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Wer ist denn das?" Minna machte Anstalt, dem zweiten senaben den Eintritt zu t.cwehren. Portiers Gustav?" Aber Walter zog ihn fort:" Koum', Gustav! Die olle Minna hat gar nichts zu sagen!"

" Ihr seht ja gut aus!" Minna lachte beim Anblick der be­schmutzten Gesichter, der beschmierten Anzüge und schwärzlichen Hände. Wenn ich mit dem Geschirr fertig bin, nehm' ich Euch beide in die Waschivanne.

Wir haben Ringkampf gespielt!" erklärte Walter und seine Augen blizten. Du, der Gustav ist aber start! Er hat mich zweimal geschmissen!" Er sah bewundernd auf seinen kleinen stämmigen Freund, der sich die Hände verlegen an der Jacke abrieb, nachdem er heimlich hinaufgespieen.

... Es heißt: geworfen," verbesserte Minna." Deine Mama hat's Dir schon oft gesagt."

Alle Jungens sagen: geschmissen!" behauptete Walter. Gustab?"

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Nicht,

Ja!" Gustav sah mit großen Augen auf und nickte wichtig. Es heißt: jeschmissen!"

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Meinswejen." Minna dachte plößlich an ihr Abwaschwasser. " Jeworfen oder jeschmissen, das is janz schnuppe." Damit ging fie in die Küche, während Walter seinen starken Freund in die Kinderstube 30g.

Gustav blieb schüchtern an der Thür stehen.

Warum fommst Du denn nicht?" rief Walter, der schon dabei war, seine Spielsachen auszupacken. Sieh mal: das ist' ne Eisen­bahn. Richtige Schienen hab' ich dazu.'" Er baute sie auf. Das ist' ne Weiche, richtig zum Stellen. Und hier, das ist die Lokomotive! Die fann geheizt werden. Und denn fährt der Zug richtig' rum, wie' n richtiger Zug.

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Gustav trat näher zum Freunde, der auf der Erde saß und den Aufbau vollendete. Neugierig, staunend betrachtete er das Wunder und meinte:" Ich hab' man so' ne fleene mit ein' Wagen. Aber der fährt nich von alleene. Den muß man an de Strippe ziehn. Och!" Walter wunderte sich. Du, der is aber noch schöner. Denn fannst Du doch auch auf der Straße mit spielen." " Ja." Gustav erhöhte die Stimme." Wo ich se hin haben will, fährt se."

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Muß mir Mama auch kaufen. Walter hatte den Spaß an seiner Eisenbahn verloren und machte sich an einen andren Kasten. Sieh mal: meine Bausteine. Da kann ich' ne Festung mit bau'n und' n ganzes Dorf drum' rum. Und' ne Zugbrücke ist auch| dabei." Auch' n Turm? Und' n Wall und' n Graben? Mit richtijes Wasser drin?"

" Nein. Wasser nicht. Das planscht so sehr, sagt Mama. Aber manchmal thu' ich's doch! Baß mal auf!" Er lief hinaus und tam mit einem gefüllten Glase zurück. Dann wurde die Festung richtig" vollendet. Gustav hatte sich neben Walter nieder­gelassen und beide panschten einträchtiglich miteinander an dem Bau herum.

Ein Schaukelpferd hab' ich auch! Und' n großen Stall dazu." Walter war in die Ecke gegangen." Du mußt aber mit anfassen."

Den vereinten Anstrengungen gelang es, den störrischen Gaul in die Mitte der Stube zu befördern. Jezt erobere ich die Festung!" Walter schaufelte, bis der Aufbau in Trümmern lag." Mein Theater hast Du noch nicht gesehn! Du, das ist aber fein. Den Vorhang tann man' raufziehn und' runterlassen.'

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Walter packte eine Herrlichkeit nach der andern aus, bis die Stube einem Spielwarenlager glich, das von einem Erdbeben heim­gesucht wurde.

Gustavs Augen erweiterten sich immer mehr. Er fiel von einem Staunen ins andre. Schließlich stand er da, übersah die Sachen mit einem sehnsüchtigen Blick und fragte:" Js das alles Deine?"

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Alles!" bestätigte Walter. Die ganze Stube gehört mir." Die Stube? Du schwindelst ja."

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Wahrhaftig!" Walter wunderte sich." Hast Du denn keine

Stube?"

" Ja," sagte Gustav,' ne Stube hab' ich ooch. Aber da is Ach?"

Vater und Mutter mit drin."

Wir haben man eine Stube. Aber' ne Küche dazu." Wir haben acht," bemerkte Walter." Ich hab' fie' mal ge­zählt. Und denn: wo die Minna schläft und die Liese. Aber das ist feine Stube. Das ist man bloß' ne Kammer. Hast Du auch viele Spielsachen?"

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und

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" Janze Masse." Gustav überlegte.' Ne Eisenbahn ' ne Fahne und-' n Trüsel und' n Wagen." " Mehr nicht? Du, ich schenk' Dir was!" Walter nahm eine großmütige Miene an. Du fannst Dir aussuchen. Aber Du stehst mir auch bei, nicht, wenn mir einer was thin will. Dann hab' ich gar feine Furcht mehr." Ja. Jezt wurde Gustav selbstbewußt. Laß sie man fie m fommen! Kann ich' mal auf Dein' Pferd reiten?" Au ja! Wir woll'n Parade spielen! Hier, da ist' ne Trompete. Die fannst Du behalten. Aber beistehen mußt Du mir." Gustav saß schon auf dem Schaukelpferd und blies in die Trompete. Walter hatte sich ein Glockenspiel geholt, hämmerte nach Kräften Verantwortl. Redakteur: Julius Kalisti, Berlin.- Druck und Verlag:

darauf herum und ahmte militärische Kommandos nach. Dabei marschierte er zwischen den Trümmern der Festung und der Eisenbahn umber, die Hindernisse mit dem Fuße zur Seite stoßend. Terättättä fling ling! terättättä fling ling! Der Lärm störte der Mutter Walters den Nachmittagsschlaf. Es dauerte nicht lange, da stand sie in der Thür und sah sich mit entsetzten Augen die Bescherung an. ,, Aber Walter!" Sie hielt sich die Ohren zu." Wen hast Du denn da?"

