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er doch mehr sparen sollen."

Und Hedner hat' n schönes Gehalt gehabt", fiel der Rentier| feine Teller und Bälle, so ihre Menschengruppen blißschnell durch­ein: hundertsechzig Mark's Monat, denfen Sie mal." 1890 einander in die Luft zu werfen; und mit solcher Geschicklichkeit Sollten Brucks das Geld vielleicht wegschmeißen an' n Mann, arbeiten die Hände, daß es aussieht, als flöge alles der nichts mehr leistet?" fragte der Fabrikant spöttisch. Dann hätte von selbst, behert zu eigner Bewegung, auf und ab. Der Schwant gehört zu den besseren des Genres, die eingelernte, leicht langweilige " Das sollt ihm nun wohl schwer geworden sein bei der kranken Routine verbindet sich hier offenbar mit einer angeborenen Lust und Frau und drei Kindern." Walter Hinzmann kam gleichfalls in Eifer. Liebe zu der Sache, mit grotesker, ansteckend wirkender Freude an Der Fabrikant zuckte die Achseln:" Zugegeben, das ist sehr der Macht des Unfinns. Um den Seitensprung vom Wege ehelicher schlimm. Was geht denn das aber in aller Welt uns Chefs an? Pflichten auszuführen, wirbt der für solche Abenteuer wenig talentierte, Sollen wir nun etwa auch noch für die kranken Frauen und die argwöhnisch behütete Herr Naverdy zwei Kerle an, die in Kinder unsrer Buchhalter forgen?" Gendarmentracht ihn vor den Augen seiner Frau zum Und überhaupt, ich glaube so'n kleinen Nagel hat er auch ge- Scheine arretieren sollen, wird wirklich arretiert, entfommt habt, der alte Hedner." Der Rentier nahm das Zeitungsblatt und sah von neuem auf die Notiz:" Was? Furcht vor der Stellungs­Tosigkeit des Alters? Ich hab' ihm ja' ne Stelle verschaffen wollen, er hätte ja bei meinem Rechtsanwalt Schreiber werden können mit fünfzig Mark Verdienst' s Monat. Davon fann doch' n alleinstehender Witwer leben. Und sein Schwiegersohn hätte ihn gewiß auch noch unterstützt. Aber Schreiber das war ihm ja wohl nicht fein genug. Er steifte sich ja wohl auf'n Buchhalter und' n Prokuristen." Ja, liebe Zeit! Wenn man's nicht versteht, sich seinen Ver­hältnissen anzupassen! Sich totzuschießen das hätte er nicht gebraucht!"

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Nein, das hätte er ganz gelviß nicht gebraucht!" Der Fabrikant warf Hinzmann einen herausfordernden Blick zu: Es bringen sich ja so viel alte Männer durch. Er konnte ja auf Näh­maschinen reifen, oder Versicherungen abschließen, oder

Ach ja, Gelegenheit zum Durchhungern giebt es die Menge," fagte Walter Hinzmann.

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nach einer einer halsbrecherischen Hezzjagd der Verwechselungen durch die Hilfe eines gemütvollen Einbrechers, eines Virtuosen des Faches, der ihm Jacke und Müze leiht, aus der Wache und verfällt beim Rendezvous erst recht der rächenden Nemesis. Das drolligste ist die Karikatur eines ebenso enthusiastischen wie neurasthenischen Anbeters, der rettungslos in Madame Raverdy verliebt, so oft er einen Storb von ihr erhielt, zur Betäubung des Seelenschmerzes eine Reise um die Welt gemacht hat, und nun, da diese Dame, den Gatten zu strafen, anscheinend den Verehrer erhören will, in den kritischen Momenten regelmäßig durch einen Ohnmachtsanfall auf den Schrecken reagiert.

Herr Bach war ausgezeichnet in der Charge, ebenso Alexander als Herr Raverdy; und Pagay fezte seine reiche Kunst, um die es schade ist, daß ihr nicht andre Aufgaben geboten werden, an die platte Wigblattfigur des Einbrechers. Herauszuholen war da nichts, so legte er hinein.

dini dt.

Die dem Schwank vorausgehende ältere Bailleronische Plauderei Gänsebraten kann man natürlich nicht dabei essen," erwiderte Der zündende Funke" zündete durchaus nicht. Matte, abgelebte der Fabrikant mit einem Blick auf die Portion, die er selber vor sich Theaterkonvention, in der nichts an die Munterfeit des Verfassers: stehen hatte. Es sind eben nicht alle Leute gleich gestellt." Der Welt, in der man sich langweilt" erinnert. Er hätte reich heiraten müssen", lachte Apotheker Gadebrecht: and mids Wir haben es ihm oft genug geraten. Was nahm er sich solch armes Mädchen? Sie müssen auch reich heiraten, Hinzmann, sonst geht es ihnen mal ebenso."

Wer nischt erheirat und nischt ererbt,

Der bleibt' n armes Luder bis er sterbt,"

fang Rentier Müller und flopfte Hinzmann gutmütig auf die Schulter. ' n Kranz wollen wir Heckner aber wenigstens spendieren" meinte der Fabrikant,' n recht schönen Kranz, damit man sieht, daß er Freunde gehabt hat!"

Amerikanischer Humor" ist ein Feuilleton der Wiener Neichs­wehr" betitelt, in dem eine amüsante Gerichtsscene, wie folgt, ge­schildert wird:

" Ein schöner Morgen, Euer Ehren!" bemerkte Dennis D'Leary, als er neulich vor dem Polizeirichter erschien. " Jawohl."

