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Und konnt' den ganzen Monat nu' nichts andres annehmen. Meine| am Schluß der Sibung zur Verhandlung zu gelangen. Sie wurden Miete unten muß ich doch auch bezahlen, wenn ich auch nich bei einem sehr summarischen Verfahren in der Regel verworfen, da war.' wobei sich dieser Vorsitzende einmal zu einem Beisizer scherzhafters weise äußerte: Wir wollen die Berufung wegen box gerüdter Zeit verwerfen!"-

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Sie

" Naja. Da unten. Sie sollten mir doch dankbar sein, daß ich Sie hier heraufgelassen habe aus Ihrem Schusterkeller. Das muß für Sie doch fast gewesen sein, wie eine Badereise. Hier in unsrer herrlichen, großen Wohnung ganz allein zu wirtschaften! Ist Ihnen denn das nicht wie ein Wunder vorgekommen? müssen sich ja richtig wie' ne Herrschaft gefühlt haben!" Ach Gott, Frau Doktern!" Mutter Brandes sah an ihrem geflicten Rock nieder. Das paßt nich zusammen. Und denn: meine Mehlsupp Und Kartoffeln und Hering. Höchstens mal ' n Viertel Gehacktes. Nee, nee Herrschaft?" Sie schüttelte merkwürdig lächelnd den Kopf. Die gnädige Frau griff mit plöblichem Entschluß ins Porte: monaaie: Also, Frau Brandes! Ich werde Ihnen zwölf Mark geben! Dann sagen Sie aber nichts mehr! Und richtig: ein Ge­schent sollen Sie auch noch haben, trotzdem es mir beinah' leid thun Lydia!" sie rief's der im Nebenzimmer trällernden Tochter zu." Bringe doch das Geschenk für Frau Brandes." Sie drückte der alten Frau das Geld in die Hand: Hier! Wenn Sie wüßten, was so eine Badereise kostet! Mit jedem Groschen muß ich jetzt knaufern.'

fönnte.

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"

Hier, Frau Brandes. Ist das nicht reizend?" Lydia über­reichte ihr eine fleine Porzellanfigur: einen braunen Jungen, der die Flöte blies.

Ueber Mutter Brandes' Gesicht zuckte es. Sie nahm wie mechanisch die Nippessache und entfernte sich.

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Nicht mal Danke schön!" sagt sie," grollte Lydia. " Jal" Die Frau Doktor sah der Herausgehenden mit strengen Augen nach." So ist diese Art Leute! Man thut ihnen wer weiß wie viel Gutes. Aber Dankbarkeit kennen sie nicht. Alles nehmen sie als selbstverständlich hin!"

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en. Die Verwertung des Uraniums. Von den Uraniumerzen ist in den letzten Jahren oft die Rede gewesen, weil sie das Material geliefert haben, aus dem die wichtigsten strahlenden Elemente, namentlich auch das Radium selbst, zu Tage gefördert wurden. Bisher wurden Verbindungen des Uraniums fast ausschließlich als Farbstoffe beim Malen auf Porzellan, bei der Photographie und bei der Glasfabrikation verwandt. Neuerdings hat man auch den Versuch gemacht, das Metall selbst in die Eisen- und Aluminium Industrie einzuführen, da es die Härte und Elasticität des Stahls, auch die Härte des Aluminiums steigert. Diese neue Verwendung ist jedoch noch nicht erheblich genug, um eine vermehrte Nachfrage nach Uranium herbeizuführen. Auf der ganzen Erde werden jetzt jähr­lich nur etwa 300 Tonnen Uraniumerze verbraucht, die wiederum nur zu 3-13 Proz. aus reinem Uranium bestehen. In Europa  ist es hauptsächlich Böhmen  , in Amerika   der Staat Colorado  , die das nötige Uranium liefern. Die Hauptabnehmer sind Deutschland  , Frankreich   und England. Auch aus den Vereinigten Staaten   wird fast der ganze Ertrag nach Europa   ausgeführt. Das Uranium ist ein hartes, schweres Metall, das ziemlich gut hämmerbar ist. Es gleicht in feinen meisten Eigenschaften dem Nickel und dem Eisen und hat die Farbe des ersteren. Bei gewöhnlicher Temperatur wird es durch Luft oder Wasser nicht angegriffen, geht dagegen bei Rot­glut an seiner Oberfläche eine Verbindung mit Sauerstoff ein.

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Psychologisches.

Meteorologisches.

Gewitter bei heiterem Himmel. Jm meteoro logischen Tagebuch des Schiffes Moravian"( Kapitän A. Simpson) findet sich folgende Beschreibung eines Gewitters am 30. Dezember 1902, ungefähr in Sicht des Kap Verde  - Leuchtfeuers im Norden. Um 1/22 Uhr nachts tamen warme, staubbeladene Windstöße von der afrikanischen Küste her. Blize, zuerst fern am nordöstlichen Horizont, wurden bald fast kontinuierlich mit lautem Donner. Alle Sterne waren sichtbar, bloß hohe Wolken, kein Cumulus am Himmel. Für mehr als eine volle Stunde war der Himmel wie ein Feuermeer von Bligen und das Tauwerk, die Mastspizzen, Enden der Raaen 2c. wurden leuchtend. Alle Stage sahen aus, als hätten sie Glühlampen in 3-4 Fuß Entfernung, und die Mastspigen und Raaen hatten helle Lichter an den Enden. Die Schiffsoffiziere und Passa­giere wurden alarmiert, um das merkwürdige Schauspiel zu betrachten. Das Merkwürdigste war das sonderbare Geräusch, welches dabei ( wie fast immer bei starkem St. Elmsfeuer) vernehmbar wurde. Es war genau so wie das von dem Lichtbogen einer Bogen­lampe, oder als wenn einige tausend Cikaden ihren Sitz in dem Tafelwerk aufgeschlagen hätten, oder wie das Knistern und Krachen brennenden Grases oder brennender Zweige. Dieses Geräusch war nicht lokal, sondern kam von überall her auf dem Schiffe. Wind war stetig Nordost oder Ostnordost, eine leichte Brise. Man dachte, daß schwere Wolfen sich entladen müßten oder ein Tornado losbrechen würde. Der Dzongeruch in der Atmosphäre wurde zu Zeiten sehr stark. ( Prometheus.")

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Technisches.

Der

Beleuchtung durch Glocken von Prismenglas. Im Innern der Brenn- und Schmelzöfen wird durch die Verbrennung nicht nur eine hohe Menge Wärme, sondern auch Licht erzeugt, das aber für Beleuchtungszwecke bisher so gut wie gar nicht nußbar ge­macht worden ist. Man braucht vielmehr eine besondere Beleuchtung durch Gas, Petroleum oder elektrische Energie. Glimmer- und Glas­scheiben, die vor Deffnungen in den Ofenwänden gesezt werden, haben sich als Beleuchtungsvorrichtung nicht bewährt, weil sie die Lichtstrahlen in geschlossenen Bündeln austreten und mur auf einen Fleck wirken lassen. Ersetzt man aber, einer neuen Erfindung gemäß, die Scheiben durch kugel- oder kegelförmige Glocken aus Glas, die an ihrer Außen­fläche mit Prismenringen bekannter Art besetzt sind, dann kann man das Licht auf größere Flächen verteilen. Die Prismenflächen sind in die Glocken gleich bei der Fabrikation eingepreßt oder später ein­geschliffen. Die brechenden Flächen werden so gestellt, daß die Licht­strahlen eine vorher bestimmte Richtung annehmen. Auf diese Weise läßt sich der ganze Innenraum des Gebäudes, worin die Defen stehen, genügend erleuchten. Die Vorrichtung ist von besonderem Wert für Ziegel­öfen, deren Befeuerung durch Heizlöcher in der Decke der Defen erfolgt. Anstatt der Heizdeckel werden die Glasglocken aufgelegt. Diese geben ein ausreichendes Licht für die von der Ofendecke aus vorzunehmenden Schürarbeiten ab. Durch die Glocken hindurch kann man zugleich das Feuer und die Vorgänge im Ofen beobachten. In ähnlicher Weise lassen sich diejenigen Arbeitsräume der Gasanstalten, in welchen die Destillation stattfindet, und die Kesselhäuser beleuchten. Damit wird nicht nur die Bedienung der Defen und Apparate er­leichtert, sondern auch der Unfallgefahr vorgebeugt. Freilich bes dürfen die Gloden sorgfältiger Beobachtung und Reinigung, denn es läßt sich nicht verhüten, daß sie sich mit der Zeit mit Ruß und Staub versetzen. ( Kölnische Zeitung  ".)

