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Gute Nacht, Herr Bürgermeister!" Weit, weit öffnet der Lehrer die Fenster

,, Gott   sei Dank, für diesmal hätten wir's hinter uns! Freuen dünn und fein als ein Haupthaar, jedoch so, daß ein williger und wir uns auf die nächste Sizung!"...

Kleines feuilleton.

e. k. Ostpreußische Weihnachts- und Neujahrsgebräuche. In seinen Jugenderinnerungen" kommt Ludwig Passarge   auf einige Volksgebräuche, die damals und zum Teil noch heute im Dst preußischen lebendig sind, zu sprechen. In Wolittnid( bei Königs­ berg  ) erschienen am Weihnachtsabend der hl. Christ, welcher die trägen Spinnerinnen fräftig durchprügelte, und die hl. drei Könige mit einem sich drehenden Stern; am häufigsten aber Jungen mit einem Brummtopf, einem kleinen Fasse, daran sich ein Strang von Pferde­haaren befand, welche naßgemacht und, mit der Hand gestrichen, fräftig brummten. Dabei sangen sie ihre Wünsche, z. B.:

Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch, Auf allen vier Eden gebratenen Fisch. Wir wünschen dem Herrn eine Kanne mit Wein, Auf daß der Herr fann luftig sein.

Wir wünschen der Frau einen goldenen Thron Und übers Jahr einen jungen Sohn.

ausspriße, wenn die Blätter halb offen und noch aufgerollt sind. Das Waffer strömt in einem Bogen wie eine Fontäne aus, so aufmerksamer Beobachter es sehen und seine Hand darunter­haltend, sich überzeugen kann, daß sie von einem reinen Wasser naß wird. Wenn die Blätter ganz offen sind, nimmt diese Kraft ab, und sie geben dann aus den Blattspizen ganze Wassertropfen, so klar wie Krystall, welche auf die Erde fallen und sie befeuchten Dieses Wunder der Natur", fährt er fort, ,, wird dem gefälligen Leser nicht nur sonderbar, sondern vielleicht unglaublich erscheinen, obgleich die Sache wahrhaftig und un­bezweifelbar ist und auch oft von ehrlichen uno vortrefflichen Leuten in meinem Garten geschen und mit Erstaunen anerkannt ist, wenn ich ihnen dieselbe zeigte."

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Thatsächlich wurde diese so anschaulich beschriebene seltsame Er scheinung viel bezweifelt und da sie nicht wieder beobachtet wurde, auch ganz geleugnet. Vor kurzem aber wurden die Angaben Mun­tinghs wieder in ihre Rechte eingefeßt und von Professor Haus Molisch vollinhaltlich bestätigt. Denmach findet an den jungen, ein­gerollten Blättern der Colocasien und verwandter Blattpflanzen that sächlich unter günstigen Umständen ein ständiges Emporschleudern fleiner Wassertröpfchen statt( in der Miumute bis zu 190 Tröpfchen!), was eine wahre, fleine Fontäne vortäuscht. Am intensivsten arbeitet dieser lebende Springbrummen des Nachts und an trüben Tagen, um bei Sonnenschein fast ganz zu versiegen. Schon dies deutete darauf hin, was durch die Untersuchung bestätigt

Sehr gefürchtet war am Neujahrsabend der Neujahrsbock, bei wurde, daß die Wasserabscheidung nichts als ein sehr lebhafter welchem einer der Knechte mit geschwärztem Gesicht und einem sehr Transpirationsvorgang ist. Nicht geklärt dagegen ist es noch, warum reellen Kantschu steckte. Seine Ankunft erweckte stets einen all- die Aussprigung der Tröpfchen in Intervallen erfolgt, obwohl die gemeinen Aufruhr der Mägde, denn auf diese war es in erster Reihe Ansicht von Molisch, daß dabei der bei dem Austritt des Wassers abgesehen. Die Kinder griffen( wie auch noch heute) nach Glück", sich geltend machende kapillare Widerstand in den Wasserspalten eine welches unter verdeckten Tellern in folgenden Gestalten auftrat: Rolle spielt, viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. Himmelsleiter, Totenkopf, Stind, Wiege, Schlüssel, Brot, Geld, Glück usw.

Um in die Zukunft zu blicken, setzte sich die Magd auf den Boden und warf den Pantoffel( Schlorren") des rechten Fußes rück­wärts über den Kopf. War die Spitze der Werfenden zugewendet, so blieb sie im Hause, umgekehrt nicht.

Wollte die Neugierige den Zukünftigen" erraten, so setzte sie sich nachts zwischen elf und zwölf Uhr auf einen Stuhl und stellte einen andern daneben, damit der Zufünftige" darauf Play nehme. Oder sie schaute, ein Licht in der Hand haltend, in den Dfen, der ja be­tanntlich auch in den Märchen eine nicht fleine Rolle spielt.

Weniger harmlos war das sogenannte Rosemod- Jagen". Ein Nichtwissender wurde unten an die Bodentreppe mit einem großen Getreidesack gestellt, um den Rosemod" aufzufangen. Indem er so gespannt auf denselben wartete, wurde er von oben mit einem Eimer Wasser begossen.

Ganz unschuldig war das sogenannte Bleigießen"; ferner das Häckselche- Buſten", welches darin bestand, daß ein jeder der Teil­nehmer, welche rings um einen Tisch saßen, in einen Haufen Häcksel einen Pfennig warf. In dem Häufchen, welches sodann jeder Mit­Spielende zugeteilt erhielt, suchte dieser durch Fortpusten des Häcksels zu ermitteln, ob darin Geld vorhanden oder nicht. Der Inhalt war dann sein Gewinn.

