-

331

-

fie, sowie ihre augenblickliche Lage zu schildern, ist gerade jetzt, wenn| letteres fast noch mehr heimgesucht war, in dem Zeitraum von 1861 auch keine dankenswerte, so doch notwendige Aufgabe: zeigt sie doch bis 1866 nicht weniger als 200 Verbrecher von den Sicherheits­mit erschreckender Klarheit, wie ein durch und durch gesundes Volt ausschüssen hingerichtet worden find. Wäre das Verbrechen auf die durch die vielgepriesene Civilisation und deren Sendboten der Ver- berufsmäßigen Verbrecher beschränkt geblieben, so wären vielleicht nichtung anheimfällt! die Sicherheitsausschüsse seiner Herr geworden. Aber so groß waren Die Avantgarde dieser Civilisation war, wie auch in andern die ersuchungen zur Unehrlichkeit, daß wenige von denen, welche Weltteilen, der Branntwein. Keine Rasse aber ist dem verderblichen mit öffentlichen Geldern zu thun hatten, mit reinen Händen aus Einflusse des Branntweins gegenüber so hilflos gewesen, wie ihrem Amte schieden." die rote.

Er war es zuerst, der ihre ursprünglich einfachen Sitten unter­grub und ihnen die Keime tötlicher Krankheiten brachte, der ihnen ihr Land raubte, ihnen ihren Stolz, ihr Selbstgefühl und National­bewußtsein nahm und sie zu Verbrechen und Orgien der schlimmsten Art führte. Die Häuptlinge kannten den verhängnisvollen Einfluß des Feuerwassers auf ihr Bolt und versuchten bei vielen Gelegen heiten durch Bitten oder durch Vertrag zu erlangen, daß die Ein­führung von Branntwein verhindert würde. Ihre Bemühungen waren wirkungslos.

Der Händler war gewöhnlich für den Indianer der erste Send­bote der Civilisation. Seine Gier nach Gewinn ließ ihn meist noch dem Jäger und Fallensteller vorauseilen, und während er in seinem Pack minderwertige Tauschwaren führte, hielt er in der einen Hand eine Schnapsflasche und in der andern ein falsches Gewicht. Wie diese Händler und die weiße Bevölkerung überhaupt die Kultur in jene Gegenden trugen, möge an einigen durchaus zuverlässigen An­gaben der verschiedensten Schriftsteller und Staatsmänner aus den verschiedensten Zeiten nachgewiesen werden; wir finden sie in einem mit anerkennenswerter Objektivität geschriebenen neueren Werke Georg Fridericis( Indianer und Angloamerikaner) vereinigt. " Unfre Händler," sagt die Botschaft des Gouverneurs von Pennsylvanien vom Jahre 1744, bringen dem Gefeß zum Troße geistige Getränke unter fie, machen sich ihre ausschweifende Gier nach Branntwein zu Nuze, betrügen sie um ihre Felle und ihr Wampum, welches ihr Geld ist, und verführen noch nebenbei ihre Weiber. Kann man sich dann wundern, wenn sie nach dem Erwachen aus ihrem Rausch bittere Rache nehmen?"

" Biele der englischen Händler und ihre Angestellten waren Lumpe der gemeinsten Art, die unter einander in Habgier, Gewalt­thätigkeit und Ausschweifungen wetteiferten. Sie betrogen, be­schimpften und plünderten die Indianer und vergewaltigten ihre Familien. Berglichen mit den französischen Händlern, die unter befferer Aufsicht standen, stellten sie den Charakter ihrer Nation von höchst ungünstiger Seite dar."" Die Händler rekrutierten sich ge­wöhnlich aus dem Abschaum der eingeborenen Bevölkerung oder aus verbannten Verbrechern aus Großbritannien und Irland," sie waren zum größten Teil genau so wild, wie einige der wildesten Indianer­stämme", und ihre Unehrlichkeit war so allgemein, daß ein zufällig ehrliches Exemplar unter ihnen wie ein weißer Rabe angestaunt wurde. Er wird von den Indianern geachtet und geliebt," sagt Bartram von einem solchen Händler in Cowe, wegen seiner Leut­seligkeit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit beim Handelt und um ehrlich und aufrichtig zu sein, muß ich es sagen und ich schäme mich hierbei für meine Landsleute dies ist etwas wie ein Wunder." Unser erster Grundsatz," sagt ein altgedienter Händler in der Tragödie Ponteach" zu einem Neuling im Geschäft, ist der, daß es kein Verbrechen ist, einen Indianer zu betrügen und zu über­tölpeln." Whisky und Betrunkenmachen war der Hauptgeschäftskniff der American Flur Company", und ihren Kommis und Angestellten wurde als erste Geschäftsregel eingeschärft, alle Mittel anzuwenden, um die größtmögliche Quantität von Belzwerk zum niedrigsten Preise zu erhalten.

