von Irland" angezeigt erscheinen zu lassen; tn diesem Ginne be-schloß das irische Parlament 1542, um den päpstlichen Lehns-ansprächen auf die Insel die Spitze abzubrechen. Aber die großeMasse des Volke? konnte einer Neuregelung der Länderverhältnissenicht ruhig zusehen, die nicht nur alle historischen Ansprüche an dasseit Vätergedenken benutzte Gemeindeland mit einem Zuge aus-löschte, die vielmehr durch die Wegnahme der Weide jeder auf Vieh-Haltung angewiesenen Kleinwirtschaft das Rückgrat brechen mußte.So kam es zu blutigen Revolten, die grauiam niedergeworfenwurden. Schon unter Eduard HI. hatte man versucht,englische Kolonisten nach Irland zu verpflanzen. Jetztgriff man diesen Plan wieder auf zum erstenmal in der aus-gesprochenen Absicht, die irische Bevölkerung systematisch auszutreiben.So wurden zunächst die Territorien von Leix, Offaly und Ossory,insgesamt 600 000 Morgen, konfisziert und 1547 einem gewissenFrancis Bryan und andren Unternehmern unter der Bedingungüberwiesen, die Eingesessenen von Haus und Hof zu verjagen unddas Land an englische Pächter zu vergeben, ein Raub, der mit dergrößten Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit ausgeführt ward. Wiewenig aber im Grunde genomrnen die ganze Reformation mit religiösen,und wie viel sie mit wirtschaftlichen Motiven zu thun hat, beweist derUmstand, daß unter der Herrschast der katholischen Mariadie Austreibungen in Irland ihren Fortgang nahmen, daßgerade nach ihr und ihrem Gemahl Philipp II. von Spanien diegestohlenen Länder einen neuen Namen erhielten, den sie als Kinascounty und Queens county �Grafschaft des Königs und Grafschaftder Königin) bis zur Stunde bewahrt haben.Unter denr Regiment der.guten" Königin Elisabeth nahmendie Austreibungen immer größeren Umfang an. Die all-gemeine Verzweiflung kam denn auch während ihrer Regierungszeitin drei ftlrchtbaren Aufständen zum Ausbruch, die sich jahrelang hin-zogen und das Land mit schrecklichen Verwüstungen erfüllten. KeinGeringerer als der bekannte Dichter Edmond Spencer hat uns eineBeschreibung des Znstandes hinterlassen, in dem am Ende deszweiten Aufftandes die davon am meisten betroffene GrafschaftMunster sich befand. Die mitgeteilten Einzelheiten spotten jederBeschreibung. Aber weit entfernt, darüber ein Grauen zu empfinden.rät der Dichter der Fairy Queen derartige Zerstörungen, Ber-Wüstungen und Grausamkeiten als sehr wirksame Mittel an, vondenen er wünscht, daß man sie auf die ganze Insel anwende;ein Zeichen, welche tiefe Wurzeln der Nationalhaß zwischen denbeiden Völkern damals bereits geschlagen hatte. So ist es nichtverwunderlich, wenn am Ende jenes Aufstandes wieder eine MillionMorgen Landes vom englischen Parlament konfisziert undimmense Gebiete an Abenteurer vergeben werden, unter denen wirhäufig genug bekannte Namen finden; wir sehen unter ihnen nochneben dem bereits genannten Spencer einen Walter Raleigh, denberühmten Gründer der englischen Kolonien in Nordamerika.Noch blutiger als die zweite war jedoch die dritte Revolte, dieerst mit der Regierung Elisabeths ihr Ende nahm und die ganzeInsel erschöpft und entvölkert zurückließ. Und jetzt erst unter Jakob I.wurde es endlich möglich, ganz Irland unter britische Verwaltungund Rechtsprechung zu stellen. Daneben wurde die gesamte Gras-schaft Ulster konfisziert und an Korporationen und Pächter vergeben,die man diesmal jedoch zwang, sich in geschlossenen Gruppen anzu-siedeln, um sie so vor der schließlichcn Verschmelzung mit demirischen Element zu bewahren. Aber schon unter Jakobs 1. Nachfolger,Karl I., der unter Berufung auf die Poynings-Acte jedwedes Gesetzin Irland unter die Füße trat, wagte daS irische Parlament 1641wieder zu erklären, Irland sei ein fteies Land, das sichdes gleichen gemeinen Rechtes wie England von rechtswegen er-freuen sollte. Das englische Oberhaus antwortete darauf mit einerKriegserklärung auf Tod und Leben gegen die irländische Raffe.So kam es zu dem furchtbarsten aller irischen Landaufstände, demdes Rovy O'Moore und des Felim O'Neill. Unterstützt von OwenO'Neill, der auf dem Kontinent die Kriegskunst und die Taktikerlernt, gelang es jenen beiden Führern zum erstenmal, die Iren inRegimenter und Hcereskörper zu organisieren. Die von den brutalenRechtsverletzungen Karls I. gleichfalls betroffenen englischen Kolonistenschlössen sich ihnen an und bald hatten die Aufständischen, begünstigtdurch den gleichzeitigen Ausbruch der englischen Revolution, dasvolle Uebergewicht auf der Insel, das sie Jahre hindurchbehaupteten. Schon schwebten Verhandlungen zwischen ihnenund Karl I., als dieser in die Hände des englischen Parlamentesfiel und Cromwell mit einem Teile des Revolutionsheeres nachIrland übersetzte. Dieser vernichtete die Hauptmacht der Iren inden blutigen Maffakres von Droghcda und Wexford. Tausende vonJrländern flüchteten auf den Kontinent. Das englische Parlamentober verordnete durch die.Befriedungsakte" vom Jahre 1652, daßalle Iren sich in die eine Grafschaft Connaught zurückzuziehen unddie übrigen drei Grafschaften der Insel: Leicefter, Ulster und Munster,völlig zu räumen hätten; wer.nach dem 1. Mai des Jahres 1654noch jenseits des Grenzstromes, des Shannon, betroffenwurde, sollte mit dem Tode bestraft werden. Und daswar keine leere Drohung. Im Sommer des Jahres 1653 wurdedie Ordonnanz ausgeführt und das Land der konfiszierten dreiProvinzen an Engländer verteilt. Wenn trotzdem noch Iren indiesen Gegenden verblieben, so geschah dies deshalb, weil die eng-lischen Pächter und Kolonisten Arbeitskräfte brauchten und entgegendem Wortlaut des Gesetzes gezwungen waren, Iren zu benutzen.sollte das Land nicht brach liegen. Nur einen winzigen Teil desGeraubten erhielten die JrlZnder nach der Restauration der Stuartsdurch die Vesicdelungsacte zurück.Die Folgezeit ist für Irland auf lange hinaus eine Zeit völligsterRechtlosigkeit. Wenn schließlich die kommerzielle Gleichheit mitEngland, wenn Erleichterungen in dem ganz auf den Nutzen deranglikanischen Hochkirche zugeschnittenen Zehntenwesen gewährtwurden, wenn dem katholischen Element schließlich das Wahlrechtund die Wählbarkeit zu öffentlichen Aemtern und zum Parlamentunter dem Zwange der Not zugestanden werden mußten, so kostetendiese Errungenschaften Irland doch zuguterletzt seine beste Waffe,das eigne Parlament, das sich durch englisches Gold zum politischenSelbstmord treiben ließ. Nach wie vor aber besteht das größte Un-recht, der Landraub, im vollen Umfange fort, während man es ver-steht, mittels eines wucherischen Pacht; ystems dem Volke das Markaus den Knochen zu holen.— Dr. H. Laufenberg.kleines feiuüetou.rn. Undankbar. Seit drei Tager scheuerte und putzte MutterBrandes keuchend in der vielzimmerigen Wohnung herum, die sieseit Wochen für die verreisten Herrschaften gehütet hatte. MutterBrandes selber nämlich wohnte im Portierkeller als Aftermieterin,in einem engen Stübchen nach dem Hof hinaus. Außer von einergeringen Altersrente erhielt sie sich mittels kleiner Gelegenhcits-arbeiten, die sie meistens nur einige Stunden täglich in Anspruchnahmen. Mutter Brandes hatte ihre Sechzig auf dem Rücken. Ein an-haltendes Arbeiten brachte sie nur ausnahmsweise fertig. Undzwang sie sich gelegentlich dazu, weil irgend eine Extra-Ausgabebesondere Einnahme forderte, dann hatte sie oft tagelang an denFolgen der Ueberanstrengung zu leiden. Deshalb war's ihr wiegerufen gekommen, als die Frau Doktor aus der zweiten Etageihr auf einige Wochen einen Posten anbot, der nicht allzuviel vonihr verlangte. Für die Dauer der Badereise nämlich sollte die alteFrau die große Wohnung bewachen.