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Frau Sorma, wundervoll als Mutter Gottes, besaß als Beatrix in dem letzten Aft wohl nicht mehr das gleiche Maß der Kraft. Aber der Abend war darum nicht weniger der glänzendste Triumph für sie. Wieder und wieder wurde sie gerufen. Das Stück selbst fand nur in seinem großen zweiten Akt starken und auch nicht
die gafigen Verbrennungserzeugnisse auf die Fläche des Keffels wirken. Nach dem neuen Verfahren würde ein Schiff weniger als die Hälfte des bisherigen Raunies für die Dampfteffel brauchen, um die gleiche Kraft zu entwickeln, und das Gewicht der Heizanlage würde sich ebenfalls um mehr als die Hälfte verringern. Luft und Brennstoff werden gleichzeitig zugeführt, und aus dem Ofen fommen unwiedersprochenen Beifall. feine unverbrannten Gase ins Freie, also im besonderen auch kein Rauch und feine Kohlensäure aus dem Schornstein. Für die Dampfschiffe würde es noch besonders wichtig sein, wenn, wie verlautet, das Verfahren gestattete, auch Brennstoffe von geringerem Heizwerte zu benugen.
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Theater.
Der Shawsche Einafter" Der Schlachtenlenker", der dem Maeterlinckschen Mysterium voranging, ist eine flüchtig hins geworfene, nicht recht theaterwirksame Plauderei, die mit der sprühend- geistreichen Komödienkunst, die Shaw in seinen„ Helden" beweist, nur wenig gemein hat. Vielleicht, daß die verwickelten Intriguen und enormen unwahrscheinlichkeiten, mit denen Shaw hier arbeitet, als Persiflage auf die konventionelle Theatermache gemeint find. Aber das tritt nicht deutlich hervor. Sehr luftig ist an manchen Stellen die burleske Verspottung Bonaparteschen Heldenpathos', doch verzettelt sich die Wirkung, es kommt zu feiner schlagkräftig das Ganze zusammenfassenden Schlußpointe. Bonapartes List wird durch die Listen einer ebenso koketten wie entschlossenen Dame, die aus Freundschaft einen seine Frau kompromittierenden Brief abgefangen hat und das Schreiben vernichten will, am Ende übertrumpft. Mit dem Ausblick auf eine neue fleine Liebesepisode in dem Leben des " Schlachtenlenkers" schließt das Stückchen. Die Darstellung war auch hier vorzüglich. Frau Sorma spielte virtuos die abenteuerliche Damenrolle, den Bonaparte gab Reinhardt.
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Humoristisches.
dt.
Neues Theater. Schwester Beatrix". Eine Legende in drei Aften von Maurice Maeterlind." Der Schlachtenlenker". Komödie in einem Aufzug bon Bernhard Shaw.- Eine so lebendige Empfindung des Katholicismus und der Macht seines primitiven Wunderglaubens, wie bei der Aufführung dieser von Maeterlinck dramatisierten Legende, habe ich nie früher empfangen. Es lag nahe, daß der Dichter der Blinden ", des„ Eindringling", all der seltsamen von beklommenem, unbestimmtem Bangen erzählenden Märchenspiele seine Kunst auch an einer solchen Aufgabe versuchen würde. Die Wunder jener Märchen und die Glaubenswunder, das Bangen vor gespenstigen, der mensch lichen Erkenntnis verschleierten Mächten, und das brünstig- mystische Erlösungsbedürfnis sind durch enge Beziehungen im Gefühle ver= bunden. Die Form aber. in der Maeterlinc dies Verwandte zu suggestiver Wirkung bringen konnte, war in jenen früherer Tramen Aus der Schule. Ein Münchener Lehrer teilt den vorgebildet: Wiedergabe der Seelenzustände in ihrer einfachsten, Münchener Neuesten Nachrichten" nachstehende Entschuldielementarischen Erscheinung, unter Ausschaltung jeder vom Stern gungen für erkrankte Schüler mit. Eine sehr energische Dame der Stimmung ins Weite ableitenden Motivierung und Reflexion, von der Schwanthalerhöhe schreibt kurz und bündig: Jm Bett Stonzentration der ganzen Kraft darauf. durch den die primitiven liegt er, wenns brauchts, holzn enk!( euch!)" Eine besorgte Mutter seelischen Aeußerungen hervorrufenden Vorgang gleichgestimmter schickt folgende Anfrage:" Geht der Schallach for oder d' Schul?" Phantasieerregungen den möglichst starken, sympathetischen Gefühls- Eine andre Dame schreibt:" Ich verstehe so viel wie Dögder i sag eindruck im Zuschauer zu erzeugen. Ohr und Auge soll da gleichmäßig Difterie hat der Frizl und recht hab i!" Der Vater eines Mädchens in den Bann hineingezogen werden. Das ist Maeterlinc, durch die entschuldigt durch folgendes Schreiben:„ So viel fummtens ausgezeichnete Aufführung des Neuen Theaters unterstüßt, in dem als Lehrer scho kenna das mein Zenzert seid der Schul großen zweiten Akte der Legende" wirklich gelungen. Die andern Convussionen zum Kopf hat und so oft die Farb wechselt. beiden Aufzüge, insbesondere der letzte, bleiben freilich weit dahinter Meinens a Arbeiter is foa Mensch? Heunt san ma in der Polinik zurück. ( Poliklinik), damit Bunktum." Wieder ein andrer schreibt: Die von Marschalk komponierte Musik umrahmte stimmungsvoll Den Hausmeister von der Schul verbitt ich mir in meiner das Drama. Wie der Vorhang aufgeht, sieht man ein Kloster- Wohnung. Wenn Sie Zahnwäb so viel haben täten, bleibertens gewölbe, matt vom Ampelschein erhellt. Auf einem Postament steht auch daheim." Auf einem andern Standpunkt steht der Vater eines lebensgroß, in weißem Kleid, die Hände vor der Brust zum Gebet er- Auskneifers. Er schreibt:" Bis vor das Schulhaus hab ich den Marl hoben, kunstvoll aus Holz geschnitzt, ein Bild der Mutter Gottes. g'flagt, wenn er dann wieder hinten naus is, fann ich nir dafür. Schwester Beatrir, die Hüterin des Bildes, in den Zügen ihm ähnlich, Morgen bring' ich den Pazi in Ihre Hand und das weitere beIniet zum letztenmal davor. Ihre Nonnenkleider streift sie ab und sorgen Sie dann selber. Meine Einwilligung haben Sie heut schon, legt sie, Verzeihung bittend für ihr Thun, der Jungfrau zu Füßen. net daß meinen, mir wären solchene." Eine zärtliche Mutter schreibt Sie harrt des schönen Prinzen, dem sie Liebe versprochen. Angstvoll weiter:" Für was find Sie der Herr Lehrer, wenn Sie den Knaben umilammert sie das Standbild ein Zeichen, daß Maria ihr zürne hauen statt mit Güte und Liebe behandeln. und sie will von dem Manne lassen. Doch das hölzerne Antlig bleibt Klagen zu mir heim kommt, so reden wir ein Wort bei Gericht mit einand." starr. Da flieht sie im grauenden Morgen mit dem Königssohn in Den Vogel schießt jedoch eine andre Frau mit folgender die fremde Welt. Zuschrift ab: Stopf weh, sagt er, und Faulbeit ist es! Ueberlegen die erste Auflag." jag i und richtig salzen gesund ist er. Von mir hat er bereits
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Notizen.
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Wenn er wieder mit
Die nächste Novität des Neuen Theaters" ist die Möllendorf. Dann kommt anfangs März Königsrecht", ein Medea " des Euripides, in der Uebersetzung von WilamowißSchauspiel des Holländers Paag, zur Aufführung. Künstlerbund eingeladen, seine erste Ausstellung in diesem Die Münchener Secession hat den Deutschen Sommer im Ausstellungsgebäude der Secession zu veranstalten. Die Berliner Secession wird in diesem Frühjahr ( noch im alten Gebäude) ihre 9. Ausstel.ung veranstalten; Die Eröffnung findet am 30. April, der Schluß am 15. September zur Ausstellung gelangen Werke der Delmalerei und Bildhauerei.
Musik füllt die Pausen. Dann diefelbe Scene. Die Mutter Gottes schlägt die Augen auf, die weiße Hülle fällt von ihren Schultern und in strahlendem Sternengewand steigt sie herab, das Wert der Schwester, der geliebten Hüterin, zu verrichten. Beatrix' Mantel um die Schulter werfend, empfängt sie die Krüppel und Armen und spendet ihnen mit mildem, feierlichen Spruche von den Klostergaben. Jeder Ton, jede Bewegung in Agnes Sormas Spiel war hier vollkommen, jede Scene von höchstem malerischen Reiz. Das Gesumm des Volkes, und der hellstimmige Nonnengefang von draußen hereintönend, erhöhten eigenartig noch den tiefen Eindruck. Die Oberin mit dem Gefolge der schwarzgekleideten Klosterschwestern naht. Beatrix hat nicht, wie es ihre Pflicht war, zur Mette geläutet und soll es nun mit schwerer Strafe büßen. Schweigend hört die Mutter Gottes . in Beatrix' Gewand, die harten Reden an. Da fällt der Blick der Nonnen auf das leere Postament des Marienbildes, in wildem Wehgeschrei umkreisen sie wie ein Schwarm auf: gescheuchter schwarzer Vögel die Stätte. Die Hüterin des Bildes foll Auskunft geben, wie der Kirchenraub geschah, und drohend, Geißeln in den Händen, führen die Schwestern die immer schweigende statt. Heilige hinaus. Die Bühne bleibt für einige Augenblicke leer, dann In Stuttgart hat sich ein Verein Kosmos, Ge= plöglich, immer lauter, immer triumphierender anschwellend, erklingen sellschaft der Naturfreunde" gebildet, der sich die Verdie Glocken. In verzückter Efstase, Blütenzweige schwingend, die breitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in allen Boltsschichten zur vom Himmel fielen, stürzen die Nonnen herbei und vom Gewölb Aufgabe gestellt hat. Dies soll durch ein„ naturwissenschaftliches ergießt sich duftender Rosenregen. Die Mutter Gottes hat ihre Litteraturblatt"( Stosmos") und durch Veröffentlichung naturwissens Huld und die Unschuld der Schivester Beatrir durch ein Wunder beschaftlicher Werke geschehen. zeugt. In dem Hymnus dieses gläubigen Begeisterungstaumels fulminiert die Macht der Dichtung wie der Darstellung.
Der Schluß, in seiner breiten Ausspinnung der Sterbefcene, wirkte matt auf dem Theater. Fünfundzwanzig Jahre hat die Jungfrau Maria als Beatrix in dem Kreis der Nonnen gelebt. Als aber die Zeit erfüllt ist, als die einst Entflohene, gebrochen durch ein Leben der Schmach und Sünde reuig zurückfehrt, verwandelt sich die Mutter Gottes wieder in das alte Bild. Beatrix beichtet ihre Schuldenlast den Schwestern, doch teine glaubt ihr, und die Erinnerung der Sünden fällt in dem Augenblick des Todes, ausgelöscht durch das, was die Gnade der Jungfrau für sie gethan hat, wie ein wirrer Traum von ihrer armen Seele.
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c. Fischbein steigt seit einigen Jahren ständig im Preise. 60 000 m. verfauft wurde. Diese ständig zunehmende Knappheit des Der Rekord wurde vor kurzem in Dundee erreicht, wo die Tonne zu Fischbeins erklärt sich daraus, daß die Grönlandwale, die es liefern, wie der amerikanische Büffel gejagt wurden, bis ihre thatsächliche Ausrottung nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien. Das Fisch bein wird nur von den Oberkiefern dieser Seeungeheuer geliefert, die Grönlandwale liefern je 1600 bis 1800 Bfund, während ein alter männlicher Wal manchmal bis zu 3000 Pfund liefert.
Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 14. Februar.