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Franek gehörte nie zu den Leuten, die andren aus dem Wege gehen, und umso weniger ließ er sich verdrängen, wenn ein so mäche tiger Arm, wie der des Bürgermeisters, oder richtiger der Bürger meisterin ihn stützte. Da er außerdem um einige diskrete Angelegen heiten des Postmeisters wußte, war er überzeugt, daß Chronsttiewitsch ihn nicht sehr hartnäckig verfolgen würde. Er beschloß also, nicht nur dem Sturm zu troßen, sondern sich noch obendrein an der Jüdin zu rächen, die seine Stelle bekommen hatte, und die er außerdem ver­dächtigte, jene Briefdurchsuchung im Wirtshaus verraten zu haben.

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" Hol' der Teufel den Dienst", sagte er zu seinem Kollegen, den giveiten Magistratsdiener, der Mensch ist nicht heute gebaden, er wird Arbeit finden und findet sie. Aber daß so eine elende Jüdin den Menschen das Brot fortnimmt, das ist eine Schande für die Menschen und eine Beleidigung für Gott ".

Wird er sie denn behalten."

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und Kotspuren erinnerten an Franet. Vielleicht ist er's, dachte fie, aber am hellerlichten Tage wird er mich nicht überfallen. Nach einigen weiteren Schritten zweifelte sie nicht mehr, es war wirklich ihr Vorgänger im Amt. Sie wollte rasch an dem Schlafenden vor­über, aber er hatte fie offenbar schon bemerkt, denn er stand auf und ging ihr entgegen. Chawe trampfte sich das Herz zusammen, doch sie beschloß, nicht zu fliehen. di hadat do so mou gini dit Bohin", fragte Franek mit heiserer Stimme. ut di Nach Polanowska", sagte sie zitternd. it on topi list Wozu?" : 808) sing 360 196 19

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Mit einem Brief." dod i H Gieb ihn her!"

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Na, warum," schrie die Jüdin, ist er für Dich?" op Gieb!" brüllte Franek, sie am Halse packend. This m Chawe sträubte sich, er drückte sie fester, endlich schlug er fie einige Mal wütend in die Schläfen, sodaß sie umfiel. Da begann er, in ihren Kleidern zu wühlen und fand auf der Brust den Brief und ... das Säckchen.

Er wird. Für einen Unterrock geht er ins Wasser und für einen Juden ins Feuer. Und glaubt Ihr, es wird nichts für ihn dabei herauskommen? In meine Tasche hab' nur ich allein die Hand gesteckt und was ich verdient hab', war meins, aber sie wird Zweifellos hatte Franek ursprünglich weder an Mord, noch an die Seele mit ihm teilen müssen. Er sagt, ich hab' ihm die Post Diebstahl gedacht. Gegen seine eigentliche Absicht wurde er zum bestohlen, weil er mich los werden wollte, weil ich ein ehrlicher, braver Mörder und Dieb, da er in der Aufregung zu start schlug und das Mensch war, der das Seinige in Ordnung gehalten hat." Clad Säckchen stahl. Denn es war eigentlich nur ein Racheatt. Jetzt riß dig er den Brief an sich und lief nach Polanowska. Erst als der Herren­fit schon in Sicht war, fiel ihm ein, daß die Sache nicht ganz un­gefährlich sei. Er kehrte um und verschwand im Gebüsch.

" Weiß man schon."

"

Ach, diese Juden, diese Juden! In der Weichsel sollte man das Gesindel ertränken." " Richtig."

Unsereinem wird das Brot zu Stein und ihnen legt der Sand sich selbst zu Lehm. wo man geht, tritt einem so ein Jude auf die Füße. " Ist wahr."

" Ich werd's dem Weibsbild nicht schenken, ich werd' sie zurück­treib treiben. Unterdeffen trug Chawe ihre Briefe ans, ohne dabei ihren Handel aufzugeben und ihre täglichen Einnahmen beliefen sich manch mal bis auf einen halben Rubel. Trotzdem sie noch keinen Brief nach Polanowska getragen hatte, wo man nach Franet einen Rubel Boten lohn bekam, so war doch die Korrespondenz in diesem Jahre so zahl­reich und die Güte der Adressaten, deren Gunst sie sich zu gewinnen verstand, so groß, daß Kascha, Erbsen, Kartoffeln, Mehl, alte Klei­dungsstücke und auch harte Groschen reichlich in das Rubinsche Haus flossen. Den besten Beweis dieses neuen Wohlstandes bildeten die fettigen Gefichter der Kinder, die zweimal täglich gefochtes Effen bekamen und ein kleines Säckchen, das Chawe unter der Jacke auf der Brust trug. In diesem Säckchen lagen zehn ersparte Rubel, ein Angeld für die nächste Feiertagsgarderobe der sechs Rubin . Chawe hatte sogar beschlossen, ihrem Manne einen neuen Schlafrock zu

Unterdessen mußte die halb tote, halb ohnmächtige Chawe lange auf Hilfe warten. Erst eine Stunde später merkte der Fleischer, der gerade nach Kasimierz fuhr. Lebenszeichen an ihr; er nahm sie auf feinen Wagen. Man schickte teine Boten aus und es kamen keine Aerzte zusammen, nur vier Kinder suchten mit verzweifeltem Ge schrei die Mutter aufzuwecken und ein hustender Mann mühte sich um sein Weib. Endlich drang die Nachricht bis zur Großmutter Wlostowieda, die sofort mit einem Feldscheer fam. Die Blutegel, die man an den wunden Kopf setzte, schienen die Stranke ein wenig zu erleichtern, aber das Fieber ließ nicht nach, Chawe phantasierte, fie stieß jemand zurück, fie pacte sich an die Brust und rief nach einem Säckchen. Der vollständige Geldmangel erschwerte die Behandlung der Patientin. Man holte zwar von der Frau Kassiererin das Geld für den halben Stör, aber das reichte kaum für Startoffeln für die Kinder und hielt höchstens den Tod der Mutter auf.

Nach zweitägigen Qualen starb Chawe endlich, ohne vor ihrem Tode zu sagen, daß Franek ihre zehn Rubel genommen hatte und ohne der Großmutter Wlostowiecka ihre drei wiederzugeben.

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machen, was wirklich schon der allerdeutlichste Beweis thres, Reich- Kleines Kleines feuilleton.

tums war.

Gleichzeitig damit verfiel Franeks Glüd. Eines Tages fehlten

im Büffett des Herrn Bürgermeisters zwei silberne Löffel. Die Frau gz. Seit wann ist das Wandern der Zugvögel bekannt? Man Bürgermeisterin hätte ihren Verdacht vielleicht nach einer andren sollte meinen, daß eine so auffällige Erscheinung, wie die Abreise Seite gelenkt, aber der Herr Bürgermeister hatte einen wahrhaft polizistischen Widerwillen gegen den neuen Magistratsdiener und jagte ihn auf der Stelle davon. Franek beteuert umsonst seine Un­schuld, der gestrenge Herr Bürgermeister blieb bei seinem Beschluß. " Diese Jüdin ist an allem schuld", sagte der frühere Brief träger zu feinem Kollegen. So lange sie sich nicht reingemischt hat, hielt mich jeder für einen anständigen Menschen."

Mit dieser gerechtfertigten Klage verschwand er hinter der gast­lichen Thür des Wirthauses, wo er merkwürdigerweise seit dem Ver­schwinden der Löffel einen bedeutenden Kredit besaß. Er trank erst einige Gläschen zur Beruhigung und begann dann, der Schankwirtin Sure herzlich sein Leid zu flagen.

Schließlich schimpfte er auch auf Chawe. Was ist sie schuld?" verteidigte die Schankwirtin die neue Brief­trägerin. Sie hat Euch nicht verdrängt.

"

Warum hat sie sich mit dem Stör auf die Fuhre gefeßt, he-?" stotterte Franet. Ich hab' mich befreuzigt, sie sprang rauf. Gleich 30g uns kein Pferd mehr, sondern ein Bock. Ich werd' sie erwürgen... Und wenn ich sie nicht erwürge, kann sie vor Hunger trepieren."

Gar nichts wird ihr geschehen", sagte Sure streng, sie fann jekt Gänse essen. Eben war sie hier, heut' hat sie einen Brief nach Bolanowska getragen."

