die Bäuerin

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602 Na,' s langt grad," erwiderte Lorenz. Der Flori allerlei Spiele als Vögel verkaufen. Tuchdiebes, Bokschimber, Boh­treibt si' den ganz'n Tag mit der Rest drüb'n umanand, schamber und noch vieles andre"." Kochen" und" Bertaufen" spielte grad hab' i f' wieder d'erwischt, und der da" er zeigte auf bei den kleinen Mädchen auch im Freien eine große Rolle. Schon ,, is a net recht ernst, mein' i alleweil, mit einander, da machen sie Saffran, und das ist gefärbte Wurz, das ist ,, is a net recht ernst, mein' i alleweil, mit Geiler von Kaisersberg   berichtet:" Da die Kind Gefatterlin mit der Feindschaft=" Süßwurz, das ist Ingwer, und ist alles aus einem Ziegel gerieben, und ist Ziegelmehl, und machen Häslin und kochen, und wenn es Nacht wird, so ist es alles nit und stoßen es um". Das war's ja auch hier, beim Spiel im Freien: das selbstgefertigte Spielzeug machte dem Kinde am meisten Freude. Thomas Platter   erzählt, daß er schon im Alter von 5 bis 6 Jahren, wo er nur ein Häufchen Sand oder Grund auf der Gaffe gewußt, tiefe Löcher gegraben und mit Steinen hohe Thüren, Häuser und Mauern gebaut hat". Felix Blatter aber baute sich aus Holz oder Rinde kleine Schiffe, setzte dieſe in den Brunnentrog, und seine Phantasie erzählte ihm allerlei Wunderfahrten, die diese über Flüsse und über Meere trugen.

Maint?" Burgl erhob sich und trat auf Lorenz, zu. Wia Du Di auskennst! Wenn i Dir aber sag', daß i' n haß, den Heimdud'r, wia ma nur an Mensch'n hass'n kann. Daß i recht wohl weiß, warum er die ganze Sach eing'fädelt hat! Nur um mi z'fränk'n! Is mir nacha a net ernst?" Die grauen Augen blitzten leidenschaftlich auf, die hoch­gehende Brust verriet die höchste Erregung.

Lorenz weidete sich an diesem Anblick. In seiner völligen Unkenntnis der weiblichen Seele erblickte er darin die klare Widerlegung seiner Befürchtungen.

" Ja, wenn's so steht, Burgl, wenn Du zu mir haltst, dann is' s Spiel g'wonna, eh's angeht."

Er streckte ihr jäh die Hand hin.

Sie ergriff sie ohne Wärme. Daß da no ein Ver­ficherung brauchst!" sagte sie spöttisch.

Und eh'r soll der Achenbach durch die Stub'n lauf'n, als daß anders g'halt'n wird zwisch'n uns und die Lehner. Der Alte hatte sich von der Ofenbank erhoben und stand, auf seinen Knotenstock gestützt, mit seinen halberblindeten Augen das spärliche Licht suchend, vor den beiden.

Es war das eine von ihm oft gebrauchte Redensart. Von Jugend auf fämpfte er mit dem wilden Bergwaffer, welches sein Eigentum durchströmte und demselben den Namen gegeben hatte. Ein zäher Kampf! Bald riß er ihm ein Stück Wiesenland hinweg oder verschüttete ein andres mit Kies und Geröll in unbändigem Ungestüm, bald weigerte er sich in träger Ruhe, seine Schneidemühle zu treiben. So führte er ihn auch ständig im Munde, bald als Gleichnis, bald als Drohung und Beschwörung. Und wenn er do durchlaufat?" Es war Floris Stimme, der lachend, einen gewaltigen Ranken Brot in der Hand, unter der Thür stand. Lorenz wandte sich zornig um. Was schleichst denn alleweil daher wia's Unglüc?"

Der Flori?" fragte der Alte, welcher nur den der Stimme vernommen. Der kommt ja grad recht. geh her, Flori."

