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fich in feine Arme zu werfen und zu sagen:" Ja, ich liebe| Dich, mach' mich zu Deinem Weibe," da bemerkte fie, oder glaubte doch wenigstens zu bemerken, daß seine Blicke den ihren auswichen, und sie fühlte, wie Gedanken, die sie nicht fannte, in seinem Herzen Wurzel geschlagen hatten, Gedanken, die ein unbestimmtes Angstgefühl in ihr erweckten.

Und als ihre Leidenschaft erst wieder für ihn zunahm, bemerkte sie gar mancherlei, was dem gewöhnlichen Zuschauer nicht aufgefallen sein würde. Ihr allein erschien es auffällig,

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Mrs. Latch legte ihr großes Tranchiermesser nieder und heftete ihre Augen auf ihren Sohn.

,, Dame?" sagte Sarah, die ist doch keine Dame! Wie­viel Jahre ist's denn her, daß ihre Mutter ihren eignen Hof noch gefegt hat?" ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

daß, wenn im Salon geklingelt wurde und Mr. Leopold fich Der letzte Hexenbrand in franken.

langsam erhob, William aufsprang und sagte:

fiken.

Ich habe jüngere Beine als Sie, bleiben Sie nur ruhig

Kein andrer, nicht einmal die mißtrauische Sarah glaubte etwas andres, als daß William sich in der Gunst Mr. Leopolds zu befestigen wünschte. Esther aber, obwohl ihr die Wahrheit noch unbekannt war, glaubte in dem leisen Geläute der Salon­glocke die Todesglocke ihrer Hoffnungen zu hören. Sie achtete darauf, wie lange er oben blieb, wenn er hinaufging, und fragte sich besorgt, was ihn dort wohl so lange aufhalten fönne! Es war in letzterer Zeit fühleres Wetter eingetreten. Mußte er vielleicht ein Feuer anzünden? Sie wußte nicht, wer sich im Salon befand. Endlich erfuhr sie von Margarete, daß Miß Mary und Mrs. Barfield nach Southwick gefahren seien, um einen Besuch zu machen, und von einem der Stalljungen hörte sie, daß der Alte und Ginger" früh morgens schon zum Jahrmarkt nach Fendoan hinübergeritten und noch nicht zurüd wären.

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Also konnte es nur Peggy gewesen sein, die geflingelt hatte. Esther arbeitete weiter. Aber während sie arbeitete, fiel ihr plößlich etwas ein, etwas, das sie bis dahin vergessen gehabt hatte. Am ersten Sonntag, als sie zum erstenmal in das Bibliothekzimmer zum Gebet ging, hatte Peggy auf dem kleinen, grünen Sofa gesessen, und während Esther durch das Zimmer schritt, war es ihr aufgefallen, welch einen be­wundernden Blick die junge Dame auf Williams mächtige Gestalt geworfen hatte. Damals hatte sie nicht darauf ge­achtet, heute aber trat ihr der Vorfall scharf vor die Seele, und die ganze Nacht hindurch hatte Esther das Bild des Mädchens mit den kohlschwarzen Haaren und dem bleichen Gesicht vor Augen.

Am nächsten Morgen wartete Esther schon darauf, daß die Glocke ertönte, die ihren Geliebten von ihr hinwegrufen sollte. Die Stunden des Nachmittags vergingen langsam, und fie hatte fast schon zu hoffen begonnen, daß fie sich geirrt habe, als das metallene Zünglein der Glocke flang. Sie hörte die mit grünem Fries bezogene Thür hinter ihm zufallen, aber immer noch tönte das Glöckchen in ihren Ohren fort. Dann wurde es im Korridor ganz still.

Wie einer, der sich zur Nachtzeit im Morast verirrt hat und sich schon langsam sinken fühlt, empfand sie plötzlich, daß es nun an der Zeit sei zu einem letzten, verzweifelten Kampf; fie fühlte, daß fie um ihren Geliebten kämpfen mußte. Aber wie?

Deutschland   hat vor den übrigen Kulturländern den fragwürdigen prozesse die meisten Opfer gefordert und am längsten gewütet hat. Vorzug, daß auf seinem Boden der verruchte Wahnwitz der Heren­Es ist fulturfämpferische Ueberlieferung, die katholische Kirche   allein mit diesem Vorwurf zu belasten. Im Interesse der geschichtlichen Wahrheit muß aber festgestellt werden, daß der Protestantismus   sein gerüttelt Maß von Mitschuld an dem finsteren Treiben hat, und daß auch in protestantischen Landen die Herenbrände massenhaft flammten, als der blutige Wahn auf dem Höhepunkt angelangt war: im Lutheraner und eine rechtsgelehrte Leuchte des protestantischen Sachsen  , ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Das war ein eifriger jener Carpzow, der sich 1667 in der Einleitung zu seiner berüchtigten Kriminalpraris" rühmte, bei zwanzigtausend Herenprozessen und derlei Sachen mitgewirkt zu haben. Der Protestantismus   war dem tollen Aberglauben ebenso unterworfen, wie die Alleinseligmachende. Wahr ist aber, daß von katholischer Seite der mörderische Aberwitz zuerst in ein System gebracht worden ist in dem be­fannten" Herenhammer", daß die in letzten Hegenbrände fatholischen Gebieten Deutschlands   stattgefunden haben, wo der Gränel erst mit der geiezlichen Ermordung der Here" Anna Maria Schwägelin in Kempten  , dem Machtbereich des Kemptener  Fürstabts, am 11. April 1775 sein definitives Ende erreichte, und daß ein fatholisches Fürstentum des Reichs das Paradies der Heren­richter gewesen ist.

