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an den Soldaten, mit denen er spielte:" Wir hingen an ihm", sagt Steininger, und er liebte uns wie seine Kinder." Nach der Vor­stellung zechte er mit ihnen: bekanntlich hatte er eine nur zu durstige Kehle. Dabei sang er Schelmenlieder, die er gedichtet und kom­poniert hatte.

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sendung an das Bezirksamt, vor. Wie der Bürgermeister die Zahlen sieht, sagt er: Obermoser, da hast D' Di' verrechn't so viel hamm mer net aus'geb'n!" Bürgermaster, dös hab' i' aa' scho' g'merkt; aber unterschreib nur! Die san do' froh, wenn s was find'n die Nullas tupfa!"

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Was D' net fagst! Die Rosa ist doch alleweil so ein braves Mädl g'wesen!... Was ist denn nachher mit ihr?" Was wird mit ihr sein? Dent Dir nur:' n Direktor von einer Wasser heilanstalt hat s' g'heirat'!"-

Von der Lokalbahn. Schaffner( auf der End­station): Alles aussteigen!" Der einzige Passagier:" Jessas, wie der wieder renommiert!" ( Fliegende Blätter  ".)

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Notizen.

Nicht immer hatte Steininger es so gut. Hier ist ein Pröbchen on der Kehrseite. Auf Wache giebt ihm einmal der Unteroffizier Ausder Artgeschlagen.( Der frühere Brauerei­Drei Schläge. Das Blut kocht ihm. Er wirft die Trommel fort und besizer, nunmehrige Privatier Darlhuber, trifft in der Stadk verweigert den Gehorsam, wird arretiert und bekommt auf Riegers mit einem alten Bekannten zusammen, der sich u. a. auch nach den Befehl vierzig Stockhiebe aufgezählt. Andren Tages mußte gerade Kindern Darlhubers erfundigt.)... Der Aelteste, der Franzl," ein andrer Soldat Spießruten laufen. Während des scheußlichen sagt dieser, hat seine elterliche Brauerei übernommen, der Marl   ist Vorganges tritt Rieger an Steininger heran und meint jovial: Braumeister in München  , und die Cenzi hat in den Kapuzinerbräu Nicht wahr, das hättest Du gestern auch verdient?" Zu seinem' neing'heirat'. Alles wär' gut! Bloß die Jüngst', die Rosa, hat mir Glück fagte Steininger" Ja", sonst würde ihn Rieger ohne weiteres schwere Sorgen g'macht- die ist völlig aus der Ar# in die Gasse" geschickt haben; so lachte er und ging weiter. g'schlag'n!". Steininger war gewiß froh, als er nach etlichen Jahren vom Hohen­ asperg   fortgenommen und unter die herzogliche Leibwache in Hohen heim gesteckt wurde. As seine Kapitulation abgelaufen war, ließ er sich durch das angebotene Handgeld verlocken, wieder Dienst zu nehmen. Mit den erhaltenen neun Gulden ging's natürlich stracks in die Kneipe, wo er mit ein paar andren Leuten verabredete, zu desertieren: in Pforzheim   wollte man badisches Handgeld nehmen. Indes der Fluchtversuch glückte nicht. Steininger wird nach einigem Widerstande gefaßt und vom Herzog mit den liebens würdigen Worten begrüßt:" Bet' er fleißig; morgen wird er g'henkt!" Nur der Fürbitte der herzoglichen Maitresse verdankt er die Be­gnadigung" zu sechsunddreißigmaligem Spießrutenlaufen durch eine Der Simplicissimus" erhält vom 1. Oftober ab Gasse von 300 Mann und zu Festungsarbeit auf unbestimmte Zeit. eine schwarz- weiße" Beilage politischen und socialen Inhalts; der Er wird nach dem Hohenasperg   geschafft, übersteht die barbarische Preis der Einzelnummer wird gleichzeitig um fünf Pfennig erhöht.- Prügelei auf den nackten Leib und wird also, nachdem im Spital- Ein neues fünfattiges Drama von Gerhart Haupt­seine Wunden geheilt worden sind, ins Sträflingshaus transportiert. mann, Rosa Bernd", gelangt demnächst im Deutschen  Ein Schmied legt ihn in tugelbelastete Hand- und Fußketten, die Theater zur Aufführung. nicht nur Hand mit Hand, Fuß mit Fuß, sondern auch Hände und Füße miteinander so verbinden, daß er beim Essen den Fuß mit heben muß. Also ausgerüstet schuftet er dann zweieinhalb Jahre fang auf Festung. 1787 gab ihm die Habgier Herzog Karls eine Chance zu entkommen. In diesem Jahre verkaufte bekanntlich der biedere Landesvater einen Teil seiner Truppen an die Holländer, nach dem Kap der guten Hoffnung. Je größer die Zahl, um so größer der Profit. Karl suchte also auf alle Weise die Zahl zu vermehren und verfiel auf den Gedanken, den Festungs­sträflingen auf Hohenasperg   Begnadigung anzubieten, wenn sie nach dem Kap mitziehen wollten. Steininger machte sich das Angebot zu muze, obwohl er nicht im Traume die Absicht hegt, Südafrika   zu fehen. Die Fahne wird über ihm geschwenkt, um ihn wieder ehr­lich zu machen, und so geht es unter dem Gesang von Schubarts berühmtem Kaplied wieder in die weite Welt hinaus. In Sedan bot sich die ersehnte Gelegenheit zum Deſertieren, und so errang Steininger in demselben Jahre 1787 seine Freiheit, das seinen Leidensgefährten Schubart der Freiheit wiedergab.

