-

887

bie Biau- tung, die Namis, die Sungaris, die untere Ussuris und die Eungatscha- Ebene unterscheidet. Unwirtlich für den Menschen ist der mandschurische Urwald. Wie es da drinnen aussehen mag, fann man mur ahnen, da selbst die kühnen Zobeljäger über den äußeren Gürtel nicht tief ein­gedrungen sind. Wirklicher Hochwald, lebensfrischer Bestand, ist felten. Bliz und menschliche Unvorsichtigkeit setzen den Wald in Flammen. Begünstigt durch Sonne und Wetter wütet ein Wald­brand oft in kaum glaublicher Weise nicht tage, sondern viele Wochen lang. Auf dem moosigen, torfigen Boden kriecht und schwelt die Flamme weiter, das massenhafte trockene und mulmige Fallholz bietet ihr Nahrung und Beständigkeit. Verdorrte, bis zum Grunde nieder­hängende Zweige leiten die Flamme zu den Kronen noch lebender Hochbäume hinauf, unter brausendem Knistern verfallen ihre harzigen Nadeln, eine riesige Funkengarbe schießt zum Himmel empor, und binnen weniger Minuten ist der Baum getötet. Die von ihm aus­strahlende Feuergarbe aber fällt in tausend Funken nieder, neue Flammen erwachsen und stürzen glühend weiter. Qualmende Rauch wolfen verdüstern die Sonne, langsam, aber dicht und immer dichter niederrieselnde Asche fündet bei Tag, feurige Lohe bei Nacht den aus der Ferne kommenden Waldbrand an..

Die Reichtümer, die der Boden der Mandschurei   birgt, find noch nicht genügend bekannt; man hat indessen das Vorkommen von Kupfer, Blei, Kohle und Eisenerz konstatiert, deren Hauptlagerungen sich in der Proving Giri befinden, ferner Gold in den Seitenthälern des Ussuri  ; aber die Ausbeutung dieses wertvollen Metalles ist bis heute streng verboten worden, und die Goldsucher wurden als Staats­berbrecher behandelt.

Im Süden bildet die Flora cinen vermittelnden Charakter alvischen der Sibiriens   und Chinas  . Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, und das urbar gemachte Gebiet zeigt sich der Kultur günstig. Unter den Produkten des Ackerbaues nehmen die Gemüse den ersten Platz ein, sie werden entweder an Ort und Stelle ber­braucht oder erportiert. Dann kommen die Hirse, die Mohrhitse, die Menschen und Tieren zur Nahrung dient, und aus der man kleine Kuchen und Branntwein verfertigt, der Mais, der Weizen von mittlerer Qualität, Leinöl, Gerste, Sesam, Tabak. Vor 25 Jahren bauten die Bewohner der Mandschurei   wenig Indigo und fast keinen Mohn; heute bedecken Indigopflanzen weite Felter, und der fast überall verbreitete Mohn liefert gute Einnahmen, obwohl das aus ihm gelieferte Opium billiger ist als das in Indien  . Uebrigens ist der Anbau durch Gesek verboten, aber mit den Mandarinen ist in dieser Hinsicht eine Einigung leicht zu erzielen,

Die Fauna der Mandschurei   ist sehr mannigfaltig. Die wilden Tiere sind besonders im Norden sehr zahlreich, dessen größter Teil noch unbebaut ist. Die Panther verbergen sich in den Dickichten, der Tiger durchstreift die Gegend und verfolgt die Einwohner oft bis auf die Straßen ihrer Dörfer. Nach der Anzahl der Felle zu urteilen, die man jährlich verkauft, und von denen manche mehr als drei Meter bom Kopfe bis zum Schwanzende messen, ist die Tigerrasse durchaus nicht im Schwinden begriffen. Trotz der friedlichen Invasion chinesischer Kolonisten, und trotz der Zucht großer Herden von Pferden, Eseln, Ochsen ist die Mandschurei   heute noch ein wahres Eldorado für Jäger. Mit Leichtigkeit können die Mandschu in einem Monat di: 2400 Hirsche erlegen, die sie jedes Jahr dem Staiser liefern müssen. Dieser überläßt das Geweih und die Körper den Jägern, er behält fich nur den fleischigen Teil des Schwanzes vor; dieses von den Chinesen als sehr schmachaft und fräftigend angesehene Stück ist sehr teuer und kostet oft mehr als 30 Frank.

