710
Rapport.
die Kanzlei einschloß, um ordentlich nachzudenken, ging Chawe in die Während Jendrzej um das Papier lief und sein Herr sich in Stüche. Die Frau Postmeisterin war durch den Vorfall sehr ers schreckt und konnte anfangs von nichts anderm sprechen, aber allmählich ließ sie sich auf den Stör bringen.
um wia den ewigen Juden. Nicht einmal der augenblickliche verloren. Ich schenk ihm das nicht, ich schent es ihm nicht", schrie Genuß ward ihm wirklich zu teil, den er in seinen wüsten Chronsttiewitsch, mit seinem Stock auf den Boden schlagend." Jendrzej, Träumen unzähligemale vorausgenossen. Jetzt bist in meiner geh' zur Stadt und bring mir ein Buch Papier . Ich schreibe gleich den Hand, jetzt muaßt sterb'n!" Der Achenbacher war ja aus der Welt gegangen, ohne zu wissen, daß ihn die Strafe ereilt für feine Sünden an Lenz. Das gehört aber notwendig dazu. Was bleibt denn sonst für den Nächer? Ein verstümmelter Leichnam, in der Brust die Qual und die ewige Verdammnis. Den Preis aber der That, den einzigen Vorteil zieht der Urban ein. Für ihn hat er's gethan, für ihn, der sich keinen Augenblick besonnen hatte, ihn vor die Thür zu setzen, auf einen Wink vom Achenbacher.
Für die Burgl, die ihn stets mit hochmütiger Geringschätzung behandelte, ihn überhaupt nur beachtete als Bruder Urbans, während er auf der andern Seite dem einzigen Wesen auf der Welt, das er liebte, das wenigftens in früheren Tagen Buneigung für ihn hegte, damit sein Glück raubte, seine Zufunft der Rest! War das nicht die Narrheit aller Narrheiten!
So nahm er die Partei des jungen Paares. Es war ihm, als ob dadurch die Centnerlast der Schuld, die ihn 311 Boden drückte, sich erleichtere, das Bild des blutüberströmten Achenbachers ihn weniger verfolge.
Den letten Willen des Toten mit aller Kraft zu erfüllen, zu wachen über jede Gefahr, die seiner Vollstreckung drohte, das war die einzig mögliche Sühne. Dabei erwirbt er fich noch die Dankbarkeit Rests.
516
( Fortsetzung folgt.)
nondi blout
Chawe Rubin.
( Nachdruck verboten.)
Erzählung von Alegander Swientochowski.
( Schluß.)
Chalves Träume in dieser Nacht würde ich mich umsonst be mühen zu beschreiben. So träumt ein Glücklicher, der in der Lotterie gewonnen hat, oder ein Bettler, der einen Sack Gold gefunden hat.
" Wo treibst Du Dich rum", zeterte Symche am nächsten Tag, „ hast teinen Mann, keine Kinder, daß Tu spazieren gehst, was hast
Du verdient?"
Chawe schwieg, um ihr Kapital nicht zu verraten. Seit drei Jahren dachte ihr Mann an einen Schlafrock, ohne den er seine Hausherrnwürde nicht gut wahren konnte, und ebenso lange sprach er von der Reparatur des Hauses. Es war zu gefährlich.
" Du bist eine Dame", fuhr er fort," kaufst Stör für Dich. Wer foll die Hälfte nehmen?"
" Ich verkauf sie", antiwortete Chalve kurz und ging zum Haus hinaus. Wohin? Sie war ja schon überall gewesen, aber als sie die Ereignisse des gestrigen Tages in Gedanken noch einmal durchging. fiel ihr Franek und dann weiter der Postmeister ein. Herr Chronffiewitsch gab seiner Frau das Wirschaftsgeld allerdings als Strebit und hatte nicht die Gewohnheit, seine Schulden zu bezahlen. Aber
manchmal, tvenn er was hatte, namentlich aber, wenn eine Bäuerin ihren Mann beim Militär Geld schickte, zahlte er auch bar. Das Abenteuer mit Franek machte Chawe zwar etwas ängstlich, aber schließlich war der Franek in Gegenwart von Herr Chronstkiewitsch nicht der Franek vom Wege nach Pulaw. Sie ging hin.