-

" Franzosen und Engländer machten sich die Leidenschaft des Indianers für Schmucksachen und Feuerwasser zu Nuze und brachten folossale Vermögen zusammen; ihre Nachkommen genießen diese jeßt, während der Wald und die Kinder des Waldes hinweggefegt sind." Die übrige Grenzbevölkerung war nicht besser: Sie sind gemeiniglich die Hefen und das Auskehrig unsrer Kolonien. Ihre Beschreibung ist so unangenehm, daß ich mich nicht lange dabei auf­halten, sondern nur anmerken will, daß der größere Teil derselben fich unter den größten Bösewichtern zu Land oder zur See auszeichnen würde.

Verurteilte Verbrecher wurden nicht selten von Großbritannien und besonders von Irland nach Amerika geschickt und in die Kolonial­Truppen gesteckt, um sich an der Indianergrenze Begnadigung zu erdienen. Hier aber benutten sie die günstigste Gelegenheit, defer­tierten in hellen Haufen und stellten einen nicht geringen Prozent­satz der rohen Grenzbevölkerung."

"

Einige Beispiele mögen das Gesagte erläutern: Am 18. Juli 1810 trug Gouverneur De Witt Clinton bei einer Reise durch den Staat New York folgendes in sein Tagebuch ein:" Während unsrer Anwesenheit war in Upper Falls ein Ball, welchem ein Bootsmann dadurch ein Ende bereitete, daß er einem Hunde den Schwanz ab­schnitt und ihn unter die jungen Mädchen losließ, deren Kleider er mit Blut beschmierte. Dies giebt ein Bild barbarischer Sitten ,, wie man sie faum in Kamschatka antreffen würde."

" Die Jäger der Prairien sind oft wilder als die Indianer selbst. Sie effen häufig die Leber der erlegten Tiere roh, und man sieht sie das ungeborene Kalb aus dem Leibe der Mutter herausschneiden, und zugleich mit der Placenta und allen Häuten in einen Steffel werfen, kochen und essen."

" Man hat geschätzt, daß in Idaho und in Montana , welch'

"

Die beiden Bände 31 und 32 von Bancrofts Geschichte der Pacific- Staaten" enthalten 1600 Seiten, welche lediglich ausgefüllt sind mit der Aufzählung und Beschreibung von Berbrechen aller Art, wie sie in diesen Staaten während der kurzen Zeit ihres Be­stehens verübt worden sind.

Die Pilgerväter von 1620 waren die ersten, welche dem Widers willen der englischen Bevölkerung gegen die Eingeborenen bon Nordamerika eine bestimmte Form gegeben haben Für sie waren die Indianer die Kanaaniter des Alten Testaments , welche weggefegt werden mußten bon den Heiligen des Herrn und ausgerottet mit der Schärfe des Schwertes. Wir lesen in ihren Berichten von Siegen der Weißen über die Heiden mit Hilfe des Herrn, und von Siegen der Heiden über die Christen mit Hilfe des Teufels,"" sie zählen mit Abscheu und Entrüstung jeden feindlichen Att seitens der Heiden auf, mag er auch noch so gerechtfertigt nach dem Kriegsrecht gewesen sein, aber sie berichten mit Freude und Genugthuung von den Gewaltthaten, welche von ihren eignen Landsleuten an den Eingeborenen verübt wurden." In den Schriften der ersten Geschichtsschreiber, besonders der puritanischen Geistlichen Neu- Englands, finden wir die Indianer gewöhnlich als eine dem Teufel verschriebene Rasse, als wilde Bestien, Bluthunde und heidnische Dämonen beschrieben; kein Beiname schien zu schimpflich, keine Verwünschung zu gräßlich, um nicht gegen sie ausgestoßen zu werden. Die Indianer werden im allgemeinen falsch beurteilt," sagt der Missionar de Smet, und sind wenig bekannt in der civilisierten Welt; man macht sich seine Meinung aus dem, was man in unsren Städten und an der Grenze sieht, wo das " Feuerwasser", dieses unglückselige Getränk, und die herabwürdigendsten Laster dieser Civilisation ihnen großes Unglück gebracht haben. Je mehr man aber in die Wildnis vordringt, desto besser findet man den Charakter der Indianer."

"

"

Die Gefühle der weißen Bevölkerung an der Grenze kennzeichnet am besten die viel gebrauchte Redensart: Jeder lebende Indianer ist ein schlechter Indianer, jeder tote Indianer ist ein guter In­dianer." Getreu diesem schönen Grundsabe hielt man es im Hinters wald absolut nicht für strafbar, im Frieden eine Rothaut ohne weiteres niederzuschießen. Manche fluchwürdige Thaten dieser Art sind über­liefert worden; die Mörder gingen gewöhnlich straflos aus. Die allgemeine Meinung schüßte sie, wurden sie wirklich einmal vor die Schranken des Gerichts gebracht, so wurden sie sicherlich cei­gesprochen. Einen Indianer zu töten, ist ebensowenig ein Mord, wie das Zerknaden einer Laus," sagt ein Jäger in der bereits erwähnten Tragödie Ponteach".

"

"

Die öffentliche Meinung in den Grenzgemeinden hält das heimtückische Töten eines Indianers nicht für einen Mord, noch die schamlosesten Plünderungen eines solchen für Diebstahl. Ich kenne kein Beispiel, wo ein weißer Mann für das Betrügen eines Indianers verurteilt und bestraft worden ist."

" Nein, Kapitän," sagt ein Mann der westlichen Grenzen zu General May, es ist nicht der richtige Weg, den Burschen Geschenke zu geben, um sich Frieden zu erkaufen; sondern, wenn ich Gouverneur Eurer Vereinigten Staaten wäre, so will ich Euch sagen, was ich thäte: ich würde die roten Schufte alle zu einem Feste einladen und ihnen weißmachen, ich wolle eine große Unterredung mit ihnen haben; aber sobald ich alle beieinander hätte, würde ich über sie herfallen und die Hälfte von ihnen niederhauen und stalpieren, und dann würde die andre Hälfte mächtig froh sein, einen Frieden zu schließen, welcher dauerhaft sein würde. Das ist die Art und Weise, wie ich einen Vertrag mit dem hundsföttigen, rotbäuchigen Ungeziefer machen würde; und so wahr als 3hr geboren seid, Kapitän, das ist auch der einzige richtige Weg."

Nachdem wir so die Wirkung dieser Kulturbestrebungen auf die Eingeborenen Nordamerikas dargelegt haben, kommen wir zu dem Zeitpunkt der Indianerkriege, die den Vereinigten Staaten über 500 Millionen Dollar gekostet haben, und zu den Indianerverträgen, deren Bestimmungen und Ausführung den Niedergang der roten Rasse beschleunigt haben und ihre demnächstige völlige Ausrottung mit Sicherheit bewirken werden.

Von den Jahren 1776-1869 sind gegen 360 Verträge von den Vereinigten Staaten mit den Indianern abgeschlossen worden und von dem ausführenden Organ der Regierung für alle Indianer­angelegenheiten, dem Bureau of Indian Affairs", ebenso feierlich in das Landesgesetzbuch eingetragen worden, wie etwa ein Vertrag mit Preußen oder Großbritannien . Aber alle feierlich eingegangenen Verpflichtungen sind schamlos verlekt worden. Der Indianer hatte feine andre Abhilfe als den Krieg. In diesen Kriegen wurden, wie statistisch nachgewiesen ist, zehn weiße Leute für einen Indianer getötet und von den getöteten Indianern hat ein jeder der Regierung 100 000 Dollar gekostet. Dann kam ein neuer Vertrag mit darauf­folgenden neuen, gebrochenen Versicherungen; ein neuer Krieg brach aus, so daß wir nicht 100 Meilen zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ocean haben, die nicht der Schauplatz einer Indianermezzelei gewesen wären.