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Wie geschäftig sich die Brüder und Schwestern regen, bald sind sie Wiederabdruck. Die beiden Schmausereien fanden bei Gelegenheit hier, bald sind sie da, und wenn sie einander begegnen, dann sagen sie des Examens der Lateinschule in dem oberhessischen Städtchen Nidda  sich höflich Guten Morgen und plaudern mit einander. Es ist noch statt. Sie lauten: tein böser Laut in ihrem Munde, noch kein böser Gedanke in ihren ,, Nidda  , den 28. August 1764. fanften Augen. Wie lustig sie sich regen, wie graziös sie dabei Wurde mit dem Sternwirth Johannes Orth   wegen der zu haltenden schweben in der leichten Luft! Arbeit ist Spiel und Spiel ist Arbeit. Herbst Examen Mahlzeit accordiret und demselben von jeder Person Ein Der ganze Hof lebt und bewegt sich unter ihrem steten Gehen und Gulden Acht Albus versprochen worden. Kommen und Flattern und Schweben und Sichwiegen und Auf- und Niederfliegen. Wie kleine Pfeile schwirren sie in der Luft umher, wie zarte, fanfte Pfeile, die der Wind spielend bald hierhin, bald dorthin trägt. Bald nähern sie sich andren, bald entfernen die sich neckisch, um nur desto lieber wieder zusammen zu kommen. Ach, wie der Morgen voll Eintracht ist! Wie süß und erhebend es ist, einträchtigen Wesen zuzusehen. Kein Wort kann es sagen, kein Lied fann es singen.

Dabey demselben aufferlegt ist, folgende Speiße auffzutragen: I. a) Eine Suppe nebst Huhn

b) Birsing Krauth nebst Brodwürst und spanisch Brod

c) Sauer Krauth mit schweinen Fleisch

d) Rindfleisch mit Senfft oder Merrettich

e) Eine Bastete nebst geflügel oder Sauer Fleisch.

II. a) Carpen mit Brüh oder Blau b) Kalb oder eingebiekt Fleisch

c) Hecht mit Brüh

d) Gebackenes.

III. a) Braten mit Salat

b) Gebratene Hahnen mit Quetschen

c) Strebs

d) Torten

Wie ich sie liebe, alle die schönen, leichtbeschwingten Wesen in der Luft! Kleinen Sicheln gleichen ihre anmutigen Flügel und ihr Steuer ist in eine zierliche Gabel ausgezogen. Soviel Anmut hat tein andres Wesen auf der Welt, kein andres fliegt so leicht! Sch möchte ihnen allen sagen, wie gern ich sie sehe und wie mein Herz jubelt bei ihrem munteren Reigen in der Luft. Es giebt so viel Freude in der Welt. Und jeder freut sich über uns, wenn wir traulich an ihm vorüberfliegen. Ach, aber es giebt auch Feinde, und manchmal giebt es leider auch Streit. Könnte nicht immer Friede und Harmonie unter uns allen sein, wie jetzt an diesem goldenen, Tage, so bezieht sich der zweite Zettel nur auf ein Essen. Handelt es sich hierbei um drei verschiedene Mahlzeiten an einem träumerischen Morgen. Könnte nicht einer den andern verstehen, einer dem andern helfen und ihm ein gutes Wort des Friedens fagen. Warum ist das Wort so rauh, daß die Seele blutet, wenn zeit fie es hört?

Ein jeder

e) Kringen oder Brezel

f) Allerley Obst."

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Nidda  , den 1. Sept. 1766. Wurde wegen der auff fünftigen Montag zu haltenden Examen Mahl­mit dem zeitigen Sternwirt Ludwig Rullmann   accordiret und dem­

Eine Suppe

Wie leicht könnte unser Leben sein, wenn wir immer zu ein- felben vor nachstehendes Essen nehmlich ander hielten. Die Erde spendet von allem genug. findet, was er braucht, um sich ein Heim zu bauen. Ein jeder findet ein liebendes Herz, das sich mit ihm vereint.

Ich weiß nicht, warum es in mir so jubelt an diesem goldigen Morgen. Wird nicht eine andre Zeit kommen? Ach, daß mein Lied so schwach ist. Wie wenige werden es hören. Unzählige Lieder ver­flingen täglich. Aber sie singen nicht vom Frieden, wohl darum müssen sie so schnell sterben. Welch zaubervolles Licht durchstrahlt diese reine Morgenluft! Kommt, fommt, Schwestern, Brüder, singt es mit mir, das Lied vom Frieden!

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Gemüß und Brathwurst

Ein Stück Rindfleisch mit Zugehör Ein Essen Carpen Gebratene Haßen Kalbs Brathen

Dorten und Brezeln

von jeder Persohn, die der alten Observanz nach bei dießen Tractement adhibiret worden, 27 alb. versprochen."

Daß dabei auch nicht schlecht gebechert wurde, lehren andre Ein­träge. 1766 z. B. vertilgen in Nidda   19 geladene Gäste 60 Maß Wein und 21 Maß Bier!

Humoristisches.

Sekundärbahn- Idyll. Sind die Züge auf dieser

Strede immer so leer?"

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zunehmen?"

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zurück­Angeflagter:" Jawohl aber vorläufig nur auf ein

Jahr 1"

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Blaues Blut. Bäuerin:... Was S' nöt sag'n! blau's Bluat hab'n S', Frau Baronin? O mei, o mei fann mer denn gar nig dagegen thun?"

Notizen.