Humoristisches.

- Der Ausgleich. Ueber eine heitere Gerichtsverhandlung berichtet das Wiener Extrablatt" aus Wien  . Der Nichter der Josephstadt fündigt eine Pause an, da tritt rasch eine kugelrunde, resolute Frau vor und fragt:" Was is denn mit mir, Euer Gnaden?"

Richter: Wer sind Sie?"

Die Frau: 3 bin die Haslauer Kathi, Kräutlerin Am Hof." Richter:" Ah jah! Sie waren von der Frau Rosalie Gschwendt geklagt? Wegen einer Ohrfeige am Markt?"

Die borgerüdte Beit" bei der Recht fprechung. Der Frankfurter Beitung" wird geschrieben: Die vorgerückte Zeit spielt bei den Gerichten häufig eine große Rolle. Die Nervosität der Richter steigert sich im Verhältnis zur Dauer der Sizungen, und Parteien, Angeklagte und Zeugen bilden dann, wenn auch nicht immer, das unschuldige Objekt des richterlichen Un­muts. Angeklagte, die auf Grund längerer Pragis hierfür einen scharfen Blick befizen, machen sich die Gemütsverfassung ihrer Richter zu Nutzen und suchen die Verhandlung möglichst abzukürzen, indem sie auf Vernehmung von Zeugen verzichten oder aber, wenn sie bemerken, daß ihre Richter nicht harmlos genug sind, um ihren Räubergeschichten Glauben zu schenken, ein reumütiges Geständnis ablegen. Erfahrungsgemäß kommen derartige Angeklagte auch am billigsten weg. Wehe aber, wenn sie die Geduld ihrer Richter, die sich vielleicht nach dem Mittagessen und einem darauffolgenden Schläfchen sehnen, auf eine gar zu lange Probe stellen, dann kommt es unter Umständen auf ein Jährchen mehr oder weniger nicht an. Vor Jahren fungierte ein Landgerichtsrat als Vorsitzender an der Straffammer des Landgerichts zu X., den man als besonders nervös veranlagten Richter bezeichnen konnte. Bogen sich die Sibungen über 1 Uhr mittags hinaus, so wurde dieser Herr ungeduldig, was man an seinen Bewegungen beobachten konnte. Er suchte dann stets die Angeklagten zum Verzicht auf die Vernehmung von weiteren Zeugen, nachdem vorher schon einige bernommen waren, zu be­wegen. Ließ sich der Angeklagte auf diesen richterlichen Zuspruch nicht ein, so äußerte sich der Vorsitzende gewöhnlich in einem Anflug von Kölner   Dialekt: Schweigen Sie, die Sache scheint mir jebt jenügend aufgeklärt!" Bei derselben Straffammer, wo dieser Herr den Vorsiz führte, pflegten die Berufungen der wegen Land­streicherei und Bettelei verurteilten Personen zu ihrem Nachteile Sonntag, den 30. August.

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Die Frau:" Dös stimmt, Euer Gnaden!" Richter: Die Frau Gschwendt war ja schon hier und hat angegeben, sie hat sich mit Ihnen ausgeglichen?"

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Die Frau: So, so? Ausgeglichen? Na ja sie hat mir heut' um a Dreie in der Fruah am Markt a ani geben... dös der Ausgleich!"

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Richter: Das Verfahren wurde eingestellt!" Frau Haslauer: Was g'schieht jetzt mit mir, Euer Gnaden?"

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Richter:" Nichts! Sie können nach Hause gehen, aber Sie dürfen jetzt nicht vielleicht die Frau Gschwendt flagen!" Frau Haslauer: A beilei( die Hand aufs Herz legend)... mir san ja ganz ausglichen!"

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am

Berantwortl. Redakteur: Julius Kaliski   in Berlin.- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.