Bdjelte verschmitzt.„Merkst taS. fühlst das, Flori? Naschau, nacha mach's wia i."„I? Was soll denn i— z'ruckg'winna, derkämpf'n?"„Das Recht, das heut der Lehner den Achenbacherng'nomma hat, das so heilt war als das vom Westerwald, dieHerrschaft im Thal."„Aber, Großvater," erwiderte Flori in einem gewissenüberlegenen Tone,„das is do kein Recht, die Bürgermeisterei.Die Leut könna ja wähl'n, wen s' woll'n."Ter Großvater rückte unruhig auf seinem Sitz und um-klammerte mit den Händen den Griff seines Stockes.„Sohör' i's gern, Du red'st ja wia a Advokat, aber net wia aBauerssohn, a Achenbacher red'n soll. Es giebt a Recht, dasnirgends g'schrieb'n steht und do uns'rein heili sein muatz,weil's der Ursprung war von jed'n Recht. Das is„derBrauch", den wir festhal'n müass'n, wenn net all's z'samm-fall'n soll. A Brauch is' seit mehr als hundert Jahre, daßwir Achenbacher's erste Wort hab'n in der G'meind, keinandrer. Und das heilige Recht sollst Du z'ruckg'winna, wiai den Westerwald. Aber dazua g'hört, daß ma sein Herz annix hängt als an den ein' Gedank'n:„runter muaß derLehner von dem Platz, der ihm net g'hört". Und zu demGedanken, schau, Flori, paßt d' Freundschaft net mit derResl, der Lehnertochter, wenn s' Dir a no so liab vorkimmtund so schön—"„Aber was Hab' i denn Unrechts mit der Resl, Groß-Vater? Daß i net grob bin damit, wia der Vater, mit so anKind— wenn das dazua g'hört, Großvater—"Flori erhob sich von der Bank; der Alte hielt ihn fest.„Nix Unrechts, g'wiß net, grad a G'spiel, weiß Wohl,aber aus deni unschuldigen G'spiel könnt' bald a andreswerd'n. Glaub mir, Flori, Hab' all's schon durchg'macht.A G'spiel, das Di all's andre vergess'n laßt, das den Achen-bacher in Dir auffrißt mit Haut und Haar. Dann is ausmit'n Z'ruckg'winna und Derkämpf'n, weit aus. Jetzt ver-stehst mi freili no net—"„Do schon, Großvater," fiel Flori rasch ein.„Do schon? Ja, wia das?" Der Alte erschrak.„Schau, Dir kann i's ja sag'n," sagte Flori, sich dichtan den Alten drängend, welcher begierig mit angehaltenemAtem seinen Worten lauschte und sich bemühte, mit den er-loschenen Augen in dem jungen Antlitz zu lesen.„Vor einerhalb'n Stund' da is d' Reserl—" er stockte,„no, ausg'ruschtis halt und den Hang runterg'fall'n, an ein'r Wurz'n hat sisich den Kopf ang'stoß'n, nimma g'rührt und bluat hat s' a.Wia s' da in mein Arm g'leg'n is, wia a Eng'l mit g'schloss'neAug'n, da Hab' i nia denkt, wenn s' jetzt stirbt, nacha wird'snimma Somma für mi. llnd wia s' dann d' Aug'n auf-g'schlag'n hat und mi ang'lacht—„Was war denn jetzt,Flori?" hat s' g'sagt— da— no da war's ma halt gradwia im Fruahjahr, d' Sonn' hat auf amal g'schiena und—so wahr i leb', d' Vögel Hab' i singa hör'n— und an ein'Achenbachcr und ein' Lehner Hab' i längs nimma Zeit g'habtz'denk'n. Is das am End schon das g'fährliche Spiel?"Ten Alten befiel die höchste Unruhe, er schiittelte dasHaupt und rang michsam nach Atem.„Na, no net, um allerHeiligen will'n, no net! Das is grad so an Einbildung ausdie Büacheln, die ös Buab'n verschluckt's. Jessas. Jessas!"Er hob flehend die Hände gegen den Himmel.„A Lehnerinund mein Enkelkind? Dös wirst ja do net woll'n. DieSchand! Das Unglück! So a sündhafte Eh'."„Eh'?" Flori lachte kindisch, dann aber schoß ihm dasBlut Plötzlich ins Gesicht.„Braucht man denn glei z'heirat'n,wenn ma ein's gern hat? Daran Hab' i freili no net denkt."Der nachdenkliche Ton, in welchem er diese letzten Wortesprach, ließen den Alten sein unvorsichtiges Vorgehen be-reuen. Er kicherte gezwungen:„Freili, weiß i ja, Flori,bist ja viel z'hcll,'s hat mi nur so packt. Aber, laß lauf'ndie Tirn, laß!— Kannst ja g'nua hab'n nach der Auswahl,und d' Vögel singa und d' Sonn scheint a, bal Di an andressaubres Mädel anschaut." Er lachte vor sich hin.„Wirstschon drauf komm«. Jetzt geh, Flori, geh, hab'n grad a®'spaß g'habt mit anand."Er drängte ihn mit ängstlicher Gebcrde von sich hinweg.Der junge Mann entfernte sich in tiefem Nachdenken über dasabsonderliche, stets wechselnde Wesen des Großvaters.Lorenz konnte seine Unruhe nicht verwinden. DieDummheit mit der Resl ging ihm nicht aus dem Kopfe.Wenn sie nun doch schwätzte, hat er es mit dem Vater zu thun.Daran war ihm am Ende wenig gelegen, wenn es nur nichtgerade heute gewesen wäre, bei seinem Heimgang von der �Wahl. Die Leute werden sagen, daß er es aus Gift gechanhat über den für ihn ungünstigen Ausgang.Er ging wiederholt in den Heustadl hinauf, von wo ausman einen freien Ausblick hatte zum Nachbarn. Doch darührte sich nichts, in völligem Schweigen lag der Hof.Das beruhigte ihn.