-

859

-

August Keil wird sie nicht verlassen, auch wenn das Schreckliche| offenbar wird.

" Ja, schön ist es ja nicht mehr bei uns, Elly, früher war's aber auch anders. Das ist so nach Vaters Tod gekommen, da ging ein Aber auch jetzt wagt sie in einem übermächtigen Schamgefühle Stück nach dem andern fort, wenn Grete nicht so fleißig geschneidert nicht, sich dem Verlobten anzubertrauen. Immer wieder schiebt sie hätte, wär' es vielleicht nicht mal so geblieben." das Geständnis heraus und verstrict sich in tiefere Schuld. Streck-" Du hast aber geholfen, Mutter." Die Stimme des Sohnes mann hat Verschwiegenheit geschworen, das macht sie erst ruhig, wurde weich. beinahe heiter. Aber nun verfolgt er sie mit neuen, schmutzigen Anträgen. Wütend speit sie ihm ihren Haß und Etel ins Gesicht. Es kommt zu einem Kampfe zwischen Keil und Streckmann, und der Elende rächt sich durch eine niederträchtige Beschimpfung des Mäd­chens. Der alte Bernd, der an die Unschuld seiner Tochter wie an das heilige Testament glaubt, strengt eine Klage gegen den Be­leidiger an. Und Rose, vor Gericht citiert, schwört alles ab.

Ein Bild des Jammers tritt sie auf dem Heimweg in das Flammsche Haus. Frau Flamm hat erfahren, daß Rose die Ge­liebte ihres Mannes war. Aber so bitter sie den Schmerz empfindet, über ihre Lippen kommt kein hartes Wort. Auch dann nicht, als Rose besinnungslos, hinter frechem Troß und hochfahrenden Lügen reden ihre Todesangst verbergend, die angebotene Hilfe zurüdstößt. Mädel, Du hast nich die Wahrheit gesagt vors Gericht Wie kommt Dir denn ein so unsinniger Gedanke?" Ein gebrochener Schrei flingt aus Roses Mund:" Ich hoa mich geschaamt!!! Ich hoa mich geschaamt!!!" Aber Rose hört nicht mehr den gütigen Zuspruch, entfekt starrt sie auf Flamm, ihn, dessen Liebe all das Elend über sie gebracht, und der sich nun in Haß und höhnischer Verachtung von ihr wendet. Scenen des vierten Attes fulminiert das Drama.

-

-

Sie flieht hinaus. In den großen tiefgeschauten

Ich size hier!

-

-

-

-

-

-

-

-

"

,, Ach ich," sie wehrte ab, was denn? Gehoften hab' ich und Fäden verputzt, das war alles. Aber unsre Grete," fie wandte sich der Braut zu, Du kannst Dir nicht denken, wie fleißig unsre Grete war. Hat manchmal die ganze Nacht durch genäht, hat uns alle über Wasser gehalten. Na ja, was hätte denn sonst auch werden sollen? Hans war doch noch ein Lehrjunge mit zwanzig Mark Gehalt im Monat. Wenn Grete nicht so tüchtig geracst hätte, konnte er vom Comptoir weggehen und Laufjunge werden oder so was..." " Das hätte ich ja nun nie gethan!" Hans warf sich in die Brust und lachte auf: Laufjunge, wo Papa Kaufmann war?" Es wär' wohl nichts andres übrig geblieben, wenn Grete nicht gewesen wäre."

Nun, es war ja auch Gott sei dank nicht nötig," schnitt Elly kurz die Rede ab:" Ich denke auch, wir wollen von unsrer Hochzeit reden?"

"

,, Ach ja, von der Hochzeit!" Er nickte. Es entstand eine Pause. Die Mutter sah etwas verdugt von einem zum andern:" Ja, was ist denn?"

aupfte an ihrer Muffe, dann sah sie plöglich auf: Es wird nämlich Hans spielte mit seinem Uhrgehänge und schwieg, die Braut eine sehr elegante Hochzeit, Bapa will es sich etwas tosten lassen, na ja, wir können es ja haben. Papa lädt alle Verwandten ein, und weißt Du, wir haben sehr vornehme Verwandte. Onkel Karl ist sogar Rechtsanwalt und Better Fritz Rechnungsrat und Better Baul hat doch eine große Fabrik!"

