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Trotz aller Bemühung, als ein folcher zu wirken, erreicht Frau Berthe Mary Goldschmidt ihre Absicht nur teilweise. Sie hat für eine durch die europäischen Weltstädte gehende Konzert­reise ein eignes Notenwerk herausgegeben: die Präludien und Etuden von Chopin , die sie im Konzertsaal sämtlich der Reihe nach( 1) spielt. Je ein Exemplar wird dem Konzertbesucher übergeben. Der zugrundeliegende Gedanke eines lehrhaften Wirkens, zumal auf Musitschüler, ist aller Ehren wert. Nur müßte dazu vor allem die Ausgabe in der eigentlichen Editionsarbeit mehr leisten, als daß sie ohne irgend eine Angabe von Grundsähen usw. ungefähr das Bisherige, also zum Teil etwas Schlechtes, beibehält. Und sodann müßte noch besser, zumal flarer, sogar lehrhafter gespielt werden. Eine allgemeine Chopin - Stimmung, wie sie die weiblichen Spieler eher als die männlichen haben, und manche erfreuliche Be­wegtheit im einzelnen in allen Ehren! Im übrigen jedoch genügt ein gewandtes Drüberwegspielen und rauschen nicht, namentlich dort, wo alles auf das sprechende Herausarbeiten eines Themas ankommt.

Kleines feuilleton.

SZ.