„Recht hat der Flori, brav isd' Resl."Es herrschte eine drückende Stimmung im Hause denganzen Tag über, wie in dem Lager einer geschlagenenArmee.Das Mittagessen wurde schweigend eingenommen. Florihatte ausnahmsweise keinen Appetit und machte ein finsteresGesicht, das mau an ihn nicht gewohnt war. Fiel draußenein Schneeballen mit lautem Geräusch vom Dache, zuckte ererschreckt zusammen, und als ihn die Mutter fragte, woherdenn die Blutflecken kämen auf seinem frisch gewaschenenHemde, wurde er feuerrot, rieb sich die Hand wund und fandkeine Ausrede.Die Bäuerin würgte an jedem Löffel, strich und be-wunderte, nach ihrer Gewohnbeit, ihre vollen, nackten Armeund warf sonderbare, kalte Blicke auf ihren Mann, der, denKopf in die Hände gestützt, vor sich hin sinnierte.Ein Jnchschrci ertönte draußen. Die vcnvorrene Stropheeines G'sang's. Lorenz fuhr aus seinem Nachdenken auf undblickte hinaus. Der Lenz kam kreuz und guer über den Angerherauf und schwenkte den Hut wie zum Trotz gegen den Hof.„Der paßt dazu, der Lump, zum neuen Bürgermeister." sagteder Bauer, die Fäuste ballend.„Na, das is wieder z'viel g'sagt," bemerkte Burgk.„und mit'n Schimpf'n machst das net bess'r, da lach'n s'Di grad aus." Dabei umspielte ihre eignen Lippen einspöttisches Lächeln. Da verließ Lorenz wortlos, in verhaltenemGrimm, die Stube.(Fortsetzung folgt.)(Nachdruck verboten.)Die Qrft-Xbairpcm.Mehr und mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, baß man ausvolkswirtschaftlichen Gründen die Gefahren der Hochwasser nicht nurdurch Dämme und Deiche zu bekämpfen hat, sondern daß man auchdurch Anlage genügend großer Thalspcrren den weite Länderstrcckenverheerenden Ueberschwemmungen baldmöglichst ein gründliches Endemachen muß. Für die Errichumg von Thalspcrren komint dann nochder Gesichtspunkt in Betracht, daß man die nebenbei gewonneneWasserkraft auszunutzen vermag und so billige Betriebskräfte erlangt.Wie schon der Name„Thalsperre" besagt, errichtet manzur Anffangung und regelbaren Ablasiung des Wassers inden Thälern gebirgiger Gegenden Sperrmauern, die dasWasser im oberen Flußlauf sammeln. Dadurch erreicht man.daß bei der sonst eintretenden Hochwassergefahr der größte Teil desWassers in dem Sperrthale gesammelt wird. Durch geeignete Bor-richtungen hat man dann die Möglichkeit, das angesammelte Wasserwährend der wasserarmen Jahreszeit in gewünschten Grenzen ab-fließen zu lassen. Man beseitigt also mit Hilfe dieser Bauwerkenicht nur die Hochwassergefahr, sondeni man ist auch in der Lage.den in Frage kommenden Flußlauf während der waflerarmen Zeitauf einer bestimmten Wasserhöhe zu erhalten. Dieser Vorteil kommtnicht nur der Landwirtschaft zu gute, sondern er ermöglicht auch dieBeseitigung der sonst vielfach auftretenden ganzen oder teilweisenLahmlegung der Schiffahrt auf vielen Flußläufen.Bei uns in Deutschland wird nun zur Zeit an der Herstellungeiner gewaltigen Thalsperre gearbeitet, die nach ihrer glücklichenVollendung die größte ihrer Art auf dem europäischen Festlande seinwird. Bei Gemünd in der Eiset wird nämlich ein Staubeckenerbaut, das mit einem Fassungsraum von 45 500 000 Kubikmeter inder Lage sein wird, ein Niederschlagsgebiet von 375 Quadratkilometerzu regulieren. Da auf diesem Niederschlagsgebiet mit einer jähr-lichen Abflußmenge von etwa 160 Millionen Kubikmeter zu rechnenist. so kann das durch die Sperrmauer zu schaffende Becken im Laufejeden Jahres etwa dreimal gefüllt werden.Zum Bau dieser Thalsperre haben die Kreise Düren, Jülich,Schleiden, Heinsberg, Montjoie und die Stadt Aachen eine Gesell-chaft gebildet, tvelche das Werk nach den Plänen des auf dem Ge-iiete derartiger Anlagen als Autorität geltenden Prof. Jntze aus-uhren läßt. Dieses bedeutende Bauunternehmen hat die Aufgabe,>ie Hochfluten der Urft und der Stoer so zu sammeln, daß sie un-chädlich abgeführt werden können; außerdem soll dadurch dasNiedrigwasser der Roer erhöht werden, was zu einer Belebung derLandwirtschaft beitrage» muß. Schließlich kommt in Betracht, daßdie durch den Stau zu gewinnende Wafferkraft in elektrische Energieür Kraft- und Beleuchtungszwecke umgewandelt werden soll.Für die Errichtung der Sperrmauer hat man das gekrümmteUrftthal gewählt, da man so leicht einen viele Kilometer langenSperrraum gewinnt. Von der Stadt Gemünd liegt die Baustelleetiva sieben Kilometer— in der Lustlinie gemeffen— entfernt.