"

Der letzte Aufzug spielt am Abend desselben Tages in dem Häuschen des alten Bernd. Gebrochen schleppt sich, von einem Nach­bar gestützt, Rose zur Thür hinein. Das Aeußerste ist geschehen, sie hat ihr Kind gemordet. Markerschütternd, unendlich rührend und dann wieder voll wilden Tropes, tönen ihre Klagen:" Vater! Ich Tebel Das iis was! Und Du kommst natürlich auch, Mama," fiel Hans ein, natür Das heeßt was, daß ich hier size! Ich dächte, Voater, Sie mißten das sehn! Das iis lich, Du darfst nicht fehlen". ane Welt! Da sein Sie versunta! ,, Na, wo werde ich denn fehlen wollen? Ich werde fehlen, Da tinn' Sie mer Die alte Frau lachte herz­nischt nimeh anthun dahier! O Jees, ei een fleen Kämmerla lebt wenn mein Junge Hochzeit macht ihr mitnander! Ihr wißt nischt, was außern der Kammer geschieht! lich:" Gewiß komme ich. Ich habe schon mit Grete gesprochen. Sie Ich wiß! ei Krämpfen hab ich's gelernt! Da is ich weeß ni macht mir mein schwarzes Wolkleid mit Spizen zurecht; sie selbst all's von mir gewichen als wie Mauer um Mauer immer hat ja noch ihr Weißes von ihrer Hochzeit her." zu und und da stand ich drauß'n, im ganz'n Gewitter nischt mehr war unter und iber mir! Da seid Ihr de reensten Hlenn Kinder dagegen... Ich ha mein Kind mit a Hända der­wergt!! Ich bin ganz klar! Ich bin ni besessen! Ich bin ganz flar bin ich aufgewacht. S' fullde nia lebal Ich wullte's nil!' s fullde nie meine Martern derleida!' s fullde durt bleib'n, wo's hingeheert. Ohnmächtig bricht sie in den Armen des treuen Keil zusammen. Die Darstellung war glänzend. In erster Reihe standen Else Lehmann als Rose, Paula Conrad, der Wiener Gast, als Frau Flamm und Bassermann als Maschinist Streck­mann. Herr Rittner spielte den Flamm, Sauer den alten puritanischen Bernd. Ganz überraschend fein in der Rolle des Keil war ein noch wenig bekannter Schauspieler, Herr Karl Forest . Conrad Schmidt .

-

Kleines feuilleton.

-

Hm..." machte Hans; die Braut hob rasch den hübsch frisierten Kopf: Na, das geht nun wohl nicht, Mutter, das alte schwarze Wollkleid, das ist ja schon ganz blank. Darüber mach' Dir nur überhaupt keine Sorgen, Mama will Dir eins von ihren alten seidenen geben, fie läßt es Dir auch von ihrer Schneiderin auf­arbeiten!" Aber, nein... nein..." Die alte Frau fuhr auf.

Elly machte eine abwehrende Handbewegung: Ach laß doch, Du brauchst Dich ja gar nicht zu bedanken, Mama thut es ja doch auch unfretwegen, damit Du repräsentabel aussiehst. Wo es nun schon so biel kostet, tommt es auf zwanzig Mark mehr auch nicht an.

"

,, Aber das thue ich ja auf keinen Fall," die Stimme der alten Frau zitterte, fie grub die Finger in die Sofapolster, als wollte sie etwas zerdrücken: Nein... nein.. wenn ich Euch nicht gut genug

"

"

Ach, gar nichts bist Du.. Hans schnitt ihr rasch die Rede ab. Eine dunkle Glut schoß in sein Gesicht. Er warf der Braut einen grollenden Blick zu:" Für Mutters Kleid sorge ich. Das ist doch wohl selbstverständlich."

" Ich finde, Du hast auch so genug Ausgaben und wo Du Mutter schon im Monat zehn Mark giebst, thust Du doch wahrlich, was Du fannst."

th. Eine Einladung. Sie paßten nicht in das fleine, enge Ellys Stimme flang scharf und spig, er knickte auch sofort zus Bimmer, fie paßten alle beide nicht dahin. Sein Gehrock und der sammen und sagte entschuldigend: Na, ja und eigentlich könntest blanke Cylinder, die weiße Weste und die Krawatte gehörten viel Du es wirklich annehmen, Mutter, es ist doch gut gemeint von den eher in einen Salon. Die Seide ihrer Unterkleider raschelte bei Schwiegereltern." jeder Bewegung. Sie nahm den eleganten Schneiderrock auch sehr ,, Ach, sie nimmt es ja auch," sagte Elly mit einem Versuch zu forgsam zusammen, ehe sie sich auf den alten flapprigen Stuhl scherzen. Aber da reden wir und vergessen die Hauptsache, Hans, niederließ. Mit einer fühl hochmütigen Miene musterte sie jeden Du wolltest es doch sagen wegen Grete." Gegenstand im Zimmer. Ach ja, wegen Grete..." Er zupfte wieder an seiner Uhr­Die alte Frau hatte sich auf das Sofa gesezt, sie schlang die kette. Was Hände um die Knie und sah mit einem glücklichen Lächeln auf das was ist mit Grete?" Die Mutter sah mit hübsche stattliche Paar." Also, in drei Wochen ist Hochzeit. Nein, fragenden Blicken auf den Sohn, aus ihrem runzeligen Gesicht war wird sich Grete freuen." auch die letzte Spur von Glück verschwunden.

" Ja, da Hans schon jetzt Zulage bekommt, weiß ich nicht, warum wir noch länger warten sollen," sagte die Braut, die Wohnung haben wir ja; fertig ist auch alles, wozu sollen wir also die Geschichte noch bis Weihnachten aufschieben?"

Nu natürlich, natürlich! Und wenigstens tommt Hans denn aus den möblierten Stuben raus. Nein, mein kleiner Hans im eignen Heim!" Die Stimme der alten Frau zitterte vor Rührung. Sie strich dem Sohn liebkosend über das Gesicht und wiederholte es noch einmal: Im eignen Heim in solchem schönen Heim." Na ja, tosten lassen hat sich's ja Papa was," sagte die Braut in einem progigen Ton. Hans wird gar nicht wissen, wie er sich vorkommt in solcher Umgebung." Wieder flog ihr Blick über das Bimmer.

"

--

Na, erlaub' mal!" Der junge Mann wollte auffahren; auch über das Gesicht der Alten flog ein Schatten. Sie sagte entschul­digend:

-

"

Ach Gott , nichts.. Elly meinte nur..." Nein, Du hast gefagt

"

Nein, bitte, von Dir ist es ausgegangen..." " Aber, Du hast auch gefunden..."

Aber so sagt doch endlich, was ist denn?" Die Hände der Mutter trampften fich zusammen." Na ich finde auch, wir kommen zur Sache!" Elly strich die dänischen Handschuhe glatt:" Ja, Mutter, es ist ja eigentlich furchtbar peinlich, aber sieh mal, ich hab' Dir doch schon gesagt, es wird eine vornehme Hochzeit, und unsre Verwandten sind vornehme Leute und mun Grete mit ihrem Mann.... Soll man etwa sagen, daß Hansens Schwester mit einem Buschneider verheiratet ist?... Wenn Du es ihr nur beibringen fönntest, Mutter!..."

"

Was? Daß sie Euch nicht gut genug ist?"

Nein, aber gar nicht! Nein, Mutter, Du mußt doch das be greifen. Hans nahm ihre Hand. Nein Mutter, sei doch nur gut, es ist uns ja selbst schmerzlich, aber...