" Nach Polanowska", schrie Franet, die Augen aufreißend. Das ist mein Rubel, ich werd' meinem Herrn den Brief hintragen. Nach Polanowskal"

Wie wahnsinnig lief er zum Wirtshaus hinaus. An diesem Tage sollte Chawe wirklich einen rekommandierten Brief nach Polanowska tragen. Aus Hochachtung für den Gutshof, wo man die Boten so großmütig bezahlte, beschloß sie, sich umzu­ziehen. Gerade, als Franek aus dem Wirtshaus stolperte, ging sie nach Hause, um sich feiertäglich zu puzen. Sorgfältig gewaschen, in einem neuen Rock und in Schuhen, eine saubere, weiße Haube auf dem Kopf, darüber ein blaues Luch, sah sie so schön aus, daß man wirklich ihre Arbeitsamkeit vergessen durfte, um an ihre Reize zu denken. Mit sich selbst zufrieden, und in der Hoffnung auf einen überaus reichlichen Verdienst, füßte sie die Kinder und ging. Der Weg nach Polanowska war von der einen Seite von be­wachsenen Hügeln eingefaßt, auf der andren floß die Weichsel . Un­gefähr in der Mitte geht der Weg in die Höhe und führt durch einen fleinen hohlweg. Als Chawe ihn einschlagen wollte, fah fie einen Menschen neben der Landstraße liegen. Die alte Uniform, die Müze

Nun

und die Ankunft der Zugvögel schon immer so befannt gewesen wäre, wie das Springen der Knospen im Frühjahre und das Abfallen des Laubes im Herbst. Allein dem ist nicht so. Wie Konrad Fischer in einem interessanten Artikel in der Naturwissenschaftlichen Wochen­schrift" zeigt, erklärten sich noch vor hundert Jahren manche Natur­fundige das Verschwinden der meisten Vögel im Winter auf eine gang andre Weise. Die alten Germanen waren zwar ein Natur­boll, das mit den Vorgängen in der Natur innig vertraut war, aber es fehlte doch die eigentliche Naturerkenntnis. Man grübelte nicht darüber nach, woher etwas kam und wohin es ging. muß man außerdem bedenken, daß der Zug der Vögel doch recht geräuschlos vor sich geht. Die meisten Vögel ziehen bei Nacht, oder sie ziehen in solcher Höhe, daß man die Wandernden nicht bes merlen kann. Außerdem wandern nicht alle zu derselben Reit. Wurde aber ein Zug von Wandervögeln wirklich bemerkt, so hielt man das für ein Zusammentreffen von Bögeln, wie man es zum Beispiel an den Krähen, Staren und Goldammern auch außer der Bugzeit beobachten fann. Die deutschen Minnesänger im 12, und 13. Jahrhundert beschäftigten sich in ihren Gesängen viel mit den Bögeln, aber es ist nie eine Andeutung darüber enthalten, daß diese im Frühjahr wiederkommen. Man glaubte damals und im ganzen Mittel­alter, daß alle Vögel während des Winters bei uns blieben und in Kälte und Schnee ein trauriges Dasein führten. Erst vom 16. Jahrhundert an, als die griechische Wissenschaft und Kunst in Europa ihre Auferstehung erlebten, drang mit der Lektüre des Aristoteles etwas mehr Naturwissenschaft in die Kreise der Ge bildeten ein. Aristoteles wußte, daß die Kraniche wanderten. Der Bug der Kraniche ist ja auch sehr leicht zu beobachten. Er wußte es ferner von der Gabelweihe , der Ringeltaube und der Schwalbe, doch sollten von den letzteren beiden nur diejenigen Individuen wandern, Alle die in der Nähe der wärmeren Gegenden wohnten. andren sollten den Winter in Höhlen in erstarrtem Zustande zubringen. So finden wir denn auch bei Schriftstellern des 16. Jahrhunderts die Kenntnis, daß die Kraniche wandern. Die Wachteln und die Störche werden auch bereits als Zugvögel genannt. Doch glaubte man damals noch von der Lerche, dem Star, der Drossel, dem Kuckuck, den bekanntesten Wandervögeln, daß sie im Winter in Höhlen oder gar im Wasser, und zwar im federlosen Zustande zubrächten. Im 17. Jahrhundert endlich wird das Wandern vieler Bögel mehr bekannt. In einem Liede aus dem 16. Jahrhundert heißt es: Es kommt die Lerche, es kommt der Storch. In einem andren