gründeten Anspruch. In der Stadt Würzburg   allein wurden zwischen Das Fürstbistum Würzburg   hat auf diese Bezeichnung ge­gründeten Anspruch. In der Stadt Würzburg   allein wurden zwischen meister verbrannt. 1627 und 1629 über zweihundert Personen als Heren und Heren­Auf einen einzigen Tag, den 28. Oktober 1627, wurden in Würzburg   63 Personen wegen Hererei hin gerichtet, und im Jahre 1629 spricht der Würzburger   Kanzler briefa lich die Meinung aus, daß noch 400 Einwohner aller Stände wegen Hererei prozessiert werden müßten; er teilt u. a. mit, daß er Kinder von sieben Jahren hat hinrichten sehen. Der Hintermann dieser Scheusäligkeiten war der Fürstbischof selber, Adolf von Ehrenberg, dem es vor allem um die der Konfiskation verfallenen Güter der rüd, seinen eignen Neffen, einen fiebzehnjährigen Jüngling, mit dem Hingerichteten zu thun war. Dieser Mann schreckte nicht davor zu die Familie ausstarb, als gauberer in der kannibalischten Weise um­bringen zu lassen, mit der Begründung: Ich will lieber keinen Stammhalter meines Geschlechts haben, als daß ein Zauberer meine Familie fortpflanze."

Der schauderhafte Verwandtenmord veranlaßte ein Einschreiten des Reiches gegen das Würzburger   Schredensregiment und das vor­läufige Aufhören der Herenverfolgung. Auf Adolf von Ehrenberg folgten ein paar Bischöfe aus der Familie von Schönborn, die humaner gesinnt waren und feinen Scheiterhaufen flammen ließen. Aber das lebel war nicht radikal ausgerottet, sondern in den Massen des Volkes wie unter den Pfaffen und Fürsten   lebte der alte Wahir

William schien ihr jetzt förmlich aus dem Wege zu gehen, mit ungeschwächter Kraft weiter und konnte jeden Augenblick neue und sein Verhalten schien anzudeuten, daß er nichts dagegen war ja darüber zur Einsicht in die ganze Barbarei der Heren­Opfer fordern. Ein geistlicher Augenzeuge des Würzburger   Treibens haben würde, wenn ihr Zerwürfnis noch länger andauerte. prozesse gekommen, der Jesuit Friedrich von Spee  , der zur Aber sowohl Stolz wie Zorn waren nun von ihr abgefallen, Beit der ärgsten Raserei als Universitätsprofessor in Würz fie fühlte jetzt nur noch, daß sie im Begriff war, ihn zu ver- burg geweilt hatte und 1631 seinen Abscheu in einer lieren, und mit tausendfach verschärfter Feinfühligkeit erriet lateinischen Schrift zum Ausdruck brachte. Das hat ultramontane sie seine Absichten, erriet sie alles, was er dachte und thun Geschichtsklitterer, wie Janssen, veranlaßt, dem Jesuitenorden_ein  wollte, und ermöglichte es, ihm eines Tages im Korridor zu Hauptverdienst an der Beseitigung des Herenwahns zuzuschreiben. begegnen, da er es am wenigsten erwartet haben mochte. Das ist aber eine ganz unhaltbare Phantasie. Spee war nicht nur in seinem Stand, sondern auch in seinem Orden ein weißer Rabe. Wie sehr gerade der Jesuitenorden in Deutschland   noch ein Jahr­hundert später an dem Standpunkt des" Herenhammers" von 1489 festhielt, zeigte sich bei Gelegenheit des letzten Herenbrandes in Franken, bei dem Justizmord, der am 21. Juni 1749 in Goethes Geburtsjahr an der greisen Nonne Maria Renata Singer von Mossau   zu Würzburg   begangen wurde.

Sie stieß ein leises, verlegenes Lachen hervor. Ich scheine Ihnen ja fortwährend in den Weg zu fommen." ,, Was schadet das? Wenn man in einem Hause dient, ist das ganz natürlich."

Sie standen da und blickten einander an. Eine Er­flärung schien jetzt unvermeidlich; aber in eben diesem Augen­blick ertönte dicht über ihrem Kopf wieder die Salonglocke. " Ich muß hinauflaufen," sagte William rasch, wandte sich von ihr ab, und bevor sie noch ein Wort sagen konnte, war die Thür hinter ihm zugefallen.

Eines Tages machte Sarah die Bemerkung, daß William jetzt sehr viel im Salon zu thun zu haben scheine. Instinktiv aufgeftachelt fuhr Esther empor und sagte:

Laufen."

Ich halte nicht viel von Damen, die ihren Dienern nach Alles blickte auf.

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Die moralische Verantwortung für dies Verbrechen fällt durchaus auf die in Würzburg   damals maßgebenden Jesuiten  , deren Autorität für den derzeitigen Fürstbischof maßgebend war. Es gab wohl unter besaßen, daß sie den Versuch machten, dem blutigen Ausgang der der Würzburger Geistlichkeit ein paar Leute, die soviel Menschlichkeit Tragödie vorzubeugen; aber auch sie besaßen nicht den moralischen Mut, um dem ganzen Unwesen grundsäglich den Fehdehandschuh hinzuwerfen, sondern begnügten sich mit der weniger gefährlichen aktit, in den einzelnen Fall für ein non liquet und dann für mildernde Umstände zu plaidieren. In ihrer ungeheuren Mehrzahl aber steckten die Würzburger Pfaffen entweder selbst noch bis über Hals und Dhren im tiefsten Herenwahn, oder fie ließen den edlen Zwed, dem Volt die Dummheit zu erhalten, das Mittel des Justiz mordes heiligen. Man sieht jetzt in dem Fall der Maria Renata, der