organischer Substanz. Diese eigenartigen Pflanzen, die kein Chlorophyll besitzen und deshalb nicht_ assimilieren können, sind auf die fertige organische Substanz angewiesen, wie sie sich in lebenden oder toten Organismen vorfindet. So sind die Pilze entweder Parasiten oder Fäulnisbewohner. Der Hausschwamm nun nährt sich haichtsächlich von der Substanz des Holzes. Er ge- deiht zumal im Finstern, Feuchten und bei Abschluß der Lust. Es ist noch nicht bekannt, wie der Pilz zuerst in das Holz
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20 (17.7.1903) 138
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