Dies hübsche Phänomen läßt sich bei Glashausexemplaren an Regentagen sehr leicht beobachten und es ist nur verwunderlich, daß es so lange bezweifelt werden konnte. ( Umschau.")

Humoristisches.

Marktweiber Jux. Junge verheiratete Frau ( die zum erstenmal auf den Markt geht): Ist das aber auch ein Weibchen, liebe Frau? Ich möchte meinem Manne heute eine Rognerfauce machen!"

Fischhändlerin: Natürli', gnä' Frau- dees seh'n S' doch an dem lieben G'sichter!!

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Vorübung. Dorfbader( zum Lehrbuben): Jockel, zieh mir d' Stiefel aus, damit Du auch allmählich' s 3 ahnzieh'n lernst!"

Seine Ansicht. Bauernwirt( bei dem ein junges Ehepaar eingekehrt ist): Die ganzen Knödel haben auf­f' gegessen.. na, das ist auch nur eine Vernunftheirat gewesen!" ( Fliegende Blätter.  ")

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Notizen.

Beim Mehlchenschneiden" wurde ein auf einem Teller auf­gestülptes Häufchen Wiehl  , nach der Reihe, solange angeschnitten, Einen Preis bon 3000 Mark schreibt der Verlag der bis eine oben eingestedte Münze herabfiel. Derjenige, bei welchem Hamburger Nachrichten" für eine Erzählung aus, die in dieses geschah, hatte die Aufgabe, die Müuze mit dem Munde aus Niedersachsen   spielt. Letzter Einlieferungstermin ist der dem Mehl herauszunehmen.- 1. Juli 1904.

Kulturgeschichtliches.

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Vom Verlag Dr. J. Marchlewski u. Co., München  , ist uns zugegangen: Die Doktorsfamilie im hohen Norden", Ein schweizerisches Sittengefeß aus dem ein Buch für die Jugend von A. Gjems- Selmer. Mit einer Um­Jahre 1803. Die Stölnische Zeitung" schreibt: Vor hundert schlagszeichnung von Willy Schwarz. Preis gebunden 2 M.- Jahren, kurz nachdem die sogenannte helvetische Consulta die von- Ernst von Wildenbruch's   neues Bühnenstück Der Bonaparte entworfene Mediationsafte angenommen hatte, erließ der unsterbliche Felix" ist auch vom Wiener Burgtheater Kleine Rat von Luzern   ein 24 Artifel umfassendes neues Sitten zur Aufführung angenommen worden. gefeß, das am 11. November 1803 in den fatholischen Kirchen ver Humperdinds Oper, Hänsel und Gretel" wird lesen wurde und worin es u. a. heißt: Ein nicht verheirateter nächstens neuinsceniert und neuausgestattet im Opernbause ge­Mann, der zum erstenmal Bater wird, hat, wenn er nicht über geben werden. Die neuen Dekorationen werden im Hoftheater­erden im 3000 Fr. Vermögen befigt, 32 Fr. Strafe zu zahlen; befigt er Atelier von Hans Kautski gemalt. mehr, fo beträgt die Strafe 64-240 Fr. Bei jedem Rückfall wird Raucheneggers Oper Blatorog" fand bei der die Strafe verdoppelt; für die Mutter beträgt sie in allen Erstaufführung im Elberfelder Stadttheater eine gute Fällen die Hälfte. Der Chebrecher hat zum erstenmal das Aufnahme. Doppelte der Strafe zu bezahlen, die für ein von unverheirateten Eine neue dreiaftige Operette von Franz Lehar   Der Personen stammendes Kind zu erlegen ist, zum ziveitenmal das Göttergatte" wird noch in diesem Winter im Wiener   Karl­Dreifache, zum drittenmal das Vierfache usw. Um öffentliches Theater die Erstaufführung erleben.- Mergernis zu vermeiden, sollen die vorerwähnten Vergehen soweit wie möglich geheim gehalten werden. Jedes schwangere Mädchen hat persönlich oder durch einen Bevollmächtigten dem Polizei­präsidenten eine Erklärung abzugeben, worüber es eine Bescheinigung erhält. Wer ein uneheliches Kind außerhalb seiner Gemeinde unter bringen will, hat hierzu die Erlaubnis des Kleinen Rates einzuholen, der sich vor deren Erteilung vergewissern soll, ob das Kind in fatholischer Gegend erzogen wird.

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-Das Defizit des Pensionsfonds der Wiener  Sofoper hat jest rund 473 000 Stronen erreicht.-

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Der Deutsche Künstlerbund" in Weimar   hat Graf altreuth zum Präsidenten und Klinger, Liebermann  , v. Uhde und Graf Harry Keßler   als Vicepräsidenten gewählt. Die Meldung der Münchener Neuesten Nachrichten", daß an der Münchener Akademie die Kurse wegen fehlender Modellgelder vorzeitig geschlossen werden mußten, erweist sich als falsch. Der bayrische Landtag hat im vorigen Jahre alle geforderten Mittel im vollen Umfange von 28 000 M. Eine lebende Fontäne. Im Jahre 1672 schrieb der genehmigt. Botaniker J. Muntingh von der Zimmerpflanze Colocasia anti­c. Der Obelist des Mont Pelée  " ist jetzt in dem quorum( Dütenblume), daß sie des Nachts durch ihre Blätter Wasser Lavafegel verschwunden, der sich um ihn gebildet hat.

Aus dem Pflanzenleben.

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Verantwortl. Nebakteur: Juftus Kaliski in Berlin  . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW