Anterhaltungsblatt des Vorwärfs

Nr. 146.

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Böse Mächte.

Mittwoch, den 29. Juli.

( Nachdruck verboten.)

Roman von Jonas Lie.  

Abraham! Abraham!" Johnston stand mitten in der Nacht mit dem Licht in der Hand oben bei ihm.

,, Aber Vater, was hast Du nur? Du strahlst über das ganze Gesicht, als hättest Du wenigstens Hunderttausend ge­wonnen! Hast Du ein Telegramm bekommen?"

" Freilich bin ich froh, mein Junge. Hilf Du mun Deinem

Vater!"

Abraham   richtete sich im Bette auf.

Es giebi Dinge," sagte er, den Sohn ernsthaft ansehend, ,, die einen so schwer bedrücken können, daß man den Verstand darüber verliert; es übersteigt die menschlichen Kräfte, das zu tragen. Siehst Du, ich glaube nicht, daß ich ein Schurke oder ein Meineidiger bin wegen der Konkordia, die damals strandete. Aber wenn ich meine Gemütsruhe wieder finden soll, so muß ich mich von allem trennen, was ich durch das bei der Affaire verdiente Geld gewonnen habe."

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Das also war der Grund gemütskrank. Eine furchtbare Angst überkam Abraham, dies konnte sich ja steigern bis zum

Er nahm sich gewaltsam zusammen; es handelte sich darum, die Fassung nicht zu verlieren, die Sache ruhig mit dem Vater zu überlegen.

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Es ist ein großer Jammer Deinetwegen, Abraham. Du hättest als reicher, unabhängiger Mann leben können, aber Du findest gewiß, daß es sehr hart ist?"

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Wie willst Du das nur anfangen, Vater? Du Pannst Dich doch nicht so auf einmal an den Pranger stellen?"

" Ich habe mich manche schlaflose Nacht mit dem Gedanken abgequält," fam es schwer heraus. Ich schenke das Ver­mögen sofort weg, für wohlthätige Zwecke.

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Aber, Du findest wohl, daß es entsetzlich ist, Abraham, wahnsinnig?- nur wegen einer solchen firen Idee, einer solchen Grille wegen, sein ganzes Hab und Gut zu verlieren!"

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,, Bist Du verrückt, Vater? Meinetwegen? Ich werde mir schon trotzdem ein Atelier hier in der Heimat ein­richten, darüber beunruhige Dich nur nicht. Nein, nein, schenke und testiere Du Dich nur wieder froh und glücklich! Und noch eins, Vater, sprich nur nicht mit Tante Sophie darüber, ehe Du das Ganze ins Werk gesetzt hast!"

Johnston fiel halb in einen Stuhl nieder. Ich weiß wirklich nicht, ob ich je wieder ganz gesund werden kann, Abraham, aber so froh und leicht ist Teinem Vater fein ganzes Leben lang nicht zu Mut gewesen. Nun werde ich schon schlafen, denke ich, Du mußt so gut sein und mich hinunter­begleiten, mir ist ein wenig schwindlig. Wenn Du wüßtest, welch eine Marterstätte das Bett für mich gewesen ist."

Abraham   lag die Nacht über da, mit sich selbst redend. Wahrlich, das Leben hat den Vater zu hart angefaßt. Er hat es nicht aushalten können, in all diesem Auf und Nieder zu stehen, das er hat durchmachen müssen. Erst an dem Konkurs des Eisenwerks getragen, und dann, in den sechs, fieben Jahren sich ein Vermögen zusammenraffen, im praktischen Regenmantel dastehen wie so ein Bratt.

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Man hatte sich fast daran gewöhnt, sich wie so ein kleiner Krösus zu betrachten, stets die besten Pläge, Schlafwagen, feine Hotels. Ach was, weg damit!

Nun muß man dafür sorgen, daß etwas Züchtiges aus Abraham Johnston wird!

XXVII.

Der Direktor und der Rechtsanwalt Gaarder kamen zusammen die Straße herunter, von Johnston her; sie waren von ihm aufgefordert, sein Testament als Zeugen zu unter­schreiben, laut dessen er sofort für allgemein wohlthätige Zwecke in Stadt und Distrikt alles das hingab, was seine Waldungen einbrachten, nur mit dem Vorbehalt, daß er selber die Be­stimmung über die Verwendung hatte, und nach seinem Tode den Rest von allem, was er besaß, mit Ausnahme des Hauses und einiger Objekte bis zum Werte von zwanzigtausend Kronen.