Astronomisches.

Vom Planeten Saturn. Ein astronomischer Mit­arbeiter schreibt der" Frankfurter Zeitung  ": Abends, wenn es dunkelt, sieht man jest weit rechts von dem strahlenden Jupiter, der im Südosten sich erhoben hat, fast genau im Süden den Planeten Saturn. Auf diesem entdeckte Barnard, der an der Yerkes- Stern­ warte   bei Chicago   thätig ist, am 23. Juni dieses Jahres einen hellen weißen Fleck inmitten der nördlichen Halbkugel des Planeten. Dieser Fleck ist seitdem vielfach beobachtet worden und hat zu einer inter­effanten Entdeckung über die Umdrehungszeit des Saturn geführt. Neun Astronomen beobachteten in 18 verschiedenen Nächten scharf die Zeiten, wo der Fleck infolge der Rotation des Saturn für uns genau in der Mittellinie der abgeplatteten Planetenscheibe zu stehen fam. Es ergab sich, daß Barnards Fleck in 10 Stunden 38 Minuten eine Umdrehung vollführe. Nun ist seit langem bekannt aus der Beobachtung von Flecken in der Nähe des Saturnäquators, daß Saturn selbst, resp. diese Flecken am Aequator, in 10 Stunden 1410 Minuten rotieren. Sonach bewegt sich der neue weiße in be trächtlicher nördlicher Breite gelegene Fled langsamer als jene und die Oberfläche des Saturn kann demnach nicht fest sein, da für eine starre Kugel eine einheitliche Umdrehungszeit gilt. Wir sehen auch überhaupt wohl gar nicht auf die direkte Oberfläche des Saturn hinab, sondern sehen über dieser stets dichte Wolfen lagern und diese nehmen nicht gleichmäßig an der Umdrehung der festen Planetenkruste ( wenn eine solche überhaupt schon eristiert) teil, sondern bleiben gegen dieselbe zurück und zwar um so mehr, je weiter sie vom Aequator nach den Polen   zu liegen. Eine ähnliche Erscheinung ist auf dem Jupiter bekannt, nur ist dort die Verzögerung nicht so be­trächtlich und die Sonne rotiert ebenfalls in höheren Breiten be­deutend langsamer, als am Aequator   hier braucht sie 250 Tage, unter 70 Grad Breite aber 37/10. Es stehen also die beiden großen Planeten, Jupiter und Saturn, die selbst wieder Centralförper reicher Trabantensysteme find, in diesem Punkte mit dem Hauptkörper des ganzen Systems auf gleicher Stufe.-

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Humoristisches.

