fein kann, am Heiligst'n si vergreif'n." Seine ganze Gestalt zitterte, als ob ans ihn selbst die Last dieser Schuld sich stürzte. Am Heiligst'« vergreif'«!" Burgl zuckte die Achseln, als ob der Pfarrer net selb'r vorangang bei der Sach. Der wird sie do net am Heiligst'« vergreif'«!" Der Pfarrer!" Lorenz bog wieder in den Weg ein. Als ob dem was z'lieg'n brauchat an unsrer Kirch! Js der als Bua schon'neingange und sein Vater und sein Groß- Vater? Lieg '« dem seine Toten dort begrab'n? Weiß der, ob er selb'r da z'lieg'n kommt? Aber was red' i denn mit Dir über solche Sach'n." Er griff wieder aus und stieß bei jedem Schritte seinen Stock auf die Erde, daß es weithin klirrte. Eben erklang'der letzte Glockenton� als die Achenbacher den Friedhof betraten. Die Kirche war schon gefüllt, sie mußten sich hindurch- drängen, um zu ihren Plätzen zu gelangen. Die Weiber stießen sich und betrachteten neidisch das stolze G'wand der Achenbacherin, die ohne einen Seitenblick in ihren Stuhl trat. Der Pfarrer trat heraus zur Sakristeithür, die Orgel intonierte brausend das Introitus, da schlurfte erst der alte Achenbacher herein, geführt von Flori. Sein Kommen erregte Aufsehen, selbst der Pfarrer, eine korpulente Erscheinung im besten Mannesalter, welcher sich eben zum Dominus vodiseum vorbereitete, zögerte einen Augenblick, als er ihn erblickte. Flori ging auf den Platz der Jungburschen, auf das Emporium unter der Orgel. Auch Lenz war dort, er kicherte mit seinen Nachbarn hinter dem vorgehaltenen Hute. Das Ljrie eleison ertönte von oben herab. Flori kannte die helle, quellklare Stimme, welche den Gesang jubelnd empor- trug. Das Emporium hatte, wo er stand, eine weite Aus- buchtung. Er beugte sich vor und erblickte zwischen den Notenpulten Resls Antlitz mit den feierlich niedergeschlagenen Augen, dem offenen Munde, dem die rührenden Töne ent- quollen. Und dann das Halleluja, dieser gewaltige Triumph- gesang der Kirche, der selbst den ungeschulten Sängern da oben Schwingen zu geben schien da flatterte ihre Stimme empor wie eine Lerche. Flori trat das Naß in die Augen, er blickte unwillkürlich hinab auf seine Eltern, auf die Nachbarslcute in der zweiten Stuhlreihe dahinter. Die Macht des Ueberirdische« erfüllte seine Seele. Daß das Motiv ein sehr irdisches war, verstand er nicht. In dem Lichte, das sich jetzt auf ihn herabjenkte, das von dem goldglitzernden, von Weihrauchwolken mystisch verhüllten Altar ausströmte, aus all den verzückten Gesichtern der Heiligen und himmlischen Heerscharen leuchtete, riß Plötz- lich der Vorhang seiner engbegrenzten Daseinssphäre. Wia man da no hass'n und si b'feind'n kann?" tauchte es in ihm auf. Selbst der Lenz hatte das Schwätzen gelassen und blickte ernst vor sich hin. Das Evangelium war vorüber. Der Pfarrer wandte sich zur üblichen Erklärung desselben, zur sonntäglichen Predigt. Die Kanzel war etwas baugefährlich: ein Gerücht, welches natürlich die Seehammer aussprengten, eine von den unzähligen Kriegslisten, welche seit Jahren spielten. Eine sichtliche Unruhe ging durch die ganze Versamm- lung, und auch der Pfarrer machte einen so sonderbaren be- fangenen Eindruck. Er räusperte sich wiederholt, flüsterte dem Mesner, einem alten, ewig beweglichen Manne, etwas ins Ohr. Jetzt geht's los! Des