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Gustav! Das ist mein Freund, Mama. Wir haben so schön zusammen gespielt. Er ist furchtbar stark und will mir beistehen!" So?" Sie musterte den Freund mit scharfen Blicken. Salon= fähig sieht er grade nicht aus! Wie heißt Du, Junge?" Gustav Neumann." Er hatte die Trompete sinken lassen und streichelte verlegen die Lederohren des Pferdes. " Was sind Deine Eltern?"

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Portjeh."

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Ach so, der Schuster von nebenan! nette Gesellschaft ausgesucht, Walter!"

Da hast Du Dir ja

Der war ganz verwundert: Er ist so stark, Mama!"

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Also Gustav Neumann! Du wirst jeht nach Haus gehn!" Gustav kletterte unbeholfen vom Pferde. Die Trompete is meine," flüsterte er, halb ängstlich, halb trotzig. Dabei klemmte er sie fest unter den Arm.

" Wie?" Walters Mutter entriß ihm das Juſtrument. Du willst wohl gar stehlen?"

Er soll nicht gehn!" weinte Walter." Die Trompete hab' ich ihm geschenkt." Gustav zögerte.

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Tu gehst. Damit basta! Und daß Du Dich nicht wieder hier blicken läßt!" Sie schob ihn unsanft zur Thür hinaus. Das wäre ja noch schöner!"

Er soll nicht gehen!" schrie Walter aus Leibeskräften und schlug mit Händen und Füßen in den Spielsachen herum. Da!". Er warf einen Eisenbahnwagen in die Ecke." Gar nichts will ich mehr haben! Alles mach ich entzivei!"

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" Junge!" Sie faßte ihn mit beiden Armen und füßte ihn. Walterchen! Aber sei doch vernünftig. So ein schmutziger Portiers­junge, das ist doch kein Freund für Dich. Sieh mal: da ist der Sturt von Geheimrats und der Felix von Bankiers, die über uns wohnen..

Die will ich nicht!" Walter schrie. Ich mag sie nicht, die ollen Bengels!" Na, Du bist noch zu dumm. Verstehst noch nicht, was sich schickt. Später wirst Du's schon einsehn." Aber Walter schluchzte...

Humoristisches.

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- Magnetismus.( Münchener im Selbstgespräch): immer fomm' ich merkwürdig: ich mag hingehn wo ich will schließlich zum Salvatorkeller!"-

- Unbegreiflich. Alte Frau( die Zeitung lesend): Und ich kann's halt doch nit glauben, daß die Erde inwendig ganz voll Feuer ist; wieso hätt' ich denn nachher alleweil kalte Füß'?". Aus der Schule. Lehrer: Na, Meierhofer, erkläre einmal das Sprichwort: Geben ist seliger denn nehmen." Nenue mir ein Beispiel!" Franzl: A Watschen, Herr Lehrer."

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Notizen.

( Meggendorfer Blätter. ")

Mit dem Umbau des Schauspielhauses wird. Mitte April begonnen werden.

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Ein armes Haschert", ein Volksstück eines Wiener Arbeiters, ist vom dortigen Jantsch- Theater zur Aufführung angenommen worden.

- Dstar Strauß einaftige Oper, Die Colombine" wird zusammen mit H. Caspers Operette Die Tante schläft" am Sonnabend die Erstaufführung im Theater des Westens erleben.

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- Heinrich Playbeders dreiaftige Operette Der Hoch verräter", Tert von Müller- Rastatt und Karl Wallner, er­zielte bei der Erstaufführung im Leipziger Stadt Theater einen starken Erfolg.

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Die Konzertdirektion Ziegler- Ziegelroth u. Co. hat eine neue Art der Konzertveranstaltungen unter dem Namen Die Un bekannten" ins Leben gerufen, um hervorragend begabten, fünstlerisch reifen, in Berlin noch unbekannten Instrumental-, Vokal­Solisten und Komponisten Gelegenheit zu geben, ihr Können der Deffentlichkeit zu zeigen. Zu diesem Zwecke sollen allwöchentlich im großen Konzertsaale des Hotels Prinz Albrecht( Prinz Albrechtstraße 9) Sonzerte mit gewähltem Programm abgehalten werden. Das erste dieser Konzerte findet am Dienstag, den 16. d. M., abends, 7 Uhr statt. Zwanzig Zeichnungen von Michelangelo , Stizzen und Entwürfe zu den Freskomalereien in der Sirtinischen Kapelle, sind in Florenz von dem Museumsinspektor Ferri und dem Historiker Jacobsen entdeckt worden. Die Zeichnungen waren mit andren Skizzen zu einem Skizzenbuch vereinigt.

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Ein Internationaler astronomischer Kongreß findet vom 5. bis 8. September d. J. in Lund ( Schweden ) statt. Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.