-

998

Ihnen nicht schon gesagt, daß mir die Ehe wie etwas Trauriges[ war, wurde hierbei festgestellt, er hatte sich stellenweise ein andrea Bett gegraben, als Hedin drei Jahre zuvor gefunden hatte. erscheint... wie ein schneller Weg zum Tode?"

Also find Sie auch der Ansicht, daß vor Oktober gar fein Entschluß gefaßt zu werden braucht? Ich kann also in diesem Sinne mit den Damen oder mit Donzagues sprechen?" Aber gewiß!" entgegnete Dufrêne. Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich mich in dieser Beziehung nach Ihrer An­ficht richten will?" Ja wohl..., aber die Sache ist ernst genug, um darauf zurückzukommen, ( Fortsetzung folgt.)

Im Herzen von Alien."

Das ferne Asien hat seit Jahren die Augen der gesamten Welt auf sich gelenkt, und gegenwärtig wird die Entwicklung der Dinge im fernsten Osten des ungeheuren Weltteils mit besonderer Spannung verfolgt, ist es doch leicht möglich, daß Rußland einen zähen Widerstand an dem asiatischen Volk der Japaner findet.

"

Aber nicht nur nach Ostasien , wo auch die gesegnete deutsche Kolonie oder Pachtung Stiautschou liegt, richten sich erwartungsvoll die Blicke, sondern auch im innersten Asien vollziehen sich Ereignisse, die vielleicht noch von befonderer Wichtigkeit werden: Von Indien ist eine militärische Expedition der britisch- indischen Armee auf­gebrochen, um von Westen her in das im Herzen Asiens gelegene Hochland von Tibet einzudringen und in diesem nominell China unterthänigen Lande, dem verschlossensten der Welt, das sich gegen Europäer noch viel ausschließender verhält, als China selbst, festen Fuß zu fassen. Schon sind die ersten Bässe überwunden, tibetischer Boden betreten, und der Marsch nach der heiligen Stadt" has a gerichtet, wo der Dalai Lama thront, der geistliche Herrscher des Landes, dessen Wink auch alle weltlichen Behörden gehorchen. Ob dieses Ziel erreicht wird? Die militärische Widerstandskraft der Tibeter ist jedenfalls nur gering, hat das ganze Land doch kaum 1 Million Einwohner, ein verschwindendes Häufleir gegenüber der gewaltigen Macht Britisch- Indiens . Aber dieses kleine Häuflein bewohnt ein Gebiet, das fast viermal so groß ist, als Deutschland , und zum größten Teil aus univegsamen und unwirtlichen Einöden besteht. Tibet ist das höchstgelegene Hochland der Erde, das nirgends unter 4000 Meter Meereshöhe herabsinkt, also fast überall den Gipfel des Montblancs überragt; die Pässe in seinen Bergen erheben sich nicht selten über 5000 Meter Höhe. Die natürlichen Schwierig teiten, die ein hier vordringendes Heer finden muß, find also taum vorstellbar, selbst wenn die eingeborene Bevölkerung den Eindring­lingen bereitwilligst Unterstübung angedeihen läßt; ob sie im gegen teiligen Fall überhaupt überwindbar sind, muß zum mindesten zweifelhaft erscheinen.

Einzelheiten über die nähere Geographie Tibets sind noch wenig bekannt. Sehr zur rechten Zeit ist daher gerade jetzt das Buch des schwedischen Reisenden edin erschienen, der im Juni vorigen Jahres nach fast dreijährigem Aufenthalt in Inner- Afien, wovon das Durchziehen Tibets ein volles Jahr in Anspruch genommen hatte, in seine Heimat zurückgekehrt ist.

Es war ursprünglich nicht Tibet , was Sedim zu seinen Fahrten anreizte. Nördlich von Tibet dehnt sich im östlichsten Teile von Turkestan die weite Sandwüste Talla- matan aus, die im Norden und Osten durch den Tarim- Fluß begrenzt wird, dessen Wasser sich in dem geheimnisvollen See Lop- nor verlieren. Das Wasser reicht jedoch nicht aus, das Land auf weite Strecken hin fruchtbar zu machen, und östlich vom Tarim und Lop- nor sebi bald wieder in schier endloser Erstreckung die Sandwüste Gobi ein.