wird a G'schwürb'l geb'n!" kicherte Lenz zu seinem Nachbar: dann wandte er sich nach Flori um mit einem Lachen, dessen Bedeutung diesem nicht unklar sein konnte. (Fortsetzung folgt, js (Nachdruck verboten.) Vie f)ol2not. Seitdem wir mit Kohle heizen und Eisen und Stahl zu allen möglichen Dingen verwerten, muß das Holz an Bedeutung verloren haben. Das ist eine landläufige Ansicht, die mmi oft zu hören be- kommt. Sie trifft aber nicht zu. Wohl ist der Verbrauch an Brenn­holz in Deutschland seit dreißig Jahren gleich geblieben, aber der Bedarf an Nutzholz ist in stetem Wachstum begriffen. Der Grund hierzu liegt nicht allein in der Zunahme der Bevölkerung, gegen früher wird überhaupt mehr Holz zu Bauten, Möbeln u. dgl. ver- wendet. Vor 50 Jahren verbrauchte jeder Einwohner Deutschlands für sich V. Kubikmeter Nutzholz jährlich. 1370 war dieser Bedarf schon auf V» Kubikmeter gestiegen und gegenwärtig beträgt er bereits V- Kubikmeter für den Kopf der Bevölkerung. DaS Zeitalter des Dampfes und der Elektricität verbrauchte, als es reformierend auf den Verkehr einwirkte, Massen von Holz. Man denke nur au die Mengen Holz, die für Eisenbahnschwellen, zum Bau von Waggons, zu Telegraphenstangen verwendet werden muhten, und an die Bretter und Planken, die in den wachsenden Handelsflotten der Welt stecken I Der Handel ist auch ins unermeßliche gestiegen, zum Verpacken der Waren braucht er unzählige Kisten und Fässer. Das sind neue oder gesteigerte Bedürfnisse, die unsre Wälder befriedigen müssen. Im Vergleich zu verschiedenen andren Kulturstaatcn ist Deutsch - land kein waldarmes Land. Ein Viertel seiner Gesamtfläche ist mit Wald bestanden; naturgemäß hält er sich an die Gebirge. Die im Jahre 1S00 gemachten statistischen Erhebungen zeigen, daß Süd- deutschland reicher an Forsten ist als Norddeutschland. In Baden bildet der Wald 37 Proz. der Gesamtfläche, in Bayern 32 Proz., in Württemberg und Elsatz-Lothringen SO Proz., in Hessen 31 Proz. und in Hessen-Nassau sogar 39 Proz. Die waldreichsten Staaten Teutschlands sind Schwarzburg-Rudolstadt mit 43 Proz. und Sachsen - Meimngen mit 42 Proz. Wald, der waldärmstc Staat aber Oldenburg mit nur 10 Proz. Forsten. Insgesamt bedecken die Forsten und Holzungen Deutschlands eine Fläche von rund 14 Millionen Hektar. Würde man diesen Wald unter die Einwohner Deutschlands verteilen, so bekäme ein jeder Mann, Frau oder Kind, ein kleines Wäldchen von 59 Meter Breite und 59 Meter Länge. Mail sollte meinen, daß ein solches Wäldchen gc- nügen dürfte, um den Bedarf einer Person an Nutzholz zu decken. Leider ist es aber nicht der Fall. Die Handelsstatistik zeigt, daß wir z. B. im Jahre 1391 Nutzholz und Holzwaren im Werte von rund 219 Millionen Mark eingeführt und nur für rund 199 Millionen Mark von diesen Handelsartikeln ausgeführt haben. Dabei bezifferte sich die Ausfuhr an fertigen Fabrikaten allein auf 77 Mill. Mark. Daraus folgt, daß wir für blankes Nutzholz dem Auslande weit über 199 Millionen Mark bezahlen mußten. Die Summe« bleiben sich jahraus jahrein nicht gleich; sie sind wie der Holzhandel bedeutenden Schwankungen unterworfen; es zeigt stch aber, daß wir immer mehr auf Bezug von Nutzholz aus dem Ausland angewiesen sind. Wir schlagen jährlich aus unfern Wäldern etwa 59 Millionen