1903

,, Ein sonderbarer Kerl!" sagte der Direktor warm und bebend; er befand sich in großer Erregung; es giebt nichts, wozu ich ihn nicht fähig hielte."

" Ja, wirklich eine ganz überwältigende Begebenheit," rief Gaarder aus, ebenfalls in Bewegung, man braucht Zeit, um sich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Sein ganzes Vermögen!"

" Ja, von dem Geldmann bleibt jetzt nicht viel übrig," meinte der Direktor, er stand auf dem Hügel still und schaute sinnend über Johnstons Grundstück und die Brücke hinab, ,, nur ein Kohlengeschäft, das gut gehandhabt und geleitet werden muß.

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,, Man kann wohl sagen, er verzichtet damit so ohne weiteres auf die überlegene Stellung als großer Grund­besizer im Distrikt!" rief Gaarder ganz erregt aus.

" Für mich ist er gleichsam wieder übersehbar geworden, und," bekannte der Direktor frisch von der Leber weg ,,, weit sympathischer als dieser Potentat, der anfing, wieder mit der alten Eisenwerksglorie gleich einer schweren Wolfe über der Stadt und dem Distrikt zu hängen. Man ahnte nicht, was für unberechenbare Willensäußerungen und Einflüsse davon ausgehen konnten. Er fing schließlich an, in Bezug auf Einfluß so eine Art Hampelmann zu werden, an dem die Herren, die weltlicher gesinnt waren als er, wie an einem Faden zogen!"

Eine großartige That!" Sa freilich!"

" Wird Aufsehen erregen,- ein leuchtendes Beispiel

werden."

" Ja, allerdings, auf die Weise kann er dadurch auch eine nicht geringe äußere Befriedigung haben," meinte der Direktor. Das Motiv dazu? meinen Sie, Herr Ja, man muß Johnston eigentlich kennen, um zu begreifen, daß es noch eine so ideal idyllische Begeisterung für das allgemeine Wohl geben kann!"

Der Grund? Direktor!

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Er gehört zu den Menschen, die leicht das Opfer irgend einer firen Idee werden," erwiderte der Direktor ein wenig hart, so zerstreut, leicht zu beeinflussen, aber bewundern muß man es trotzdem!"

Ja, so etwas, wenn es zufällig einmal in dieser Welt geschieht, kann nicht verfehlen, einen ganz hinzureißen," rief Gaarder begeistert aus, ich muß sagen, ich,

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Nun ja, es ist ganz selbstverständlich, daß man in den eignen Augen ein wenig groß dasteht, und aus andren macht dieser Johnston sich nichts. Aber für Abraham," sagte er, die Lippe ein wenig in die Höhe ziehend ,, muß es jetzt doch eine große Enttäuschung sein, so plötzlich aus dem Sohn des reichen Mannes ein armer Stünstler zu werden, der von seinem Pinsel leben, sich wegen einer Bestellung bücken und sich mühsam durchschlagen muß."--

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Sonderbar," grübelte Gaarder, er war so darauf erpicht; das Dokument in Ordnung zu bringen."

hören, Kämmerer?" rief er dem sich Nahenden entgegen;- Wollen Sie die große, überraschende Stadtneuigkeit es tann erst morgen in die Zeitung kommen." Adieu, adieu, Gaarder! ich muß auf die Spar­bank," verabschiedete sich der Direktor hastig.

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Er schritt schnell bergan; in ihm brauste und wogte es feit er bei Johnston gewesen war.

Ach, er spie vor sich hin, da ist, weiß Gott  , eine Ueber­legenheit bei diesem Johnston, bei der man ganz fromm werden kann! Nie im Leben hab' ich etwas Aehnliches ge sehen, er übergab seine Wälder so seelenfroh, wie ein andrer gewesen sein würde, wenn er sie in Empfang genommen hätte. Weil es nun einmal seiner feinen Natur zusagt, Gutes mit dem Vermögen zu thun. Er hat keine Freude an dem Befit, nach dem wir andren so hitzig streben, daß uns der Schweiß von der Stirne tropft, lebt aus freier Wahl wieder ein be­scheidenes, arbeitsames Leben. In meinem ganzen Leben hat mir nichts so imponiert, ja, vor dem muß man wirklich den Hut abnehmen, und ich will der erste sein!

Ja, sobald die Tausende realisiert werden, will er sie abliefern. Wird wohl ein Krankenhaus hier in der Stadt, oder vielleicht eine Stiftung für alte, abgedankte Dienstboten