( Fortsetzung folgt.);

Ton Da

( Nachdruck verboten.)

Kinderspiele in alter Zeit.

Noch ist, so viel ich weiß, keine Geschichte des Kinderspiels geschrieben; fleißige Forscher und tiefsinnige Gelehrte haben sich ja auch dahinter gemacht, allerlei Kinderreime gesammelt und da und dort nach den Spielgerätschaften der Kinder geforscht, um zu ent­decken, daß diese, soweit sie nicht der Kunst und Technik zum Opfer gefallen, eigentlich überall und zu allen Zeiten die gleichen ge­blieben sind.

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Das Kind spielt mit allem, was ihm in die Hände kommt, mit Steinen und Blumen und mit einem Stückchen Holz, das es sorgsam umkleidet und pflegt und hätschelt, wie wenn's eine ganz kunstvolle Puppe wäre. Ja wohl, eine Puppe die finden wir schon in den prähistorischen Gräbern, ebenso wie Pferdchen aus Holz oder Messing, und ebenso wie die primitivsten Musikinstrumente, die freilich auch manchmal schor. schönen silberner Schmuck aufweisen. Und wer tennt es nicht noch aus seiner Jugend, das Steckenpferd", mit dem er mutig durch Haus, Hof und Garten ritt?

Mancherlei Vorteile genossen bei ihren Spielen die Landkinder vor den Stadtkindern. Die Natur bot ihnen in reicher Fülle alles nur mögliche Spielgerät. Erst blies man die aus Weidenstöcken an­gefertigte Flöte, dann kam das Birken- und Birnenlaub, auf dem man blasen lernte." Dann kamen," wie der Historiker Heinrich Leo  aus seiner Kindheit erzählt, die Haferstengel, die wir mit einer dann war der Weizen reif, und wir flochten schöne Strohbänder, Rispe aufrissen, und so bescheidenere Pfeifchen zu Wege brachten; dann Körbchen und Stühlchen von Binsen oder von Wegebreit­stengeln. Dazwischen war die Erdbeer, Heidelbeer- und Preißelbeer­Zeit, zu der wir halbe Tage lang im Walde herumgezogen, uns fatt aßen, und in kleinen, aus abgeschälter Rinde junger Eichenstämme mit Dorne. zusammengesteckten Mäßchen auch den Eltern Beeren nach Hauſe trugen. Im Herbst kam dann die prächtige Brombeer­ernte, und dann wurden, wenn die Hollunderbeeren reiften, Sprentel gestellt. Zu allen Zeiten wurden die Köhler besucht, um ihre Meiler gras suchenden Weibern ward im Walde umhergetrieben und für sie und Hütten ward stundenlang gespielt; mit den Streu und Wald­gegen die Jägerbursche Schildwach gestanden, dabei auch zur Zeit der Ernte weidlich vor dem Buchenschnitter gefurchtet; denn wenn der einen zuerst erblickte, ußte man ja sterben; auch vor den kleinen Waldmännerchen mit den grauen Zipfelmühen und vor den an­rückenden Jägerburschen ward gezittert. Der Hirt ward oft bei seinen Umtrieben durch den Wald begleitet. Sturz, es war ein so reiches Kinderleben, wie es die Knaben wohlhabender Familien in

der Stadt niemals gewinnen können."

Es darf wohl als bekannt vorausgesetzt werden, daß alle diese Spiele, wie auch die heute manchmal ganz unverständlich flingenden Spielreime ihren Ursprung zunächst in der Naturreligion der Deutschen   haben. Sie entstammen also selbst der Kindheit unsres Boltes, Spielleute haben sie aus der heidnischen Vorzeit übernommen und in allerlei Wandlungen durch die Jahrhunderte hindurch fort­gepflanzt. Reigen waren eine Lieblingsunterhaltung im Frühling, wie im Sommer und im Herbst, und man freute sich ihrer bei jeder festlichen Gelegenheit, und diejenigen Reigen, die die Kinder heute noch tanzen, enthalten noch dann und wann eine Erinnerung an die Tiermasken, die man einst bei solchen Festspielen zu tragen pflegte. Eine Erinnerung an die Zeit, wo man mit oder in einer Blumen­tette tanzte, ist auch der Rosenkranz, der heute noch bei den Kinder­reigen eine Rolle spielt. Aus dem Löwenzahn flocht man die Ketten, die man heute noch von den Kindern hergestellt sieht, und bei dem Chorreigen damit sangen diese:

