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Ich bete Sie an! Wenn Sie nicht die Meine werden in Betracht kommt. Diese Tochter Heinrichs VIII., berüchtigt als dürften, dann wäre es für mich viel besser, nie geboren zu Rezerverfolgerin, war mit dem eben darin hervorragenden König sein! Und doch, wenn Madame Monteaux mir meine Bitte abschlägt, werde ich mich fügen. Ich kann nichts gegen ihren Willen thun. In dem Augenblick, wo sie mir zu hoffen ver­bietet, höre ich zu hoffen auf!"

Philipp II.   von Spanien seit 1554 verheiratet. Das Paar harmonierte Königs bemerken können: die ältliche Königin war auch freilich sehr sehr wenig; niemand hatte irgend welche Zärtlichkeit von seiten des wenig reizvoll. Sie gab sich aber 1555 der Hoffnung hin, einem freudigen Ereignis in Bälde entgegensehen zu können. Es war ein sehr trauriger Irrtum; denn in Wirklichkeit handelte es sich bei Maria um vorgeschrittene Wassersucht. Sie selbst aber fühlte sich

Ach, was sind Sie für ein Ehrenmann!" rief das junge Mädchen entzückt. Unwillkürlich führte er die Hand an die Brust und fühlte ihrer Sache so sicher und erwartete das freudige Ereignis so rasch, dabei das leise Knistern eines Couverts.

" Da kommt Mama!" sagte lebhaft Madeleine, zögern Sie nicht! Mama!" rief sie mit einem glücklichen Lächeln, " Dein kleiner Injektionsapparat ist gekommen; sich doch nur. Er ist reizend, man würde ihn für ein Spielzeug halten." ( Fortsetzung folgt.),

( Nachdruck verboten.)

Gegenstücke zum Kampf ums Majorat.

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daß sie schon ein offizielles Bulletin in alle Winde flattern ließ, worin die Geburt eines Prinzen als erfolgt angekündigt wurde. und dann stellte sich heraus, daß alles auf einem tragi­Illuminationen, Glockenläuten, Kanonenschießen waren allgemein. komischen Irrtum beruht hatte. Es war ein schwerer Schlag nicht allein für die Königin, Königin, sondern für die ganze katholische Adelspartei. Wenn nämlich Maria keinen Leibes­erben hinterließ, so mußte die Krone an ihre protestantische Halbschwester Elisabeth fallen, und für die Katholiken war dann die Herrlichkeit zu Ende, Verfolgung und Gütereinziehung zu gewärtigen. Unter diesen Umständen ist unter ihnen der Plan entstanden, einen Erben zu fingieren, ein Kind unterzuschieben. Es steht urkundlich fest, daß damals fönigliche Beauftragte wegen Ankaufs eines geeig neten Kindes mit einer Frau in London   unterhandelt haben. Möglich ist ja, daß Marias Einverständnis bloß vorausgesetzt war. Geworden ist aus der ganzen Sache nichts; sie muß doch zu riskant erschienen sein.