geführt werden. In den lezten Tagen gab es hier stoei solcher| feinen Reichtum an Stärkegraden und Klangfarben im Anschlag Konzerte. Eine kleine Broschüre in schlechter Uebersetzung pries thatsächlich der richtige Meister. den Komponisten als den Mozart der Kinder", nannte den Um­gang mit diesen freien, ungezwungenen, natürlichen Melodien" eine Erholung für die durch, harmonische Ausschweifungen er müdeten Dilettanten"( 1) unt erzählte manches vor seinen Erfolgen und von sonstigen Verknüpfungen der Musik und der Erziehung. Die Lieder sind teile Tanz- und Spiellieder", wie z. B. von einem Schäfchen, das die Seinigen wiederfindet, teils Plastische Turn­und Bewegungsipiele", wie z. B. eir Gesang von der Puppe; auch ein Liederspies om Maienfest" fam als Fragment au die Reihe ( Le jeu du Ferillu", erschienen bei W. Sandoz in Neuchâtel ein jedenfalls tünstlerisch anmutiges Werkchen). Im ganzen muß man vor der guten Gesinnung des Komponisten, der feineswegs etwa ein Dilettant ist, und vor seiner Geschicklichkeit, die Musik in den Dienst einer guten Sache zu stellen, große Achtung haben; und die Berbreitung dieser netten Dingerchen über die Kinderstuben und Spielpläge hin mag manche Freude bereiten. Um so ausdrücklicher jedoch müssen wir an das obige uns entgegengebrachte Wort von den Dilettanten erinnern. Für diese, nicht für die Kunst, ist hier ge­arbeitet. So lange man mit dem Gedanken ar diese vor der Auf­führung sitzt, kann einem daz gutgemeinte Herumhüpfen usw. nach­gerade zur Qual werden. Eine Vorführung durch Balletteleven würde weit günstiger wirken, und die Teilnahme älterer, auck mimisch gebildeter Sängerinnen ist noch der beste Lichtblick. Ot für die Be tz. Der Mäusedorn als Zimmerpflanze. Jm Winter werden auf mühung, mit der Komposition beim Allereinfachsten zu bleiben, nicht den Straßen der Großstädte jedes Jahr die Zweige getviffer doch noch ein musikalisches Mehr aufgeboter werden könnte, muß Pflanzen feilgeboten. Neben den gelbblühenden Mimosen und der dahingestellt bleiben; ansprechend find die Sachen jedenfalls. Sehr Mistel nimmt der Mäusedorn oder Ruscus( R. aculeatus) den stört der llebersetzungstert der vom Komponister selber stammenden obersten Rang ein. Aus dem tiefen Grün leuchten rote Beeren Poesien, der die Gliederung und Accentuierung häufig verletzt; so höchst dekorativ hervor. Die grünet., leberharten blattartigen Ge­venn z. B. zu singen ist: Eine so feine Puppe hát", oder bilde find aber keine wirklichen Blätter. Das sieht man in dem Kleinen Bettchen". Ob es nicht zivedmäßig wäre, in schon daran, daß die Beeren mitten auf diesen Blättern Centralasien oder Centralafrika ein eignes Reich der Dilettanten zu fizen. Wir haben es hier vielmehr mit Zweigen zu thun, gründen, auf daß sich dorthin alles das zusammenziehen könnte, welche die Form von Blättern angenommen haben, so wie was bei uns nur zerstreute Plätze findet? dies bei den bekannten Blattkakteen der Fall ist. Der Botaniker Vorläufig flüchten wir uns mit besonderen Hoffnungen zu nennt solche blattartige Zweige Phyllocladien. Beim Mäusedorn den Stellen, an denen wir fühlen, daß wir uns ir der Mitte des find die wirklichen Blätter nur als ganz fleine Schuppen auf der eigentlich berufsmäßiger Musitlebens befinden, und daß nicht bloß die Blüten und später die schönen roten Beeren, und am Ende läuft Mitte der Phyllocladien wahrzunehmen. Hier entwickeln sich auch Tugendrosen, sondern auch Künstlerlorbeeren in Frage stehen. Bon dem in voriger Woche an derselben Stelle wie die Kinderlieder: der blattartige Zweig in einen spigen Dorn aus. Diese Pflanze, die in dem langweilig klassicistischen Theatersaale der Musikhochschule, nicht nur schön, sondern auch sehr interessant ist, eignet sich, was gegebenen Kompositionsfonzert Mar Laurischkus hörten wir wohl wenig bekannt sein dürfte, ganz vorzüglich zur Bimmerpflanze. die zweite Hälfte. Der junge Komponist befist anscheinend ein Ihre roten Beeren enthalten einen bis zwei Samenterne. Diese legt man in die Erde eines Blumentopfes und stellt legteren am nach Mannigfaltigkeit strebendes Ausdrucksbedürfnis. Dem ent spricht jedenfalls gut eine Liederform, die bisher noch nicht sehr nie austrocknen darf, laufen die Samen auf. Das Wachstum ist Fenster auf. Nach einigen Monaten, während welcher aber die Erde üblich zu sein scheint: Quartette für Sopran Alt, Tenor und Baß, nicht allzu rasch, wie denn der Mäusedorn auch im Freien einen mit Klavierbegleitung. Es ist also nicht der Typus des selbständig mur 30 bis 60 Centimeter hohen Zwergstrauch bildet. Als Zimmer­abgeschlossenen, de a- capella- Gesange? mehrerer Stimmen, sondern der des Liedes mit Begleitung, das vervierfacht erscheint. Es ist nicht pflanze ist er außerordentlich unempfindlich, fast so unempfindlich, aber weit schöner wie die allbekannte Aspidistra mit ihren großen mehr der gewöhnliche mehrstimmige Sah mit seinem entweder rein harmonischen Zusammengehen oder landläufig polyphonen Nachlangen, monotonen Blättern. Er behält in der trocknen, warmu einandergehen der Stimmen und mit seinem vielberufenen Re- Stubenluft sein schönes frischgrünes Aussehen viele Jahre lang. Eigentlich ist es zu verwundern, daß der Mäusedorn die Zimmer petieren und Jmitieren. Es ist eine Verwendung von einem und fultur überhaupt verträgt. Denn seine Heimat beginnt direkt füd­vier Hilfsmitteln zu möglichst vielfachem musikalischen Aussprechen deffen, was der Text besagt. Alles mit reich moderner Harmonie, lich von Deutschland , auf der Südseite der Alpen . In der Süd­mit geringerem Eifer in des rhythmischer Gestaltung und mit rechi schweiz , in Südtirol und Ungarn ist er bereits heimisch, allerdings einförmiger Metrif. Unter den Dichtern, welche Laurischkus ber auch im ganzen Mittelmeergebiet. Sein Borkommen in Belgien tont, ist mehrfach Anna Ritter vertreten, der wir in der musikalisch Klima liebte. Allein der Strauch leidet in der trockenen Zimmerluft und England ließe weiterhin darauf schließen, daß er feuchteres verwendeten modernen Poesie überhaupt häufig begegnen. Es ist wohl auch die Vorliebe des Komponisten für eine feste metrische durchaus nicht. Auffallend ist besonders, daß ihn auch die Winter Grundlage, daß er uns unter anderm" Walzerfapricen für Violine, wärme in unfren Zimmern nicht zu Grunde richtet. Gewächse aus Violoncell und Klavier" vorgeführt hat. Allerdings entfernt sich das den Ländern, in denen er heimisch ist, müssen bei uns während der Tanzmäßige darin vom eigentlichen Walzer weit mehr, als dies falten Jahreszeit in einem fühlen Raume untergebracht werden. Die etwa bei Chopins Konzertwalzern der Fall ist. Es find wirklich Wärme würde sie zu frühzeitigem Treiben veranlassen und der selbständige, in gutem Sinne an Stapricen reiche Phantasien auf ichtmangel würde sie alsdann töten. Der Mäufedorn erträgt aber Tanzgrund. Wenn wir sie für häusliche Stammermufit empfehlen, solche naturwidrigen Verhältnisse der Zimmerfultur, er erträgt es auch, so stellen wir sie dadurch natürlich nicht den vorerwähnten Kinder- wenn einmal das Fenster, an dem er steht, geöffnet wird und ein liedern gleich, woller sie aber audrerseits auch nicht zu der Be- falter Luftzug hineinkommt. Selbst einen Wafferguß zur Unzeit deutung der ihnen freilich nur äußerlich ähnlichen Deutschen nimmt er ruhig hin. So ist denn dieser lleine intereffante Strauch Tänze von Julius Zellner erheben, die neben ihrer bier eine recht dankbare Zimmerpflanze. Uebrigens wird der Mäusedorn händigen Originalausgabe auch in einer vom Komponisten selber auch in Anlagen, z. B. on tünstlichen Felsen und Grotten als Freilandstrauch verwendet. Milde Winter erträgt er ja bei uns, er gemachten Uebertragung für Klavierquintett vorliegen. ift weit abgehärteter als Lorbeer, Myrthe, Oleander und andre Mittelmeergehölze. Aber man thut doch gut, ihn im Winter für jeden Fall forgfältig zu bedecken. Das ist auch nicht schwierig, weil der Strauch, zumal bei uns, sehr niedrig bleibt. Befigt man ein­mal ein Exemplar, so fann man dieses sehr leicht durch Teilung vermehren. Besonders auf gutem Boden breitet sich der Wurzelstock weithin aus. Er friecht unter der Erde hin und kann in sehr viele Stücke zerschnitten werden, welche alle wieder zu neuen Pflanzen aufwachsen. Wird der Mäusedorn sich selbst überlassen, wie dies in seiner Heimat der Fall ist, so breitet er sich nach allen Richtungen aus und überzieht den Boden als ein niederes, sehr dorniges Gestripp.