Zur Erforschung des Tarim und Lop- nor war Hedin schon einmal, im Jahre 1895, ausgezogen. Mehrfach hatte er dabei auch die Wüste Takla- matan durchquert und im Wüstensand vergrabene Ruinen alter Städte an ehemaligen Flußbetten gefunden, ein Zeichen, daß die Flüsse, die von Süden her in das Sandmeer eindringen, ehemals ihre Waffer viel weiter vorschoben, che sie, vom Sande überwältigt, versiegten. Auch am Lop- nor konnte Hedin ziemlich rasche Veränderungen der Lage feststellen, und er gab der Vermutung Ausdruck, daß dieser See sich früher sehr viel weiter nördlich be­funden haben muß. Der endgültigen Lösung dieses geographischen Problems galt Hedins diesmalige Reise in erster Linie; zu diesem Behufe wollte er auch in die Wüste Gobi eindringen, und erst nach Erledigung dieser Aufgaben füdwärts nach Tibet sich wenden, das er von Osten nach Westen zu durchziehen gedachte.

Mit geringen Abänderungen wurde dieses Programm auch aus­geführt, und unsre geographischen Kenntnisse haben durch Hedins Reisen manche wertvolle Bereicherung erfahren.

Von Kaschgar aus, schon im chinesischen Turkestan gelegen, wo er am 17. August 1899 eintraf, begab Hedin sich nach Lailit am Tarim ; dort baute er sich eine Fähre, mit der er am 17. September aufbrach und 3% Monate stromabwärts fuhr, bis die winterliche Eisdecke der weiteren Fahrt Halt gebot. Die Veränderlichkeit des Flußlaufes, von dem eine genaue Karte noch niemals aufgenommen

*) Sven v. Hedin, Im Herzen von Asien, Zehn tausend Kilometer auf unbekannten Pfaden. 2 Bände. Leipzig , . A. Brockhaus. 1903.

-

Vom Winterquartier, das bei dem Dörfchen Tura- fallgan- ui aufgeschlagen wurde, machte Hedin einen Ausflug in die Wüste Tatlas makan, die auf ihn eine eigentümliche Lockung auszuüben scheint; er durchquerte sie nach Süden und kehrte, auf schon bekanntem Pfade am Tschertschen- Darja( Darja- Fluß) entlang und dann den Tarim hinaufziehend zum Lager zurück. Der Wüstenausflug hat nach seinem eignen Urteil die darauf verwandten 13 Tage kaum gelohnt, während die Rückkehr reiches geographisches Material zur Erforschung des Flußgebietes brachte.

Ein zweiter Ausflug, vom 5. März bis 8. Mai, galt der Er forschung der noch unbekannten Lop- Wüste, dem östlichsten Teile der Wüste Gobi . Zunächst wurde sie am Nordrand in östlicher Richtung durchzogen, bis zur Dase Altimisch- Bulat, und dann nach Süden durchquert, wobei man wieder auf den Lop- nor stoßen mußte. Auchy in dieser Wüste entdeckte Hedin zufällig die Ruinen einer alten, vielleicht vor dem andringenden Sande verlassenen Stadt, weshalb der Plan in ihm reifte, zur eingehenderen Üntersuchung derselben noch einmal zurückzukehren.