" Ich würde ihn kaufen", sagte sie, wenn Fercio mir Geld gäbe. Aber ich weiß nicht. Dieser Spizbube hat die Post bestohlen, vielleicht war dort auch was für uns. Großer Verlust.
„ Er hat gestohlen und kommt ins Kriminal", tröstete Chawe. Es ist unangenehm, natürlich, aber was sind die Herrschaften daran Wieviel Pfund sind hier?" plnih ini Rojas Schuld?" " Fünfundzwanzig oder mehr. Ich verkauf's billig." up tod 16 Blöglich öffnete sich die Thür und Herr Chronstkiewitsch stürzte hinein. " Hast Du Zeit, Chawe?" schrie er. Wozu?"
"
бо
#se
einen Brief schiden, wenn er tommt. Dieser Hundsfott ist erst heute „ Herr Kopf aus Uscionz hat geschrieben, ich soll ihm gleich mit der Post wiedergekommen, ich hab' ihn rausgefchmiffen. Stönntest Du nicht den Brief zu Kopf tragen, er wird Dir was geben."
und warf den Stör auf den Küchentisch. „ Wenn der Herr Postmeister will, gehe ich gleich", sagte Chate,
Offenbar hatte das Schicksal in dem Buch ihrer Bestimmungen eine neue Seite aufgeschlagen. Gestern hatte Chate noch von Franets Glück geträumt, heute ging sie selbst mit einem Brief nach Uscionz. Freilich hatte Franek von diesem Uscionz, wo man die Leute mit Sascha entlohnte, nur sehr verächtlich gesprochen, aber erstens war Sascha für Chawe durchaus nichts Verächtliches, und zweitens wer garantiert dafür, daß der Postmeister, wenn er sie heute nach Uscionz schickte, morgen nicht einen Brief nach Polanowska für sie haben würde, wo man einen Rubel bekommt. Franek war nicht mehr Briefträger, das war sicher, jetzt mußte sie sich in Herrn Chronstfiewitschs Gunst feffeßen..
Als sie in ihren Gedanken so weit gekommen war, lachte Chaive laut auf, wie von einer plötzlichen, großen Jdee erleichtert. Welcher Art diese Idee war, werden wir später erraten, inzwischen müſſen die Ueberbringung des Briefes ordentlich belohnte. Er ließ ihr ein wir Kopf die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er die Jüdin für halbes Maß Erbsen geben, einen Liter Mehl, ein Dutzend Mohrrüben und als wirklicher Schönheitskenner glättete er noch mit Wohlgefallen ihr Kinn und sagte:
immer durch Dich schicken soll. „ Ich werde Herrn Chronstkiewitsch sagen, daß er mir die Briefe
es ihr und ihren Kindern beschieden, ein gutes Nachtmahl zu essen. Chatve verbeugte sich demütig und ging. Und auch heute war
Sie tam schon mit der Quittung zurück und Chronstkievitsch hatte seinen Bericht noch immer nicht zu Ende gebracht. Der Rapmandierte Briefe verloren habe, war rasch geschrieben, aber über den port an die vorgesetzte Behörde, daß der Briefträger zwei rekomandren, den er an seinen Feind, den Bürgermeister, wegen Franeks Verhaftung schreiben mußte, grübelte er seit einer Stunde. stellte die Wort um, strich aus, schrieb um und stellte endlich einen Att zusammen, der seiner Würde und der Wichtigkeit des Ereignisses ganz entſprach.