„Nur. daß jemand da ist.Frau Brandes, verstehen Sie wohl?" hatte Frau Doktor gesagt.„Schlafen können Sie in der Mädchenkammer; denn meine Köchinreist in die Heimat und das Hausmädchen begleitet uns. Einrichtiger Ruheposten also, Frau Brandes. Wenn Sie Langeweilehaben, putzen Sie vielleicht'n bißchen, wischen Staub und der-gleichen. Es sind auch noch einige Kleinigkeiten zu waschen da.Anstrengen brauchen Sie sich nicht. Zeit genug haben Sie ja.Ueber die Vcrgütigung einigen wir uns schon, wenn ich wieder-komme. Und ein schönes Geschenk bringe ich Ihnen mit, daraufverlassen Sie sich!"Mutter Brandes hütete die Wohnung, als ob es ihre eignewäre. Und weil sie zu den Frauen gehörte, die nicht still sitzenkönnen, fand sie fortwährend Gelegenheit zu gemächlicher Thätigkeit.An jedem Morgen durchwanderte sie die lange Reihe der Zimmermit dem Staubbesen, entfernte jedes Fleckchen von den Möbeln,Vasen und Nippsachen und begoß die Blumen und Blattpflanze»,welche das Erkerzimmer und den Balkon schmückten. Das gefielihr ganz gut. Und es kam wie ein Bedauern über sie, als eineMitteilung ihr die Rückkehr der Herrschaft meldete. Zugleich aberpackte sie ein gewisser Ehrgeiz, die Wohnung im besten Stande zuübergeben. Und Mutter Brandes begann eine gründliche Reinigungder Wohnung: sie bürstete, klopfte, scheuerte und wedelte mit demStaubbesen drei Tage lang.Die Gnädige lachte über das ganze Gesicht, als sie sich in denblitzsauberen Zimmern umsah.„Das haben.Sie ausgezeichnet ge-macht, Mutter Brandes. Wirklich! Da spare ich mir eine Scheuer-frau. Ich hatte schon ordentlich Angst vor dem großen Reinemachen."Sie ging aus einer Stube in die andre und ließ die prüfenden Blickeumhergleiten. Mutter Brandes steckte lächelnd ein Lob nach demandern ein. Schließlich warf sich die Gnädige in einen Sessel:„Ah, wieder daheim! Wenn Sie wüßten, Frau Brandes, was dasReisen für eine Strapaze ist! Schauderhaft. Ich Hab' Sie oft be-neidet— wollen Sie glauben?"„Ach Gott, gnädige Frau." Mutter Brandes ruckte mit derHand und lächelte ungläubig.„Unsereiner ist froh, wenn er'n paarGroschen verdient und braucht sich dabei nich'n Arm auszureißen."„Gewiß. Freilich." Die Gnädige griff in die Tasche.„Ichwill Ihnen auch gleich.,. Nicht wahr: schwer haben Sie's nichtgehabt, Frau Brandes?" Sie suchte überlegend im Portemonnaie.Mutter Brandes hatte sich, die Hände im Schoß, auf denäußersten Rand eines Stuhles niedergelassen.«Die letzten Tageliegen mir doch in'n Gliedern," meinte sie.„Naja. Ich verlang's ja auch nicht umsonst. Wissen Siewas: ich werde Ihnen zehn Mark geben."Ueber das Gesicht der alten Frau flog's wie em gelinderSchreck. Sie fuhr mit den zitternden Händen über die Schürze:„Das is doch woll'n bißchen wenig, Frau Doktor. Fuffzehn wär'woll das Allerwenigste."„Wie?" Die Gnädige riß die Augen auf. �„Zehn Mark istIhnen nicht genug?" Sie lachte ärgerlich.„Ich hätt's ja gar nichtnötig gehabt, jemand hier in die Wohnung zu setzen. Ich Hütt'einfach zuschließen können. Ich bitte Sie: fünfzehn Mark! Rur,weil Sie hier waren!"„Ich Hab' doch auch alles in Stand gehalten, Frau Doktor,