( Fliegende Blätter.  ")

ek. Das Hauptzollamt ist offen" pflegen die Bauern des bayrisch- böhmischen Waldgebirges zu sagen, sobald der Schnee weg ist und der Frühling auf den Höhen seinen Einzug gehalten hat. Hiermit beginnt nämlich das Handels- und Schmugglergeschäft mit böhmischen Ochsen, die dann zollfrei über die Granig"( Grenze) geschafft werden. Denn gar mancher Waldler, der's nicht nötig Na, ich sag' Ihnen, neulich bin ich' mal in ein Coupé ein hätte und dem's feiner ansieht und der so thut, als kenne er den gestiegen, da war sogar a' Mausfall'n aufg'stellt!" Sinn der obigen Spizmarke nicht, zieht aus der Schwärzerei einen Unter Vorbehalt. Richter:" Sind Sie nun bereit, machmal ansehnlichen Gewinn. Daß dies Geschäft so leicht sei, läßt sich angesichts der Wachsamkeit der Grenzaufseher nicht so ohne weiteres be- nach dem vorgeschlagenen Vergleich die gegen den Herrn Kläger Ochse und Kameel haupten. Da heißt es für die Pharisäer", das sind die schmuggelnden ausgestoßenen Schimpfworte Bauern, die Schlauheit der Zöllner", welche Tag und Nacht ihre Strecke fontrollieren, zu übertrumpfen. Die Spionage wird deshalb auf beiden Seiten mit höchstem Raffinement betrieben. Dem Schmuggler kommits darauf an, ganz genau zu wissen, um welche Stunde und Minute der Grenzer" die und die Straße passierte, wo und zu welcher Zeit diefer sich im Wachthaus vom Vorgesetzten in seinem Kontroll buch den Dienstgang bestätigen lassen muß, um nun solche Momente zur Bugsierung des Viches über die Grenze zu benußen. Natürlich steht lezteres schon in deren unmittelbarer Nähe irgendwo im Ver­steck, oder es tummelt sich auf der Weide. Das hat auch weiter nichts Auffälliges, weil die Bauern ihren ganzen Viehbestand Sommers über draußen haben. Anders steht es schon bei nächt­lichem Schmuggel. Da müssen besondere Vorsichtsmaßregeln ge Das Kleine Theater bereitet eine Aufführung von troffen werden. Sie bestehen darin, daß man die Hufe der Ochsen Strindbergs Fräulein Julie  " vor; Gertrud Eysoldt   wird mit Woll- oder Leinenlappen umwidelt, damit sie leise die Titelrolle, Hans Waßmann   den Diener spielen. Bernard Shaws Komödie auftreten können. Rasch gehts dann über die Grenze. Weil aber auch Helden" hat bei der die Aufseher oft außer der üblichen Zeit ihr Revier kontrollieren, Aufführung im Deutschen   Schauspielhause zu Ham­so könnte es leicht geschehen, daß sie die Schmuggler oder ihre burg feinen rechten Erfolg finden fönnen.- Kehraus" Georg Michael Conrads Vierakter lebende Ware vorzeitig abfangen. Um solches zu verhüten, bedienen fich die Bauern diesseits und jenseits der Grenze besonderer Ver- hat bei der Erstaufführung im Münchener   Schauspielhause ständigungszeichen. Ist es am Tage nicht zu hoanruci" nicht gefallen. ( höhenrauchig), das heißt soviel, daß der Ausblick auf die In der Dresdener Hofoper werden an vier Montagen jenseitigen Höhen nicht durch Nebel verdeckt ist, dann hält boltstümliche Sinfonie Konzerte zu ermäßigten es nicht allzuschwer, sich durch Späher von drüben her ver- Preisen gegeben werden. gewissern zu lassen, ob die Luft rein" ist oder nicht. Nachts müssen furze Blickfeuer von verdeckten Laternen oder von sonstigen Leucht­förpern als Signale benutzt werden. Passierts aber doch, daß man vom Grenzer" überrascht wird, so läßt der Schmuggler ruhigen Blutes ein paar Ochsen als Beute abfangen und ist nun sicher, daß, während die Zöllner" damit beschäftigt sind, unterdessen mit dem übriggebliebenen Vieh der bayrische Boden ungefährdet erreicht wird. Kurz, der Schliche und Kniffe, die auf beiden Seiten angewendet werden, sind Legion und der tragikomischen Stückeln", die jahraus jahrein längs der böhmer Waldgrenze passieren, nicht minder.

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Kulturgeschichtliches  .

Speisezettel von 1764 und 1766. Die Frank furter Beitung" bringt zwei Speisezettel, die Dr. Diehl im 28. Band Der Monumenta Germaniae Paedagogica" veröffentlicht hat, zum Berantivortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.- Druck und Verlag:

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- Jm Salon Cassirer beginnt am 21. April eine Baul Cézanne Ausstellung.

Weißfelchen im Laacher See  . Ein sehr interessanter Versuch des Rheinischen Fischereivereins ist, wie Halbfaß im Globus  " mitteilt, geglückt. Vor 12 Jahren sezte dieser Verein Weißfelchen in den Laacher See   aus und im Dezember vorigen Jahres wurden in einem Netzzuge 1100 diefer in Deutschland   nur noch im Bodensee   vorkommenden äußerst schmackhaften, Fische im Gesamtgeivichte von rund 9 Centner gefangen. Die Fische, die sehr gut genährt aussahen, wogen durchschnittlich/ Pfund. Von den ge­fangenen Fischen wurden zwei bis drei Millionen Eier gewonnen und befruchtet und dann mangels geeigneter Einrichtungen zur fünstlichen Erbrütung in den See geschüttet. Im nächsten Jahre soll der Fang an fünf bis sechs Stellen des Sees betrieben werden, und man kann auf das Ergebnis sehr gespannt sein.

Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.