bundene Behörde, bei der vor allem das eine verwunderlich erscheint, daß fie noch nicht unter der Last der ihr zugeschickten Aftenberge erstickt ist. Dieser Rechnungshof prüft die vorgelegten Rechnungen außer auf ihre formale und rechnerische Richtigkeit besonders auch daraufhin, ob bei der Eriverbung, Benutzung und Veräußerung von Staatsoder Reichseigentum und bei der Verwendung der Staatsund Reichseinkünfte, Abgaben und Steuern nach den bestehenden Gesetzen und Vorschriften unter genauer Beobachtung der maßgebenden Verwaltungsgrundsäße verfahren worden ist. Der Rechnungshof ist, wie es in der Natur der Sache liegt, eine sehr neugierige Behörde, da wandern oft die mühsam aufgestellten Rechnungen der Aemter, mit allerhand geheimnisvollen Strichen und Zeichen und sehr großen „ Nasen" versehen, zwei- oder dreimal zurück, weil über diese oder jene Zahl eine genauere Nachweisung erforderlich ist, oder weil gar irgend eine Addition nicht stimmt. Alle Behörden des Reiches sind verpflichtet, dem Rechnungshofe auf Verlangen ihre Akten vorzulegen; und wenn daraus der Sachverhalt nicht mit genügender Deutlichkeit hervorgeht, dann kann er sogar Kommissare zur Untersuchung an Ort und Stelle senden. Den Unterbehörden erteilt der Rechnungshof selbständig Decharge. Die Prüfungsarbeiten des Rechnungshofes werden, wenn sie abgeschlossen sind, dem Reichstage in der Weise nußbar gemacht, daß ihm ein Bericht über etwa wahrgenommene Verstöße gegen etatsrechtliche oder gefeßliche Bestimmungen erstattet wird, der der Beratung und Beschlußfassung über die Entlastung des Reichskanzlers wegen der geführten Verwaltung zur Grundlage dient.
er
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„ Ach Du brauchst nich zu frage Dag zu unsrer Annal"
in
- Du timmst doch alle
Ein pfälzischer Schulinspektor fragte bei der Prüfung: seinen Schlupfwinkel geht?" „ Kannst Du mir sagen, rarum der Krebs immer rückwärts
Karlchen antwortet:
,, Damit er sich net erum ze drehe braucht, wann er wieder
erausgeht."
*
Taunusörtchen. Dort fragte der Lehrer in der Schule: Ein Gegenstüd zu dieſem kleinen Phlegmatifus wohnt in einem Warum schläft der Hase mit offenen Augen?" Und der kleine Weise antwortete:
,, Damit hä, wenn der Jäger kommt, hä ihm sehen kann!"
unterrichtet wurde. Er stellte folgende Fragen: Ein Schuldirektor inspizierte eine Klaffe, in der auch sein Neffe
Müller, wie heißt die„ Die Frau" auf französisch? " La femme!"
" Schulze, wie heißt Deine Frau"?"
" Ta femme!"
" Lehmann, Seine Frau"?"
, Sa femme!"
Nun, Julius, und„ Meine Frau"?" „ Tante Therese!"
-
Theater.