Jm Verlaufe der soeben zum Abschluß gelangten Verhandlungen über die Kindesunterschiebung, die der Gräfin Kwileda schuld gegeben Noch einmal erzählt die englische   Geschichte von einer Kindes­wurde, ist die Meinung geäußert worden, daß es sich da in Moabit   unterschiebung. Von der Masse der Zeitgenossen ist in dem um eine ganz einzig daftehende Erscheinung handle, zu der Gegen- Falle geglaubt worden, daß eine solche wirklich vorliege. stücke nur in mittelalterlichen Sagen aufzutreiben feien. Das ist m Jahre 1688 wurden bekanntlich die Stuarts end­nun nicht so ganz richtig. Noch die Neuzeit hat verschiedene Pendants gültig bom englischen Königsthrone verjagt. In England zur Affaire der Gräfin Kwileda aufzuweisen. Eins gehört sogar der pflegt man diese Umwälzung herkömmlicherweise die glorreiche deutschen   Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts an und stellt Revolution zu nennen. Thatsächlich war sie eine ganz ordinäre eine niedliche Tragikomödie aus fürstlichen Kreisen dar. Das war Adels- und Balastrevolution, bei der mit den unlautersten Mitteln 1835 in Kurhessen   und unter dem Regime des berüchtigten Ministers gearbeitet wurde. Das schönste darunter war die von den vor­Hassenpflug, genannt Hessenfluch. Die furfürstliche Familie, der nehmen Revolutionären fälschlich und wider besseres Wissen gegen Haffenpflug seine geschäßten Dienste widmete, war schon in allen das mißliebige Herrscherpaar geschleuderte Beschuldigung der Kindes Landen wohlbekannt durch ihre grenzenlose Habgier. Hatte sie doch unterschiebung. Die mißvergnügte Aristokratie wollte an die Stelle bereits sämtliche zur Franzosenzeit von der Regierung des Königs des latholischen und absolutistischen Königs Jakob II.   dessen Jerôme verkauften Domänen zurückgefordert, ohne den unglück- protestantischen und im aristokratischen Sinn verfassungs­feligen Käufern einen Pfennig Entschädigung zukommen zu lassen. freundlichen Schwiegersohn, den holländischen Statthalter Wilhelm Man kann sich also denken, welche Freude im furfürstlichen Palais von Dranien, fezen. Die beiden Töchter Jakobs, die eine, Maria, zu Kassel   war, als gegen Neujahr 1835 das Erlöschen der Neben- Wilhelms Frau, die andre, Anna, am Hof ihres Vaters, waren mit linie Hessen Rothenburg   eine stattliche Erbschaft in sichere Aussicht im Komplott. Da drohte nun einen ziemlichen Strich durch den stellte: Hessen Rothenburg umfaßte ein Biertel der alten Plan der Umstand zu machen, daß die Königin für den Sommer Landgrafschaft und war gleichbedeutend mit 225 000 Thalern 1688 ihre Niederkunft erwartete. Wenn ein Knabe geboren jährlicher Einfünfte. Der verstorbene Landgraf hinterließ wurde, so war es mit dem Erbrecht der Töchter Essig. teine Nachkommenschaft, sondern bloß eine trauernde Witwe, So ging denn nun die ganze Gesellschaft daran, und es schien also, daß den Kurhessen die Beute sicher die Schwangerschaft zu leugnen und mit derjenigen Marias fei. Da tam nun wie ein Blizz aus heiterem Himmel der Katholischen zu vergleichen. Als dann am 10. Juni 1688 bon dem einsamen Schloß Bembowitz in Oberschlesien  , wo die Königin wirklich mit einem Knaben niederkam, ward allenthalben die verwitwete Landgräfin Eleonore zur Zeit ihren Wohnsiz hatte, die Nachricht verbreitet, das Kind sei untergeschoben, man habe es die niederschmetternde Botschaft, daß die hohe Dame Mutterfreuden in einen Bettwärmer unter der Bettdecke verborgen. Die entgegensehe. Asbald war man in Kassel   totsicher, daß dies nicht Prinzessin Anna hatte sich beizeiten vom Hofe entfernt, um in mit rechten Dingen zugehen könne, und sprengte die Be buldigung den Chorus der Verleumder einstimmen zu können. Wilhelm und aus, daß in der oberschlesischen Einöde eine Kindesunte cjchiebung Maria erhoben die Beschuldigung in öffentlichem Protest. Sie ist geplant werde. Vergeblich erklärte sich die Landgräfin bereit, ihr damals allgemein geglaubt worden. Wahr ist sie aber nicht, sondern Wochenbett zu Rothenburg   in Hessen   abzuwarten. es steht durch eine Menge von Augenzeugen vollständig fest, daß der Prinz echt war. Der aristokratische Hunger nach den Freuden der herrschaft war eben so groß, daß, wenn denn keine Kindes­unterschiebung vorlag, eine erfunden werden mußte. Sonst hätte ja nachher Wilhelm nicht für einen ordnungsmäßigen König von Gottes Gnaden ausgegeben werden können.