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Und ich setze voraus, ich ward wegen Trunkenheit verhaftet!" So ist es."

Und ich fezze ferner voraus, daß Euer Ehren Beweise in Fülle haben, daß ich bei einem Zechgelage war."

" Ja; in Fülle Beweise."

" Dann will ich meinen Fall hier ruhen lassen und meinen Atem sparen."

Dennies, wie viele Male seid Ihr in dem letzten Jahre hier

gewesen?"

Nicht über vierzig, Euer Ehren."

" Ihr seid zehnmal hier gewesen; ist es nicht so?" " Ich denke, es ist richtig."

Und ich habe Euch zweimal ins Gefängnis geschickt, Geldstrafen diftiert und mehrmals Euch freigesprochen. Ihr seid ein zäher Fall."

Danke, Euer Ehren."

"

Und was soll ich diesmal mit Euch thun?" " Hm- wollen Sie meine ehrliche Meinung?" " Ja."

viermal Dennis,

" Dann schicken Sie mich auf dreißig Tage ins Gefängnis. erwartete soviel, als ich den ersten Trimt that."

Humoristisches.

Kunst. Erinnern Sie sich daran, Herr Direktor, als ich damals den alten Moor spielte? Da warf mir das gerührte Publikum so viel in den Hungerturm, daß unser Ensemble acht Tage zu fressen hatte!" Lorbeer errangst Du in Berlin ." Elektra. Warum so traurig, Sopholles? Sieh, diesen Ach, der ist ja gar nicht für mich, der ist für Herrn Sofoteles aus Inowrazlaw . - Uraufführung. dem Repertoire halten wird?" " Glauben Sie, daß sich das Stick auf Das kann uns ja egal sein, ein gebildeter Mensch geht doch überhaupt nur in Premieren." ( Simplicissimus".)

Notizen.

-Die nächste Novität des Neuen Theaters ist Tolstojs Lustspiel, Früchte der Bildung".

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Das Lessing Theater bringt am ersten Weihnachtstag die Premiere von Wildenbruch s neuem Stück Der un sterbliche Felig" heraus.- May Halbes Drama Der Strom" erlebt am 19. Dezember im Neuen Theater die erste Berliner Auf­führung. Massenets Oper Manon"" hatte bei der Erst­aufführung in der Dresdener Hofoper einen großen Erfolg. c. Die Entfernung einer Kugel aus dem lebenden Herzen hat Dr. Zöger v. Manteufel von der Universität Dorpat ausgeführt. Vor einigen Tagen wurde ein junges Mädchen zu ihm gebracht, auf das durch einen unglücklichen Zufall mit einem Revolver gejchossen war, so daß ihm die Kugel ins Herz drang. Dr. Manteuffel chloroformierte das Mädchen, öffnete dann die Bruft­Ich höhle und legte das klopfende Herz bloß. Die Kugel war in die Wandung des Organs gedrungen, ohne eine der Kammern zu ver­lezzen. Der Chirurg entfernte mit einem leichten Druck beider Daumen die Kugel, wobei nur wenige Blutstropfen flossen. Die Wunde wurde darauf zugenäht; wenige Tage später wurde das Mädchen völlig hergestellt entlassen.

Nun, so wollen wir dreißig Tage anfeßzen!" Dante, Euer Ehren. Wenn irgend welche Briefe kommen für Dennis D'Leary, bitte, leiten Sie diese an meine neue Adresse."

Er war kaum außer Sicht, als eine Frau mit großen roten Fäusten eintrat und ihren Namen als D'Leary angab. In einer Stimme von vierzig Pferdekräften gab sie bekannt, daß sie eine halbe Stunde an der Thür gewartet habe, um. Dennis zu fassen, wenn er entlassen würde und mit seinem toffbaren Körper ein Duzend Telegraphenstangen niederzumähen.-

hon Theater.

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Die Eröffnung des Simplontunnels dürfte nach den neuesten Berechnungen im Dezember 1905 stattfinden, aljo vier Monate vor dem Ablauf des neuen Aufschubs, der den Unter­nehmern bewilligt ist. Der Ursprung der Bezeichnung Stroh. witwe" und Strohwitwer". Wie Professor Dr. Günther in seinem Buche Deutsche Rechtsaltertümer in unsrer heutigen deutschen Sprache" mitteilt, liegt auch hier einer der häufigen Fälle Residenz Theater. Ein Seitensprung." Schwant der Nachwirkung alter Rechtsgebräuche vor. Das Wort ist eine in 3 Aften von Verr, Dehère und Guillemand. Nach Analogiebildung zu der bekannten Bezeichnung Strohjungfer", mit dem Intermezzo des Wolfffchen Stückes Das große Geheimnis", der in zahlreichen Gegenden jene Bräute bedacht wurden, die bei dieser Mischung von Posse und Sentimentalität, ist das Residenz der Trauung nicht mehr als Jungfrauen gelten fonnten und die Theater eiligst wieder zur Pariser Bosse sans phrase zurüdgekehrt. deshalb in früheren Zeiten zum Schimpf mit einem Strohfranze zur Die drei Herren, die sich in die Vaterschaft des neuen Stüdes teilen, Trauung schreiten mußten. Die Strohwitive" wäre also die schein erwiesen sich in den Afrobaten und Taschenspielerkünsten des bare Witwe; die Bezeichnung Strohwitwer" ist dann natürlich nur Metiers als wohlbewandert. Sie verstehen es, wie ein Jongleur I in Anlehnung an sein weibliches Gegenstück gebildet.-

PI

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H

Berantwortl. Redakteur: Julius Kaliski in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW