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durch Treibeln mühsam fortbewegte Fahrzeug des Torfschiffers Nur Virginie, das gute Mädchen, folgt ihm mit einer großen Hiddes im Eise stecken. Der Mann mit seiner Frau und seiner Schirm, um das geweihte Haupt, über dem Lochter, deren junges Blut der Arbeit und der Sorge noch in Heiligenschein erglänzen sah, vor dem prasselnden 9 teckem Lebensmut trost, fehren beim Bauern ein. Eelke, der starke schützen. Die Auferweckte fällt wieder tot in ihre gutmütige Bauernsohn, der das hübsche Schiffermädel schon lange Der Arzt, etwas von Nervenkräften murmelnd, erffi.. den lieb hat, legt sich's zurecht, wie er dem Vater, dessen Hab und Gut Fall als gar nicht wunderbar, und all' die feinen Herrschaften versteigert werden soll, und den hungernden Eltern seiner Liebsten atmen nach der glücklichen Beseitigung der Erbschaftsgefahr erleichtert über die schwere Not des Winters hinweghelfe. Er geht zur auf. Das Durcheinander legendärer Märchenhaftigkeit und moderner Stadt nud läßt sich als Soldat für die Kolonien anwerben. Alltagsprosa hat auch in Ser flüchtigen Art, wie Maeterlinck den Sechs Jahre, bis er spieder nach Holland zurück darf, muß Stoff behandelt, noch einen eigenartigen, tragikomischen Reiz und Sijtske warten fönnen! Von den zweihundert Gulden, die läßt, trotz des Burlesken, den christlichen Grundgedanken des Dichters, er als Handgeld erhält, sollen die Eltern hundertfünfzig, die Verherrlichung gläubig- einfältiger Armut, klar zum Ausdruck der Schiffer fünfzig bekommen. Und diese That rührenden Opfer tommen. Trotzdem und obwohl Oskar Sauer den milden mutes lohnen ihm seine Eltern, indem sie scheelsüchtig darüber Heiligen geradezu vollendet spielte, opponierte am Schluß ein großer hadern, daß er nicht die ganze Summe ihnen geben will, lohnt ihm Teil des Publikums mit lautem Zischen. das trogige, heißbegehrende Mädchen mit wilder Empörung. Er sei Kleines Theater. Des Pastors Rieke". Kömödie ein Schuft, daß er die Affenjacke angezogen, statt rasch die Hochzeit in drei Aufzügen von Erich Schlaikjer. Ueber dies pastör zu betreiben! Sie reißt ihn an sich, sie bittet und beschwört ihn, liche Köchinnen- Drama, das schon im Sommer vor zwei Jahren aber dann, als er ihr sagt, es sei zu spät, flammt wieder zügellos anläßlich der Berliner Meisterspiele" durch das Ensemble des Dress der höhnende Haß der Getränkten auf. Er mag nur gehen, sie wird dener Hof- Theaters im Schauspielhause zur Aufführung gelangte, schon andre finden und feinen Pfennig soll Vater und Mutter von ist bereits an dieser Stelle eingehend verhandelt worden. Auch jetzt dem Sündengelde nehmen! So ist der Abschied der beiden. blieb der Eindruck der gleiche, und so ist kein Anlaß geboten, von Wie in dem ersten Bilde fieht man Sijtske und ihre dem damals hier festgelegten Urteil auch nur eine Silbe weg­Mutter wieder die schweren Treidelseile des Schiffes ziehen. zunehmen. Im Gegenteil! Das ganze Stück ist ein Schluchzend im Uebermaß des Schmerzes sinkt das Mädchen zu Syllogismus, aufgebaut auf lauter Nichtigkeiten. Man ziehe sammen, und aufgerüttelt, wie ein gefallenes Lafttier wirft sie sich ein Stlöschen aus diesem Baukasten und nicht bloß die von neuem in die Sielen. Drinnen aber in der Bauernstube seßen Somödie, sondern auch der Lamentable Bastor mitsamt sich die beiden Alten, froh, daß ihnen nun das Ganze bleibt, zu Tisch seiner resoluten Köchin liegen am Boden. Was für ein Jammer­und bebend birgt der große, starte Junge in der schmucken Uniform lappen ist dieser Diener des Herrn"! Die eigne Schwester, so eine das Gesicht in den Händen. Vergeblich alles! Diese fleinen, mit minutiöser Genauigkeit aneinandergereihten Art Feßen", wie man in Süddeutschland sagen würde, läßt er Alltagsvorgänge strömen ein Gefühl unendlicher Troftlosigkeit aus. gegen fich intriguieren und weist ihr nicht die Thür. Von einem In dem anscheinend so kunstlos einfach gefügten Genrebilde tritt nieder- tonful" nichtssagendster geistiger Verfassung läßt er sich Ver­haltungsvorschriften machen und wirft ihn nicht zum Hause hinaus. schmetternd, wie es selten nur bisher die Bühne gezeigt, das furchtbare mit dem Herrn Landrat" läßt er sich drohen- und müßte als Pastor Trauerspiel der Armut, die schwerste Tragödie in dem an Tragischem so doch wissen, daß wohl das Konsistorium für geistliche Angelegen­überreichen Menschenlos hervor. Langsam rollen die Scenen ab und jede fügt dem Drucke etwas zu, bohrt den äßenden Stachel tiefer in heiten, schwerlich aber so ein polizeilicher Kreispascha sein Bor­uns hinein. Jede Hoffnung, jede Illufion, jeder Anlauf wird ver- gesetzter ist. Da nimmt's denn nicht wunder, wenn schließlich selbst der Anti- Schnapslerverein der Guttempler" seinem eignen Gründer nichtet, auch die Selbstentäußerung schafft und offenbart nur neuen Jammer. Die Armut zerreibt, wie die Leiber, so die Seelen. begreiflich macht, wo der Zimmermann das Loch gelassen". Dies Malheur wäre dem nationalsocial sich gerierenden Gottesstreiter nimmer Leere Kisten, Zwist im Haus das Wort der Alten steht wie in unsichtbaren Lettern auf der Thür des Hauses: Ein verbittertes begegnet, wenn nicht der Schuster Konrad Schmidt" gewesen wäre. Aber Weib, ein jäh auffahrender Mann, der dann und wann im Fusel gerade dieser z'widere Meister Knieriem, der, wie ich mir damals habe Vergessenheit des Leidens sucht, beide durch Not ausgedörrt agen lassen, nach einem Modell gezeichnet sein will, den die maul­fertige Rieke mit Invektiven traktiert und durch den anscheinend die im Herzen und durch Not zu blinder Habsucht ge- Socialdemokratie lächerlich gemacht werden sollte, gerade dieser gott­stachelt, eine verprügelte schwachsinnige Tochter und eine verdammte Schuster" ist der einzige vernünftige Kerl in dem ganzen Großmutter die im Winkel umbeachtet stirbt. Wie lange tid. Woran zu sehen, daß aller Socialistentöterei doch immerhin wird Eelke, der Sohn, in dem ein solcher Schatz von Güte lebt, sich aufrecht erhalten? Als die Bauern und Schiffer bei­sammen sizen und sich an dem Weißbrot, das Geltes Freund, der junge, muntere Douwe, generös spendiert hat, gütlich thun, kommt ihr Gespräch auch auf das Kirchengehen und den Herrn Jesus . Ganz schlicht, ohne Bathos und Satire sagt einer da, und man empfindet das als grimmige Wahrheit: Was ist ein Kreuzestod, der vierund­zwanzig Stunden dauert, gegen unser immer gleiches endlos in der unabsehbaren Reihe der Lage sich erneuerndes Elend? Und diese selben Menschen stimmen dann ein frommes Lied an.

Die vorzügliche Darstellung brachte, wie jede kleinste Rüance, so die Gesamtstimmung mit nirgends versagender Sicherheit zum Aus­druck. Die Krone gebührte Ise Lehmanns wunderbar echten Sijtste Hiddes. Die beiden ersten Afte wurden still hingenommen, aber nach dem dritten entlud sich die gesteigerte Erregung in ganz spontanem, außerordentlich starkem Beifall. Brahm dankte im Namen des Verfassers."

des Stückes liegt nun aber gerade darin, daß Schlaikjer das bißchen ein Fünfchen unfreiwilliger Komit zu eigen. Die eigentliche Komit pastörliche Guttemplerei zu einer tragischen Staatsaktion hinauf einem Geistlichen Wohlgefallen gefunden haben, sollte man schraubte. Die preußische Regierung müßte doch an folch meinen. Es wäre denn, daß einige Fusel brennende in Kirchspiels- Junker, den Pastor erhoben hätten. Wäre dieser Konflikt aufs Tapet ges ihren Interessen bedroht, sich gegen worfen worden, nun dann hätte ein Vollblutdramatiker, der Schlaifjer nicht ist, möglicherweise eine köstliche echte Dorfkomödie geschaffen. Selbst das temperamentvolle Spiel Hedwig 28 angels als Köchin Rieke- welch' lettere von der Berlinerin auch nichts weiter als den Jargon benebst kodderiger Schnauze" geborgt hat vermochte nicht die Langweiligkeit in Kurzweil zut verwandeln. Eduard v. Winterstein als Pastor Dahl sowie die übrigen Darsteller bemühten sich ebenfalls mit vergeblichen Kräften um ihren Part. Das Publikum rief zum Schlusse den glücklichen Dichter vor die Rampe. e. k.

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Notizen.

Der Berliner Presseklub wird mit dem Ende dieses geschlossen.

Sehr auregend schloß der Abend mit Maeterlincs satirischer Legende Das Wunder des heiligen Antonius" ab. Der Heilige tommt in härenen Gewand bom Himmel, um eine reiche, fromme Dame, über deren Charakter er aber dort oben merkwürdig wenig orien tiert worden zu sein scheint, vom Tode zu erwecken. Das Dienstmädchen, das auf sein Klingeln öffnet, ein einfaches, mitleidiges Ding, plaudert ein Langes und Breites mit ihm, ehe sie sich entschließt, einen der lachenden Erben vom Frühstückstisch zu rufen. St. Antonius freut Monats fich ihres arglos einfältigen Sinnes, da sie, als er seine Absicht fund Agnes Sorma geht nicht, wie kürzlich berichtet wurde, thut, sich gern und freudig der Schickung unterwirft, obwohl sie an das Leffing- Theater; sie hat sich vielmehr auf mehrere Jahre für dann die zweitausend vom Fräulein ihr vermachten Franks verlieren das Neue Theater verpflichtet. würde, und er hilft ihr, wie sie ihn antreibt, lächelnd bei der Arbeit. Wilhelm Weigands Tragödie Tessa", das erste Dann kommen die Herrschaften, sie meinen es natürlich mit Stück eines Dramen- Cyllus Die Renaissance", geht am 19. März einem berrückten Bettler zu thun zu haben. Der stämmige erstmalig im Karlsruher Hoftheater in Scene. Lakai foll ihn hinauswerfen, doch der Fremde Fremde steht Conrad Lindes( Frau Sudermanns) vieraltiges Schau­wie festgewurzelt im Boden. Der Arzt, der Pfaffe ver- spiel Die faule Marie" wurde bei der Erstaufführung im suchen ihre Kunst an ihm; umsonst. Auf alle Reden hat Münchener Schauspielhause abgelehnt. er nur die eine Antwort: Ich bin gekommen, Fräulein Im Salon Schulte ist eine neue Ausstellung Hortense aufzuerwecken. Um den Monomanen in Güte los zu eröffnet worden, in der u. a. die Künstlervereinigung werden, führt man ihn endlich in das Sterbezimmer; und als er Luitpold- Gruppe, München " kollektiv vertreten ist. hier die Leiche zum drittenmal beschwört, schlägt die Tote wirklich

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- Verkäufe der legten Wiener Secessions.

die Augen auf unter heuchlerischen Freudenbezeugungen der lieben Ausstellung. Im ganzen sind zehn Gemälde von Ferdinand Verwandten. Die ersten Worte aber der Auferweckten sind: Man Hodler, acht von Cuno Amiet , vier von Arel Gallén, ein Bild von soll den schmuzigen Bettler aus der Stube schaffen. Schweig'", Ludwig v. Hofmann, drei Bilder von Wilhelm Laage , drei von ruft der Heilige, und sie verliert die Sprache. Inzwischen ist nach Edward Munch und fünf von E. N. Weiß in Wiener Privatbesitz der Polizei geschickt, die den gefährlichen Patron gefesselt abführt. übergegangen.-

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