"
Aber, so höre ich meine Leser fragen, wie ist es dann nur möglich, daß trotz dieser sorgfältigen Stontrolle so arge Verstöße gegen das Etatsrecht, wie der vom Kolonialdirektor Dr. Stübel begangene, vorkommen können? Aus dem einfachen Grunde, weil die Rechnungsprüfung naturgemäß sehr langwierig ist und immer Schauspiel in vier Aften von Ludwig Fulda.- Fuldas neues Deutsches Theater .„ Novella d'Andrea." erst das ztveite oder gar dritte zurückliegende Jahr Schauspiel hatte, wenn man die Energie des Klatschens und die Zahl behandelt. Im Laufe des Jahres 1904 hätte müssen der Rechnungshof die Sünde der Hervorrufe als Maßstab anlegt, einen starten, nur nach dem des Kolonialdirektors aus dem letzten Afte etwas abgeschwächten Erfolg, ähnlich wie vor einigen Jahre 1902 entdecken und bei der nächsten Etatberatung wäre die Wochen im Wiener Burg- Theater. Man fand es offenbar unterSache dann, wie man sagt, zum Klappen gekommen". Die Rechnungskommission des Reichstages hätte sich mit der Sache be- in dem Kostüm der Renaissancezeit behandelte. Der Einfall war so haltsam, daß der Verfasser die moderne Frage des Frauenstudiums schäftigen und auf Grund des Berichts des Rechnungshofes von dem übel nicht. Fulda versteht sich Reichstanzler oder seinem Untergebenen Aufklärung fordern müssen. segungen und seine in der Erfindung freilich magere" Zwillingsseine klassischen MoliereüberDer Kolonialdirektor behauptet mun, er habe sich im guten Glauben befunden und schwester" beweisen es gemeint, - wie heut nur wenige auf die Kunst des hätte dürfen scherzhaften, anmutig pointierenden Vers- und Reimgeplänfels. die Gelder, die er ausgegeben hat, für Kolonialattachés berivenden; in der Rechnungskommission Hier hätte bei einer lustspielmäßigen Ausspinnung des Einfalls jene des wäre es schwer gewesen, diesen Einwand sofort auf seine Stich munteren Wortgefecht zu entfalten. Aber der Dichter hat höher ins Reichstages Sunst Gelegenheit gehabt, sich frei nach allen Seiten in einem haltigkeit und seine angebliche Begründung zu prüfen, denn die Mit- Tragische, das ihm so gar nicht liegt, hinauf gewollt und damit seiner glieder der Rechnungskommission sind nicht immer genau darüber Sprache, wie dem Werk, fast jeden Reiz der Eigenart genommen. unterrichtet, von welchen Gesichtspunkten aus seiner Zeit die Budget Herausgelöst aus dem wohlthätigen Zwang des Reimes, verlieren kommission dem Reichstage die Bewilligung irgend einer der zahl seine Verse allen Halt. Die Eleganz schlägt um in eine glatte, losen Etatspositionen vorgeschlagen hatte, welche Erwägungen sich platte, bequeme Redseligkeit. daran geknüpft hatten usw. Man hat deshalb neuerdings vor- fünffüßigen Jamben dieses Stückes, unendlich selten zu einem halbEinschläfernd, monoton ziehen die geschlagen, die Arbeiten der Etatsaufstellung und der Rechnungsprüfung wegs eindrucksvollen Bilde sich erhebend, an dem Ohr vorüber. Und miteinander zu vereinigen. Dadurch würde die genaueste Kontinuität in auch die tragische Idee ist nicht gerade neu. Denselben seelischen den Geschäften zu erreichen sein und die Nachprüfung des Geschäfts- Konflikt, den Fuldo zum Angelpunkte feines Dramas macht, hat gebahrens der Reichsregierung viel sorgsamer vorgenommen werden früher Fitger in seiner" Here" auf dem bewegter Hintergrunde einer fönnen; nur würde die Arbeitslast der in eine solche Kommission mit andren Zeit uns vorgeführt. Wie hier die gelehrte Novella den Doppelter Aufgabe entfendeten Parlamentarier außerordentlich groß Mann, den sie mehr liebt, als alle toten Wissensschäße, an die junge, sein und ihre Kräfte bis auf den letzten Rest in Anspruch nehmen. unbedeutende Schwester verliert, so wendet sich in Fitgers Schauspiel Wer kann das aber den Abgeordneten zumuten, die wegen der Vor- die