Ringeldanz, rosenkranz: De fetel hang do füre, de jungfern fünt so düre, gesellen fünt so goden kop dat se up de straten lopt. Moder gif mi'n flötschen das hang it an min rötschen. Und as dat rötschen flar wer, do fät das flökschen fling.

Das ist der Reigen des Rosenkranz  ". Merkwürdig ist ein Reigen: Die Königstochter im Turm", merkwürdig in ihren Begleit­reimen sind auch die stark an altgermanische Bräuche erinnernden Paarspiele Frau Rosen" und die Brücke", von denen das eine mit der Frage beginnt: Woneben want Fru Nosen?", während das andre mit dem Ruf beginnt: Hal up de brüch!" und ein drittes Spiel der Herren von Lünefeld oder Ninive  ", direkt an die ger manische Brautwerbung erinnernd, mit dem Verse beginnt: Da tommen zwei Herren aus Lünefeld Juchheisasa filadi( Pilatus).

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Was wollen zwei Herren aus Lünefeld? Juchheisasa filadi.

Sie wollen die älteste Tochter frein

Aber das alles waren ja nur Spiele für die Stube und für die lange Winterszeit, in der höchstens die Eisbahn, der Schnee und die Schlitten ins Freie lockten. Sam einmal der Frühling, so griff man auch nach anderm Spielzeug. Da waren die Schusser, für deren Herstellung aus Glas schon eine Stuttgarter Handschrift des 15. Jahrhunderts ein Rezept angiebt mit dem Bemerken:" Das sind die gelben Kugelin, weil da die Schüler mit spielen, und find gar wohlfeil". Im Jahre 1426 erlaubte der Rat zu Nördlingen   das Baarlaufen, Regeln, Radtreiben, die Schnellkügelchen, das Topfspiel und Hafenschlagen, da? Schießen mit Blasrohr und Armbrust, das allerdings auch mancherlei Unglück anrichtete, die Wind- oder Dreh­mühle, Blinde Kuh, Drachensteigen, Stelzenlaufen, das Ballspiel, und namentlich auch das Kreiseltreiben übte man schon vor etlichen Zulekt bleibt dann nur noch die Mutter übrig: Jahrhunderten ebenso wie heute. Und daneben spielte man, wo sich eine fröhliche Kinderschar traf, allerlei Schelmenspiele Gerad' und Ungerad", Plazwechseln, Schneider, leih' mir Deine Scheer"", " Lachen verhalten  ", Knöcheln, Fingerziehen, Hafeln usw., raufte wohl auch manchmal ernsthaft miteinander, damit die Frau Mutter etwas zu flicken hatte und der Herr Vater das spanische Rohr, das damals eine noch größere pädagogische Rolle spielte als heute, nicht ganz unbenutt lassen mußte." Wenn ich bei Euch wäre", schrieb Goethes   Mutter an ihre Entellinder in Weimar  , lernte ich Euch

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Was wollen sie mit der Mutter thun? Juchheisasa filadi!

Sie wollen sie in ein Kloster sperrn Zuchheifafa filadi.

usw.

Diefe arme Mutter entwischt freilich bei solchen Aussichten, und das Spiel endigt damit, daß man sie hascht.

Alle dieser Lieder, die natürlich von den entsprechenden Spiels vorgängen begleitet waren, sind zweifellos Bruchstücke aus Chors reigen des germanischen Altertums, die jedenfalls bei Frühlingss