Dr. C.

( Nachdruck verboten.)

Gottfried Semper  .

Dem erbschaftslisternen Surprinzen in Kassel   war das noch nicht zuverlässig genug. Er wandte sich durch seinen Gesandten in Berlin   an den König von Preußen und bat ihn um Anordnung der üblichen Sicherheitsmaßregeln. Das noble Anfinnen war nicht ab­gewiesen; denn es war mit altersgrauen Grundsäßen des deutschen Fürstenrechts im Einklang. Das Pupillenkollegium in Ratibor  ernannte also einen Landrat zum curator ventris, zu deutsch  : Bauchwärter, für die Wi we. Der geleitete Eleonore nach Schloß Rothenburg. Hier hatte der Kurprinz bereits alles zum Empfang des hohen Besuches herrichten lassen. Sämtliche Zugänge außer einem einzigen waren bermauert, der offen gebliebene aber wurde von einer starken Wache sorgfältig bewacht. Während der nächsten Das neunzehnte Jahrhundert mit seinen politischen, ökonomischen Monate ging mum ein liebliches Gezänt unentwegt fort. Unter und geistigen Umwälzungen war auch für die lebendige Entfaltung anderm wandte sich die Landgräfin an den preußischen König mit der Bitte um Schutz, weil dem Kurprinzen kein Fürstenwort heilig Sie traute ihrem erlauchten Anverwandten offenbar die edle Abficht zu, dem erhofften Sprößling den Garaus machen zu lassen. Im Sommer 1835 erfolgte dann das tragikomische Ende. Eleonore mußte sich nämlich nunmehr notgedrungen zu dem Ge­ständnis herbeilassen, daß sie sich über ihren Zustand getäuscht habe. Die gute Dame war freilich auch schon ein bißchen arg über die Jahre. Unnötig zu sagen, daß der Kurprinz schleunigst über die eroberte Beute herfiel. Die Gier war so groß, daß er alsbald mit den Landständen in heftigen Streit geriet, weil er die auf den Er­trägnissen lastenden öffentlichen Verpflichtungen nicht anerkennen, sondern alles in seine Privattasche einfachen wollte.

der deutschen Architektur von eminenter Bedeutung. Seit Schlüters Tagen hatte sie sich, wenn man allenfalls von Hans v. Knobels-> dorffs Schöpfungen abfieht, in absteigender Linie bewegt: Ideen­armut, Flachheit, Nüchternheit bei prätentiösem und gespreiztent Wesen bildeten ihr charakteristisches Merkmal. Neuen Aufschwung nimmt sie mit Schinkel, dem strengen Meister der Antike und Be= gründer der klassischen Schule. Diese erlebte dann durch die Bevorzugung romantischer, das heißt altchristlicher, ro­manischer und gotischer Stile ihre rechtzeitige Ablösung. Namentlich gewann die Gotik einen mächtigen Einfluß. Durch das Wachstum unsrer modernen Städte aber wurde die Architektur mehr und mehr gezwungen, mannigfaltigen Zwecken zu dienen. Es war daher eine Notwendigkeit, daß fie sich für einen Mit der Hessischen   Affaire von 1835 hat erhebliche Aehnlichkeit Stil entschied, der zwar schon im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts ein englisches Ereignis aus der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. bei uns geblüht hat, dessen Wiederbelebung aber Nutzen verhieß. Es Indes besteht ein wesentlicher Unterschied, daß hier thatsächlich der ist die Renaissance.

Versuch einer Kindesunterschiebung vorliegt, während die Landgräfin Als Begründer dieser neueren Richtung haben wir Gottfried Eleonore sich durchaus in gutem Glauben befunden zu haben scheint. Semper anzusehen. Er wurde am 29. November 1803 zu Hamburg  Möglich ist dies allerdings auch bei der in Frage kommenden Königin als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach Abschluß der Gymnasial­von England, Maria der Katholischen, soweit wenigstens sie selber zeit bezog er die Universität Göttingen  , wo er mathematischen, sprach­