Liebe Edgars von der stolzen, rastlos im Erkenntnisdrange vorenthaltung von Diäten doch noch der Erwerbung ihres Lebensunterhalts wärts strebenden Thalea, der frisch erblühten schwersterlichen Allmut nachgehen müssen? Hier wird die Diätenverweigerung geradezu zu einer Verhinderung der besten Methode der Rechnungsprüfung. Wie not- 3. Fulda hat das Thema, die Gegenüberstellung und Gruppierung wendig aber eine scharfe Beaufsichtigung ist, lehrt doch gerade der Fall eine neue, wirklich interessante Wendung, durch eine feiner nuander Kontraste aufgenommen, aber ohne das Problem durch irgend Stübel. Wer giebt uns die Gewißheit, daß es nur einen Stübel giebt? Und läßt sich nicht auch denken, daß irgend jemand anders ist die Psychologie, weit hinter dem, was Fitger in der kernigen Prosa cierte intimere Seelenmalerei zu vertiefen. Farblos wie die Sprache, einmal mit weniger Anspruch auf guten Glauben solche oder ähn seines Schauspiels bot, zurückbleibend. Nur da und dort, zumal liche Verfehlungen begeht wie dieser Herr? Die Zahlenreihen des Budgets, so sagten wir schon einmal an dieser Stelle, sind das im zweiten Akte, der in das Komödiengenre, freilich in ein stark Sündenregister der Klassenpolitik; wir müssen sie lesen lernen- burlestes, fällt und mit der eigentlichen Handlung nur in lockerem wir müssen sie aber überdies auch noch im einzelnen prüfen lernen. Busammenhang steht, erklingt ein frischerer Ton. Mißtrauen ist die Tugend und die Stärke der Demokratie.
Kleines feuilleton.
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S.
Heiteres aus der Schule. Jit einer schwäbischen Volksschule war beim Unterricht in der biblischen Geschichte gerade das Thema " Die Auffindung von Moses von der Tochter Pharaos" an der Reihe. Bei dieser Gelegenheit fragte der Lehrer ein kleines Mädchen:
Weißt Du auch, mein Kind, warum Moses im Binsenkörbchen so geweint hat?"
Worauf die kleine Schwäbin prompt zur Antwort gab: „ Er wird's Schlozerle( Lutscher für Säuglinge) verlore gehabt habe."
In einem rheinischen Weinorte amtierte ein junger Lehrer, der mit einem Drtsmädchen" verlobt war. Zu Ostern tam des Lehrers zukünftige fleine Schwägerin zur Schule, und als er die Kleine, wie alle andren neuen Schülerinnen, nach ihrem und der Eltern Namen fragte, machte Mariechen ein gar erstauntes Gesicht und dann sagte sie:
Novella ist die Tochter des berühmten Bolognefer Rechtsgelehrten d'Andrea. Unter seiner Leitung hat sie eine Wissensstaffel nach der andren erklommen. Sie will flug sein, wie die Herren an der Universität, flug wie die junge San Giorgio, der Staatsmann und Doktor der Rechte, dessen Anerkennung ihr der höchste Ruhm dünkt. Unbewußt war es die Hoffnung, seiner Liebe immer würdiger zu werden, die ihren Fleiß gespornt. Glückstrahlend empfängt sie den von einer langen Auslandsreife Heimgekehrten. Er kommt zur rechten Zeit, um Zeuge ihres Triumphes zu sein. Der Rektor der Scholaren, ein halsstarriger Pedant, dem nach berühmten Mustern der Gedanke, daß ein Frauenzimmer um die Doktorenwürde sich bewerben dürfe, ungeheuerlich erscheint, muß nach vielem Sträuben endlich nachgeben. Novella wird zur Prüfung zugelassen, die sie natürlich glanzvoll besteht.
Der zweite Aft spielt in einem Hörsaal der Universität. Das gelehrte Fräulein soll vor dem Examen den Scholaren ihre erste Vorlefung halten. Es ist ein wildes, übermütiges Volt. Als Novella im roten Talar hereintritt, verstummit der Lärm, um dann sogleich von neuem lauter auszubrechen. Man lacht, man höhnt, man macht ihr Liebeserklärungen, und schließlich tanzt die Bande singend um sie herum. Der Prinz von Cypern, ein glühender Verehrer Novellas, dem sie ihre Hand versagt, streckt im Zweikampf einen der Beleidiger zu Boden. Der Rektor läßt den Hörsaal räumen; und schließlich