Man findet noch in den Wäldern und in den Seitenthälern des Eungari das Zobeltier, dessen Fell so kostbar ist. Der Kaiser und einige Großmandarinen, denen er es erlaubt, dürfen sich allein damit bekleiden; das Volk darf sich aus ihm nur Halskragen und Aermel­besaß machen. Da die Mehrzahl der Mandschubevölkerung sich der Jagd widmet, dem Ackerbau und der Viehzucht, so ist die Industrie sehr wenig entwickelt. Die einzigen lokalen Industrien von irgend welcher Bedeutung sind die Bereitung von Del und Branntwein; selbst in der Nachbarschaft der großen Wälder des Nordens, außerhalb der Regionen der chinesischen   Kolonisation, bemerkt man fleine Häuser, über die Schornsteine hinwegragen; es sind Branntwein brennereien  . Die Mandschu trinken leidenschaftlich gern, wie ihr Sprichwort sagt: bis zum Vergessen des Guten und des Bösen". Der Handel ist bedeutend in Liau- tung, das durch seine natürliche Lage der Sammelpunkt der mongolischen, tungusischen, chinesischen, mandschurischen und koreanischen Bevölkerung ist. Im Norden nimmt er seit einigen Jahren ganz bedeutende Ausdehnung an, dank der chinesischen   Einwanderung, die von Jahr zu Jahr wächst, und dank den europäischen   Kaufleuten, die auf Sachalin   und in den ruffischen Befihungen, in Wladiwostor, Stabarowka und Nikolajewst etabliert sind.

weil die Europäer hauptsächlich mit Chinesen, die den ganzen Handel ausschließlich in den Händen haben, im Verkehr stehen, weil diese auch zur Annahme des Christentums mehr geneigt sind, die Missions­stationen inmitten der chinesischen   Bevölkerung angelegt werden, und überhaupt die europäischen   Reisenden mehr den Süden der Mand­ schurei   aufsuchen. Eingehende Untersuchungen haben aber ergeben, daß nicht die Chinesen, sondern die Mandschuren übertviegen. Während den Südwesten der Provinz Mukden   von alters her Chinesen inne haben, leben im Norden und Osten derselben hauptsächlich Mandschuren; lettere machen in der Stadt Mukden   selbst sieben Zehntel der Bevölkerung aus. Man ist somit zu der Annahme be= rechtigt, daß die Provinz Mukden   zu gleichen Teilen von Chinesen und Mandschuren bewohnt ist. In der Provinz Girin   bilden Mandschuren die überwiegende Bevölkerung. Die Grenzbezirke am Ussuri   dienen fast ausschließlich den Mandschuren als Wohnsize; in Ninguta ergab 1886 eine Zählung, daß von 19 590 Höfen 1730 den Chinesen, 17 860 den Mandschuren gehörten; ebenso ist das Ver­hältnis in dem Grenzbezirke Kun- schun; in dem Bezirk Sansing ist freilich den Chinesen gestattet, sich an dem Flusse Wehen- ho anzu­siedeln, die Stolonifierung macht aber geringe Fortschritte; solche Städte, wie Girin, Bodume, Schuau- tschen- zi, Chupon, Aschiche und die an der großen Kaiserstraße gelegenen Ortschaften sind fast ganz von Mandschuren bewohnt. In der Proving Cheilum- zian endlich, wo die mongolischen Nomadenstämme, die Butchanen und die chinesischen   Auswanderer die überwiegende Bevölkerung bilden, tommen auf die Mandschuren auf Grund von offiziellen Angaben immer noch zwei Siebentel der Bevölkerung.