Er
Feder am Tisch abwischend, wenn Du ordentlich dienen würdest, " Franek hab' ich dabongejagt", sagte er stola zu Chate, die fönntest Du seine Stelle bekommen". 16
Augenblick fam das Dienstmädchen. Die Jüdin dankte mit einer stummen Verbeugung. In diesem Wird der gnädige Herr den Stör talt essen?" fragte sie. Ach richtig", rief Chronsttiewitsch, wieviel bekommst Du denn diesen Stör?"
für
„ Nicht der Rede wert", sagte Chawe.
„ Komm' heute abends um die Briefe", sagte der Postmeister. Er ging.
Das Postamt von Kazimierz lag auf einem hohen Berge, wahrscheinlich damit die Rosse des Herrn Chronitkiewicz, die die Ertrapost führten, im Galopp von Hause wegfahren konnten, um die Passagiere wenigstens eine Minute lang glauben zu lassen, sie seien nicht so phlegmatisch, als sie aussahen. Chawe war noch am Fuße des Berges, als sie schon die grollende Stimme des Herrn Postmeisters hörte. In einem solchen Augenblick mit einem halben Stör auf der Bildfläche erscheinen, war vielleicht nicht sehr geraten, aber andrerseits war es doch interessant zu wissen, um was es sich dort oben eigentlich handelte. Nach kurzem Bedenken schlug Chawe sich ins Gebüsch und kletterte, so unsichtbar geworden, den Berg hinauf. Mit Hast Du gehört", rief die Frau Bürgermeisterin, in die Kanzlei jedem Schritte wurde ihr das ganze Abenteuer deutlicher. ihres Mannes stürzend, Chronstkiewitsch hat Franek davongejagt und diese Chawe aufgenommen".
" In Fesseln werd' ich Dich schlagen lassen", schrie Chronstkiewitsch, wo sind die beiden Briefe, Räuber? Warum ist der aufgeschnitten? Wo warst Du bis zum Morgen? Glaubst Du, elender Hundelerl, ich werd' für Dich die Verantwortung tragen? Jm Kriminal wirst Du faulen der und die Welt nicht sehen, Hund Du.
"
Dann hörte man einige Schläge fallen, ein entsegliches Brüllen und dann kollerte ein Körper zwischen die Büsche und auf die in ihnen schreitende Chatve. Das war Franek, der vor dem Postmeister davonlief. Die Jüdin schrie auf und eilte, einem natürlichen Jm pulse folgend, dem anderen entgegen.
" Der Dieb", schrie Chronstkiewitsch teuchend und bei ihrem Anblick stehen bleibend, ich werd' ihm noch was einbrocken". " Was hat er gestohlen?" fragte Chawe ängstlich.
So wurde Chalve Rubin an diesem Tage formell Austrägerin von einfachen und rekommandierten Briefen in Stadt und Umgegend, Botenlohn nach Belieben. Die Nachricht verbreitete sich in Kazimierz sehr rasch und kam gleichzeitig mit dem Rapport zum Herrn Bürgermeister.
" Ich lese eben seinen Rapport über Franeks Diebstahl. Er verlangt seine Verhaftung."
" Wenn Du das thust, halte ich Dich für einen Tölpel. Weißt Du nicht mehr, wie Chronstfiewitsch Dich beim Notar beleidigt hat? Und Du glaubst ihm, daß Franet die Post bestohlen hat? Und noch gar diese elende Jüdin, die es gestern gewagt hat, mir ein Stück Störe zu bringen, das eine Kassiererin nicht wollte? Uebrigens mach was Du willst, ich hab' Franet als Hausmeister schon aufgenommen," ,, Aber wenn er wirklich ein Dieb ist", antwortete der Bürger meister.
Bei uns wird er's nicht sein!"
Die Folge war: Franek wurde nicht arretiert, sondern zur " Die Post. Die Briefe hat er aufgeschnitten, vernichtet oder Würde eines Magistratsdieners erhoben.