-

-

am

Mitte Mai setzte sich die Fähre wieder flußabwärts in Be­wegung, und nach gründlicher Feststellung der gegenwärtigen oder vielmehr der damaligen Lage des Lop- nor der See wandert augens blicklich wieder mit ziemlicher Schnelle nach Norden wandte Hedin sich südwärts zur Erforschung des bergigen Hochlandes. Von Temirlit aus, das im Juni erreicht wurde, ging die Erpedition schon fait bis an die Grenze von Tibet ; doch blieb in Temirlit das Stand­quartier, weil Hedin ja zur Wüste zurückkehren wollte. Nach fast halbjähriger Tour durch die Berge traf er im Dezember wieder dort ein, und brach alsbald nach nur sechstägiger Ruhe zu einem ausgedehnten Marsche auf, der ihn viele Meilen weit auf dieseni Ausflug wurden im ganzen 2000 Kilometer zurückgelegt Südrand der Wüste Gobi hinführte, dann sie nordwärts durch­querte, und wieder in westlicher Richtung auf die Dase Altimisch­Bulak zurückkehrte. Auf diesem schwierigen Marsche stand die Starawane dicht vor der Katastrophe; sie hätte die Dase vielleicht nicht erreicht, wenn sie nicht noch vor ihr, allerdings schon in ihrer Nähe, Wasser gefunden hätte. Von Altimisch- Bulat ging es auf dem schon einmal gegangenen Wege südlich ir die Wüste zu den Ruinen, bei denen die Expedition sich eine volle Woche mit Ausgrabungen aufhielt. Aus den aufgefundenen Schriftzeichen, die der deutsche Synologe Himly in Wiesbaden entziffert hat, geht hervor, daß Hedin an den Trümmern der alten Stadt Lou lan stand, der Hauptstadt eines gleichnamigen Königreiches, das sich in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung unter chinesischer Ober­herrschaft befand. Die gefundenen Papiere stammen sämtlich aus den Jahren 264-270 n. Chr.

Der weitere Zug nach Süden war langsam, weil Hedin ein genaues Nivellement des Weges aufnahm; er stellte dadurch fest, daß das Nordufer des Lop- nor, das 8% Kilometer vom alten Loulan entfernt ist, 2% Meter tiefer lag als dieses, daß aber zu nächst südlich von Loulan noch eine Bodensenkung, ein vollständiges Beden passiert wurde, offenbar das Becken des alten Lop- nor, an dessen Ufer sich einstmals die jetzt im Wüstensand schlummernde Stadt, deren ausgegrabene Reste von Kunst und Gewerbefleiß

zeugen, erhob.

Natur des Lop- nor vollkommen bestätigt wurde, war das Stand­Während dieser Reise, durch die Hedins Anschauung über die quartier wieder nach Norden, nach Abdall am Tarim , kurz vor seiner Mündung in den See, oder richtiger, seiner allmählichen Ver­fumpfung und Versandung verlegt worden. Von hier brach nun die ganze Karawane im April 1902 auf, um südiväris über die Berge ziehend Tibet zu erreichen, das dann auf noch unbetretenem Pfade gen Westen durchwandert werden sollte. Dies ist die schwierigste Reise, die Hedin je vollführt hat. Eine stattliche Karawane, 39 Stamele, 45 Pferde und Maulesel, 60 Schafe und 30 Leute zogen am 17. Mai 1901 aus Tscharchlit aus, wo die Karawane ber­vollständigt war. Hier in noch nicht 1000 Meter Meereshöhe ahnten die Wenigsten die Schwierigkeiten, die ihnen bevorstanden. 9 Kamele und 1 Pferd ereichten das Ziel, das Städtchen 2eh in dem britisch- indischen Vasallenstaat Kaschmir , und auch von den Menschen waren eine ganze Anzahl den Beschwerden der mühseligen Wanderung erlegen.

Winterszeit durch Tibet ," ruft Hedir im Hinblick auf seine Verluste " Ich gehe lieber zehnmal durch die Gobi - Wüste, als einmal zur davon machen, was dies kostet; es ist eine wahre via Dolorosa an Menschen- und Tierleben aus. Man kann sich keinen Begriff ( ein wahrer Schmerzensweg)!"

Und dabei fand er an der Grenze jeder Provinz, die er passierte, ein militärisches Aufgebot zu seiner Unterstützung und eine Anzahl Tibeter, die ihm auf Befehl des Dalai Lama Lebensmittel und Yaks das voriceffliche Zug- und Lasttier des Himalaya , das ruhig und ficher über die höchsten Bässe und schwierigsten Bergpfade steigt in reichlicher Zahl zuführten. Ohne diese Hilfe der gutmütigen Bewohner des Landes wäre wohl kein einziges Tier der Karawane, dann aber wohl auch kaum ein Mensch lebend bis zum britischen Gebiete gelangt.

Mit dem Zuge nach Tibet verband Hedin noch eine Nebenabsicht: er wollte versuchen, als mongolischer Pilger verkleidet, die jedem Europäer verschlossene heilige Stadt Lhasa zu erreichen. Was bezwedte er eigentlich mit diesem abenteuerlichen Versuch? Er sagt