Neben diesen Hauptnationalitäten wohnen mongolische, tatarische und verschiedene tungusische Stämme: die Sibo, Solonen, Daurier, Barchu, Orontscho, Bilar  , mit dem Gesamtnamen Butchanen. Sie wohnen, wie bemerkt, hauptsächlich in der Nordproving Cheilunzian zerstreut, sehr wenige in den beiden andren Provinzen Girin   und Mulden. In den großen Städten der letzteren trifft man fleine Gruppen von tatarischen   Familien muhamedanischen Glaubens; in Mutden allein 11 000 Köpfe. An der russischen Grenze am Amur  und Sungari wohnen die Golden, Orontschen und andre tungusische Stämme, unter dem Namen Mansy bekannt, während an dem unteren Sungari wenige Juptazei sich mit Fischfang beschäftigen. In den letzten Jahren sind auch Koreaner eingewandert und haben sich in dem oberen Tumen- ula und in dem Bezick Ostgrenze" niedergelassen. nur annähernd bestimmen, zumal die chinesische   Regierung selbst Die Stärke der Gesamtbevölkerung der Mandschurei   läßt sich mehr oder weniger darüber im Unklaren ist. Die Ansichten gehen darüber auseinander. Von Putjata wird sie auf 13-14 Millionen beziffert, so daß da nur etwa zwei Drittel der Mandschurei be­wohnt sind, etwa 137 Menschen auf eine Quadratmeile tommen. In der Umgegend der großen Städte und an dem mittleren Lauf des Sungari hier in einzelnen Gehöften zu zwei bis drei Häusern zerstreut ist die Bevölkerung am dichtesten. ( Schluß folgt.)

-

Kleines feuilleton.

ie. Magnetische Stürme, Nordlichter und Sonnenkatastrophen, unter diesem Titel hat der Astrophysiker William Lockyer in der Londoner  " Nature" einen Aufsatz gebracht, worin er zunächst den Umfang der in der letzten Oktoberwoche stattgehabten Störungen feststellt und dann die sich daran schließenden wissenschaftlichen Fragen bespricht. Der erste Teil der lehrreichen Arbeit kann als be­kannt vorausgesetzt werden, weil über den Umfang der magnetischen Störungen überall berichtet worden ist. Wer sich für dieses Natur­ereignis intereffiert hat, wird auch erfahren haben, daß in New Yort, in Irland   und Schottland   wie auch in Sidney am gleichen Tage prächtige Nord  - bezw. Südlichter beobachtet worden sind. Ferner ist das Zusammentreffen von Erdbeben aus Italien  , Eng­land und Persien   mitgeteilt worden. Aus allem geht hervor, daß die Störung der Naturkräfte eine sehr große Ausdehnung a der Erde erreicht hat, wenn sie auch vielleicht nicht die deutendste gewesen ist, die bisher jemals zur Beobachtung gekom ist. Lockyer knüpft an die Sammlung der Thatsachen zwei wich Fragen: Was ist die Ursache dieser plötzlichen magnetischen Ersc nungen? Können sie vorausgefagt werden? Die erstere F ist von den einzelnen Forschern verschieden beantwortet wor Einige glauben, daß eine gemeinschaftliche Ursache außerhalb Sonne bestehe, während andre die magnetischen Stürme von Sonne selbst herleiten; eine Reihe von Gelehrten geht dann n mehr ins Einzelne und neigt sich der Ansicht zu, daß sie insbesonde von den Sonnenflecken veranlaßt werden. Mit Bezug auf lettere Ein besonderes Interesse bietet das Verhältnis der beiden vor- Punkt sollte man schließen, daß beim Auftreten eines großen herrschenden Völkerstämme, der Chinesen und der Mandschuren, zu Sonnenfledes ein magnetischer Sturm zu erivarten wäre, einander. Wenn sie auch, was Kleidung, Haartracht, Lebensweise und daß andrerseits ein solcher nicht eintreten könnte, wenn und Kultur betrifft, sich von einander nicht unterscheiden, so lehrt doch keine Sonnenflecken vorhanden sind. Dieser Zusammenhang eine aufmerksame Beobachtung, daß die Mandschuren von hohem bestätigt sich nun aber nicht. Die eigentliche Erklärung Wuchs, von männlicher Haltung find, schöne und regelmäßige Büge muß drei Möglichkeiten für das Auftreten solcher magne und eine Hautfarbe haben, die sie der kaukasischen Raffe nahe bringen. tischen Gewitter zulassen: erstens ein großer Sonnenfleck mit Die Frauen besonders zeichnen sich durch eine schöne Figur aus; Begleitung von magnetischen Störungen und Nordlichtern, zweitens auch zwängen sie ihre Füße nicht ein. ein großer Sonnenfled ohne solche Begleitung, drittens magnetische Störungen und Nordlichter ohne erhebliche Sonnenthätigkeit.

Es besteht die Annahme, daß die Chinesen in der Mandschurei an Zahl den Mandschuren überlegen seien. Man kam zu derselben,

Wenn nun die Sonnenflede diesen Voraussetzungen nicht genügen,