Kubikmeter Holz heraus; dabo» sind nur 29 Millionen Kubikmeter Nutzholz und etwa 9 Millionen Kubikmeter müssen wir vom Ausland beziehen. Bemerkenswert ist es, daß wir auch den Bedarf an Hölzern zur Cellulose- und Papicrfabrikation allein nicht decken können, sondern davon im Iahte 1991 für etwa ö Millionen Mark hinzu- kaufen mußten. Ueber Waldverwüstung können wir in Deutschland nicht klagen, unsre Forsten gehen nicht zurück; im Gegenteil, seit 29 Jahren ist sogar eine kleine Zunahme des bewaldeten Landes um etwas über 199 999 Hektar zu verzeichnen. An Oed- und Unland, das sich zur Aufforstung eignet, sind nur noch 359 999 Hektar ermittelt worden. Selbst wenn man diese bewalden und in der Forstwirtschaft die Er- zeugung von Nutzholz vervollkommnen würde, könnte man schwerlich dem Holzmangel zu Lande völlig abhelfen. Noch aus andren Gründen würde» wir aber auch in Zukunft auf de» Bezug ausländischen Holzes angewiesen sein. Die Bäume erzeugen unter dem Einfluß des Klünas verschiedenes Holz. Die wärmere Zone erzeugt Hölzer, die so dicht sind, daß sie unter Wasser sinken und nur schlver mit Instrumenten sich bearbeiten lassen, wie das Ebenholz und Eisenholz. Dieser Art ist auch das Guajakholz von Westindien und Südamerika , das ein specifisches Gewicht von 1,3 besitzt und zu verschiedenen technischen Zwecken und auch zur Ver- fertigung von Kegelkugeln benutzt wird. Von dem edlen Mahagoni- holz braucht man näheres nicht zu erwähnen; der Wert semer Ein- fuhr nach Hamburg belauft sich auf etwa ein« Million Mark. Schließ- sich sei noch das Teakholz erwähnt, das im Schisssbau häufig sogar dem Eichenholz vorgezogen wird. Verschieden von unserm mitteleuropäischen Holz ist auch das nordische Holz, obwohl es dem unfern nahe verwandt ist und von denselben Baumartcn abstammt. In Skandinavien und in Finnland wachsen aber die Fichten und Kiefern viel langsamer, in dem kurzen Sommer bilden sie kleinere Jahresringe. So liefert uns Skandi- navien langsam gewachsenes, engringiges, fast astreines, schlankes, aber nicht starkes Holz, das zur Bautischlerci unentbehrlich ist. Die nordischen Bretter sind feinfaserig, bis 29 Centimeter breit, die mitteleuropäischen dagegen gröber und bis zu 39 Centimeter breit. Auch Nordamerika hat besondere Holzarten, unter denen das der Pitch-pine oder Pech tiefer für uns von besonderer Bedeutung ist, Das Holz wird über den Ocean verfrachtet. Es ist hart und eignet sich sehr als Ersatz für das Eichenholz. DaS letztere wird bei uns leider immer seltener. Ein Kubikmeter Eichenholz, wie es der Schreiner zu feineren Arbeiten braucht, kostet 159 M., Pitch-pine von gleicher Beschaffenheit ist für 79 M. zu haben. Freilich ist das Eichenholz besser und vornehmer; es wird darum für Ausstattungen in feineren Häusern verwendet; wo es sich aber darum handelt, billigeren und doch dauerhaften Ersatz zu schaffen, greift man zur Pechkiefer. Die Einfuhrmcnge dieses Holzes aus Amerika ist darum im Steigen begriffen, sie hat sich seit 1839 verdreißigfachtl Man bemüht sich zwar amerikanische Nadelhölzer bei uns einzubürgern. ob sie aber in unserm Klima ihre vorteilhaften Eigenschaften durch- weg bewahren, ist noch nicht mit Sicherheit erwiesen. Amerika würde gern noch größere Holzmengen auf den europäischen Martt bringen,