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- Emil Rosenows Komödie Kater Lampe" geht bereits am 25. d. Mts. im Berliner   Theater in Scene. Mar Halbes neues Drama Der Strom" erlebt am 17. Oftober im Wiener Burgtheater die Erst­aufführung. von Straßburg  " ließ bei seiner Erstaufführung im Karls­Friz Lienhards Friz Lienhards dramatische Dichtung, Gottfried ruher Hoftheater das Publikum kalt.

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Der gnädige Herr", ein Schauspiel der verstorbenen Elsbeth Meyer Förster, wird am 21. September erstmalig im Hamburger Schauspielhause gegeben werden.- sz. Einer der genialsten und im Zusammenhange damit wenigst gekannten Künstler ist vorgestern( 18. September) in Hamburg   ge= storben: der Kompomst Theodor Kirchner  . Am 10. Dezember würde man seine achtzig Lebensjahre gefeiert haben. Sein Lebens­gang ist anscheinend durch nichts merkwürdig geworden, was über den gewöhnlichen Musikantenlauf hinausgeht. Geboren in Neu­kirchen bei Chemnitz  , Schüler in Leipzig   und Dresden  , Musik­lehrer u. dergl. an verschiedenen Orten. Er schrieb für eines der untünstlerischesten Instrumente die künstlerischesten Werke. Miniatur stücke für Klavier, unter verschiedenen Titeln, wie Albumblätter" u. dergl., sind sein eigentliches Lebenswerk; etliche Kammer­musiken und Lieder kommen noch dazu. Wie dieser Einsamkeitsmann das Gewebe eines solchen meist ganz kurzen Stückes schuf. ohne irgend welche Füllsel, Redewendungen oder Gefälligkeiten gegen äußeres, das ist durchaus die Sprache eines, der Schritt für Schritt etwas zu sagen hat, was andre nicht sagen, was andre nicht erwarten, und was andre nur würdigen, wenn sie der Kunst so hingegeben sind, wie sein Vorbild es heischt. Darum hörte man von ihm selten etwas, weder im öffentlichen noch im privaten Musikleben. Daß er vorwiegend in einer unscheinbaren und von Andersartigem bes herrschten Form gearbeitet hat, ist allerdings sein Schaden und ein Verlust für die Kunst geworden.

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In Oldenburg   wird eine Musik- Akademie ers richtet; als Leiter wird Willy Burmester   genannt.- -Eine Freie Vereinigung botanischer Syste. mathiker und Pflanzengeographen hat sich in Berlin  gegründet.-

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In Alexandrien   hat man einen Stein gefunden, aus dessen Inschrift das Bestehen einer alexandrinischen Müller­Innung im dritten vorchristlichen Jahrhundert hervorgeht. Es handelt sich um die Durraklopfer", die unsern Müllern entsprechen; den Aegyptern war nämlich die Mühle unbekannt; das Korn wurde von ihnen in Mörsern gestampft.-

C. Ein neuer Drehleuchtturm, dessen Licht eine Stärke von einer Million Kerzen haben und auf eine Entfernung von 40-50 Meilen in das Meer tragen soll, wird vom 1. Oktober die beiden Feuer ersetzen, die gegenwärtig auf Kap Lizard ( Südwest- England) sind. Der neue Leuchtturm wirft alle fünf Sekunden einen Lichtbliz.

Zur Brombeerwein Bereitung wird in der Leipziger Zeitung" das folgende im Vogtlande erprobte Rezept empfohlen: Man tocht 5 Liter reife, tiefschwarze Brombeeren mit 1 Liter Honig und 5 Liter leichtem Weißwein untereinander, schäumt es ab, nimmt die Mischung vom Feuer und feiht sie durch ein Tuch; dann läßt man sie gären, siedet sie nochmals auf; ist das Ganze schließlich in einem reinen Fäßchen vergoren, so ist der Brombeer­wein fertig.-

Aus einer Gemeindesibung. In der Gemeinde Schlauhausen legt der Gemeindeschreiber dem Bürgermeister die von ihm gefertigte Gemeinde rechnung zur Unterschrift, behufs Uebers Berantwortl. Nedakteur: Julius Kalisti in Berlin  . Druck und Verlag: Borwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW