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Und es bindet ihnen feiner Flats mehr um die Finger und läßt sie hungern?" fiel Trude ein:" Das war doch überhaupt alles bloß in der alten Zeit?"

Nicht wahr, Großmutter, dann können die Mädchen auch heiraten, I aftes sind durch eine Anleihe an den bekannten wen sie wollen?" Komödie, die unter Nuscha- Buße im Neuen Theater kompromittie Triumphe feierte, bestritten. Damals bestand der Trick darir bei nahender Gefahr ein Empfangssalon sehr zweifelhafter Damen sich im Handumdrehen in eine Stube fleißiger Maschinennäherinnen verwandelte. Hier ist es eine Spielhölle, die, sobald das warnende Glockenfignal ertönt, sich als Klinik zu mastieren hat. Aus Tischen werden Betten, die Herren und die Damen schlüpfen, ein Hemd über­werfend, hinein und mimen eine Schar Patienten. Es war Unsinn, aber ohne Laune, man wurde die Empfindung des mühsam und schematisch Ausgetüftelten nicht los. In den gewohnten Beifall mischte fich sogar ein ziemlich energisches Zischen.

" Ja," sagte Großmutter und lächelte leise: sie dürfen heiraten, iven sie wollen, und es bindet ihnen einer mehr Flachs um die Finger. Aber sonst"... sie sprang ab und ihre alten Augen blickten träumerisch in die ersterbende Glut.­

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dt. in 3 Aften von Gustav Kadelburg  . Lessing Theater. Familie Schierke  ". Schivand Hause, dessen Schutzpatron Gotthold Ephraim Lessing   ist, sole minder­- Es thut weh, in denn wertiger Martimare a hegegnen, wie sie diese neue Fofmarke Kadelburgi Berlin G Selbst am Sylvesterabe

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Humoristisches.

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e. k.

In

Schwer zu befriedigen. Bürgermeister: Wenn a' Schnauferl was amricht', so rufft' dreimal: ... Und bleibt's net steh'n- 1" Polizeidiener: Was, dreimal?... 3 zweit' Mal

k. Almanache. Das neue Jahr erfordert auch seinen neuen Almanach oder Kalender. Es werden sich nicht viele bewußt sein, wenn sie das kleine Büchlein, das er heute meistens ist, in die Hand nehmen, auf welch ehrwürdiges Alter die Einrichtung zurücfieht. Bis zum Ende des Mittelalters war die Schwierigkeit des Datierens für den Mann aus dem Volke groß. Wenn man etwas Genaueres wissen wollte, mußte man die Geistlichen befragen; an manchen Kirchen war auch an den Portalen eine Art Kalender angebracht. Gegen Ende des Mittelalters verstand man unter Almanachen kalenderartige Tafeln, denen in der Regel noch trai pey, what es wey. erst vor einigen Monaten www wwe uno anore Bemerkungen marschierte an der gleichen Bühne ein Stück Spree  - Athens   von geben waren. Einen eignen Salender zu besitzen, war ein Lurus, Richard Skowronnek   auf, das einen ähnlichen Einschlag hatte. Dort ch nur die Geistlichen und reichen Adligen leisten konnten. Sie wie hier bildet das Berliner   Spießbürgertum das Milieu". Abev das kostbare Pergamentblatt, das bisweilen wunderbar dies Milieu ist, um es rund heraus zu sagen, fürchterlich. Dann niert war, in ein Meß- oder Gebetbuch. Herzog Johann von hätten die beiden Dichter" mit ihren Schilderungen recht. Oder, besaß z. B. einen Almanach mit Miniaturen von Baul von das Berliner   Kleinbürger" tum wäre doch nicht so. Dann müßte man rg. Erst die Erfindung der Buchdruckerei brachte die Almanache dramatische Moralpauker vom Schlage Kadelburgs der Weinpantscherei alender in aller Bereich. Als der älteste gedruckte Almanach gilt bezichtigen. Georg von Purbach   um die Mitte des 15. Jahrhunderts Der Angelpunkt des Ganzen bildet eine Vormund- und Gegen­gebene Almanach pro annis pluribus". Sicher ist, daß der vormundschafts- Schnurre mit allerlei Widerhätchen. Das beste daran atthias Corvinus im Jahre 1474 durch Johannes Regio- ist die Figur des Stalisti, eines höchst widerborstigen, meinettegen einen Almanach berechnen und in deutscher und lateinischer auch drolligen Gesellen, den Georg Engels durch sein drastisches uden ließ. In Wien   veröffentlichte dann der Buchdrucker Darstellungsvermögen aufs wirksamste auszustatten verstand. Ihm, dem Jahre 1491 regelmäßige Almanache, ebenso Stöfler wie Franz Schönfeld  , Margarethe Albrecht, feit 1524. Jn Frankreich   scheint eine der ältesten Ver: Albert Patry   und Carl Waldow galt denn auch der Lach­zen dieser Art Le Compost et Kalendrier des Bergers" erfolg, zu welchem übrigens die närrische Sylvesterpunschstimmung des feit seinem Erscheinen im Jahre 1439 bis zur Mitte Bublifums nicht zum wenigsten verhelfen mochte. Die Familie rhunderts jedes Jahr neu gedruckt wurde. Schierke  " dürfte also voraussichtlich sehr bald die Fahrt zum Styg offmanache wurden von Astrologen und Medizinern antreten und nie mehr wiederkehren. urch sich die vielen Vorhersagungen, Rezepte und Vor­tren, die sie enthalten. Sie geben ganz ernsthaft Tage man ohne Nac.eil sich rasieren, purgieren, reisen usw. dem Mailänder Almanach( 1679) ist, wenn der Mond r Fische steht, der Augenblick günstig, um zu heiraten. Seereisen zu unternehmen, Geschäfte mit den Großen Medizin zu nehmen, sich zur Ader oder schröpfen au usgenetmen an den guzen zu den berühmtesten Kalender­machern gehören Nostradamus   und selbst Rabelais  , der es nicht ver­schmähte, einen Almanach erscheinen zu lassen, der nach dem Meridian der edlen Stadt Lyon   berechnet war", und Mathieu de la Drôme  , der dadurch bezweckte, in die armen Klassen elementare Be­griffe über Meteorologie, Ackerbau und Pflanzenfunde eindringen zu Laffen. Das 18. Jahrhundert ist die glorreiche Epoche des Almanachs, den man in prächtige Einbände mit Gold, Silber- und selbst Diamanteninfrustationen einschließt. Er heißt Almanach der Liebe, Almanach der Schönen ust.; aber der typische Almanach ist der " Almanach royal" in Saffianleder mit prächtigen Wappen, der von 1679 an in Paris   erschien; er teilte Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, Messen und Märkte, Münzplätze usw. und später auch die Genealogie des föniglichen Hauses mit. Diese Sitte fand bald in Deutschland   Nachahmung, in Preußen 1700, und ebenso in England. Daneben erschienen für weitere Streise berechnete Almanache, die statt dieser offiziellen Mitteilungen Anekdoten und Erzählungsstoff aller Art beigaben, der schließlich das Uebergewicht erhielt. In Frankreich  hat der Almanach sogar seine Bedeutung in der politischen Geschichte. Nach der Revolution verlor der Almanach seine Eleganz; der National­konvent benutzte dieses kleine Buch, das der Arbeiter und der Bauer las, um seine Dottrinen zu verbreiten. Die Jdee wird mit mehr Glück beim Sturz des ersten Kaiserreiches wieder aufgenommen. Der Almanach, der unter der Herrschaft Napoleons   eine Art Agenda­Notizbuch geworden war, erhielt wieder politische Bedeutung und be fürwortete die Rückkehr der" Lilien" oder der" Bienen", je nach seinen Sympathien. Seitdem war das kleine Buch eine Macht, mit der man rechnen mußte; fie diente vor allem der bonapartistischen Sache unter Louis Philippe  , und der Almanach du petit Caporal"," l'Almanach de Napoléon ou les glorieux souvenirs" bereiteten die Kandidatur Louis Napoleons  , des fünftigen Napoleon III., vor.

Theater.

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Salt!

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saimme

- Bertröstung. A.: Sie haben jetzt einen langjährigen Stammgast verloren der Sekretär Windig   ist zum Staats schuldentilgungsamt einberufen worden. Hat er denn seine Schuld bei Ihnen getilgt?

Wirt: Nein; aber er hat mir ganz bestimmt versprochen: sobald f' dorten fertig sind, komm Jch d'ran!"-

Nachgeholt. Piccolo( der die Ansichtspostlarte eines Gastes zum Brieffasten tragen foll): 1000 Stüsse schickt er seiner noch ein Braut: Da will ich damit ihre Freude größer ist Nullerl anhängen!" ( Fliegende Blätter  ".)

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Notizen.

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Eine neue, wohlfeile Gesamt- Ausgabe von Hermann Kurz Werfen wird demnächst in der Sammlung Mag Hesse's Neue Leipziger Klassiker- Ausgaben" erscheinen; Professor Hermann Fischer- Tübingen besorgt die Neuausgabe.

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Unter dem Titel Anatola" erscheint anfangs dieses Jahres eine neue Zeitschrift für Orientforschung. Heraus­geber sind Dr. Waldemar Belck   und Ernst Lohmann  . c. Wohlfeile Theatervorstellungen. In dem Be­streben, das Theater zu einem Bildungsmittel des Bolles zu machen, haben die Berner Behörden beschlossen, daß alle Plätze im Theater zu dem gleichmäßigen Preise von 50 Centimes an zwei Tagen der Woche verkauft werden sollen. Unter der Aufsicht des Direktors werden die Billets in Umschläge gesteckt und in dieser Form an das Bublifum verkauft. Damit nicht Villethändler die Billets erwerben können, führt man den Grundsatz durch, mur je ein Billet für eine Person zu geben, und der Theaterbesucher weiß erst, wenn er ins Theater tommt, welchen Platz er erhält. Geistige Getränke werden nicht verkauft und Freibillets nicht ausgegeben. Die Ausgaben über­steigen die Einnahmen; aber ein Reservefonds und freiwillige Bei­träge genügen, den Fehlbetrag zu decken.

Im Januar foll Webers, Euryanthe  " in der neuen Bearbeitung von Gustav Mahler   an der Wiener Hofoper zum erstenmal gegeben werden.

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- May Burkhardts dreiaftige Boltsoper König Drosselbart" hatte bei der Erstaufführung im Kölner  Stadttheater einen starken Erfolg.

Residenz Theater. Der feusche Kasimir". Schwant in drei Akten von M. Desvallières und Antony Mars. Aus alten Komödien erinnert man sich noch des großen Bibliothek­schrants, dessen wohlgefüllte ernst aussehende Bücherreihen sich im Verlauf des Stückes ats Blechkapseln entpuppen, in denen der schein Heilige Befiber feine reichhaltigen Liqueurreserven verbirgt. Diesmal ist der Bibliothekschrank statt in den Dienst des Bacchus in den der Venus gestellt; er enthält eine Drehthür, durch die der keusche Kasimir, So oft er will, aus seinem Arbeitszimmer in das Kokottenboudoir Die Secessionsausstellung 8eichnende Künste" wird Fräulein Jojottes geschoben wird. Der Wih besteht natürlich darin, durch am 10. Sanuar, abends 6 1hr, geschlossen. eine möglichst ergiebige Verivendung dieses Mechanismus die übliche-Ein Hamburger Dampfer brachte zu den Feiertagen Verfolgungs- und Vermechslungshebjagd in dem zweiten Aft noch um 8000 Centner( 160 000 Stüd) gefrorene Lachse aus ein paar neue Effekt oll zu eriveitern. Die Kosten des Schluß- Nikolaje wst in Sibirjen.

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sti, Berlin.- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.