Auf den Gipfel des fachmäßigen und specifisch modernen Könnens im Beruf hat uns ein Konzert geführt, das der Klavier­meister Ferruccio Busoni gab, anscheinend eine Art Abschieds­fonzert vor einer Amerika - Konzertreise. Mehrmals haben wir schor angedeutet, daß Busoni durch seine Programmwahl und viel leicht auch durch die Lenkung feiner Schüler eine einseitige Be­vorzugung solcher Litteratur betreibt, die dem Solistentum dient ( statt daß es umgekehrt ist). Auch eine Ueberkraft im Anschlag des Forte ist mindestens nicht unser Geschmack. Im übrigen hat uns, was wir von jenem Stonzert hörten, aufs lebhafteste inter­effiert. Es war gerade eines der( ungefähr ein halb Dußend be tragenden) Klavierkonzerte von Saint- Saëns , das in F- dur 5, an der Reihe. Das ist kein aus tiefer Not der Aussprache hervor gehendes hohes Kunstwerk. Allein seine Verschiedenheit von Klavier­fonzerten früherer Generationen, denen es mehr um eine Gegenüber fehung von Orchester un Klavier zu thun war, ist aller Auf­mertsamteit wert. Wie wachsen da aus den Orchesterklängen die laviertlänge und umgekehrt hervor, mit milden, nur fein mertlichen lebergängen! Und das zu verwirklichen, dafür ist Busoni durch

k. Ueber abergläubische Gebräuche der Juden Palästinas hielt Miß Goodrich- Freer einen Vortrag vor der Folk Lore Society" in London . Während ihres Aufenthalts in Palästina hatte sie reichlich Die Juden, so Gelegenheit, die Einheimischen genau zu beobachten. führte sie aus, haben verschiedene Methoden, den bösen Mächten aus­zuweichen. Ein Mann, der das Unglück hatte, nicht weniger als sechs Frauen hintereinander zu verlieren, verfiel auf einen finnreichen